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00199825.

MODERN LANGUAGES FACULTY LIBRARY TAYLOR INSTITUTION UNIVERSITY OF OXFORD

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-0. FEB. 1975

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-5. MY 1997

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ALTDEUTSCHE PREDIGTEN,

ALTDEUTSCHE PREDIGTEN.

HERAUSGEGEBEN

VON

ANTON E. SCHÓNBACH.

ERSTER BAND: TEXTE

GRAZ VERLAGS-BUCHHANDLUNG STYRIA 1886.

Buchdruckerei Styris in Graz.

WILHELM SCHERER

IN TREUER DANKBARKEIT

ZUGEEIGNET.

VORWORT.

+

Vor ungeführ elf jahren habe ich angefangen, mich ernstlich mit dem studium der altdeutschen predigten zu befassen. von der geistlichen poesie, insbesondere dem legendenwesen und der mystik war ich ausgegangen, fand aber, daß ich zu einem gründlichen ver- ständniß dieser gebiete nur gelangen könnte, wenn ich auch den predigten nüher trüte. das interesse wuchs, je mehr ich von der masse des stoffes kennen lernte, kleine funde würkten anspornend, und die predigtlitteratur wurde mir wichtiger als ich im beginne geahnt hatte. ein freundlicher zufall wollte, daß ich zunächst ein paar kleine sammlungen und bruchstücke veröffentlichen konnte, welche in den zusammenhang einer ausgedehnten überlieferung eingriffen. alles wies darauf hin, daß die handschrift, der Hermann Leyser 1838 in seinem werke ‘Deutsche predigten des 13. und 14. jahrhunderts’ s. 24—136 eine auswahl entnommen hatte, noch sehr wichtige stücke der stark verästelten tradition enthalte. 1876 schrieb ich diesen codex der leipziger universitätsbibliothek ab. während der nächsten jahre habe ich dann nach und nach alle größeren und kleineren unge- druckten deutschen predigtsammlungen aus dem 13. und der ersten hälfte des 14. jahrhunderts, von denen ich wußte, copiert; professor Johann Schmidt in Wien, der, wie es lange bekannt ist, eine aus- gabe der predigten des bruder Konrad vom Bodensee vorbereitete, hat mir seine abschriften freundlichst überlassen. so sah ich mich allmählig im besitze eines materiales, das zureichend schien, um in

einer publication verwertung zu. finden.

VIII

Ich habe mich entschlossen, mit den leipziger predigten den anfang zu machen. ist auch diese handschrift spüter entstanden als die aufzeichnungen der einzelnen gruppen, welche in sie aufgenommen wurden und uns teilweise durch den druck schon bekannt sind, so wird es doch durch sie allein möglich, den bestand der gruppen abzugrenzen, ihre entstehungszeit und heimat sowol als ihre geschichte zu er- forschen. auch konnte ich nur dann daran denken, die geführten untersuchungen zur geschichte der altdeutschen predigt den fach- genossen vorzulegen, wenn diese handschrift vollständig veröffentlicht war: ohne sie mußte alles unklar bleiben.

Die von Leyser bereits herausgegebenen 38 nummern (außer in dem erwähnten werke noch in den Altdeutschen blättern von Haupt und Hoffmann 2, 178 ff zwei stücke) durfte ich fortlassen. sie sind jedermann zugänglich und ihre aufnahme würde den ohnedieß starken band übermäßig belastet haben. nur nr. 105. habe ich ausgenommen, um die vergleichung mit den verwandten stücken zu erleichtern. die übrigen sind bloß markiert worden.

Eine kritische herstellung des textes, in dem sinne wie sie bei altdeutschen dichtungen unternommen wird und wie sie auch bei diesem prosawerk erwartet werden konnte, von dem einzelne teile in mehreren handschriften überliefert sind, ist unmöglich. die vorhan- denen fassungen sind zu verschieden von einander, die tätigkeit der aufzeichner, bearbeiter, schreiber hat die ursprüngliche gestalt zu sehr angegriffen und verändert, als daß kritische bemühungen nach der ältesten grundlage der texte erfolgreich sein könnten. jede handschrift ist für sich das gemeinsame erzeugniß von vorlage und schreiber- individualität, hier gebricht es an jedem mittel zuverlässiger unter- scheidung. auch das alter der codices ist keineswegs maßgebend, und gerade in der geschichte der predigten, welche ich hier veröffentliche, begegnet ein fall, wo in einer späteren aufzeichnung die ältere über- lieferung bewahrt ist. wie hätte ich nur die lautgebung regeln sollen? auch nachdem ich darüber sicher geworden war, welchen mundarten die einzelnen gruppen von predigten ursprünglich ange- hörten, fehlte es für die bestimmung der buchstaben an maß und richtschnur. ich hätte besten falles ein scheinbild von gesetz und einheit entworfen, das zwar meiner persönlichen überzeugung ent- sprochen haben würde, das ich aber niemals zu wissenschaftlicher

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gewiDheit erheben konnte. darum habe ich auf das wagniß verzichtet, habe nicht einmal die bei unseren ausgaben üblichen lüngezeichen eingesetzt, und in meinem texte die handschrift widergegeben, so weit es irgend móglich war. bevor ich aber die dabei beobachteten grund- sütze aufzühle. will ich die codices selbst verzeichnen, welche in dieser ausgabe verwertet sind.

A, handschrift der kóniglichen universitütsbibliothek zu Leipzig, nr. 760, besteht aus 203 blättern pergament von durchschnittlich 235 cm. höhe und ein wenig über 16 cm. breite. der codex ist in quaternionen geschrieben, zwischen bl. 84 und 85 ist ein blatt aus- geschnitten, was aber schon bei der anlage des ganzen geschehen sein muß, denn im texte fehlt nichts, und die alte zühlung, welche in rómischen ziffern mitten oben auf den ersten blüttern der lagen steht, setzt richtig den anfang des XII. quaternio auf blatt 88. der untere rand des letzten blattes ist bei Jedem quaternio mit einem kleinen buchstaben in der folge des alphabetes bezeichnet, das reicht aber nur bis /, von da ab sind noch X, XX, XXX, XXXX gebraucht, auf den letzten lagen steht nichts mehr. somit enthält die handschrift 24 vollständige quaternionen, eine lage von 7 blättern (XI) und schließlich zwei doppelblätter als lage X XVI. das blatt 203 ist mit der unbeschriebenen rückseite auf dem deckel des einbandes festgeklebt gewesen, der aus hólzernen mit leder überzogenenen tafeln im 15. jahrhundert hergestellt wurde. die seiten des codex sind in zwei spalten beschrieben, welche, je etwas über 6 cm. breit, durch vertikale tintenstriche eingefaßt sind, der zwischenraum beträgt 1 cm. für die zeilen sind innerhalb dieser columnen 42—44 linien mit tinte gezogen, gewóhnlich bleibt die oberste frei. am rande wurden die abstände dieser zeilen durch eingestochene punkte vorge- zeichnet. die innenseite des vorderdeckels ist mit dem blatte eines lateinischen breviariums aus dem 14. jahrhundert beklebt. wie dieses, so sind auch das erste und letzte blatt der handschrift vom wurm- fraB beschädigt, ferner hat der rost eiserner nägel empfindliche spuren zurückgelassen. die aussenseite des einbandes war nämlich einst durch fünf nägelköpfe (in den ecken und in der mitte) geschützt zwei spangen, welche von der rückseite des deckels ausgiengen und mit eisernen haften an zwei besondere nägel des vorderdeckels ge-

hängt waren, verschlossen den codex. nsch entfernung der schutz- ar

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mittel.ist auf die aussenseite des vorderdeckels ein papier mit der groDen aufschrift-S E R MO geklebt worden, auf der innenseite wurden die nügelreste mit pergamentflicken verdeckt. auf dem rücken steht oberhalb der neuen signatur (760 Ms.) eine alte: 549. von später hand ist auf den obern rand von bl. 1 in die mitte ein großes C gesetzt worden. aufer der erwühnten numerierung der lagen sind die spalten der handschrift im 15. jahrhundert durchgezählt worden, arabische ziffern, welche bis 808 reichen, wurden fehlerlos über die columnen gesetzt. ebenfalls etwa im 15. jahrhundert versuchte Jemand, mit römischen ziffern die blütter zu zählen, ist aber nur bis L ge- kommen, Leyser hat dann die blattzühlung fortgesetzt. der 23. qua- ternio ist verkehrt eingeheftet worden, daher die sprünge in der bezeichnung der blätter s. 309—336 meines textes.

Leyser hat aao. s. XXIII angenommen, daß der ganze codex von einer und derselben hand geschrieben sei; ich móchte für die quaternionen I und III zwei andere hünde vermuten, in bezug auf alle übrigen glaube ich auch, daß sie von einem schreiber herrühren. 8*1 und 24° merkt man es an, daß die lagen einige zeit hindurch unverbunden benutzt wurden. Leyser setzt die entstehung der hand- schrift in die mitte des 14. jahrhunderts, vielleicht darf man diese bestimmung etwas gegen den anfang desselben süculums heraufrücken. die schrift ist nirgends schön, auch nicht ebenmäßig, aber meistens deutlich. die abbreviaturen sind einfach und nur in lateinischen worten zahlreich. bei 13^ sind die anfünge von sützen, satzglied ern dann die zahlen und citate durch rote striche ausgezeichnet, erst 18—82. 104**, 115*— 117^ begegnet ähnliches, später nicht wider. für die anfangsbuchstaben der stücke ist überall platz frei gelassen, aber nur einige male sind dann würklich, und kaum von einem ge- übten miniator, einfache rote initialen eingezeichnet worden. wenn am ende der zeile etwas platz bleibt, aber nicht so viel, daD ein teil des nächsten wortes noch geschrieben werden könnte, so setzt der schreiber einen starken vertikalen strich, von einem schwachen schief gekreuzt, zur ausfüllung hin. die vertauschung zweier falsch gestellten worte wird durch " bei jedem angezeigt. nachträge deutet ein be- sonderes zeichen an, in der regel auf dem rande rechts oder links selten unten oder oben. mit ausnahme von quaternio I und III sind auf den letzten zeilen der zehn ersten lagen die unterlüngen der, buchstaben verziert, das findet sich spüter nur noch zwei, dreimal

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erst 199° in der früheren weise. die roten und schwarzen überschriften, welche nicht immer richtig sind, wurden von späterer hand hinzu- gefügt, aber nur in einzelnen partien, ebenso die bemerkungen Nota oder Miraculum am rande. der schreiber hat seine arbeit selbst nachgebessert, spüter sind von anderen noch, correcturen gemacht worden, auch Leyser hat seine vermutungen öfters eingetragen. für die interpunktion werden nur punkt und fragezeichen verwendet; meistens ist der anfang eines neuen satzes durch einen capital- buchstaben bezeichnet, aber keineswegs immer und auch nicht alle male richtig. doch bot mir dieses merkmal bisweilen in zweifelhaften fällen einen gewissen anhalt, die interpunktion zu entscheiden. die handschrift enthält keine angabe über ihre provenienz, ebenso wenig gewühren die leipziger bibliotheksakten auskunft; meine ansicht ist im „weiten bande behandelt.

a ala? bezeichnen diejenigen nummern, welche mehrmals für sic“ und aufer der natürlichen ordnung vorkommen, ihr inhalt ist den an richtiger stelle befindlichen stücken in den lesarten beigefügt worden. ich habe die handschrift schon, als ich sie vom 9. juli bis 9. november 1876 abschrieb, auch collationiert, dann aber vom 20. januar bis 22. februar 1883 mit freundlicher hilfe des dr. Oswald Zingerle eine neue collation vorgenommen.

B, blaubeurer codex in der handbibliothek des kónigs von Würtemberg zu Stuttgart, signatur: Cod. asc. 129, pergament, 13. Jahr- hundert, enthält 18 blütter, 13 cm. breit, 18 cm. hoch, in quaternionen, vom letzten fehlen zwei blütter. der codex ist auf tintenlinien ein- spaltig beschrieben. blatt 79 ist ausgeschnitten, bl. 80 aber auf den deckel geklebt. da nun dieses letzte blatt auf keiner seite irgend welche spur von schrift trägt, so ist das manuscript mit 79 viel- leicht schon mit 78 zu ende gewesen, die vorlage also unvollständig copiert worden, denn das schließende Philippi et Jacobi weist unverkennbar auf nr. 215 meines textes. somit ist auch nichts von der handschrift verloren gegangen, außer etwa 79. 1* oben steht Monasterii Blaubürarii von einer hand des 16. jahrhunderts, unten Consistorium noch später. auf dem deckel ist die notiz von moderner hand aufgeklebt: Hic codex continet sermones Latinos et Germanicos super evangelia et epistolas per annum in diebus dominicis et praecipuis festis, ultimus

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sermo est de SS. Petro et Paulo. F. J. Mone notierte die handschrift ‘in seinen Quellen und Forschungen 1, 184 nr. 14, dann druckte er im Anzeiger für deutsche Vorzeit 7, 396 zwei predigten, meine nummern 172 und 184 ab. Wackernagel erwähnte sie in der Zeitschrift für deutsches Altertum 7, 142 als die streng hoch- deutschen predigten von Blaubeuern' vgl. seine Altdeutschen Pre- digten und Gebete s. 331 anm. 9. ich habe die handschrift vom 24. januar bis 11. februar 1884 abgeschrieben und vom 12. bis 17. fe- bruar mit freundlicher hilfe des dr. Oswald Zingerle collationiert.

C, benediktbeurer handschrift, Cod. germ. Monacensis 39, 12. jahr- hundert, unter dem titel 'Speculum Ecclesiae Altdeutsch' publiciert von Johann Kelle, München 1858. vgl. Zeitschrift für deutsches Alter- tum 24, 87 ff.

D, miscellanhandschrift der wiener k. hofbibliothek, nr. 1262, 13. Jahrhundert, zwölf predigten enthaltend, von mir veröffentlicht in der Zeitschr. f. deutsches Altertum 20, 223—250.

E, fragmente, blätter und streifen des 13. jahrhunderts, auf der k. k. universitätsbibliothek in Graz, von mir veröffentlicht Zs. f. d. A. 19, 183—208. die ordnung der bruchstücke lässt sich jetzt mehrfach berichtigen.

F, handschrift der wiener k. hofbibliothek nr. 2718, heraus- gegeben von H. Hoffmann, Fundgruben 1, 70—123. die von mir in “Mitteilungen aus altdeutschen handschriften 2. stück veröffentlichten predigten aus Metten, welche mit 4 und F in nr. 115 und 116 sich berühren (vgl. daselbst s. 6 f. und anm. s. 42) erwähne ich hier nur.

G, Grieshabers fragmente, 13. jahrhundert, von ihm herausge- geben: Vaterländisches, Rastatt 1842 s. 266—292. gehört zu Hi.

H, aus dem Cod. lat. Monacensis 9611 (Oberaltaich 111), pu- bliciert von Steinmeyer, Ánzeiger f. d. Altertum 2, 223 f.

Hi He, fragmente der Freiherr von Hardenberg'schen sammlung, herausgegeben durch J. Zacher in seiner Zeitschrift für deutsche Philologie 15, 257 ff. 269 ff.

I, Leysers fragment des 12. jahrhunderts, veröffentlicht im An- zeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1833 s. 233 f, dann in der

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vorrede aao. s. XXV f, konnte von mir nur zu nr. 134 erwähnt werden.

Wie ich bereits anführte, war es mein bestreben, die handschrift so getreu als móglich widerzugeben. ich habe die abkürzungen auf- gelöst, die schreibung in ihrer ganzen buntheit belassen. geändert ist überhaupt nur dort worden, wo der sinn und zusammenhang es ge- boten, und dabei ist manches als berechtigte eigentümlichkeit stehen geblieben, was einem oder dem andern leser besserungsbedürftig scheinen wird. das überlieferte ist natürlich bei allen änderungen unter dem texte mitgeteilt. 4 habe ich eigens schneiden lassen, um es überall dort anzubringen, wo es die handschrift, meistens, aber doch nicht ganz ohne regel, enthält. / ist von mir durch s gegeben, zwischen i und j unterschieden worden, w vor consonanten in wu umgeschrieben. ein paar mal habe ich das mundartlich abgefallene ! ergünzt, dort wo der text sonst falsch verstanden worden würe, ander- würts ist es fortgeblieben. selbst die falschen doppelungen oder sonstigen eigenheiten in den lateinischen worten sind belassen, weil sie für den schreiber charakteristisch schienen. statt des häufigen zu mersten habe ich nach dem nicht minder häufigen zume ersten, und um mißverständnisse zu vermeiden, zum ersten geschrieben. den unter- schied zwischen wane und wne (wanne und wane) habe ich, so be- deutungslos er ist, beibehalten. das präfix v* wurde in vor aufgelöst, wie es die weitaus überwiegende mehrheit der unverkürzten fälle verlangte. so wird meine ausgabe, hoffe ich, ein verlüssliches ab- bild der überlieferung gewähren.

Trotz der beiden vorgenomimenen collationen haben sich, als ich während der correctur die druckbogen mit der handschrift vergleichen durfte, noch etliche. fehler und mängel ergeben, welche ohne lästiges umbrechen nicht mehr unter dem text verzeichnet werden konnten. ich habe sie dann bei den anmerkungen untergebracht, ebenso noch mehrere änderungen und vorschlüge. dessen allen ist besonders bei den ersten bogen zum teil ohne meine schuld mehr als mir lieb ist; wolwollende leser mögen es entschuldigen.

Die varianten enthalten außer 4 noch die abweichungen der übrigen handschriften. die von a und B sind natürlich am genauesten angemerkt worden, doch habe ich auch da die bloß lautlichen diffe- renzen nicht erwühnt, weil sie in der darstellung des zweiten bandes

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ohnedieB gesammelt und erwogen sind. für die nummern von A, welche bei Leyser stehen, habe ich hier die lesarten der ungedruckten handschriften angegeben, damit das material vereinigt sei.

Die interpunktion habe ich so behandelt, daß sie auch dem- jenigen leser, welcher mit der mittelhochdeutschen, beziehungsweise mitteldeutschen sprache wenig vertraut ist, móglichst geringe schwie- rigkeiten übrig lasse. ich habe darum mehr interpungiert, als sonst nach meinem geschmack ist, und auch inconsequenzen nicht gescheut, falls ich mir anders nicht zu helfen wußte. es ist mir lieber, wenn sie mir vorgeworfen werden, als wenn es dunkel bleibt, wie der text aufzufassen ist. habe ich gefehlt, so soll wenigstens niemand darüber im zweifel sein.

Die anmerkungen bemühen sich, außer den pflichtmäßigen nachweisen der Bibel- und Vätercitate, noch die quellen der predigten überhaupt aufzuzeigen. nicht überall ist es mir gelungen, sie so zu eruieren, daB ich selbst zufrieden würe, und schóne gruppen, wie die nach Gregor, Haymo, Honorius, Bernhard gearbeiteten vermochte ich nicht allenthalben festzustellen. auch ist es mir unmóglich gewesen, einzelne lateinische verse anderswo aufzutreiben. dabei lehrt allerdings ein tag den andern und ich erwarte, daD ich in diesem abschnitte am meisten spüter werde nachtragen kónnen, obgleich ich eine zu- sammenhangende lektüre der Väter mit ernst betrieben habe. schon jetzt weiß ich einiges besser als es die anmerkungen enthalten.

Ich brauche wol nicht ausdrücklich anzuführen, daß es mir nicht überall darauf angekommen ist, einen ausdruck, eine phrase, ein bild oder einen vergleich bis auf die erste quelle zurück zu verfolgen; sehr oft war es mir genug, wenn ich nur ihre existenz im gesichts- kreise der prediger nachzuweisen vermochte. doch habe ich, wo es irgend angieng, auf die ültesten zeugnisse zurückgegriffen oder habe diejenigen ausgewählt, welche meines erachtens unmittelbar benutzt worden waren. in einigen fällen sind ausführliche citate in die an- merkungen aufgenommen worden, um die arbeitsweise der prediger

darzulegen.

Vor dem sachkundigen leser muß ich mich darüber entschul- digen, daß die kirchenschriftsteller nicht gleichmäßig in denselben ausgaben angeführt wurden. ich habe mit allen kräften darnach ge-

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strebt, die citate auf Migne's Patrologie zu reducieren, aber das war (abgesehen von den stücken, die dem werke ganz fehlen) nicht allenthalben zu erreichen, weil ich selbst diese sammlung nicht be- sitze und das exemplar unserer universitätsbibliothek auch anderen forschern dienen muß. dessenungeachtet habe ich die citate aus den ülteren einzelausgaben sümmtlich beseitigt, nur aus der Bibliotheca Maxima Patrum ist ein háuflein übrig geblieben, das ich nicht mehr zu rechter zeit wegschaffen konnte. wenn ein oder das andere citat nur dem insgemein dafür gehaltenen, aber nicht dem wahren autor zugewiesen ist, möge dieß gleichfalls entschuldigung finden. so weiß

ich z. b. recht wol, daß der ganze band 177 von Migne’s Patrologie.

und mehreres aus 176, 175, dem Hugo von Sct. Victor abgesprochen werden muß, ja daß man über die resultate der schrift von Liebner noch wird hinausgehen müssen, aber ich habe doch die allgemeine bezeichnung unter dem berühmten autor vorgezogen, schon deßhalb, weil auch die zeitgenossen bereits nicht mehr recht sein eigentum von dem ihm aufgehefteten zu sondern wußten. bestimmte schrift- steller haben sich übrigens für das, was fälschlich unter Hugo’s namen

geht, noch kaum mit sicherheit nachweisen lassen.

Das wörterverzeichniß soll zwei zwecken gleichzeitig dienst- bar sein. einmal will es demjenigen die lektüre ermöglichen, der nicht durch specialstudien mit der älteren sprache bekannt ist, und ge- schieht dieß dem billigen wunsche der verlagshandlung gemäß, welche auf ein publicum aus theologischen kreisen zählen möchte. dann aber soll es doch auch für den fachmann brauchbar sein, der nur seltene gebrauchsweisen und fügungen, wenig oder gar nicht belegte wörter nachschlägt. die richtige abgrenzung war demnach schwer zu finden und ich mag es wol hie und da versehen, zu viel oder zu wenig ge- boten haben. zwischen w. d und w. ö. habe ich unterschieden und mit dem positiv das hüufigere vorkommen ausgedrückt. aber keines- wegs finden sich überall, wo dieser beisatz fehlt, die worte nur an den angeführten stellen, leichtverstündliche sind nicht weiter citiert worden. für alte und seltene wörter sind die belege möglichst voll- ständig gegeben. bei der einrichtung war zu sparen, doch werden wol ausreichend bequeme verweisungen aufgenommen sein. in der regel wird ein wort in der gestalt eingereiht, in welcher es das erste mal im texte vorkommt, die unterschiede der lautbezeichnug sind möglichst berücksichtigt.

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Das sachenverzeichniß habe ich ausführlicher angelegt als es sonst üblich ist. es soll ein repertorium für die anmerkungen bilden, es soll aber auch demjenigen forscher, der aus geistlicher poesie und prosa nach verwandten anschauungen ausblickt, das material des buches bereit legen. darum habe ich die vergleiche in der regel an zwei stellen des alphabetes vorgebracht. daD der asketisch-moralische teil der predigten dabei sehr wenig angezogen wurde, ist gut zu be- gründen: hätte ich ihn in das verzeichniß aufnehmen wollen, dann wäre es fünfmal so stark geworden als es schon ist, und ich hätte doch nicht alles gebracht was die texte würklich enthalten. ich tróste .mich damit, daß es auch dem unübertrefflichen fleiß und der sorgfalt der Mauriner auf diesem gebiete nicht völlig gelungen ist. für beide verzeichnisse wurden die lesarten von a und B excerpiert.

Manchem wird das verzeichniß wunderlich vorkommen, welches ich von den Bibel- und Väterstellen angelegt habe. doch wird es schon beim gewóhnlichen gebrauch des buches seinen nutzen haben, die auffindung von stellen und parallelen erleichtern. weiters ge- währt es einmal an einem bestimmten beispiel einsicht in die Bibel- und Väterkenntniß der altdeutschen prediger und gibt schon jetzt zu lehrreichen beobachtungen anlaß. endlich findet es bei den unter- suchungen des zweiten bandes verwendung.

Das verzeichniß der predigten nach dem inhalt ist über- einstimmend mit dem von Steinmeyer im Anzeiger f. deutsches Alter- tum 2, 228 ff. gedruckten ausgearbeitet (vgl. Zs. f. d. ph. 15, 10 f£).

Dem letzten verzeichniß der predigten in der folge von A habe ich auch die siglen der anderen handschriften beigefügt. ich erspare dadurch eine tabelle der überlieferung, welche ich sonst in dem zweiten bande hütte voranstellen müssen.

Alles was dieser erste band außer dem texte enthält, ist zu- nächst nur darauf berechnet, das verständniß desselben und seine benutzung zu erleichtern. der zweite band bringt dann (nebst den quellennachweisen und indices zu den von Leyser herausgegebenen stücken) die untersuchungen, welche die wissenschaftliche bedeutung der leipziger sammlung erfordert. vor allem wird darin der lautstand der überlieferung (in verbindung mit den bekannten mitteldeutschen denkmälern und urkunden) erörtert, ebenso der stil, die quellen und

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deren verwertung. daraus ergibt sich dann die charakteristik der einzelnen gruppen, die dem leser schon jetzt offen liegen. es ist darauf hin móglich, ihre provenienz im besonderen festzustellen und die ge- schichte der vereinigung in den sammelcodex darzulegen. ferner kónnen dann diese predigten mit den sonst bekannten und mit den noch un- gedruckten in beziehung gesetzt, ihre litterarhistorische stellung ihnen angewiesen werden. das ist nur recht möglich, indem nicht bloß an die altdeutsche, sondern ebenso an die lateinische predigtüberlieferung nach vorne und rückwärts angeknüpft wird. das bietet auch er- wünschte gelegenheit, mein im Anzeiger für deutsches Altertum 2, 3 und 40 abgegebenes versprechen einzulösen. die geistliche poesie darf dabei nicht vernachlässigt werden, ihre beziehungen zur predigt sind auch dort zu untersuchen, wo sie nicht so klar zu tage treten wie in einigen stücken der leipziger sammlung. indem für eine anzahl altdeutscher geistlicher dichtungen die quellen nachgewiesen werden, läßt sich der gemeinsame boden von poesie und prosa erst wahrhaft erkennen,

Das alles soll der zweite band enthalten, für welchen der erste die existenzbedingung zu schaffen hatte. im dritten bande sollen dann jene kleineren und grösseren predigtsammlungen raum finden, welche an sich von geringerer bedeutung, doch das material für das studium altdeutscher kanzelberedsamkeit bis zum 14. jahrhundert ver- vollständigen.

Ursprünglich war es meine absicht, die untersuchungen mit dem text in einen band zusammen zu schließen. das hat sich als untunlich erwiesen. auch mein wunsch, dann wenigstens beide bände gleich- zeitig erscheinen zu lassen, und damit, nach guter englischer sitte, ein ganzes zu bieten, scheiterte an den gerechten bedenken der verlags- handlung. so bleibt nichts übrig, als daß ich den druck des zweiten bandes, welcher alsbald begonnen wird, beschleunige.

Die vorliegende arbeit hätte nicht geleistet werden können, wofern nicht außer günstigen umständen noch wolwollen und freund- lichkeit aller orten dem herausgeber zu hilfe gekommen wären. vor allem kann ich nicht genug rühmen, in welch entgegenkommender weise herr geheimer hofrat professor Dr. Ludolf Krehl, vorstand der kgl. universitätsbibliothek in Leipzig, mich unterstützt hat. nicht bloß stand mir die handschrift früher lange zur verfügung, ich konnte

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sie auch jetzt schon durch geraume zeit mit aller bequemlichkeit be- nutzen und genoß des unschützbaren vorteils, den druck nach ihr corrigieren zu dürfen. die fachgenossen werden es zu würdigen wissen, was diese hilfe bedeutet: wenn die vorliegende ausgabe der über- lieferung gerecht wird, so danke ich das allein der güte der leipziger bibliotheksverwaltung. herrn geheimen hofrat professor dr. Friedrich Zarncke in Leipzig schulde ich vielen dank für freundliche ver- mittlung. den verstorbenen hofrat dr. W. Hemsen, vorstand der kgl. handbibliothek in Stuttgart, erreicht mein dank nicht mehr, er hat mir die blaubeurer handschrift zugänglich gemacht. herrn pro- fessor dr. Philipp Strauch in Tübingen bin ich für schätzbare notizen verbunden. herr dr. Oswald Zingerle, docent an der hiesigen universität, hat mir mehrmals mit aufwand von zeit und mühe bei den collationen freundlichst geholfen.

Nicht minder ziemt es mir, der verlagshandlung für die aus- stattung des buches zu danken, und insbesondere dem direktor des katholischen preßvereines, dem hochwürdigen prälaten Monsignore Alois Karlon, der in liebenswürdigster weise meine wünsche be- rücksichtigt hat.

Ich habe diesem werke den namen des mannes vorgesetzt, dem ich es verdanke, daß ich vor fast achtzehn jahren nach begonnenen historischen studien in die deutsche philologie eingeführt wurde: möchte er es der wolwollenden teilnahme nicht unwert erachten, welche er seither meinen arbeiten zugewendet hat, und möchte er sie mir, so bitte ich ihn, auch fernerhin bewahren.

Graz, 8. oktober 1885.

Anton E. Schönbach.

INHALT.

Vorwort .

Text. . . Anmerkungen Wörterverzeichniß

Sachenverzeichniß, zugleich als register für die anmerkungen .

Verzeichniß der in den predigten citierten bibelstellen Verzeichniß der citate aus den Vätern in den predigten . Die nummern der predigten nach dem inhalte geordnet: A. Sermones de Tempore . . . . B. Sermones de Sanctis .

Verzeichniß der predigten in der folge der handschritt

Em

391 457

616 623

524 625 627

TEAT.

1.

(1*) Accipite et manducate, hoc est etcet. Sapiencia requiescit in ore sapientis, stultus vero degluciet eam. Salomon sprichit: die wishait sol rüwen in des wisen menschen munde, sunder der tumme der sal sie verslinden. nu machtu, mensche, denchen war umme her spreche daz daz die wisheit süle rüwen in des wisen munde. er sprach daz zu gelicher wis als der wise mensche izzet würze muschat und neglichen und ander güte würze, so ribet er sie lange in dem munde dürch daz daz die craft des rüches chüme in sin gehirne und mache daz houbet starch und gesunt; also tüt der wise mensche: swenne er gelernet die gotes wisheit, er heldet sie lange

in sinem herzem dürch reine gegerunge, also wirt die sele stark:

und gelabet von den dingen. Der tumme mensche swenne der würze izzet, so slindet er sie hánt und enphet keine craft dar von; also tüt er der wisheit, er lezzet sie einem oren in gen und dem anderm üz, und also belibet sin sele ungespiset und unbewart. vrege, mensche, negere nach der himelischen wisheit, die spricht: ego ex ore altissimi prodivi, ego in altissimis habitavi etc. sapiencia hujus seculi etc. dirre werlde wisheit ist vor gote ein torheit. daz ist aber die ware wisheit daz du, mensche, dich kerest von des tüveles dineste und küm an daz dinest dines schepheres und haldes dich an sine gebot, als her Davit der propheta spricht: Diverte a malo et fac bonum, laz daz bose und daz beste. da genüget niemant an daz er laze daz übele hin und daz güt da bie oder daz er daz güte hin und lazze daz übele da bi. swer dise wisheit hat der ist selich ane zwivel. (1®) daz ist ein selich leben daz tu got bekennest und güte werk habest, so volget dir dar nach die frücht der ewigen selicheit. wiltu die gotheit bekennen in dirrer werlde, daz sol tu tün mit rechtem gelouben der cristenheit, quia sine fide inpossibile est placere deo, immo necesse est displicere deo.

sanctus Anastasius spricht: swer so wil behalden sin der müz vor :

aller hande dinch den rechten gelouben han, und der ensi ganz und vollenkümen, so mustu ewichlichen vorlorn werden. du solt gelouben daz der vater und der sun und der hilege geist ein war

* sich listak 19 mendich 24 lazze daz daz u. 25 zwivel ist undeutlich und zerfressen und durch ein rostloch fast zerstört 29 in mo 31 dich derein si 1%

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4

got ist und solt gelouben an die drivaldicheit und solst buzze sten dem heiligen ewangelio. der ist werlichen selich der rechte lebet und rechte geloubet, wan der gelouben ist tot an die guten werke als uns sagt sante Jacob und spricht: quid prodest, fratres mei, si quis se dicat habere fidem dei, opera autem non habet? numquid poterit fides salvare eum? Brüdre min, spricht er, was vrumet den der da spricht: ich habe den ganzen gelouben, so er der güten werk niht enahte? Mach der geloube alleine in gehelfen des himelriches? daz ist also ob er spreche: 'nein', wane zu gelicher wis also der lichnam tot ist ane den geist, also ist der geloube ein niht ane die güten werk etc. nu bitet unsern herren Jesum Christum daz er mir vorlie etteswas von sinen genaden eüch sagene des er gelobet und geeret werde und ir gebezzert werdet an libe und an sele, und spreche uwer igelicher ein pater noster.

Accipite etc. Mine vil lieben, dise wort die ich nu zu latine habe gesprochen die sprach unser herre Jesus Christus zu sinen jungern den aposteln an dem grünen donerstage, do es siner marter nehente. do sas er nider an der merunge und sprach dis: Accipite,

“und betütet alsus: nemet und ezzet, diz ist der lichname der vor

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euch sol geben werden. des soltu, cristenmensche, ganzen gelouben haben: daz unser herre Jesus Christus sinen jungern den heiligen aposteln do gab, als ich euch e sagite, und daz die pristere hüte dis tages von dem altere in brotes gelichnusse gaben (1°), daz daz si sin war lichnam und sin blüt daz an dem vronen crüce geophert wart vor al di cristihait. mensche, du sicht brot und win mit wazzer gemenget, des soltu gelouben daz sei der ware lichname got gotes sunes, unsers Jesum Christum, den die ewige magt sancte Marien zu dirre werlde brachte war mensche und war got, und daz da ouch ist sin blüt, als er sprach: Hio est sanguis meus novi testamenti qui pro multis effundetur. diz ist min blàt daz vor alle die cristihait sol gegozzen werden. daz ist die herschaft dar man in siht und ein ander geloubet als er selber sprach: verba que locutus sum vobis spiritus et vita sunt .i. spiritualiter intellecta vivificant. daz spricht: die wort die ich euch habe izü gesprochen die sin ein geist und ein lip, daz ist war; wil du sin geistliche vorsten, si machint dich lebendich an lib und an sele. god der gab sinen lichnamen niht also, daz er würde geteilt nach siner naturen stüken als ein rint oder ein ander vich daz man vorcoüfet den scharen, als die vlischlichen jungern wanten die unsern herren horten sprechen: nisi manducaveritis carnem meum et biberitis sanguinem meum, non habebitis vitam in vobis. Das spricht: ja enezzet min vleisch und ja entrinkit min blüt, üch enwirt daz ewige leben niht bescheret. do sprachen sie: wie mach

14 spreche er im? igelicher 18 wider 41 ja ezzet 42 mach zweimal

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uns dirre sin vleisch gegeben ezzen und sin bhit trinken? diz ist ein herte rede, wer mach sie gehoren? und vüren von ime. daz ist war: die rede von so grozzer herschaft und heilicheit die was swar und herte. den ungeloubigen. alle die des niht geloüben die sprechen nach dem propheten: mittamus lignum in panem ejus etc. daz ist: wir senten das holz in sin brot. er ist daz brot daz da quam von dem himel, daz daz ewige leben gibt der werlde, daz ist allen den die des gelouben. die im widersten mit der herticheit ires herzen, mit dem ungelouben, die sentet daz holz in sin brot, den ist dise (14) rede swer, quia est eis odor mortis in mortem, wan iz ist in ein rüch des totes in den ewigen tot. die aber der warhait volgen mit dem ewigen und mit rechten gelouben, illis est odor vite in vitam, den ist iz ein rüch des ewigen lebenes. also waz iz in dem anbeginnen und ist noch: wiltu mit houbetsunden oder mit willen der houbetsunden unsers herren gotes lichnam untphan, du untphes dar an daz gerichte des ewigen todes als uns sagt der apostolus: qui manducat et bibit indigne judicium sibi manducat et bibit. indignus est qui in crimine est et qui voluntate peccandi manet, qui irreverenter tractat et indevota mente accetit. daz ist also vil gesprochen: die unsers herren gotis lichnam und sin blüt unwertic- lichen ezzen und trinken, sie ezzen und trinken in sich die ewigen vertamnusse. der ist unwerdich der da wonet in den sünden oder in dem willen und der in untphet unvortecliche und ane innicheit; der

ist schultich, als sente Paulus spricht, des lichnames und des blütes

unsers herren Jesum Christum. wane dar ab kümet ime der vlecke daz er den reinen got untphet sundiclichen, wanne die heilicheit schadet den bosen und ist den guten grozzer selicheit. prüwe, mensche, dich selben. hastu rechten gelouben und sint dine werk güt, so bistu sin wirdich; bistu an grozzen sünden, habe reuwe und din bicht deme du sie rechte solt tün und unphach büzze und laiste die und vorgib allen den die dir laide habn getan und sprich: dimitte nobis etc. Herre got, sprich, vorgib mir mine schuld als ich den tun di wider (2*3) mich haben getan. daz halt stete, so bistu wirdich. tustu anders, du vazzest in dich die ewige vortümnusse, Merke: Judas gink mit Petro zu dirre herschaft, Petrus nam dar an daz ewige leben, Judas der nam dar an den ewigen tot. also tün alle die unbeschziden sin und sich niht mer enhüten vor den sünden als die teten einer ander spise. von disem spricht der güte herre sante Ámbrosius: panem istum quem sumimus in misterio, illum utique intelligo, qui manu sancti spiritus formatus est in utero

4 ungelouben 8 dem hertichait 10 in iz ist 21 trinken auf rasur 23 und vertecliche 32 got am rande rechts 33 (28) beginnt mit anderer tinte und hand 91 sünden mer als

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virginis et in igne passionis decoctus est in ara crucis. panis enim angelorum factus est cibus hominum, unde ait: ego sum panis vivus etc. diz ist daz brot daz von der hant des heiligen geistes geformet wart in deme reinem lichname der ewigen magt sente Marien und gebachen wart in dem vüre siner martere an dem vronem cruce. darumme so spricht er: ego sum panis vivus etc. ich bin daz leben- tich brot daz von himele ist bekümen und daz ewige leben gibt allen den die mich nutzzen ane sünde und mit warer rüwe der alden sunden und mit ganzir innicheit. unde qui edunt me adhuc esurient, darumme alle die mich ezzen di wirt noch mer hungern nach miner libe und nach miner süzzecheit. mensche, diz brot sol tu enphahen und nützzen wider die sünde, so wirt dir die büzze' der alden sünden geminnert, cleine tegeliches sünde vorgeben und hast da von die hüte und die helfe der heiligen engele, daz die dine geistlichen viende min geschaden müge, und hast da von den lib dines lebns. hastü diz alles, wie machtu danne habn grozzer eren, grozzer schatz, grozzer herschaft? diz ist der geloube der den sunder versüne gegen gote wert, her machet kint der helle kint des himelriches. dar umme soltu nu gelouben des du niht ensichest durch den willen, daz tu danne (25 mugest sehen des tu nu geloubest. Hir abe spricht sente Paulus: Assumite vobis scutum fidei et gladium spiritus quod est verbum dei, daz ist: Mensche, nim den schilt des rechten gelouben in die hant und daz swert des geistes, daz ist daz gotes wart. sente Paulus ist ein gut ratgeber, er siht wol, bistu bloz, so bistu schir vorwunden. er wil daz dw tragest diz wapen, wanne du must stritin mit dinem vinden, mit dem tüuuele. der ist vraislich und als vil vraislicher, wanne du in niht gesehn macht, als uns sagt sente Peter der ouch ist ein güt ratgebe und spricht: fratres, sobrii estote etc. er spricht: brüdere, weset nüchtern an üwern sinnen und wachet, wanne ewer widersache, der üwele tüwel, der vert umme nacht und tach als ein brimmende lewe und süchet den er müge verterben. dem sult ir vaste wider sten mit dem cristen gelouben. daz ist daz erste daz der tüvel dem mensche benemen wil, unde: primum petit campum dubia sub sorte duelli pungnatura fides. Du müst üch striden mit der werlde, die ist manigeme ein swar vint, si wiset dir maniger hande zirait, durch daz tu sie lieb habest und vorgezzest der libe dines schepheres und kisest daz habende des tu niht behalden macht nach diseme libe, quia mundus transit et concupiscentia ejus, wanne dise werlt müz vorwerden und alle ir gere, und steg nach deme daz tu immer haben macht, daz ist got und sin riche, als er selbe spricht: Transite ad me omnes qui onerati estis etc. Das ist ein listich und ein engestlich vient, mensche, der dich so grozer herschaft

3 zuerst heiliges 7 vonauframır 96 sie nach tu auf ramır 39 vor am rande

7

und richdumes berouben wil. daz machtu dar mite bewarn daz tu got lib habest vor allen dinch. daz du silber und golt und ander güt lieb habest, dar umme zürnet got niht umme, wanne daz sin creature sin, als sente Augustinus spricht: non est peccatum argentum et aurum habere et cum amore dei possidere. er spricht: silber und golt und ander getregete haben (2°) iz ist nicht süände und zu besitzenne mit der gotes minnen, also daz der mensche othmüntich si und nicht küntich. als aber sente Augustinus spricht: Tolle superbiam et divicie non nocebunt .i. depone superbiam etc., er spricht: richer man, wirf oder tu von dir die kundikeit, so schadet dir, der richtum niht. dar umme zürnet got daz du daz geschefnusse liber hast dan dinen schephere; der ist der daz geschefnusse, dich, mensche, vil herlich und vil schone gebildet hat nach im selber und hat dich mit einem türen scazze gekouft, daz ist mit sin selbes blute. dar umme so wis othmuntich und gerecht in dem richtum, üffe daz du behalden werdes an diner leste hinevart, als der «ise Salomon spricht: Divicie non pro- derunt in die ulcionis, sed justicia liberabit a morte. her spricht: der richtum enmach dir niht gewrumen in dem tage der wrache, daz ist an diner lesten hinevart, sunder gerechticheit sol dich erlosen. der tach der da 'rache' ist gehaissen is, swenne der mensche sehn sol an dem ende daz er die geschefnusse liber hat gehabt dan sinen schepphere. daz wil got rechen. als David der propheta spricht: swenne die gerechten sehn den richen und spoten sin und sprechen: Ecce homo qui non posuit deum adjutorem suum; seht, werden si sprechen, dirre man enwolde niht haben got helfe, sunder er legte sine hoffenunge an den richtum. sine sprechen niht der got hatte‘, sunder "der hoffenünge hatte zu vorgenelicheme güte und niht zu gote‘. Liebe lüte, waz mach erger sin wan daz der mensche hoffe nach dem güte und niht nach gote? wider disen vint halt daz swert. der tritte viente ist dines selbes lichnam und din vleisch. daz eischet von die uncemeliche gelust, daz ist unkuscheit und ander sündliche dinch. dirre vint ist dir nahn geherberget und ist heimlich, als vil (29) mer stet er zu vorchtende. vil wiser and starker lüte ist gevallen von disen viende: Adam vil von vraidicheit, Lot vil von trunkencheit, Salomon von unkuscheit. die vraidikeit was ein bogin unsers venknusse, si ist ein vütunge unreiner gelust. da von kumit unküscheit und slafrkeit und groz suche und vorcerunge des gutes; der solt tu wider- sten mit vastene. Die trunkencheit benimet dem mensche die sinne und dine craft als uns die scrift sagt: vinum multum irritacione iram et ruinas multas facit, et alibi: ebriosus non locupletabitur, iterum: vinum et mulieres apostatare faciunt sapientes. daz spricht: vil wines getrünken machet vil zornes und manigen val, und der trunkenbolt

6 be sich tenne 22 daz daz 35 waidikeit

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der wirt nimmer rich an libe noch an sele, und der win und daz wip vorkeren manges wisen mannes herzen. dar umme so warnt üch der apostolus und spricht: nolite inebriari vino in quo est luxuria, quia luxuriosi jumentis putrescentibus in stercore comparantur, unde propheta: computruerunt jumenta in stercore suo. daz spricht: dune solt dich nicht vortrinken des wins da von die unküscheit bekümet, wanne die unküschen vervülen in den sunden als daz vieh in sinem miste. die unkuscheit verterbet lib und sele als Salomon spriht: ne des fornicariis animam tuam, ne perdas eam et hereditatem tuam. daz ist: blibestu an der unkeuscheit, du verlusest dich und din erbe, daz ist din lib und din sele. du ensolt üch nicht itelichen lachen, uffe daz die nicht gesche als den von den got spricht in dem ewan- gelio: ve vobis qui nunc ridetis etc. we euch die ir nu lachet, wanne ir wert her nach weinent vürege trehen. unser herre Jesus Christ der weinnete ober Lazzarum und Jerusalem die stat, von sinen lachen les wir (3%) niht. dar umme so si wir in der jamercheit und sulen billicher weinnen danne lachen. dar umme wenne daz kint geborn et wirt, so ist da schrien und weinen, als ob iz spreche: ich bin geborn zu der arbeit and zu der jamercheit. also wirt die werlt geborn zu grozzer arbeit und grozzer jamercheit als uns die schrift sagt: Jugum grave super filios Adam a die exitus de ventre matris eorum usque in diem sepulture in matrem omnium. daz spricht: ein swer joch liget üffe Adames kint von des daz sie geborn werde von irre muter libe in dise werlt bis an den dach daz sie begraben werden in die gemaine müter der erden. diz sint die vinde den du solt wider sten mit den wafenen des gotes wortes, mit dem schilde des rechten gelouben, mit deme swerte des heiligen geistes, hie mit soltu vorwinden alle din not, du und alle din volgere. so spricht unser herre Jesus Christus: Accipe et manduca etc. Zwier hande wis machtu, mensche, unsers herren gotes lichnam enphahen und nutzen. einen den er züch von der ewigen magt sente Marien liebe und der müsle den bittern tot liden an dem vronem cruce, und ein der in der cristenheit ist, daz ist der cristen geloube. einen sinen lichnam soltu nemen an dem brote, den andern soltu nemen in dem gelouben dines herzen. swer so geloubet an Christum der nützet in und horet im zu und ist sin lidemaz worden. also mach du, mensche, unsern herren Jesum Christum nutzen under dem brote 3. sacramentaliter, und in deme gelouben dines herzen .i. spiritualiter. unde: crede et mandu- casti. in diser heilicheit des lichnames unsers herren Jesum Christum sone wirt niht mer vollenbracht von dem güten pristere und niht min vollenbracht von dem bosen, so daz der pristere halde die forma und die gewonheit die gegeben ist von dem heilegen geiste, wanne

9 perdes 13 euch der 15 wennete 25 diz ist 29 here 31 m. e. s. Ma 40 pristeren? 42 nach heilegen rasur

9

die herschaft geschiht niht von der wirdicheit des pristers, sunder von den worten (3") und der gewalt unsers herren Jesum Christum. dar umme soltu wizzen: gelicher wis als die süche des arzetes niht enhindert die craft der arcetie, also enhindert niht die sünde des pristers die craft die da geschehen sol an dem lichname unsers herren Jesu Christi üffe dem altere. sunder merke: als aller hande dinch ist reine den reinen, also ist aller handé dinch unreine den unreinen. der sunder als er wonet untphan daz ewige leben, so unt- phet er den ewigen tot. unser herre Jesus Christus der wisete sine libe dar an die er zu uns hatte daz er sich vor uns zu einime lone gab; er gab sich dar umme eineme lone, daz er uns loste von dem ewigen tote und mit der spise sines heiligen lichnames uns ercükkete zu dem ewigen leben. dar umme, mensche, wiltu diz brot nutzen wirdichlechen, so wirstü viest, und wildu disen kelch, daz ist sin heiliges blüt, drinken wirdichlichen, er machet dich trunken an der sele, wanne alle gotliche tugent ougent sich in der craft dirre heilcheitn und di vrücht aller genaden wirt hir an gemeret. in diser heilicheit untphes du unsern herren Jesum Christum von dem alle genade kumet. enphest du in wirdechliche, er bewart dich vor den sünde und loset dich von übele und sterket dich an guten dingen. er bewart dich von heubetsunden und vordileget dine cleine sünde. er hat dich gewasschen mit sinem blüte daz er da vor dich goz an dem vronem cruce und weschet dich tegeliches mit sinem blute daz du untphest ober dem altare. not ist des daz du in untphast durch den willen daz er dich behüte vor deme slanden engele. untphest du in unwirdichleiche, so tustu als ob du in hettes mit dinen henden tot erslagen und gibes daz urteil selber ober dich. untphes du in aber niht; daz ist din tot, als die warhait sagt: nisi manducaveritis carnem filii homines et biberitis ejus sanguinem, non habebitis vitam in vobis; si non vitam, ergo mortem. Hugo De sacramentis: eatem (3°) ratio est in corpore domini que et in manna quod de ejus figura processit, de quo dicitur qui plus collegerat non amplius habuit, ne- que qui minus paraverat habuit minus. qui fidem operantem habent, si sacramenta dei suscipere renuunt, salvari non possunt, quia dilec- tionem dei non habent cujus precepta in sacramentis ejus contem- pnunt. hoc accipite in pane quod pependit in cruce et hoc accipite in sanguine quod effusum est de christi lattere. erit enim illi mors in vita qui mentacem putaverat vitam. haz tu disen gelouben und wiltu lazen ungelouben und krenken gelauben der an manegen dingen lieget, als du diche hast vor gehort von zubornusse und von andern

4 a. dic (unterpunkt.) hande dich u. 1O s.l. w. dazan zulone (unterpunkt.) e.l. daz er uns er gab 12 l. und ercükkete 24 r in ober zweifelhaft, ebenso 27 bei selber ober 28 vrhait 30 Hugo et s. 31 Ratio 38 und wiltu zweimal.

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2b

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dingen der die lute getruwen, so hastu den schilt in der hant und macht wider sten dinen vint. wiltu aber ein spotter sin des gelouben und dar umme niht gelouben, wanne di daz unsichticheit ist, als er kümet an den du niht gelouben woldes, zo mustu sten mit grozzen schanden und von gote gesundert und gewizet zu der lezen hant mit den stinkenden ciegen und dar nach ewichlechen vortümet. so müzen die armen sunder hórn: vart ier verflucheten in daz ewige füer. wiltu, mensche, aber recht geloubich sin, so soltu sten der rechten hant mit den schafen, daz ist mit den guten, und solt horn ein suzze wort: venite benedicti patris etc. er spricht: kümet ir gebenedieten mines vater, enphaht daz riche daz euch ist berait von anegenge der werlt. daz uns allen gerüche zu gebe nicht von unser wirdicheit sunder von siner barmherzicheit unser herre Jesus Christus. Qui vivit etc.

2.

In annunciacione beate Marie virginis seu in adventu domini dominica I. bei Leyser s. 21, 1—30, 27.

8. Dominica secunda.

(65 Noli timere, filla Syon, ecce, rex tuus venit sedens snper pullum asini. Mine vil liben, were ein tot hie vor uns und hetten wir hoffenunge von gotes gelubede siner uferstandunge, ich wein daz ein ygeliche mensche unser herren got vil innercliche würde bitten und wertleche mit vil trenen. nu ist zweier hande tot, ein des lichnamen und ein der sele. der selen tot der kümet von hubet- sunden, wanne zu gelicher wis als der lichnam stirbet, swanne die sele von im vert, also stirbet die sele, swanne gotes genade von ir vert von der houbetsunden halben. nu hat uns got gelobt in dem ewangelio und spricht: venit hora et nunc est quando mortui audient vocem filii dei et qui audierint vivent. er spricht: die zit kumet und ist iezunt, swanne die toten gehorn die stimme gotes sunes, und die sie gehoren die suln (65) leben. daz sol man vorsten von den toten die da tot sin an der sele. sint dem male daz wir danne haben so getan gelubede, so ist gut daz wir got inneclichen bitten daz er von der craft siner worte und siner genaden tu die lebendingen horn sin wort und sine stimme nutzliche und wolle ettelichen toten an der sele lebendinc machen. dar umme so sprech uwer igelich ein pater noster und ein ave Maria.

21 hoffenun 28 in wertleche sint rt zıeifelhaft 27 halden 35 wollen

11

Noli timere, filia Syon, daz ist: tochter von Syon, dune solt dich niht vorchten, als er spreche: Heilege cristenheit, du bist ein tochter der warte, du solt dich hutten vor den geistlichen vinden, quia Syon interpretatur 'specula' sive 'speculacio, und envorchte dich niht,

wanne din kunic kümet dir der da gevarn was von dem mensche "

durch sine sünde. wir lesen in dem ewangelio: do unser herre got solde gen zu Jerusalem und quam zu dem berge Olyveti, do sant er zwene siner jungern in die stat, daz si im brechten den gebunden esel. nu wollen ettzeliche daz die zwene weren Petrus und Philippus und etzleche wollen, des ich bas getruue, Petrus und Andreas. bi den zwein soltu merken zweir hande minne: minne got und minne din ebencristen. di minne und die libe sol haben ein igelicher pretigere, unde dominus misit discipulos binos et binos. Do der esel gebracht wart, do legeten die jungern ir claider dar uf und daz wolk daz ime begeigente daz breitet in dem wege sine cleider und ettelich zelge von den boumen uf die erde, daz iz dester samphter ginge. von diser zukunft unsers herren Jesu Christi sprechen die vier ewangelia. Zacharias der propheta hatte daz lange vor geseh an dem geiste und sprach: Exulta satis, fila Syon, jubila, filia Jherusalem, ecce, rex tuus venit tibi justus et salvator, ipse pauper ascendens super asinum et pullum filium asine. er (6°) sprach: vroue dich genuch, tochter von Syon, sing, tochter von Jerusalem, sich, din kunich der kumet dir recht und ein losere, er ist arme und sitzet uf eime esele. daz ist daz urkunde der propheten. Johannes ewangelista der spricht ein ander urkunde alsus: Noli timere etc. Zacharias der propheta und Johannes ewangelista die habent als vil gesprochen von unser herren gotes othmuntiheit und von siner armute daz er leit durch uns. und er sprach: tochter von Syon, vrowe dich genuch, als ob er spreche: heilige cristinhait oder heilige sele, du solt dich billich vreuwen, wanne von diser zukunft machtu enphan hoffenunge der ewigen genaden, wanne er ist berait den sundere zu untphane, swanne er sich bekeret. exulta satis, vrowe dich genuch. etteswer der da horet das sich got so sere geothmutich hat durch uns der mach vil lichte vallen in groze torheit und mach sprechen alsus: Got lezzet den menschen nicht verloren werden der durch sinen willen also sere sich geothmuntigt hat. swer also spriht der vrowet sich mere danne genuch, des ist alzu vil. der dar umme wil desder künir sin zu den sunden der vrowet sich tumplichen; doch so kum er wider zu der rüwe und du sin bicht und untphach buzze und leiste die nach genade und nach rechte. nu hore, sundere, swer du bist: du weist wol daz die armen dem kunige wol mugen zu sprechen

4 ein vorchte 6 duch, r üdergeschrieben 16 ut d. rede 24 ist da, z über- geschrieben 26 als vil habent 29 heige sele 41 armen auf rasır

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in dem wege. du macht wol beginnen in wege wit deme himelischen kunige, unserm herren Jesum Christum, und macht mit ime sprechen ane angest, wan er was arme, und vorchte niht daz er die icht untrite oder daz du in icht mugest geruren oder gesehen. du hast wol gehort das er saz uf einem snoden esele, begreif in bi vüzen und laz in niht von dir hine erne troste dich und erbarme sieh ober dich; wanne er ist sempht und (63) othmundich, als er selber spricht: discite & me etc. in disen dingen wiset dir Jesus Christus wie er wil wesen gegen dich und wie du solt wesen zu gegen in. nu, bi dem esele soltu vorsten den sundere und macht ouch an dem esele merken siben hande dine di sich gelichen deme sündere: er ist hart und trach und hat ein swer herze; als er kleine ist, so ist er schone, dar nach so wirt er eislich; er ist ouch crank vorne in den achselen, alle sin craft lieget hindere in den lenden; nach siner arbeit izzet er den carden ane dem velde oder pelegen uf dem miste; er hort ouch gerne die harfe die er doch zutrete, ob er si wunde in dem wege. die herticheit des eseles gelichet sich wol deme sundere als der Jeremias der prophete spricht: insanabilis fractura tua, pessima est plaga tua. propter multitudinem iniquitatis tue dicuntur dura facta peccata tua, quod stupendum est. er spricht: arme sundere, din bruch ist unhailsam, din wunde ist al zu boze; durch die manichvalticheit diner missedat sint dine sünde worden hart, daz harte engestlich ist. daz ouch din herze solde weich machen die grozze manichvalt der gotes gabe, die tut daz me verharten als her Ysayas der propheta clagt und spricht: Indulsisti, domine, genti, numquid glorificatus es? elongasti terminos terre. als ob er spreche: durch vil aplaz und genaden enhat dich, herre, nieman geeret noch gelobt, sünder sie sm mer gevirnet von dir. da von spricht her Job: Dedit ei deus locum indulgencie et poenitencie et ipse abutitur eo in superbiam. et apostolus: An ignoras quoniam benignitas dei ad penitentiam te adducit? tu autem secundum duritiem tuam et impoenitens cor tuum thesaurizat tibi iram in die ire. Er spricht: Got hat dir geben state und zit und du kerest iz alles zu kundichait und zu hohmüete. (7*) Dar von spricht Paulus: enweistu des niht das die gutwillicait gotes ladet dich zu der rüwe, du tust aber na dines herzen hertikeit und na dinem unrüwigen herzen und Ahufest uf dich den zorn des lesten gerichtes. da glaget uber unser herre got in Osye dem propheten und spricht: Adimpleti sunt et saturati et elevaverunt cor suum et obliti sunt mei. Er spricht: sie sin gevüllet und gesattet und habent sich erhoben in irme herze und habent min vergeszen. Got der clagt ouch das sin heilige lere und sin gebot niht gestüren mügen unser vleischlicher gerunge und niht gebieten mugen unser unreincheit. Osee spricht:

19 fracta 22 hart, t aus z 26 er ob 91 et insipientes cor 3€ glag

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In funiculis Adam traham eos, in vinculis karitatis. er spricht: wanne sie unwillich sin zu mir zu kumen, so muz ich sie zichen zu mir in Adames reifen und mit den banden der waren minne. Die heilige lere ist dir, mensche, under wile süzze und wiset dir die barmherzichait, danne züt dich di schrift mit den banden der waren minne; under willen so ervert sie dich und spricht: wie got pine den sundere mit sime slange, so zucht dich die scrift mit Adames raifen, als got spricht in Osee: Ich sol si zihen mit Adams reifen und mit den banden der minne. swanne aber der sundere die sunde niht lazzen wil durch gotes liebe noch durch sin drowe, so ist got vorsmehet und sin arzteige, als Jeremias spricht: percussisti eos nec doluerunt, ateruisti eos et renuerunt recipere disciplinam. als ob er spreche: Got der such sie, daz entet in niht we; er hat sie gepinet und sie enwolden keine zucht untphan; dar umme machtu dich, mensche, wol schamen diner hertichait, als du hores die martere unsers herren Jesu Christi. wande uns saget (7®) das ewangelium daz die erde bibende was in der zit siner martere, die steine die clüben sich, die sunne zoch wider iren

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schin, die crebere taten sich ouf und erquamen die toten siner martere -

unde sines totes die doch niht mochten gesprechen noch sinne hatten. Factam quippe creaturam, per quem facta est omnis creatura, omnem creaturam testem habere opportebat. was soltu tün, mensche, der mit rede und mit sinne bist begriffen? nim lebendinc bilde bi den toten und bibe mit der erden, wis othmuntich, daz ist, wanne got spricht selber: Ad quem respiciam nisi ad pauperculum et contritum spiritum et trementem sermones meos? Er spricht: zu weme sol ich sehn sunder zu dem armen sundere der rechten rüwe hat in sinem herzen und zu dem rüwigen und der min wort vorchtet? du solt din herzen lazzen clieben mit den steinen der rüwe, als die schrift spricht: scindite corda vestra etc. Du solt dich ouf tun mit den grebern. daz dustu, swanne in diner bicht üz schenchest den trank diner sünde, wanne die tote sele ist begraben in irme lichname, als got spricht zu den Phariseen: ve vobis qui similes estis sepulchris dealbatis que parent a foris speciosa, intus autem plena sunt ossibus mortuorum et omni spurcicia. er spricht: we Óuch die gelich sint den wizen grebern die uzwendich vil schone sin und inwendich voller totenbein und aller unreincheit. daz bistu, armer sundere, wise din herze dinem bichtigere und alle die sunde die dar inne sie. Du solt ouch mit der sunnen abzihen die clarhait dirre werltichen vrüde durch den willen daz du dich vrouwest mit dim schepphere und niht mit der werlde. alsus machtu kiesen daz du hart bist an dime herzen als der esele

6 in ervert ist er übergeschrieben sie übergeschrieben pine 19 noch bis omnem creaturam steht in der hs. nach nisi 24. 22 blibe 30 tank 81 toten 88 ossa et enim sprucicia 34 we er s. die sint 35 zuerst inw. dann uzw. daraus gemacht 3 unreicheit 40 hart, t aus z

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hart ist von der naturen. dar umme so bit got daz er tün wolle als er gelobt hat da er spricht: (7°) Auferam a vobis cor lapideum et dabo vobis cor carneum, id est, auferam durum et dabo molle et tenerum et doctrine susceptivum. Got spricht: Ich wil von euch nemen daz steinine herzen, daz ist daz hertte herzen, und wil euch ein weichez geben zu guter lere. der esel ist ouch trege und wandel- mütich als der sunder der da wil und enwil. also ist maniger der spricht: 'eya, wer ich zu himelriche; eya, were ich also küsche und also güt als der clusnere oder als ein ansidel oder als der closterman', und enwil doch sin leben niregen dar nach setzen noch richten. daz sin Balaames volgere. der sach daz israhelische volk und sprach: Moriatur anima mea more justorum et fiant novissima mea horum similia. er sprach: min lip müze sterben als die gerechten und min leste ende muze sich gelichen den selben. und was vrümete daz? er gab bosen rat uffe sie und enwolde sich doch bekern niht. also tün etteliche sundere: Sie wunschen gutes endes und richten sich doch nirigen dar nach daz sie icht gutes wollen tün, als Balaam, der en- wolde sich den juden niht gelichen und wolde doch mit in genaden vinden. wiltu aber, mensche, haben gute ende so bezzere din leben, als die heilige scrift spricht: non demorieris in errore impiorum: ante mortem confitere, vivus et sanus confiteberis. Daz spricht: dune solt niht beliben in dem irritume der bosen, daz ist der sundere, du solt din bicht tun vor dinem tode, lebendinc und gesunt soltu bichten und solt dich bekern und solt dich bezzern als man singet in der ersten wastwochen: Emendemus nos in melius etc. Nu hore, du trege sundere, dich sol ervaren das heilige ewangelium: Serve male et piger, opportuit te committere pecuniam meam nummulariis et ego veniens recepissem cum usur& quod meum est; (73) et paulo post: inutilem servum ejicite in tenebras exteriores, ibi est fletus etc. Daz spricht: knecht bose und trege, du soldes minen schazt gegeben habn zu gewinne, swanne ich were komen, daz ich min gute hette wider genumen mit wuchere, daz ist mit gewinne. Mensche, dirre schatz daz ist din wunif sinne die dir got hat verlichen, die soltu nu kern zu gotes dineste and zu andern guten dingen, uf daz du mugest gewissen was du dar mit habes gewunnen. Entüstu des niht, so wirt got sprechen zu sinen heiligen engelen und zu den tüvele: Bindet dem unnutzen knechte hende und vüze und werfet in in die üzerste vinsternisse der ewigen pine in der helle. der esel hat ouch ein swer herze. bie dem sin die sündere bezeichent, als her David der propheta spricht: filii hominum usque quo gravi corde? er spricht: kindere der lüte, wie lange wolt ir sin sweres herzen? die sunde

13 min leste ende undeutlich 17 vor als steht: als Balaam der enwolde sich nirigen dar nach 19 nach aber ist du vun anderer hand übergeschrieben

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machet daz herze swer. ie mer der mensche sunde uf sich ladet, ie swerer sin herze wirt. aller hande dinch daz swer ist daz trükit den menschen zu der erden, aber die sunde trückit in zu der ewigen helle. als der esel junc ist, so ist er schone und suberlich. also ist der sündere: die wile der mensche june ist, so ist er schone von den sünden und doch niht vollen der sunden annich, quia nemo mundus a sorde, nec infans unius diei. Mit dem daz daz kint eines tages alt wirt, so wechset iz in den sünden und ie mer der mensche danne wechset in die jar, ie eslicher und erger er wirt von den sunden, als man spricht in einem bispele: ie elder ie erger. da von spricht Jeremias der propheta: quia vilis facta es nimis iterans vias tuas. et Ezechiel: abhominabilem fecisti decorem tuum. als ob er spreche: sundiger mensche, waz du (8*) unrein bist worden nach der tüfe, da du inne weres gewashen, und hast dine zirheit sere vorlorn, daz machet daz du in der boseit niht zu ainem ‚male sunder vil dike hast gewatet. der esel der ist vorne cranke und hinden stark, dar umme so legt man ime di burde hindene ouf die hüf. also soltu wesene: hindene die werlt und vorn in dem herzen soltu haben daz himelriche, als sant Paulus spricht: Que retro sunt obliviscens .i. temporalia, ad priora .i ad celestia me ipsum extendo. er spricht: daz ich hinden habe, daz ist dise werlt, der vorgez ich gar und seh io vor mich zu himelriche. Mensche, bistu stark hindene, als der esel zu der burde, zu der arbeit umme wertliche gute, und bist crank zu arbeitene umme daz himelriche, so bist stark hindene als der esel zu der burden. als her Jeremias der propheta spricht: factus est cursus eorum malus et fortidudo dissimilis. er spricht: ir lüf der ist pose und ir sterke die ist ungelich. asinus ubi crucem portat vel pondus est debilis in renibus, vero ubi est in mundicia fortis est; similiter peccatores in operibus crucis et labore spirituali sunt debiles, sed in renibus per luxuriam, in ventre per gulam, in rebus terrenis per avariciam, que dicuntur posteriora, sunt forciores. omnes amatores hujus seculi fortes sunt in temporalibus hominis, debiles in celestibus. notandum igitur quod tres solempnes processiones ab ecclesia singulis annis celebrantur. prima fit ibi in purificatione, secunda in ramis, palmis et floribus, tertia cum vexillis et cruce. in prima portatus est Christus à parentibus, in secunda ab asina, in tertia a nube. in prima re (85) ceptus est & sene Symeone, in secunda a parvis honorifice, in tertia ab angelis gloriose. istas tres processiones debet unusquisque christianus facere. Prima cum luminaribus, secunda cum ramis et floribus i. bonis operibus, tercia cum vexillis et crucibus .i. cum victoria et triumpho, quem christus in cruce triumphavit. in prima deportatur

2 ie swer sin 18 un unrein 14 vor gewahsen steht gewalti durchstrichen 16 gewtet 22 dem übergeschrieben 25 Jereimias 28 debile 81 unde übergeschrieben

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a parentibus, quum incipit viam que ducit ad vitam intrare; unde

parentes filium suum faciunt deferre ad ecclesiam, ut per regenera-

cionem baptizmi efficiatur filius Christi et ecclesie, traditur parvulo candela et super altare defertur. in secunda debet portari ab asina A. & carne sua nec rationi subiciatur. sicut predictum est, notandum quod maximus honor fuit exibitus deo eo die quo asinum equitavit. ita fidelis: si asinum suum equitaverit .. carnem suam donaverit, dabit ei deus magnum honorem. In tertia debet portari a nube. per nubem intelligitur misericordia per quam salwos facit credentes. in prima debet recipi a Symeone .i. a sacerdote qui vocatur senior, in secunda a parvis .i. a puris et mundis cogitationibus et ita poterit recipi, in tertia gloriose ab angelis. dicitur: Has processiones inplevit quidam miles qui primo visitavit Bethlehem ubi Christus natus est, postea ad montem Olyveti venit ubi Christus in celum assumptus est, et cum illuc pervenisset, flexis genibus ait: Domine, secutus sum te usque ad hunc locum, nil amplius restat nisi quod sequar te in celum. effecto hoc desiderio et cum hec dixisset, anima ejus assumpta est in celum. Nu, wi lazen dise rede beliben und grifen wider an die erste. Mensche, bistu stark zu arbeite umme vorgencliche habe und crank umme daz himelriche, so bistu stark hindene als der esel zu der bürden, als her Jeremias der propheta spricht von sulichen lüten: factus est cursus eorum malus et fortitudo dissimilis. er spricht: ir louf der ist bose und ir sterke ist ungelich. der hat die rechte sterke der da hat (8" die ware minne, als her Salomon spricht: fortis est ut mors dilectio. er spricht: die ware minne ist stark als der tot. der tot nimet, oberhand ober oberaz, ubertrank, unkuscheit, tanzen und turney und ander sündliche dinc. also tut die gotes liebe, hastu sie stark. unde Ysayes: ve qui potentes estis ad bibendum vinum et viri fortes ad miscendam ebrietatem. er spricht, her Ysayas: we ouch die da geweltich sin den win zu trinkene und stark die trunken- heit zu mengene. her spricht noch mer: swer hoffenunge hat zu gote der wandelet die sterke, daz ist daz er crank si zu der werlde und stark zu gote, und daz er ein tore si zur werlde und wise zu gote. quia sapiencia hujus seculi stulticia est aput deum, wanne dirre werlde wisheit ist vor gote ein torheit. der sich hinach richtet der wandelt die sterke, daz ist die losen siete in die guten siete. der esel nach grozzer arbeit izzet die paleen uf dem miste oder die carten uf dem velde. die palea' ist licht und der mist der stinket. die palea des mistes bedütet des vleisches gelust, wenne si ist cürz und vorgenclich als die palea und stinket als der miste. der carte bedutet die seilicheit werltliches gutes, wanne als der carte grünet

8 parvule 17 hoc affco hoc d. 29 der da hat zweimal 26 nach ubertrank steht: als der tot 81 hoffnunge swer 37 uf dem miste 40 p. und stinket

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und doch stechelich ist, also ist es umme werltliche selichait. alleine dunket sie tumme lute güt, sie ist doch vil stichel und vil scharf von maniger hande sorge und valscheit, als sant Gregorius spricht in Dialogo: Despiciendus a nobis fieret hic mundus etsi blandiretur, si rebus prosperis animus demulceret; ad postquam tot laboribus premitur, tanta adversitate fatigatur, tot labores nobis ingeminat, quid aliud quam ne diligatur clamat? er spricht: were uns dise werlt vil samphete unde gebe sie uns gutes genüch, wir solden sie doch dürch got versmehen; nu sie aber drüket mit swerer (8%) arbeit und mit grozzer widermüte und vil jamericheit zu züht, was ist anderes danne ob sie spreche: 'tore, war umme hastu mich lieb?' der esel horet die harfe lüsticlichen die er doch zutrete, ob er sie vunde in dem wege. der ist ouch wol ein esel zu der harfen der da vroliche unphet daz gotes wort und daz dar nach betrietet mit suntlichen werken. hastu nu wol gemerket daz hie vor gesprochen ist, so ist bi dem esele rechte der sündere bedütet. Disen esel gebot unser herre got sinen jungern daz si ime brechten, daz ist, swanne der sündere daz gotes wort gehort hat, daz er deme volgen sol und sich von den sunden untzien sol mit allen guten dingen, alleine sin die bant da er mit gebunden ist vil stark und mulich zu brehene. swenne der mensche aller erst in die sunde kümet, so mochte man sie vil lichte zubre- chen als ein gewebe der spinnen; dar nach so wirt sie stark als ein reif. daz kümt von der wonheit, da von spricht der propheta: ve qui trahitis iniquitatem in funiculis vanitatis et quasi vinculum plaustri peccatum. we euch, spricht er, die ie uwer unrechticheit zihet in den reifen der itelicheit und uwer sunde in den reifen des wagenes. dar umme heizzet der propheta den tüvel ein slange, wanne er den mensche laget heimiliche und zu ime slinget mit der verratnusse- Der tüvel ist crank in dem hubete als der esele und ist hindene stark; da soltu dinen vinth slagen da er krank ist, daz ist an dem anbeginne siner schündunge, als got sprach zu vorn Even: ipse insi- diabitur calcaneo tuo, tu vero conteres caput ejus. er sprach: Der unreine slange (99) daz ist der tüvel, der sol die langen an dinen vüzspore, daz ist an dinen ende und du solt ime sin houbt zuriben oder zuslahen. Nu, als ich euch e solde sagen, do die jungern unsers herren gotes den esel brachten, do legten sie ir cleider uf in, daz ist, sie gaben gut bilde der werlde mit der predige und mit andern guten werken. da von spricht der güte herre sante Johannes in apokalipsi: Beatus qui custodit vestimenta sua, ne nudus ambulet et videant turpitudinem ejus. er spricht: der ist selich der sine cleider, daz ist sine reinikeit, bewart, uffe daz er niht nacket durfe gesten noch

8 uns sie 9 swere 10 swas ist 14 mit zweimal 15 So 29 als der bere 41 dvfe, r übergeschrieben

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werde gesehn vor deme gerichte unsers herren Jesu Christi und daz man niht enseh die schande noch die bosheit siner sunde. sundere, swer du bis, wildu nu dirre apostolen cleider uf dich tragen, so volge ire lere und irme lebene. wiltu merken daz sente Merten gab sin cleit halb dem armen durftigen und machtu alsam getün, so bist du wol gedecket mit sinem cleide. wir lesen daz her Jeremias der propheta wart gelazen in.ein phutze eines mannes der hiez Abdimelech. do hen do solde üz zihen mit reifen, do gab er ime tüchere und alde cleidere, daz er umme sich wünde, uf daz in die reife noch die bande niht ensniden. die reife bedüten die gebot da mit man den sunder sol ziehen ouz der phüzen der unreinen sünden. Mensche, du bist vorhartet in den sunden, darumme sendet man dir die alden cleidere, daz ist die lere der heiligen der lichnam vorvulet ist vor manigen jaren. wir lazzen die bilde der tügende vülen, swanne wir den hile- gen niht volgen wollen, (9) daz wir ouch heilege werden. unser herre got sitzet uf disem esele gecleidet, swanne der sundere mit rüwe siner sunden under der bicht und der büze lebet und also kümet zu dem himelischen Jerusalem. der esele der e az paleen und carten, waz sal er nu ezzen sider deme male daz der suzze Jesus uf ime hat gesezzen? daz sagt uns her Ysayas der propheta und spricht: Pull asinorum qui operantur terram commixtum mygma comedent, sicut in area ventilatum. migma gewannet, daz ist korn ane zaph, sol der esel ezzen, dise spise ist durre und hart. palea und carte, daz is ein spise dürre und unnutze. Man sol dem esele geben daz gut vüter ane zaf. der tüt daz zaf dar zu der den hohmüt hat in der vasten. dar umme iz du, mensche, dise durre spise, daz ist dise vestelspise, mit othmunticheit vor dine sünde. dar nach gibth man dir den guten weize, daz ist: in den heilegen ostertage soltu unphahen unsern herren Jesum Christum. wiltu daz dirre esel unsern herren got samphte trage, sone sol er an keinen vüze hinken. der erste vüz ist rüwe dines herzen umme dine sünde, der ander vuz ist rechte bichte, der dritte vuz ist wirdige buzze, der virde vüz ist firmum perseverandi propositum, daz ist daz du in disen dingen stete belibes. Mit disen vier vüzen soltu kümen zu dem obersten Jerusalem .i. ad visionem pacis. Du sihest wol, mensche, swanne der esel geth, so setzet er einen vüz balde nach deme andern und enmarret niht, also ensoltu ouch niht marren. nach der ruwe soltu balde kumen zu der bicht und zu der büzze. sümest du ich zu lange, sone tregest du unsern herre got niht (9%) obene. quia in multis offendimus omnes et sepe, wanne wir dicke unsern herren got erzürnen

8 wer 4 vor ire war d und wurde durchstrichen 18 J. unse der 21 mygina c. sic in area ut v. 22 migyna 28 oster übergeschrieben 92 dritte wz ist rüwe, das letzte wort durchstrichen

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mit unsern sündin, so ist daz billic daz wir dicke bichtin und uns bezzern. daz retet uns her Salomon der wise in canticis unt spricht: Revertere, revertere, Sulamitis. er spricht: kere wider, kere wider, süzze minne oder gewangen sele. Sunamitis interpretatur quelibet captiva anima in peccatis. kere wider zu dinem schepphere mit rüwen dines herzen, mit der bicht dines mundes, mit der buzze guter werke und mit steticheit also zu blibende. daz volk erete unsern herren got, do er quam ritende uf dem esele zu Jerusalem: ein teil die breiten ire cleidere in dem wege, uf daz er dester samphter rite, die ander balmen und blümen, cum floribus et palmis, alii ramos de arboribus, die dritten würfen ime zelge an den wek. daz cleit der sele ist der lichnam. da von spricht her Salomon: vestimentum tuum omni tem- pore debet esse candidum .i. corpus mundum. er spricht: din cleit, das ist din lichnam, der sol zu allen ziten sin schone oder reine von sunden. wiltu din cleit bereiten unserm herren gote an den wek, daz soltu dun mit der küscheit, mit aller zucht, mit vastene, mit gebete, mit almusen und mit andern guten werken. etteliche breiten ire cleidere zu der lorzen hant, daz sin die nach irme mütwillen leben in dirre werlde und niht gutes tün. etteliche breiten sie zu der rechten hant, daz sin die othmunticlichen leben. Mensche, wiltu alsus din cleider breiten vor gote, so sol der esel da got uffe sitzzet billiche sine vüze an dich trücken. (94) er drücket den ersten vuz an dich, swanne du mit inniclichen herzen spriches: peccavi, quid faciam tibi, o custos hominum? ich habe gesundigt, waz sol ich dir tun, hutere aller lute? als ob er spreche: war umme hab ich dich erzürnet, so ich ane dine genade niht mach besten? zu dem andern vuze soltu sprechen: ego in flagella paratus sum et dolor meus in conspectu meo semper. Herre, ich bin bereit zu diner gasel und min rüwe ist vor mir zu aller ziten. zu dem driten vuze sprich als her Job: Que prius non poterat tangere anima mea pro amaritudine, nunc facti sunt cibi mei perdulces. daz mir e pitter waz, spricht er, das is mir nu suzze worden. zu dem virden vüze sprich aber als her Job: et si occiderit me, in ipso sperabo, verumtamen vias meas arguam in conspectu ejus, et ipse erit salvator meus. tottet er mich, ich hoffe doch zu ime, spricht er, und ich sol mich schuldich geben und er sol min losere sin. Das wolk daz gote begeinite, als ich uch e sagte, der breitete ein teil ir cleidere vor in, uffe daz er dester samphter rite, die andern namen celge von den boümen und wurfen sie ime in den wek. Sente Johannes scribet in sinem ewangelio duz si balmen- zelge wurfen, die ebreischen kindere begeinten ime mit olebumes

2 canticis ut spricht 7 volk irrete u. 8 ritene 9 cleidere auf rasur ebenso samphter 11 cleit der esele ist 15 diu cleit 18 irmen 84 ich hoffe ich doch 38 zelge burfen. von

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celgen. die lute die der balmen nature bekennen die sprechen daz si cleine si und hoch wechset und daz man si snidet in der rinden durch den nütz, nach hündert jaren gibt sie frucht. Bi der balmen ist bezeichent daz gebet daz uf sol stigen zu gote wert, als her David der propheta spricht: (10%) Dirigatur, domine, oratio mea etc. Die palmen ist ouch cleine, also sol der mensche sin an der othmun- ticheit in sinem gebete, ut dicant precantes cum Ezechia: Clamabo sicut pullus hyrundinis. die palmen wirt sniten durch sin nutz der frucht, also tut daz gebet: swanne iz undersniten wirt mit den trenen, so stiget iz ie mer und mer zu gote wert. Durch daz so retet uns der propheta und spricht: Luctum unigeniti fac tibi, planctum amarum. er spricht: Du solt weinen als ein wip die ir eines kint weinet. nach hundirt jaren brenget die palme frucht, also wirt uns nach diseme libe gegeben die frucht da wir nu zu hoffen, daz ist daz ewige himelriche. den wek strowen mit den palmen ist daz du alle dine ruweliche werk mit dem gebete solt zieren. bi dem olebume sin bezeichent die ruwelichen werk. die da wizzen die art und die nature des olebumes die spreche daz die wurzele sule wol bedecket sin, anders sie vordorren. die wurcele die ist bitter und die bletere sin grun winter und sumer. slet man die frucht ab, der boum brenget des ander jares noch grózzer frucht. Mensche, wildu nu dise dinch rechte merken, so ist bei dem oleboume bezichent die almuse, bi der wurzelen di barmherzichait. unde Salomon: qui facit misericordiam offert sacrificium; item: sacrificium justi inpingwat altare. Er spricht: swer sich erbarmet ober den armen der gibit got ein lib oppher, und des gerechten mensche oppher erquicket sines selbes sele. Die wurzele sol bedecket sin, daz ist: die (10") almusen sol haimilich wesen. et pater tuus qui videt in abscondito reddet tibi. Daz ist: der himelische vater der daz heimeliche siht der wirt sie die vorgelten. der boum ist offenbare und die wurzelen sin bedecket. Da von spricht sanctus Gregorius: Sic actio sit in manifestu, ut intencio maneat in occulto. Als ob er spreche: Din tat sint offenware, uffe daz din andacht si ane rum. Der boum hat grune bletere mit der frucht und ane frucht, daz ist: hastu alemusen zu tunde oder niht, so soltu doch gruze und gute wort bieten und guten willen bewisen, als uns sagt Ecclesiasticus: congregationi pauperum affabilem te facito. Item: fili, in bonis non des querelam et omni tato non des tristiciam mali verbi, quia sermo bonus super datum optimum. er spricht: den armen soltu gutlichen zu sprechen, noch in aller diner gift ensoldu sie niht betruben mit keiner hande bosen worte, wanne got setzet den guten willen vor die tat. Seht, alsus wusch Maria Magdalena unserm herre Jesu Christo sin vuze, daz sin di armen;

* dicat 929 und S. 29 daz himelische siht 87 omni tatu

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die sol tu, mensche, kussen, daz ist, du solt sie barmherzicleichen untphahen und solt in guten willen bewisen. Du solt sie ouch mit dime hare trugen, daz ist, ir armute soltu mit dinem almusen ver- triben und bedecken. Du solt sie ouch kussen, daz ist, mit guten worten und gevrowet soltu sie von dire lazzen. die bletere des ole- bumes sint grune und doch bitter, daz ist: dine wort die du gibest den armen die suln sien fruchtsam mit dem almusen, so sint sie grüne und suln doch wesen bitter inwindich propter compassionem, durch die laide die tu haben solt umme dines ebencristen armüte; (10°) daz sint die bittern bletere und die suzze frucht des oleboumes. Der oleboum, als er geslagen wirt nach der frucht, sone brenget er dar nach niht minner frucht als andere boume. also sol tun der gerechte mensche: aleine wirt er dicke gemüwet von unreichten luten, erne sol dar umme deste wirz niht tün, sunder deste baz und barm- herzich sin, uf daz er muge den gelich sin von den der apostolus spricht: et vinctis compassi estis et rapinam bonorum vestrorum cum gaudio suscepistis. er spricht: ir habet ouch erbarmet ober die armen die vordrucket und vorsmahet sin und uber die gebunden in der venchnisse und habet vroliche untphangen daz er sit beroubet üwers gutes. du solt dine cleider breiten vor unsern herren got, daz ist, mit othmünticheit und mit bescheidenheit soltu dinen lichnam twingen und kestigen. die balmenris und des oleboumes zeige soltu vor unsern herren gote werfen, daz ist inneclichen gebet und bruderliche liebe und barmherzicheit soltu gote erzeigen an dinem ebencristen. ensin dine werk des niht wert daz sie heizen palmen und oleboume, doch mach man heizen sie palmenris und oleboumes celgen, wanne sin sie groz vor gote, si sulen doch cleine sin in dime herzen. durch daz gebet und durch die almusen und durch des lichnames magericheit, durch dise drü dinch mach wol gesprochen sin in canticis: veni de Lybano, sponsa mea; veni de Lybano, veni, coronaberis. das spricht: küm, min brüt, von dem berge Lybano; cüm von Lybano, nu kum, du solt gecronet werden. in deme daz er spricht dries ‘cüm’, (104) soltu die drü tinch vorsten die vor gesprochen sint. in dem daz er nennet zvies Lybano', da bi soltu vorsten zveir hande reinicheit, des libes und der sele. bi den aposteln machtu vorsten die rechten der herze und samwizzicheit bestetiget ist in gote, bi dem esele die rüwigen, bi der schar die got begeinte alle die gereit sin zu cumene zu der penitentien. Mensche, hie soltu nach sten, daz du under diser drier hande volk werdes vunden, anders machtu gelich -werden den juden die gote niht bekennen wolden. die juden sin daz virde wolk. wiltu nü, gut mensche, werden der drier hande wolk ein als is

2 D solt 16 vinculis c. 51 dinem 393 in gesprochen ist r übergeschrieben 38 pmen 41 mensche gute, das letste e radiert

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gesprochen ist und bekennen unsern herren Jesu Christo, er vüret dich zu Jerusalem, daz ist, zu der ewigen selicheit und zu dem ewigen wride des himelriches, des uns gerüche zu helfen durch siner martir willen unser herre Jesus Christus qui vivit.

4. Dominica tertia vel Sermo communis.

Altare de terra facietis michi concavum et quadratum. illumina oculos meos, ne unquam obdormiam in morte. David der propheta der was rich und schone und wol sünde und spricht doch: herre, erluchte min oügen; nicht die ougen des vlisches sunder die ougen des gey- stes. der sin zvei: ein ouge der vorstantnisse und daz ander der gerunge. als ob er spreche: erlüchte mir die vorstantnisse mit der warheit, daz ich dich werliche erkennen müge und dine gebot ervü- len müze und zu dir kumen müze zu diner stat, der obersten Jeru- salem die da. bestetiget ist und besazt mit dem ewigen vriede secundum illud: Qui posuit fines tuos pacem. erluchte ouch mie, herre, die gerunge mit der waren minne, daz ich dich (11®) liebe haben muze boven alle dinch und minen nesten als mich selben und min vient als du geboten hast secundum illud: diligite inimicos vestros, benefacite hiis qui oderunt vos, ut sitis filii patris vestri, qui in celo est. unser herre got spricht: habt üwer vinde lieb und tut den gut die uch haben gehazzet, uffe daz ir muget wesen kindere uwers vateres der in himelriche ist, daz ist unser herre Jesus Christus selbe. er ist unser herre, unser vater, unser brutegüm. ist er unser herre, so sule wir in vorchten; ist er unser vater, so sule wir ime veterliche ere bieten; ist er unser brutegum, so sule wir in minnen mit alleme herzen. diz ist daz rechte ouge, da von Salomon spricht in canticis: wulnerasti cor meum, sponsa, in uno oculorum tuorum. Daz spricht Christus zu der cristenheit: Brut, du hast min herze gewunt mit eime diner ougen. er spricht wol ‘mit eime’, wanne er hat lieber den menschen der sin gert mit ganzer liebe danne er den habe der in swindiclichen vorsten kan und von im vil sprechen kan und doch sin niht engert, als da spricht Ecclesiasticus: Melior est homo qui minuitur sapientia et deficit sensu in timore quam qui sensu habundat et transgreditur legem altissimi. er spricht: der ist bezzer dem der wisheit gebrichet dirre werlde und gotes vorchte hat danne der vil sinnenrich ist und vil gesprechen kan werltlicher wisheit und doch des obersten gotes e, sine gebot ubertritet und die vorsmehet. erne spricht niht: 'du hast mich gewunt mit einem ougen', sunder ‘mit eime diner ougen' i. per unionem utriusque oculi, daz si

2 ewigen wirde 19 min am rande 21 unsern 27 reht* ouge 37 g.an w.

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die minne mit der einunge beider ougen. er wil daz du die vor- stantnisse und die gerunge zu samene spannes und lazes dar üz gen (115) einen schin als von eime ougen, daz si die minne mit der warheit. also tut der schuze: als er schiezzen wil, er tut ein ouge zu und let die craft gen zu dem andern ougen, daz er des der baz treffen müge des er remet. Also machtu unsern herre got aller beste treffen mit der waren minne, ob du sin werliche remest mit ganzem herzen und truwen. etteliche die teilen dise ougen und kerent uf daz ouge der vorstantnisse zu gote an den himel, swanne sie vil gespre- chen wisliche von ime und svindicleche nach irme dunke, und keren daz ouge der gerunge in daz ertriche, daz ist in die gyrheit vor- gencliches gutes und werltlicher ere. diz ouge der waren minne wil die, mensche, der tüvel üz brechen, daz ist daz rechte ouge, ane daz enmachtu nimmer behalden werden. da von les wir in dem ersten büche der künige wie daz kunich Naas eine stat belach und enwolde keinen vride halden mit den luten er enbreche menliche sin rechte ougen üz. Naas bedutet den tüvel der da hat belegen die stat diner vunf sinnen und er wil keinen vride halden mit den luten erne roube dich dines rechten ougen, daz ist der waren minne. Dar umme so bit unsern herre got und sprich als her David der propheta tet: Illumina oculos meos, ne unquam etc. herre got, veterlicher trost, der du bist daz ewige licht, erlächte min ougen, min geystliche vumf sinnen: daz sehen des rechten gelouben, daz horen der gotes vorchte und gotes wortes, daz riechen der rechten hoffenunge, daz rüren der gute werke, daz smecken der waren minne (119) üf daz min vient der tüvel sich nimmer türfe gerümen noch gevrewen daz er mich habe vorwünnen. als vil als dise geystliche ougen werden erluchtet, also vil werden die vleschlichen ougen vorblent, e converso, als wir lesen in genesi von den ersten gotes kinden: aperti sunt oculi eorum .s. rivi concupiscentiarum. daz geschach dar umme, wanne daz ouge der redelicheit wart vorblendet mit den sünden. ouch lese wir von Paulo daz er mit offen ougen niht gesach. nu bittet unsern herre got etc.

Altare de terra mihi facietis. unser herre got spricht in exodo: ir sult mir machen einen altare von der erden, der sol wesen geviret und hol inbendich. Man liset von maniger hande altare: ein ist der lichnam unsers herren gotes, als her Paulus spricht: Habemus altare de quo non habent potestatem edere qui tabernaculo deserviunt. er spricht: wir haben einen altere, daz ist gotes lichnam, da die nicht von ezzen suln die dem vleische dienen an sünden. der alter ist daz brot da die engele in himelriche von gespiset sint, als her David

4 nach schuze steht tut nochmals, aber durchstrichen 19 recht$ 16 enebreche recht* 17 belelegen, erstes le durchstrichn 34 ltare 40 d. die vl.

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der propheta spricht: panem angelorum etc. Diz brot waz gezechent in manna daz aller hande smachen und suzzicheit hatte nach eines igeliches gerunge der daz nutzete, aso ist iz umme unsers herre gotes lichnam: warte mit weliger andacht du in unphast, dar nach gibt er dir den smack und die suzzecheit. diz brot wart gemachet von dem wazzer unser sterbelicheit und in deme lichname der reinen maget sente Marien und wart dar inne gebakken von dem vüere des heli-. gestes. daz solt du enphahen von dem dische der cristenheit, daz ist von dem altere, (113) mit rechtem gelouben und mit guten werken. Aliqui sumunt hune panem sacramentaliter, tamen sacramentaliter et realiter, aliqui spiritualiter. Der ander altere ist der rechte geloube, dar uf solt du opheren alle din gute werk. Altare de terra facietis mihi. Der alter den du, mensche, solt machen von der erde unserm herre got, daz ist din herze, daz sol inbendich wesen hol durch den willen daz dar inne mugen si» die wort unsers. herre gotes und sin liebe, als her Salomon spricht: Fortis est ut mors dilectio. er spricht: die gotes liebe ist stark als der tot. der tot benimet die alle unrechte liebe, also tut die gotes liebe, hastu sie stark, sie benimet dir uberaz und ubertrank, nyht und haz, murmurat, eigenen willen und aller hande sunde, vleschlichen und geistlichen. Hie von spricht unser herre got: ignem veni mittere in terram et quid volo nisi quod accendatur? intus per affectum et foris per effectum. er spricht: ich pin kumen zu senden vür in die erde; als ob er spreche: ich bin kumen zu senden das vüer miner liebe in des menschen herzen und 2 sol brinnen inbindige an dem willen, üzwendich an güten werken. von disem vüre spricht her Moyses: Ignis semper ardebit in altari quem sacerdos nutriet per singulos dies subiciens lingna. er spricht: daz vür sal immer mer bürnen uf dem altare, daz sol der prister vüten und sol drier hande holz dar uf werfen tegiliches à. incessanter. daz erste holz ist daz gotes wort der hei-

lngen lere, daz ander ist gut bilde heiliges lebenes, daz leste ist daz

(1295 ammacht des heiligen gotes dinest. diz ist dri hande holz des der prister bedarf: heilich leben, gute lere, reine gotes dinest. diz vüre bringet dich zu rechter rüwe, zu rechter bicht, zu rechter büze und vorzeret alle dine sünde, als uns die scrift sagt: Deus noster ignis consumens est; daz spricht: got unser herre ist ein zerende vür. ouch sol der altare sin geviret. uf daz erste horn soltu legen die gerechticheit, justicia est que reddit unicuique quod suum est i. deo et proximo. Die gerechticheit ist daz man gote sin recht und dem ebencristen sin recht. Qui enim sequitur justiciam diligitur a deo. Neminem enim diligit deus nisi eum qui cum justicia habitat.

10 Aiqui hoc 11 nach aliqui steht pfua durchstrichen 14 din herre 28 dem dem 34 t in bringet übergeschrieben 35 vorkeret 39 proximo undeutlich 40 dim e.

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Du solt ouch gote gehorsam sin und solt ime dinen und solt sin gebot halden, als er selbe spricht: Israel deus tuus deus unus est, non facies sculptile. er spricht: cristenmensche, din got ist ein got, dune solt niht anbeten abgot, daz ist stok und steine, nach der nature gesniten und gemalet, und solt vermiden alle houbetsünden, wanne als manige du der hast, also manigen apgot tregestu. dar umme spricht got selber so: non assumes nomen dei tui in vanum. er spricht: dune solt dines gotes namen niht iteliche untphan, daz ist, dune solt dich be ime niht vorswern. Isidorus: Dupliciter fit reus qui et nomen dei in vanum assumit et proximum dolo capit. er spricht noch mer unser herre got: Memento, ut observes diem sabbati. er spricht: gedenche, mensche, daz du haldes dine viere, daz ist, daz du dich hüttest (12^) vor hubetsünden und vor allen den dingen die dich zu der helle mügen brengen. Dise drü gebot waren in einer tafelen geschriben und horten zu gote. dar umme drü, daz du got anbeten solt an der drievaldicheit. er spricht: Honora patrem et matrem tuam, ut sis longius super terram. Ere vater und muter, spricht er, uf daz du lange lebest uf der erden, daz ist ewiclichen in himelriche. unde: credo videre bona domini in terra. in dem andern gebote spricht er: Non occides. dune solt nimand erslahen weder mit rate noch mit der tat. in deme dritten gebote spricht er: non mechaberis. dune solt niht horen vleschleche noch geisliche. dar umme sprach er: Qua- cumque hora videris mulierem ad concupiscentiam, eam jam mechatus es; est autem in corde tuo, ecce, duplex mechia. In dem virden gebote spricht er: non furaberis. Dune solt niht stelen. da mit ist vorboten rouben wucher und al unrecht güt. non falsum testimonium dices. Dune solt kein valsch urcunde noch valschen gezük uf den eben- cristen sprechen, quia falsus testis non erit inpunitus. Non concupisces uxorem nec bovem nec asinum proximi tui nec omnia que possidet. Dune solt niht gern dines ebencristen wibes noch viehes noch alles daz er besezzen hat. Diz sint gotes gebot kurzelich gerürt. viel mochte man gesprechen dar üf. dise siben gebot waren in der andern tafel und gehorn zu dime ebencristen dem du trüwe leistin solt. du solt im helfen mit dem almusen und mit rat und mit tat und solt im gunnen und wunschen als dir selber. daz ist die gerechtichait. Die hat bie (12°) sich die barmherzicheit und die warheit, daz die barmherzicheit tempere die warheit und die warheit temperet die barmherzicheit, anders die warheit würde al zu strenge und zu herte und die barmherzicheit würde al zu lene und al zu semphte. uf daz ander horn des alters soltu setzen prudenciam sive sapienciam, daz ist die klucket oder die wisheit. die sal dich leren daz du kunnes vormiden die sunde und ander widermüte und ungemach, quia qui

16 a. du solt 22 vleschieche 25 l m stelen übergeschrieben 32 v. man vil g.

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sapienciam diligit diligit vitam. prima sapiencia est vitare malum. secunda sapiencia est facere bonum. omnis qui secundum deum sapiens est beatus est. Nichil sapientia melius, nihil prudencia dulcius, nichil sapiencia suavius, quia noxia nequaquam vitare possimus nisi per sapienciam et prudenciam. uf daz drite horn machtu setzen tempe- rancia, daz ist: maze soltu haben, swenne alle dine dinch wol gen; wanne, swannes dir get nach dinem willen, so phliget der hohmüt dike zu volgene der güttet. dar umme sol die maze bi sich haben zvo andere tugende, die othmüticheit und die gütwillicheit. die othmüticheit ist die selben nütze wider den hochmüt und die güt- willicheit dime nesten. uf daz vierde horn des alters soltu neigen fortitudinem in adversis, daz ist: sterke soltu haben, als iz dir ubele get und dir vil widermütes zu kümet. Quia sicut vasa figuli fornax probat, ita homines justos temptacio tribulacionis. so saltu gote be- wisen wie stark du sis widermüte und ungemach zu lidene und zu vortragen durch sin libe und durch daz recht. da sol dir zu helfen recht hoffenunge die du solt haben zu dime schepphere und vor- smahet dirre werlde. Der gute (124) herre sant Laurencius hatte dise sterke an ime mit der hoffenunge des himelriches. do man in briet uf dem roste, dar umme so vorspottete er beide vüer und dar zu gene die in da marterten und sprach: assatus sum, jam versa et manduca; ich bin ein sit gebraten, kere mih umme und iz mich, swenne du bilt. der gute herre sente Job der gar arme was worden und ser suchtich und sine lieben kinter hate vorlorn und al sin güt, der beweisete keinen ungedult, sunder er lobete sinen schepphere, unseren herren den almechtigen got, und sprach: dominus dedit, dominus abstulit etc. Diz machete dise sterke und dise hoffenunge die er zu gote hate daz er den grozzen slak vor niht enachtete noch die werlt, üf daz er gotes hulde behilde. wiltu nu ouf disen alter opphern so getan gebe, als hie vor gesprochen ist, daz soltu tun mit aller othmüticheit, als wir lesen in den alten urkünde in levitico: als man solde opphern ein turteltube oder ein ander tube, so solde man hin werfen die strozze und die cleinen vedere. die strozze bedutet den hochmüt und die cleinen vedere subtiles inqui- sitiones, die swinden vragen und die listigen spruche. Der hochmüt benimet den menschen unsern herren got und sin riche und dikke hie den lip, diz gibt die othmüticheit alles wider. der zorn benimet den menschen sich selben und machet ime dikke den tot des liebes und der sele, quia ira mortem operatur. der haz benimet den men- schen sinen nesten, dar umme so lert uns got selber in dem evan- gelio wu wir den sulen wider gewinnen und spricht: Diligite inimicos

9 andere zweimal 23 arme 30 s. g. g. oppher a. 37 dinl 41 wu wir den sulen wider gewinnen steht am rande

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vestros etc. .i. (195) er spricht: habt üwere vinde lieb und tut den gut die üch haben gehazzet, ut sitis fili patris vestri qui in celis est, üfe daz ir muget sin die kindere des himelischen vateres. Mangnus est enim qui invidiam humilitate superat. der ist werliche groz vor gote in himelriche der den haz mit siner othmüticheit vor- windet, quia invidia manifestat nos karitatem dei penitus non habere. Dirre alter daz ist got selber, der wil daz du ime so getane sünde abe tus und dar in tust die ware minne die uns brenget zu solichen vrouden, que oculus non videt etc. quod nobis prestare dignetur etc.

b. Dominica quarta vel Sermo communis.

Scribe: beati mortui qui in domino moriuntur. Advena et pere- grinus ego sum aput te sicut omnes patres mei. Dise wort die ich nu habe zu latine gesprochen die spricht her David der propheta inme saltere und bedüten alsus: Herre got algeweldiger, ich bin ein pilgerim und ein zukümelinch vor diner herschaft und habe keine steticheit, und also waren alle min altvorderen. swenne daz kint wirt geborn, so ist iz zu hant ein pilgerim unde tut alse tegeliches eine tagevart dem tote. so du, mensche, danne bist uz dime lande und ein zukümelinch, so machtu gerne horen gute mere von dime lande, daz ist daz riche unsers herren Jesu Christi. ein ygelich gut predi- gere saget die guten mere. daz ist daz erste: In dem ewigen lande ist din müter die oberste Jerusalem, da sint dine vrünt die heiligen engele, swestere und brüdere alle gotes heiligen. daz ist ouch ein gut mere: swer siner (13b) scult bekennet in eines werltlichen herren hove oder vor werltlicheme gerichte, der mach des angest haben daz iz im an den sinen lip ge; wilt aber du diner schult, daz ist diner sunde, bekennen in disses herre hove, daz ist in der cristenheit nu vor dinem pristere, er vorgibt dir alle dine sunde. also spricht got selber von hern Ezechiels munde des propheten: si ipsius egerit poe- nitenciam ab omnibus peccatis suis que operatus est et custodierit universa precepta mea, vita vivet et non morietur. Er spricht: ob der sündere wil rüwe habn von allen sinen sunden die er begangen hat und wil er halden alle min gebot, der sol mit mir leben ewichliche in dem himelriche und ensol niht sterben. Nunquid voluntatis mee est mors inpii, dicit dominus, et non pocius ut convertatur et vivat? wenet ir, spricht got, daz min wille so si, daz der sundere sterbe und sich niht bekere und lebe? vivo ego, dicit dominus, etc. Ich lebe,

8 brengen 16 20 zukümelich 24 nach alle m durchstrichen 25 wer- liches herzen hove, die besserung von Leyser übergeschrieben 27 nach ge steht wer siner durchstrichen 3% Ezechies 35 ensolt

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spricht er, und enwil niht daz der sundere sterbe an den sunden, sunder ich wil daz er sich bekere und lebe. Her Jeremias der pro- pheta sagt uns ouch ein gut mere und spricht: Si mulier dimiserit virum, numquid iterum recipiet eam vir suus? tu autem fornicata es cum amatoribus multis, tamen revertere ad me, dicit dominus. er spricht: ob ein wip lezet iren man und underwint sich eines andern, wenest tu daz sie ir erste man wider neme? Nein. Got spricht aber zu der sundigen sele: du hazt mich diche gelazzen und has vil wider mich getan, kere doch wider zu mir mit rechter rüwe diner sunden, ich wil dich gerne unphahen. dar umme sprach Jesus Christ zu sente Petre: non dico tibi dimittendi sepcies sed usque septuagies sepcies. do sente Peter (13°) vregete unseren herren got wie diche er solde vorgeben sinem brüdere, daz ist sinem ebencristen inme tage der ime leide tete, ob er daz solde tün siben stunt, unser herre got der des mensche crankeit wol weiz, quia ipse cognovit figmentum nostrum, der sprach: Peter, dune solt ime niht alleine vorgeben siben stunt, sunder sibenzich stunt siben stunt. et positum est ibi finitum pro infinito, quasi diceret: quociens habet necesse, tociens dimittas. und meinet daz also: als dicke unser ein den andern erzürnet und ime leide tut, als dikke sol erz im vorgeben, ob iz ime leit ist. nu bittet unsern herren Jesum Christum etc.

Scribe: beati mortui, qui in domino moriuntur. Sente Johannes spricht in siner epystelen: ich horte eine stimme von himele die sprach zu mir: scrib, selich sin die toten die der werlde sterben und an gotes hulden beliben. sal daz geschen, daz muz sin an gotes genaden und von sinen worten. nu sint der vil die gotes wort gerne horen, aber der ist wenich die daz gerne wollen sprechen, und die zu rechte sprechen solden die swigen. unser herre Jesus Christus kuam in dise werlt und vant in dem akkere der werlde dorn kletten nezzeln und ander uncrüt. bi den dorn ist uns bezechent der rich- tum, wanne als der dorn ist hart und stechelich, also gibt der rich- tum drier hande müicheit. sol der mensche daz güt gewinnen, daz müz geschehen mit arbeit; sol erz bezitzen, daz müz er tün mit vorchten: so vorchtet er die richter, die rouber, die diebe, sin wip und sine kindere und dar zu sin gesint; vorlüset er daz güt, da hat er groz (183) ze ruwe und leide ume. daz ist ein dorn der da hart und stechelich ist. clybe oder clette, weder ir wolt, daz da gerne hanget an den cleidern, da bi ist uns bekant der gelust der da sere hanget an den clede der sele, daz ist der lichnam da du, mensche, an begest die unküscheit und andere groze sünde. nezzele di da bürnet, da bi ist bezeichent unrechte gerunge, die die gerigen lüte

7 man wider zweimal 14 solde tün ein zweites mal, aber radiert 15 connovit 24 der die 25 sin an sübergeschrieben 27 hornen 41 der die g.

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sere bürnet und twinget. als sagt sente Gregorius: petiginem habet in corpore quisquis avaricia vastatur in mente. et Salomon: conturbat domum suam qui sectatur avaritiam. Diz sint allez bose crüt und unnütze in des menschen herze. deme hat unser herre got getan als er selber lert in Jerimia und spricht: ut evellas et destruas et dis- perdas et edifices et plantes. Her spricht: du solt daz lant roden und brechen und daz unnütze crüt üz zihen und solt bouwen und phlanzen. daz hat unser herre Jesus Christus getan mit also grozzen vlize und arbeite, daz im blütente hende und vüze und al sin lip, als her Jheremias der propheta spricht: a planta pedis usque ad ver- ticem non est inventa in eo sanitas. er spricht: von siner versene biz an sinen wirbel sines hübetes envant man niht ganzes an sinem libe. daz crüt was vil schedelich und machte alle die lütte trage zu guten werkin. Da von spricht her Salomon: Transivi per agrum hominis pigri et, ecce, superficiem ejus operuerant urtice et spine. er spricht: (14*) Ich ginch uber des tragen mannes akker, dane waz anders niht üffe gewachsen danne nezzel und dorne. unser herre Jesus Christus der tungete dissen akker mit mergele. mergil ist wiz ertriche und bezeichent unsers herren gotes menscheit die da wiz und schone was an allen tugenden und luter und reine an aller hande sünde. dar nach tüngede er den akker mit misten. Bi dem miste ist uns bezeichent alle die smaicheit und daz ungemach und die martere die er durch uns leit. war umme tet er daz? Exemplum dedi vobis, ut etc. dar umme, mensche, daz du alsam tust. Hie mit bistu wol getunget, diz macht dich veizt und vurderet dich zu guten werken die dich brengen zu himelriche. Ouch gab unser herre got den tou, uffe daz der same dester baz gewühse. dirre tue waren sine heizen trene die er weinite ober die stat Jerusalem und ober Lazzarum. da von ist gescriben: in rore celi et in pinguedine terre erit benedictio tua. Jesus filius Syrach: Dacio dei permanet justis, Benedictio dei in mercedem justi festinet. Do Esau bat sinen vater Isaac um einen sein, do sprach er zu im dise wort: in deme towe des himeles und in der veizticheit der erden sol din segenunge sin. er sante ouch in den akker sinen samen, daz ist daz gotes wort und gut bilde. er bracht ouch den phluch uf der achselen, daz waz daz vrone cruce daz er selber truch zu siner (14) martere, unde: crucem imposuerunt super humeros ejus. in disen akker sante er zwelef ochsen, daz waren die zwelf apostolen die disen phluch ziehen ob den akker, daz ist die den cristen gelouben lerten und predigten ober al die werlt, unde: In omnem terram exivit sonus eorum. Dar zu hat er geben igelicher sele ein engel zu der hute und einen ad exercicium, zu der übunge,

1 G.in p. S secatur 5 evelles 7 s. lant b. 21 tügende 36 crucem imposuerunt mit falschen abkürzungen geschrieben

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unde: angeli eorum semper vident faciem patris. Dar umme so sehen doch ir engele den himelischen vater immer me im himelriche, danne die stimme quam die sente Johannes horte, do er sprach: ich horte eine stimme von himele die sprach: Scrib, selich sin die toten die in gote ersterben, daz ist, die der werlt tot sint. Eia, were der tot wol gescriben in unser aller herzen! der tot ist vir hande: tot der nature, tot der schult, tot der genade, tot der helle. Prima mors animam nolentem pellit de corpore, secunda mors animam nolentem tenet in corpore. der tot der nature sunderet die sele von deme lichname, also sunderet die houbtsünde die sele von gote. der tot der nature machet den lichnamen stinkende, also tut die houbetsünde die sele vor den almechtigen gote. da von ist gescriben in der vetere büch daz der heilige engel sprach zu eineme einsidele: "wir gen in die wüstunge und begraben ein pilgerim. der waz vor tage tot. do si dar chamen, do vorstopphete der einsidel sine nase vor dem rüche des toten. under des daz si von dannen schieden, do begeinete in ritende ein werltlicher man wol geziret mit clingendem gesmide wol vergolt. (14^) do verhilt der engel sine nasen. do sprach der einsidel zu dem engele: 'herre, war umme tustu ditz?' do sprach der engel: 'dürch disen werltlichen man, und solt dw wizzen daz er me stinkent vor gote dan des pilgerimes lichnam vor diner nasen. Hie bi machtu merken und wizzen daz die sele dikke stinkende ist in deme lebenden lichname, also wanderet vil toter lüte und stin- kender lüte ober al, daz ist leider war. der tot der nature der tut ouch den lichnam crimmen und winnen von den würmen. swanne die würme daz vleisch danne geezzen, so sterben sie und werden wider zu aschen; dise bezeichenen unrechte gerunge und gedanken nach werltlicheme gute der der girige mensche vol ist. Der tot der nature vorkeret ouch al des mensche antluze also, daz die vunf sinnen vor- liesen ir amecht: so mugen die ougen niht gesehen noch die oren gehoren noch die nasen geriechen noch der munt gesmekken noch die hende geruren noch daz herze gedenken ubel noch güt. Ita mundani totum vultum et corpus defiguratum. Also ist den sündern al ir antluze und ir lip vorkart. Si keren ir ougen zu der unkuscheit ; da sie gotes wort solden horen und ander gotes dinest, da gen si zu dem wraze und zume tranke und zu andern suntlichen dingen. so volget der tot der schult. hie merke die toten die got liez ufsten: der erste der lach inme hüs, der ander was uzwendich der phorten, der drite lach begraben, der vierde was beswert mit eime steine. der tote inme hüs bezeichent die bosen gedanken die den sündere (143) vorleiten also verre, daz er willen hat die sünden zu volbringen. Hec est fiha Babylonis misera. Ditz ist die arme Babylonis magt die

6 der ist t. i. 17 clingende

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got uf liez sten inme hüs. Cogitacio que ducit ad consensum. der andere tote wart getragen uz der phorten, daz ist, swanne der sün- dere vellet in die houbtsünde da er selber mit mordet sine sele. der drite tote wart begraben, daz geschit, swanne der arme sündere sich selber begrebet mit langer gewonheit in den houbetsünden und der niht ab kümen wil der vierde wart besweret mit eime steine, daz ist der tüvel und der undrost oder die missehoffenunge die der sündere ime selber machet; der gelichet sich dem tüvele der durch sinen grozzen hohmüt keine rüwe wolde enphahen und gelichet sich Judas deme gotes vorretere der missehoffenunge hatte von sinem sunden, so er wol genade mochte haben vunden, und erhinch sich selber zu deme tode. da von spricht der apostolus: venit ira dei super filios diffidencie. er spricht: Gotes zorn kümet uf die zwifeler. der sundiget an dem heiligen geist der ane rüwe und ane bicht und ane büsze belibet, und zu minnest ane rüwe. der dritte tot ist tot der genaden. swanne dem menschen stirbt die werlte und der mensche der werlde, so enachtet der mensche niht waz man ime tuht und vorsmaet al dirre werlde ere, so mach er wol sprechen als sente Paulus spricht: Mihi mundus crucifixus est et ego mundo. er spricht: Mir ist die werlt gecrüciget und ich der werlde. swo zvene stent gecruciget, ir kein enkan den andern gereichen. Also (15°) enmochte die werlt niht haben von sente Paulo noch sente Paulus enwolde niht haben von der werlde. etteliche der sin der werlde gecruciget, aber die werlt enist in niht gecrucieget, als etteliche closterlüte uf die di werlt kein achte hat, sie haben aber achte auf die werlt. wanne sie haben etteliche mage und vürnt, er si bischolf und ebbete und prelaten waren, der sie niht enhaten, die mensche machen sie riche von ire prelaturen und von ires goteshüses alemusen und von der gemeinen prüvende der samenunge. der prelate der da gecrucieget solde sin der werlte und achten uf die selen die in bevolchen ist, die vorsumet dikke die sele und sorgent okker umme ire vrünt wie sie den gehelfen zu grozzen eren, zu kirchen und zu prevenden und zu archidiacenaten. also enphahen sie selen zu prevende und vor- sümet die und sten dar nach wie sie vil phenninge und grozzen schatz zu samen brengen und brechen okker der samenunge ab, so sie meiste mugen, an der chost und clagen daz ir goteshüs bekümeret si, dez is niht enist, ob ez getrüwe vürmunde hette. diz ensprich ich niht unser halben, wanne wir haben vollencumen getrüwe pre- laten, von der halben wir alle unser notdurft und alle genade haben, des got sie bendiet. wie du, cristene mensche, sülest der werlt tot sin daz vindest du in Vitas patrum. wir lesen in unser heiligen veter puch von eime guten manne der sich zu closter begab und wart dem

2 tot andere 6 eimen

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abbete gehorsam. (15°) dem gebot sin abbet und sprach: "Bruder, get zu der toten gebeine und sprechet den daz irgerste daz ir mügt und gesegt mir waz si üch antwurten. der gute brüder wart gehor- sam und tet als im der abbet gebot. do er des abendes wider zu sinem abbet quam, do sprach er, der toten gebein geantwürte ime nie diekein wort. do gebot im aber der abbet und sprach: ‘nu get aber morgen dar wider zu in und segent si und sprecht in daz beste daz ir mügt und sagt mir waz si eüch antwürten. do tet der gute bruder aber uls im geboten was und quam wider zu sinem abbte und sagt im als da vor. do sprach der abbet: ‘Brüder, ir sit nu kümen zu unser brüderschaft, von der werlde zu clostere, unde zu gelicher wis als üch der toten gebein niht antwürten weder zu dem bosen worten noch zu den guten, also sult ir tün. swer euch lobet, des weset an hohmüt; swer eüch schelde oder wulche, da enzurnet niht zu. zu allen disen dingen weset toub. tut ir daz, so sit ir tot der werlde und lebet gote. da von spricht sente Paulus: vivo ego, jàm non ego, vivit vero in me Christus. er spricht: ich lebe, ich en- bin es aber niht, sunder Christus der lebt in mir. alsus sol ein ige- lich gotes knecht toub sin. Heizet man in thore oder ypocrita oder swie smeliche man im zu spricht, daz sol er vertragen durch die libe unsers herren gotes. nu sint etteliche, die wile in niht wider- mütes geschit, so dünket sie des wie daz sie wol einen swertes slach erliden, und ober eine wenige wile sone mugen sie ein cleine vorhtichen niht geliden, als sente Paulus (15^) spricht: Nondum restitistis usque ad sangwinem adversus peccatum repugnantes. Her spricht: Ie enhabet den sunden niht wider standen also verre, daz ir üwer blüt habt gegozzen. Mensche, solde man die eine hant oder ein vüz alse dikke abeslahen als du die sunde tust, du würdest vil wol der sunden ein teil lazzen die du nu vil genendiclichen tust die wil du nu lebest und der du niht abe wilt kumen. aber nach dinem tot so wirt sie dir got abe nemen also daz dir we wirt daz du ie geborne würdes. unde Gregorius: omnis peccator prudens erit in pena qui stultus fuit in culpa, quia jam ibi dolore constrictus ad racionem oculos aperit quos hiec voluptatibus deditos clausit. der tot der helle daz ist ein tot der ewigen vortümenisse, und swelich sele dar in cümet die enmach nimmer mer ledich werden, quia in inferno nulla est redempcio, wanne da kein erlosunge ist in der helle. so sult ier biten unsern herren got daz er euch des gehelfe daz uwer keines sele nimmer dar in encüme, und sprecht ewer iegelich: libera me, domine, de morte eterna. herre got, veterlicher trost, erlose mich von dem ewigen tote an dem vorchsamen tage des lesten urteiles,

9 uns gesegt 6 im vor aber übergeschrieben 8 do der tet der g. 14 wulche von Leyser vluche übergeschrieben 29 genediclichen 30 der nu 31 als dir

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swanne der himel und die erde beweget müzzen werden und vorwandelet. unde Gregorius: Quia omnis peccator prudens erit in pena etc. wir lesen in dem evangelio von eime richen mane, wie der heisse des enlese wir niht, sunder er waz also riche, daz er waz gecleidet mit zndale und mit phellele und mit den hohsten cleideren die man erdenken mohte. und daz ich iz üch kürze, er lebete in dirre werlde 1103) an siner kost und allen dingen nach sines herzen willen, und waz ouch bi des geziten ein arm durftiege liebes und gutes der hiez Lazarus und waz vol swern al sin lip. der lach vor des richen mannes tür swanne er az und gerte der brosmen die von sinem tische vielen uf die rede daz er sinen sichen lip generte. da vor- smehete der riche man und al sin gesinde den arm dürftigen und engonden ime der brosmen niht die da von deme tische vielen, sunder die hunde quamen und lecketen ime sine swern. do gevüget iz sich eines tages, als iz got wolde, daz der arme dürftige Lazarus starb. do quamen die heiligen engele mit grozzen vrouden und vürten in hin in Abrahames schoze. dar nach starb der riche man und quamen zu hant die tüvele mit grozzem schalle und namen in mit gewalt und vürten in hin in die helle und begrüben in dar inne mit lib und mit selen. da hub er uf sin ougen und sah Abrahame von verrens, .i. a longe, und sach Lazarum mit grozzen vrouden in sime schoze. do rief er vil lüte, als iz im not tet, und sprach: 'herre vater Abraham, erbarme dich uber mich und sende mir Lazarum zu troste, daz er netze daz ende sines vingeres und erchüle mir mine züngen, wanne ich brinne und quele und lide grozze not in dirre flammen'. do antworte im Abraham und sprach: 'Sün, gedenke des daz du lebetes in dirre werlde al nach dines herzen willen und (16®) da wider so lebete Lazarus den ich hie habe mit allen ungemache. Dar umme so wirt er getrostet in disen vrouden und du da wider ge- quelet. under disen dingen so ist ein bescheidenlich sache oder ein underscheit (weder ir wolt) hie zuwuschen uns und uch gevestenet daz die die hie sin zu uch niht cumen enmügen, und die da mit üch sin her niht cümen enmugen. nu der tot der sunde machet den menschen orelos, daz er niht horen wil gotes wort und tüht als der aspys: swenne die vornimet daz si der goukelere wil uz irme gemache zihen, so vüget sie ein ore zu der erden und stekket den zagel in daz andere ore. also tuhn die bosen lüte: swenne sie der predigere wil zihen mit dem gotes worte von iren sunden, so vugen sie ein ore zu der erden, daz ist zu canke und zu andern suntlichen worten, und stekken den zagel in daz andere ore, daz ist sie volgen der unkuscheit und allen suntlichen dingen und trosten sich selben mit

24 netzete 27 und zweimal 80 disem 981 zu wüschen, von Leyser zwuschen übergeschrieben 3% vüge 41 und mit allen 9

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der lesten zit und sprechen: 'wir tün nu allen unsern willen in der jugent und her nach in dem aldere sule wier iz alles wol gebezzern. sone wizzen sie des niht daz nieman hat einen gewissen tach zu lebene, diz heizet den zagel in daz ore gestekket. Mensche, nu schrib dise vier tote in din herze und bit got daz du cümest uz deme tode der schult und nimmer encümest in den tot der helle, und daz du cumest in den tot der genade (16^) und genedecliche liden müzes den tot der naturen, und daz daz an uns allen muzze geschen, und swenne unser sele von unserm lichname scheide, daz sie müzze cümen zu dem ewigen himelriche. quod nobis prestare dignetur etc.

6. Sermo de purificatione beate virginis Marie.

Postquam inpleti sunt dies purgacionis etc. daz spricht: do die tage erwüllet waren daz die künigenne sante Maria solde cümen mit irme opphere züme templo, als da gescriben waz und Moyses geboten hatte. wanne iz waz gewonheit in der alden ée, swelich wibes namen hette gewunnen ein kint mannes namen, daz die solde sin üzwendich des tempels virzich tage, dar nach kam sie mit dem kinde und mit dem opphere. die richen solden opphern ein lamp und ein turteltübe oder,ein ander tübe, die armen solden opphern zvo turteltüben oder zvo ander junge tüben. Christus der dar zu quam daz er die & erwüllen wolde und niht züstoren, und zu gelicher wis als er wolde besniten werden an dem achten tage nach siner gebürt, also wolde er cümen in den tempel mit dem opphere des vircigesten tages. niht durch sine, not oder siner müter, sunder durch unser notdürft, wanne an siner liben müter enwaz niht zu reinegene noch zu suberne als ein andern vrowen, sunder daz sie gehorsam waz zu der &&. wanne uns Christus wolde leren daz armüte, so wisete er bilde des armütes in al siner tat. dar umme wolde er zvo turteltüben oder zvo ander junge tüben vor sich lazen opphern als man teht vor die armen. (16°) er wart geborn in einem arme dorfe und mit cranken tüchen bewunden und in eine snode crippe geleget vor zvei nozichen. erne hatte in der werlde als vil niht daz er sin houbet zu geneigete. do iz aber siner marter nehente, do leid er vil smacheit und jamercheit in einer achbern stat under vil volkes und den smehlichen tot des crüces. also wisete er al der werlde welich armüte und ungemache er leit. Leit daz der schepphere dürch dinen willen, waz wiltu, arme schepnisse, wisen zu deme lesten urteile daz du habes durch in ge- liden? Dune wilt niht liden den wülch noch daz schelden noch

1 nu übergeschrieben 14 erüwllet 22 ewüllen 26 müter liben waz en niht 92 gelage notichen.

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aftersprach noch zorn noch vorspottet werden, noch kein widermüte wiltu liden. waz machtu danne gewisen waz du geliden habs durch got und dürch daz recht? Got spricht selber in dem ewangelio: Beati qui persecucionem patiuntur propter etc. er spricht: die sin selich die da widermüte und ungemach lieden dürch got und durch daz recht. da bi der ziht waz ein altherre der hiez Symeon in der stat zu Jerusalem, der waz des gerende daz er den tach gelebte daz er den heiligen Crist müste gesehn. do enphinch er ein antwürte von dem heiligen geist und gewerte in des daz er nimmer solde ersterben erne gesech den heiligen Crist. do kuam er als hüte in den tempel in dem geiste und nam sin gelubede. da sach er den heiligen Crist des er lange gerende waz und nam in an sinen arme und bendiete den almechtigen got und sprach: Nunc dimittis, domine, servum tuum etc. (169) Herre, nu laz mich dinen knecht nach dinem worte in den vreide varn, wanne min ougen haben gesehn din heil und din ewigen vride. Diz ist die hochzit die wir begen mit so grozen vreuden. wir tragen die liecht dürch eine bezeichnuzze: daz vür in dem lichte bezichent den heiligen Crist in deme libe der reinen magt sente Marien; er wart von ir geborn in dirre vinstir werlde der ein licht ist und ein bürnende minne aller heiligen, treges du Jesum Christum in diner hant nach eime bedutnisse, so tragen ouch in dime herzen. wil tu in tragen, so soltu da oppher mit dir brengen, zvo turteltüben oder zvo andere junge tuben. die turteltube bezeichent die kuscheit, wanne als die turteltübe vorlüset

iren gaten, sone kuset sie keinen andern. die ander tube bezeichent ?

die ainvalticheit. also sol der rechten und der guten lüte leben sin küsche und einvaltich, so mügen sie gote brengen ein lib oppher. der opphert eine tübe der sin unschulde beheltet biz an sin ende also, sprich ich, daz er im selber niht enschade noch anders niemande. der opphert eine turteltübe der sinem vleische niht envolget sünder widerstet an siner gerunge. Swenne diese zveier hande tuben sulen singen, so süphten si da bi ist bezeichent unser rüwe die wir sulen haben suchtende mit heizen trehen umme unser sünde. Der mensche sol weinen zveir leie wis: ein weinen ist in der gerunge gotes (17*) und durch die liebe des himelriches, daz ander weinen ist daz du tüst vor dine sünde und umme die pine des ewigen todes. dar umme wart geboten in der alden éà daz man solde opphern zvo junge tüben, eine die solde das vür vorcern durch daz daz wir alle invürich würden in der liebe unsers herres gotes und gar unbrant in der himelischen minne, die ander solde man opphern vor die sunde. daz tüstu, mensche, swenne due rüwe hast umme die sunde

15 den nach in übergeschriben 22 da aus dar 28 do opphert 31 bei zveir ist e übergeschrieben 9*

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und die bichtes und büze enphes und die leistes und sie dannoch gotes clagest mit heizen trehen in dime gebete. der mensche buzet sin sunde zweir leie wis, offenbare und heimeleiche. der da offenbare gesundigt hat oder die lüte geergert hat mit crankem bilde, der sol offenbare buzen durch den willen, als er waz ein boze bilde zu den sunden, daz er ouch si ein güt bilde zu der büze. swer aber heimi- liche gesundigt hat, der bezzere sie gote heimeliche mit der rüwe und mit der bicht und mit der büze und mit andern guten werken. dise zweier hande tuben bezeichent dise zweier hande sunden. die turteltübe vlüget alleine und suftet, die ander vluget in der schare und süftet. bei der turteltuben ist uns bezeichent (17®) der sundere der heimeliche sine büze leist vor die heimeliche sunde. Bi der ander ist uns bezeichent der offenbare sine büze leistet umme sine offenbare missetat. diese geistlichen vogele leren dich mit siben tügenden die sie haben und geben die dar an geistliche bilde. Daz erste ist: diese tube het enkein galle; sine lebt nicht von aze als ander vogele sunder izzet ouzerwelte kornere; sie suftet vor daz singen; sie genert diche vremede jungen; si sitzet ober dem wazzere, daz si muge gesehn den schimen des zu vliegenden habiches und in also vormidet; sie wonet ouch in den steinlocheren. in allen diesen dingen machtu volgen der tuben. alle bittercheit soltu vortriben von dinem herzen, wanne kein sunde als unrein ist als haz und nyth, daz ist die galle. swas du ungemaches an dinem liebe macht geliden, daz enhilfet dich niht, ob du nyt und haz in dime herzen hast, als sent Paulus spricht: si tradidero corpus meum ita, ut ardeam etc. er spricht: gebe ich min lip dem vüre also daz ich burne, und euhab ich der waren minnen nihi, iz envrümet mir niht. Bringes du ouch din oppher mit dem hazze, daz ist ouch gote unmere, als uns daz ewangelium sagt: si offers munus tuum ante altare etc. daz spricht: Brenges du dine gabe (179, daz ist din oppher oder almusen oder din bet, und gedenkes du daz din bruder oder din ebencristen hat icht wider dich zubrochenes, behalt din gabe und ganch aller erst, versune dich mit dinem widersachen und so brenge dine gabe. hastu aber nit und haz, sone mach dir die sunde niht werden vor- geben, als got selber spricht: si non dimiseritis hominibus peccata eorum etc. er spricht: vorgebet ir den lüten ire sünde niht, sone vor- gibt auch üch der himelische vater üwere sünde niht. Quia in mali- volam animam non introibit sapiencia, wanne die wisheit des almech- tigen gotes enkümet niht in die unwillige sele. dar umme volge der tüben, daz du sist ane gallen. die tube izzet kein as und izzet ouch keine wurme. also ensoltu keine liebe han zu toten werken, du

26 vürme 82 din zweimal 94 haz du sone 40 tube ist kein u. 1. o. k. a. noch wsmüte

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solt ouch miden die wurme, daz sin unreine gedanken und same- wizzicheit die daz herze zuriben. daz as bezeichent die stinkende sünde, die wurme bezeichent die bosen ingehenede die da kümende ist von den sünden, die den sündere rüget unde tümet; wanne der mensche endorfte sich niht wisen vor den lüten, ob die lüte mochten sehen daz ime sin herze vor wirfet tegeliches. dar umme soldu die sunde miden, daz dich die unreine samewizzicheit niht (174) enpinige und ouch dar umme: als manige sunde also manigen herren hazt du und also maniger sunde kneht bistu. Quia qui facit peccatum servus et peccati, wanne swer die sunde tüt, der ist der sünde knecht. du solt oüch dar umme die sünde miden, quia stipendium peccati, ut ait apostolus, mors eterna; wanne daz lon der sünde daz ist der ewige tot unde David: Longe a peccatoribus salus. verre ist die gotes genade von den sünderen, spricht her David der propheta. die sünde ist ein stank da von die sundere stinkende sin secundum illud: com- putruerunt jumenta in stercore suo. als ob er spreche: die sündere sin vorvület in den sünden als daz viech in irm miste. die sünde machet ouch den menschen schemenden, als her David spricht: eru- bescant inpii et deducantur in infernum. er spricht: die bosen und die unreinen sündere sülen sich schemen und gevürt werden in die ewige helle. die tübe küset die bezern cornere und lebt von dem samen. also sol der cristenmensche genert sin von den besten worten unsers herre gotes, als uns daz ewangelium sagt: Non in solo pane vivit homo, sed in omni verbo quod procedit de ore dei. daz spricht: der mensche lebet niht alleine des brotes sunder von deme gotes worte. der mensche hat lip und sele. der lip bedarf spise trank und cleidere in dirre werlde, die sele bedarf der genaden (18*) von deme himele. wir sin pilgerime, dar umme bedürfe wir der spise uf dem wege. diser spise bitte wir, als wir sprechen: panem nostrum coti- dianum da nobis hodie, hodie i. in presenti vita. daz spricht: unser tegelichez brot gib uns, herre, hüte, daz ist in diseme libe. an deme brote bittet der mensche al siner notdürft, als got selber spricht in dem ewangelio: Nolo eos dimittere jejunos, ne deficiant in via. er spricht: Ich enwil sie niht lazen vastende, daz si sich niht vormuden in dem wege. der vorcrenket in dem wege der daz gotes wort niht horen wil und der enist ouch niht von gote, als uns daz heilige ewangelium saget: Qui est ex deo verba dei audit. swer von gote ist, der horet gerne gotes wort. und dar umme enhoret ir niht gotes wort, wanne ir von gote niht ensit, sprach got zu den juden. die tube genert auch vremede kuchene. dar an soltu merken die barm- herzicheit, da di an ist gewiset daz du vromede lüte solt lip habn, und swer dich icht bitet, den solt du gezviden, als die scrift spricht:

15 vor sin steht ist radiert 18 menschen durchstrichen 20 in gevürt ist ge überg.

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omni petenti te tribue. mach daz niht tun mit den werken, so tu iz doch mit dem willen. Got spricht ouch in dem ewangelio: estote misericordes etc. weset barmherzich, wanne üwer himelischer vater nach siner barmherzicheit regenet und lezet sine sunne schinen den bosen (185) als den guten. er spricht ouch: habt ir die lib die üch lib haben, was lones wirt uch dar umme? hir an soltu merken daz du die vremeden solt lip haben durch got und dine mage soltu lib haben in gote; wanne der da sprach: 'habe din vinth lib', der sprach ouch: ‘ere dinen vater und dine müter. quia caninum est pauperes parentes non agnoscere, der gelichet eime hunde der sich siner arme mage schemet und die niht wil erkennen. der mensche sol sin nature erkennen an eime igelichen mensche, und als er gewreischet sinen bresten und sinen werren, enmach er ime den niht gewandelen zu gute, so sol hes ime doch vorgunnen und sol im doch leit sin, als sant Paulus spricht: quis infirmatur etc. er spricht: wer ist siech, daz ich niht mit ime siech si? und der propheta spricht: cum videris nudum etc. swanne du gesihes den nacketen, so decke in und en- vorsma in dine nature niht, wanne got hat den armen menschen als wol geschaffen als den richen. enwiltu dem arm niht gegüten durch sines selbes willen, so tuh ime doch gut durch sines herren willen. feneratur enim domino qui pauperi tribuit. Mensche, swaz du dem arm gibes, daz gibes tu got. unde: pauperis in specie si Christus venerit ad te, impertire sibi'quod dedit ipse tibi daz spricht: cümet Christus zu dir in eines armen menschen gelichnusse, so teile im mit daz er dir hat geben, quia quod uni de his minimis meis fecistis etc. die tube sitzet bi dem wazzere und wartet (18°) nach deme schiemen des habichs, ires vindes, daz sie in also vormide. Mensche, da hastu an ein güt bilde. Du hast einen geistlichen vint der veret in der luften, der enist nicht stetelichen bi dir noch von dir. were er stetelichen bi dir, so mochtes du dich sin kume erweren. idoch ensal nieman al zu sicher sin, wanne als vil mer man in gesehn enmach, als vil mer ist er zu vorchtende. sinen schimen machtu sehen in dem wazzere, daz ist, sine listicheit machtu sehn in der heiligen scrift. als du danne gevülest sine besuchnisse, so vülch in dinen vriede, daz ist zu der heiligen scrift. retet er die zu der unküscheit, die scrift widerretet dir und spricht: non mechaberis. retet er dir der tube, die scrift widerretet dir iz und spricht: non facies furtum. retet er dir zume zorne, die scrift die drowet dir und spricht: quis irascitur fratri suo. retet er dir zu liegende, da wider spricht her David propheta: perdes omnes qui loquuntur men- dacia. Herre, du vortümes alle die lügenere die dar an bliben ane

4svene 5D beide male lib aus lip 8 w. er da 11 enkennen 15 quis nudum am untern rande 20 selber vor herren durchstrichen 381 v. nimmer m. g. in mach

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rüwe. bi disem wazzere sol sitzen die selige sele, daz ist bi der heiligen lere, und sol pruven die vorretnisse des viendes. die tube sufzet vor daz singen. der tüben volge, sundere, swer du bist, und kere din singen und dine vroude in ein weinen. da von spricht got selber: Beati qui (184) nunc fletis, quia ridebitis. er spricht: selich sit ir die nu weinent, wanne ir werdet lachen. er spricht ouch: we üch die ir nu lachet, wanne ir werdet iz noch allez beweinen. Maria Magdalena die wüsch ire sünde abe mit den trehern. die trehen waschen die sunde abe nach der tüfe, dar umme sone soltu niht alleine weinnen vor dich selber, sunder ouch vor andere arme sundige lute. Do unser herre Jesus Christus vor sich niht hatte zu weinende, do weinet er ober Lazarum und die stat Jerusalem, do wart unser herre leidich vor die lüte und weinete er vor sie. war umme entustu des niht? war umme enweines du dich niht? quia sacrificium deo est spiritus contritus. wanne ein rüwich geist ist gote ein lib oppher, spricht her David der propheta und spricht noch mer: Lavabo per singulas noctes lectum, ich wil alle nacht min bette mit minen trehen waschen. die nacht ist die sunde, daz bette ist die samewizzicheit. wiltu daz rechte vorsten, so soltu vor eine iegeliche sunde bichten und süchten. die samewizzicheit heizet ein bette, wanne in dem bette ruwet der gesunde und lidet not und arbeit der sieche. also hat der rechte mensche rüwe in sime herzen und der ungerechte unruwe. die tübe wonet ouch in den steinlocheren. (19?) der stein bezeichent unsern herren Jesum Christum. uffe den stein enmachtu niht gebüwen guter werke, düne wollest sprechen: 'diz ist getan von gotes genaden'. wiltu sprechen: 'dise werk sin geschehen von miner wrumkeit, so sint sie vorlorn. quia qui gloriatur in domino glorietur, spricht sant Paulus; swer sich berüme, der berüme sich in gote mer dan in dem mensche, als aber her David propheta spricht: Bonum est confidere in domino quam confidere in homine. Her spricht: iz ist bezzer daz der mensche hoffenunge habe zu gote danne zu den menschen. die steinlochere da die tübe inne wonet daz sint die wünden unsers herren Jesum Christum da der gute einvoldige mensche sol inne wonen mit dem cristengelonben und mit guten werken. üz von den lochern vloz daz blüt unser losunge und daz wazzer unser tüfe. iz waz in der allen €& lange vor gewiset in dem racional daz Aaron der hoge bischof trüch. da waren inne wunf steine, als die wol lüchten, daz waz ein zeichen daz in got genedich waz; als sie tunkel waren, so was iz ein zeichen gotes zornes. daz ist ein 'stole' daz hiez do ein 'racionale', daz lutet redelicheit' und bezeichent daz racionale die

1 am rande: hic incip 3 sufzet aus sufet wer 8 trenen am rende 10 arme andere 18 sie aus sich 20 bette, tt «uf rasır, darauf und ein bette 39 ist ist 40 lutet aus ludet

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menscheit unsers herren Jesum Christum da er rechte und redeliche an tet alle sine tat. die vümf steine bezeichent die wunf wunden unsers herren Jesus Christi. als die wol schinen in dime herzen, daz ist, als du (195) ganzen gelouben dar an hast, so mach tu wiszen daz dir got genedich ist. werden si aber tunkel in dem herzen, daz ist, enphellet dir der geloube, so soltu wizzen, daz got sinen zorn uf dich hat geworfen. in disen dingen soltu der tüben volgen und nemeliche der waren tüben, unser vrowen sente Marien, und bittet di himelische kuniginne die da ist muter aller barmherzicheit und aller genaden und die da ist hoffenunge und trost aller sundigen lüte, daz uns semphtige iren libe sün den si als hüte brachte in den tempel, unsern herren Jesum Christum qui vivit et regnas etc.

T.

Sermo de Adam et de transgressione mandati. Bei Leyser s. 90, 28—896, 19.

8. Beichtliturgie.

(22°) Ich küme gotes genaden und zu euwerme rate und bekenne unserm herren dem almechtign gote und miner vrowen sente Marien und allen gotes heiligen und euch daz ich in den sunden untphangen bin und geborn und daz ich nach der tüfe da ich inne gewaschen wart von den sunden und gote gehorsam wart, daz ich habe nach den sunden gedacht und han sie vollenbracht und bin dar an bewonet. ich bekenne gote und üch herren der gotes gerichte hie heldet daz ich han gesundigt sider dem male daz ich sündigin mochte mit gedanken, mit worten, mit werchen (224) und mit bosme gelaze. ich hab ouch gesündigt mit homüte, mit stolziheit, mit itelicheit, mit itelen eren, mit werltlicheme lobe, mit nyde und mit haze, mit zorne, mit trakeit an gotes dineste; an tunde daz ich lazen solde und an laz- zende daz ich tün solde; mit unrechteme gebene und mit unrechteme nemene, mit unrechter liebe und mit unrechter leide, mit giricheit und mit ungunst, mit gelüst und mit uberlüst, mit al zu grozzer unkuscheit, mit uberaz und mit ubertrank, mit vorretenisse, mit bosem willen und mit boser gerunge, mit bosem wane, mit schelden, mit vlüchen, mit aftersprach, mit lügene, mit trügenne, mit meineide, mit lachen, mit spottende, mit vnvüge und mit valscheit, mit krankem gelouben. ich hab gesündiget wider minen schepphere und wider

18 am rande von Leyser Beichte hinzugefügt 27 nach ouch steht gedu, wovon du durchstrichen ist 35 rügenne

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miner &, wider minen ewencristen und wider mich selben und wider die heilige eristenheit, swie ich daz getan habe, wizzende oder un- wizzide, dankes oder undankes, slafende oder wachende, nachtes oder tages, mit minen wüfm sinnen: horende, sehende, richende, smeckende, grifende; gende, stende, liegende, sitzende, wider miner

geistlicher und werltlicher herschafft vil gedacht habe, geraten, .

gesprochen und getan habe und in nie so getrüwe was als ich (23®) zu rechte solde, noch enhatte sie nie so liep, noch enwas in nie so gehorsam als ich solde, noch engetet mine bicht nie so genzeliche als ich solde, noch entphinch mine büze nie so gütlichen, noch engeleiste sie nie als ich zu rechte solde. Gotes lichnam hab ich selden untphangen; als ich in aber enphinc, sone behilt ich niht ane sunde als ich solde. daz rüwet mich, ich gibe mich ouch schuldich daz ich die heiligen vesteltage und heiligen tage nie so geeret als ich billich solde, daz ich den siechen noch den armen noch den gevangen nie so genedich was als ich solde. ich bekenne ouch des daz ich den zehenden mines liebes noch mines gütes nie also gab als ich solde, noch die liebe mines scheppheres noch mines eben- eristen nie so gehielt als ich solde. dirrer sunde und aller miner sünde die ich ie begangen han, wizzende oder unwizzide, heimilich oder offenbare, swie so ich die getan habe, der bekennich gote und üch, die rüwent mich und wil sie mer wor miden und lazen mit der gotes helfe und wil sie büzzen nach üwerme rate.

Ich sündiger mensche, ich vorsage dem tüvele al sines willen, al sinen reten und al sinen werken. ich geloube an got, vater algeweldigen der geschaffen hat himel (28") und erde und allen den dinch die da inbendigen bevangen sint. ich geloube an sinen ainborn sün, unsern herren Jesum Christum. ich geloube daz der selber got sun geboteschaffet wart von dem heiligen engele sante Gabriel zu der ewigen magt sente Marien. ich geloube daz si in magt unphinch, magt getrüch, magt gebar, immer maget gewesende. ich geloübe daz der selbes gotes sun hie in erdriche waz und alles ungemach leit also lange biz daz er vorraten wart von eime siner jungern, Judas, under Pylatus geziten. ich geloube daz er gevangen wart, gehals- slaget wart, an gespiget wart, gegeiselet wart, gecrüciget wart und dar an leit wümf wünden vor mine sunde nich dürch die sin. ich geloube daz sin menscheit ame crüce erstab und sin heiliger lichnam zu der erden bevolen wart. ich geloube daz sin heilige sele mit der gotheit zu der helle vür und die zubrach und dar üz nam alle die di des wirdich waren. ich geloube daz er des dritten tages üf erstunt von dem dote, ware got und ware mensche, und sider males hie in

7 Symbolum steht am oberen rande 8 so überg. 9 so vor gehorsam tiberg. 16 sode 22 wor mer m. 3% under in P. gevangen warat 87 heiligen

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erdriche was vircich tage und virzich naeht und an dem virzichgesten tage uf vür zu himel zu angesicht allen den die des wirdich waren (23°) und da sitzet ebenher und ebengeweldich und ebengelich sinem vatere. ich gelübe daz er danne cümftich ist zu urteilende ober mich und ober einen igelichen menschen al nach sinen werken. ich geloube daz ich armer sündere danne uf sten sol und rede dan geben sol aller der sünde die ich ie beginch sunder der die ich gebichtet habe und gebüzzet habe nach genaden oder nach rechte. ich geloub daz der vater und der sun und der helige geist ein war, got ist und immer wesen sol ane ende. ich geloube daz die heilige cristenhait mit deme cristengelübe behalden ist. ich geloube meinschaft aller gotes heiligen, ob ich sie erarne. ich geloube alles des des ich christenmensche zu rechte gelouben sol. ich geloube aplaz miner aller sünden, ob si mich werliche rüwen, libes nach diseme libe und daz ewige leben. daz vorlieche uns der vater und der sün und der helige geist. Amen.

Got vater, herre unser etc.

Dise bicht und disen gelouben und daz gebet sol ein ygelich cristenmensche zu rechte kunnen. enkan hes nicht, so mach iz hie inne lern Jesus filius Sirach: fili, in vita tua tempta animam tuam, et si fuerit, nequam, ne des illi potestatem. relinquamus non solum nostra sed nosmetipsos. ecce, superbus fuisti, esto (239) humilis et relinquisti te. luxuriosus, avarus etc. unde scriptum est: verte inpios et non erunt etc. zu gelicher wis als niht enwaz an gote daz totlich were erne nem iz von uns, also enhabe wir niht an uns daz untot- lich si wir ennemen iz von ime. dar umme quam er in dise werlt und untphinch unse totlicheit, uf daz er uns gebe sine untotlicheit.

9. Sermo de pascha.

Pascha nostrum inmolatus est Cristus. Die genade des heiligen Christus und die minne des almechtign gotes und die minne des heiligen geistes die müze hüte und immer mit uns allen sin und müze üwer herze und üwer sinne alsulich gemachen, daz ir die heiligen wort die ich uch hüte gedenche zu sagene von den genaten und von der üferstantunge des heiligen Cristes, daz ir die also vor- nemen müzet, daz si üch vrümen zu diseme libe und züm ewigen liebe. uffe daz daz gesche, so sprech üwer igelich ein pater noster und ein Ave Maria.

1 dem übergeschriben 3 h in ebenher übergeschrieben 10 e in ane überge- schrieben 11 mechaft 13 am rande christen mensche 14 ob ob 19 kumen 21 illis 22 esto esto 37 bliebe

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Pascha nostrum immolatus est Christus. uns kündiget sente Paulus der ein lerer ist aller der heiligen cristinheit in siner epistolen die man hüte lieset zu messe daz iz hüte sie ostertach in deme der heilige Crist wurde geopphert vor alle die werlt und heizet uns des vro sin. iz was ein her oppher und uns ein genede (24%) clich oppher daz der almechtige got, der himelische künic, der nie gesundigt durch unser sünde und unser missetat sich oppern wolde sinem vater dem almechtigen gote zu dem bittern tode des vronen cruces. zware iz was ein groz enste daz er von sines vater schose, da er saz eben- her und sitzet, zu uns her nider in diz ellende cumen wolde durch daz daz er uns mit sime tode erloste von dem ewigen tode und uns brechte zu den ewigen genaden, ob wir im volgen wolden. leider wir lutzel des gedenken und merken, als wir zu rechte solden, wie wir ime des gedanken, als es wol wert wider uns were. lege wir in immer und immer an betende, sone mochte wir ime doch niht vol danken der genaden die er uns als hüte bewiset hat. unser nekein ist so güt, der im einen vinger oder ein hant im lieze ab slahn durch got, erne würdes harte sere vorzvivelen. wes sal uns got danne danken dir sinen lip almitalle durch unsern willen gab, so wir ein gelid durch sinen willen niht wolden ab slahen? laze wir daz wesen, uns vordrüzet joch einen tach zu vastene durch sinen willen, und in vordroz niht virzich tage zu vastene durch unsern willen. dar umme so bittet den (24*) heiligen Crist daz wir disen heiligen ostertach also müzen begen, daz wir nach disem liebe die ewigen ostern mit dem almechtigen gote vrolich müzen begen. dirre selbe tach der was hie vor in alden ziten manigen wis vor bezeichent, wan der ein tach solde sin der genaden und ein trost aller der werlde. zu welicher wis daz were, des wil ich euch ein teil sagen. iz geschach hie bevor also daz daz israhelische wolk im Egyptumlande waz gevangen bie eines kuniges geziten der hiez Pharao. der kunich quelete daz volk also sere mit aller slachte arbeit, daz iz got von himelrich erbarmete. da sant unser herre got sinen boten, herrn Moysen den propheten, zu dem kunige und hiez in des manen von sinenthalben daz er ime liez sin volk ledich, er woldez uz von sime lande vüren und wolde daz si ime dineten. des enwolde der künich niht tun. do sant unser herre got manige plage ober den kunich und uber die sinen durch daz daz er im sin wolk lieze vrei. iz half alles niht. do zu jungist gebot unser herre got sinem wolke daz si sich bereiten, er wolde si be nacht von dannen vuren, und gebot in ouch daz ir igelicher ein lamp des selbes nachtes slüge und ez iz also ylende, als uns die scrift sagt: tenentes baculos in manibus vestris, (24°) und daz si ouch

1 senste 9 er eben saz her und suzest (radiert) 16 neikin 1% lieze im 20 gelide, letztes e radiert 26 nach ziten ist 1 radiert wan des

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hetten stebe in iren henden und daz si des lammes niht enleibenden biz an den morgen; swas is in aber uber würde, daz si des da in dem vüre vorbrenten. ouch gebot er in mer: er gebot in daz sie des blütes von deme lamme nemen und bestrichen dar mit ir obertür. diz daten sie. hin zu mitter nacht do sante in unser herre got sin zeichen unde vürte sie in daz rote mer. do der kunich und die sinen ditz gevrischen, do neteht der kunic niht mer wanne daz er in nach volgete mit allen den die in sinem lande waren biz an das rote mer da er sie noch vant. do daz gotes wolk die vinde gesahen, da vorchten sie sich vil sere und entrüwenten des niht wie wol in got gehelfen mochte. do sprach got zu herren Moyses: 'Moyses, slach mit diner rüten uf daz mer und iz solsich üf tàn, und ganch du und min volk dar durch und erzvivelt niht, wanne ich bin mit üch. Moyses deth als im gote gebot und daz mer teht sich üf als ein türe und sie gingen dar durch mit trückenen vüzen. do volgete in kunich Pharaon mit den sinen in daz mer und dachte sie also begrifen. do liez unser herre got daz mer zu samene loufen und vortrenchete die vinde almitalle (249) und die sine behilt er alle. der tach in dem unser herre got ditz teht der heizt 'transitus domini, “ein ubervart, und bezeichente vor unsern ostertach. wie hen aber vor bezeichente daz wil ich euch sagen. Egiptumlant da daz gotes volk inne waz gevan- gen daz bezeichent die helle da al menschlich kunne inne gevangen was von Adames ziten biz daz unser herre got gemartert wart, da man sie quelete mit maniger hande pine und ungemache. künich Pharao von Egyptumlant der bezeichent den tüvel von der helle der die selen quelete die von Adames ziten biz an unsers herre gotes martere zu der helle waren gevaren. daz rote mer daz bezeichent die heilige tüfe da mit wir erloste würden und gewaschen würden von allen unsern sunden und da mit wir ouch deme tuvele wider- sagt haben und allen sinen gespenste. alleine swie so wir getoüft sin, der tüvel volget uns doch hindenach und wenet uns dan begrifen, wanne wir getüfet und gesegent sin mit den worten des almechtigen gotes; und é ers icht wizze, so ist er vortrunken als die von Egyptumlande. daz unser herre got sin volk würte ober daz rote mer uf einen berch der hiez Synay, daz bezeichent daz er die kint nach der tüfe würet in daz alterhüs. da (25%) uf dem berge gebot in unser herre got daz sie ir oster begingen und got siner genaden lobenten. also sol wir ouch tun, ob got wil, wanne als wir diz mer, daz ist dise werlt, erliden haben und wir zu den ewigen genaden cümen, ubi laudatur deus deorum in Syon, da süle wir

2 des daz 15 trückenden 19 got am rende 21 v. bezezchente d. 24e in pine 2berg. 28 vor gewaschen steht gewalch durchstrichen 29 tule, ve überg. 91 hinde überg. 36 dar uf

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immer got lobende sin ewicleche mit den engelen des almechtigen gotes. daz osterlamp daz got gebot den sinen zu ezzende daz bezei- chent den hilegen gotes lichnam den wir sülen hüte enphahen also, daz wir des gelouben schüllen daz iz si ein war vlisch und ein war blüt des heiligen Christ daz er enphinch an der ewigen magt sente Marien und martern liez an dem vronem cruce uns zu troste und zu genaden. dis sult ir vil vaste gelouben, als sant Augustinus spricht: Credere tibi jussum est non discutere. uns ist geboten zu geloube und niht vil dar umme zu vragen. enkunne wir is niht volgrunden, so sule wir iz dem heiligen geiste bevelhen. daz sint die superflua, die aleiben von dem lambe die unser herre got gebot in dem vüre zu burnende. daz blut von dem lambe daz got hiez strichen an die obertür daz bezeichent den cresemen da mit man die kindere in der tüfe bestrichet, da mit sie gezeichent sin in die gotes schare. ouch bezeichent daz blüt unsers herren gotes blüt daz wir trinken nach dem gotes lichname, da mit unser sele gezeichent ist zu den gotes genaden. in disen dingen muge wir alle merken wie getanen vlis unser herre got zu uns hatte und wie lange erz vor geachtet hatte daz er uns erlosen wolde von der ewigen ungenaden und vor der helle da daz vür noch die flamme nimmer vorleschen (255) mach, da ewecliche rüwe und clage ist, scriehen und weinen und alles jamer, da der vater deme sune niht gehelfen mach noch die müder der tochter, noch bruder der swester, noch die swester dem brüder, noch mage dem mage, noch wrunt dem vründe. dar umme so müge wir balde sprechen als her David sprach: quid retribuam domino pro omnibus que retribuit mihi? waz sol ich gote mime scheppher zu lone geben wider alle deme daz er mir gegeben hat? waz hab wir so gütes da mit wir gote gelonen und gedanken siner genaden die er uns hat getan daz er sinen lip liez marteren und geruchte ersterben dürch unsern willen in den worten daz er uns erloste von dem ewigen tode und uns brechte in daz riche sines vaters da daz ewige licht ist? hoc est rengnum claritatis sue quod oculus non vidit etc. die genade die got sinen holden berait hat und gegeben hat den die in da minnen daz ist die ewige yenude unsers herren gotes und die ewige vreude sines riches da sich die heiligen engele und die seligen sele immer mer vrowen mit unserm herre gote ane underlaz. dar uns geruche zu brengen der almechtige gote cujus regnum et imperium sine fine permanet.

8 tibi visum est 109 vor ewigen steht ge durchstrichen 20 am obern rande: Symbolum 96 uns geruche uns zu

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10. Glaube und Beichte.

Ich vorsage dem tuvele alles sines willen, ich geloube an got, vater alweltigen, der da scheppher ist des himel und der erden. ich geloube an sin ainborn sun, unsern herren Jesum Christum. ich geloube an den vater und an den sun und an den heiligen geist und daz die drie namen ein war got ist. ich geloube daz er geboteschaft wart von dem heiligen engele sente Gabriel und vmtphangen wart von dem heilige geiste und geborn wart von der ewigen magt sente Marien, (25°) immer magt wesende. ich geloube daz er nach siner gebürt hie in erdriche waz als ein ander mensche, sunder alleine daz er nie kein sünde geteht. ich geloube daz er von sinem junger Judas vorraten wart und vorkouft wart umme drizich pheninge. ich geloube daz er gevangen wart, gebünden wart, mit besmen geslagen wart, gehalslegt wart, an gespiget wart, mit dorn gecronet wart und un daz cruce an genegelt wart. ich geloube daz er an deme cruce erstarb an der menscheit nicht an der gotheit. ich geloube daz sin heiliger lichnam zu der erden bestatet wart und sine heilige sele zu der helle vüer und die zubrach und dar üz nam alle die sinen willen hatten getan. ich geloube daz er an dem dritten tach üf erstunt von dem tode war mensche und war gote. ich geloube daz er nach siner heilige ufstandnisse waz hie in erderiche virzich dage und an dem virzigesten tage uf vür zu himele zu angesichte der die des wirdich waren und da sitzet ebenher und ebengeweldich sinem vatere. ich geloube daz er dannetf cümen sol ame jungesten tage zu erteilende einem ygelichen mensche al nach sinen werken. ich geloube daz ich ersterben müz und an dem jungesten tage von dem tode wider ut ersten sol an dem selben liebe dar an ich hie erschine und vor gotes antwürte cumen sol und rede geben sol aller der sünden die ich ie geteht, sünder der eine der ich bichtich worden bin und büze gephangen habe und die geleistet habe nach genaden und nach rechte. ich geloube an die heilige cristinheit, gemeinschaft aller hei- ligen, ob ich sie erarne, und aplaz aller miner sünden, ob sie mich werliche rüwen, und daz ewige leben (259), daz vorliche uns der vater und der heilige geyst. Amen.

Ich gebe mich hüte schuldich unserm herre got und miner vrowen sente Marien, disen genedigen heiligen und allen gotes heili- gen und euch, pristere, aller der sunden, der ich ie teht sint den male daz ich sündigen mochte. swie ich sie getan habe, wizzende oder unwizzinde, dankes oder undankes, slafende oder wachende, swie ich

20 üf stunt er 29 sünden der die 34 am obern rande Confessio 36 üte. h übergeschrieben 37 disen und euch oben nachgetragen

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si getan habe, so rüwent si mich. ich bejech daz ich zu gotes dineste nie so dicke noch so gern enquam als ich zu rechte solde; als ich dar quam, daz ich mit deme gebete aller der den ich gebetes phlich- tich was, der lebenden und der toten, nie so vlizecliche noch so innec- liche gedachte also ich zu rechte solde. ich bejech ouch daz ich den heiligen gotes lichnam nie so enphinch mit so rechtem gelouben noch mit so grozer innicheit noch reinicheit mines libes und miner sele als dem almechtigen gote zeme und mir sündigen menschen güt were zu libe und zu sele. ich bejech ouch daz mich mine sünde nie so gerüwen noch ich sie nie so innecliche geclagete noch ge- weinnete noch gebichte als ich von rechte solde. ich bejech ouch daz ich die heiligen vesteltage und die heiligen tage nie so gevaste noch gevierete als ich zu rechte solde. ich bejech ouch daz ich den zehende mines libes noch mines gütes nie gote mit geteilte noch gegab als ich zu rechte solde. ich bejech ouch daz ich sin gebot nie so ervüllete noch in nie so geminnete noch geerte als ich rechte solde. ich bejech ouch daz ich minen vater und mine müter, brudere, swestere, mine mage, mine herschaft, mine maisterschaft, min ebencristen nie so geminnete noch so underdeinich was noch so getrüwe als ich zu rechte solde. ich bejech ouch daz ich gesündiget habe mit gedanken, mit worten, mit werken, mit uber (26%) aze, mit ubertranke, an hüre, an überhüre, an sippehüre, an hüres gelüst, mit homüte, mit hübescheit, mit spotte, mit nyde, mit hazze, mit gyricheit, mit zorne, mit vorretnisse, mit valschem gezüge, mit morde, mit rübe, mit brande, mit untrüwe, an aftersprache, ane dübe, an lügene und an trügene, an meineide, an ungehorsamicheit, an ungedült, an yteler ere, an werltlichem rüme, an ungevüger vroude, an unrechteme ge- louben, und daz ich mire selben baz gütes günde danne mime eben- christen, an tünde daz ich lazen solde, an lazende daz ich tün solde. dirre sünde der ich gedenke oder niht gedenke, der gib ich mich hüte schuldich und bitte dich, herre got, durch diner muter willen, der ewigen magt sente Marien, und aller gotes heiligen daz du mich also lange gerüches vristene an disime libe biz ich mine sünde gewandele nach dinen genaden und nach minen notdürften und dine hulde erarnen müze. des süch ich, herre, dine genade; herre, genade! herre Crist, genade! herre got, genade! vater unser der du bist in dem himele etc. M. diz pater noster hat uns got gegebn zu einer hantveste. dise hantveste süle wir haben zu allen ziten vor unsern ougen, daz wir dester baz behalden und volbrengen die gebot die uns dar inne von gote geboten sint. uns ist geboten dar inne daz

l zuerst rüen 38 alle. 4 noch solde unten zugesetzt 11 ich vor von am rande 24 gezüge aus geluste gebessert 26 minide, am rande meineide 29 tünde aus tünede gebessert

ot

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wir bitten des tegelichen brotes. daz brot, die tegeliche spise, daz get vor alle notdürft des libes. als wir des brotes bitten, so main wir die gotes hulde, wanne zu gelicher wis als der lichnam niht mach gedüren noch genesen ane brot und an ander spise, also en- mach die sele niht genesen ane die gotes genade und sine hülde. als wir des brotes bitten unsern herren, so bitte wir aller der dingen der wire be (26^) dürfen beide disem liebe und zu der sele. nüne müge wir gotes hulde niht behalden wir neminnen die uns laide tün und hazzen. wir sprechen: herre got, vorgib uns unser schült als wir vorgeben den die wider uns schuldich sin. vorgebe wir in, so vorgibt ouch uns got; envorgebe wir in niht, sone vorgibt ouch uns got niht. dise wort twingen uns dar zu daz wir uns sünen müszen mit unsern vinden; wier enminnen unser vinde, wir mügen gotes kindere niht geheizzen werden.

11. Sermo de festo paschatis.

Maria Magdalena et Maria mater Jacobi et Salomee filia eme- runt aromata etc. Daz spricht: dise dri Merien cüften salben, uffe daz si mit salbeten unsern herren Jesum Christum. iz sin zven herren, got und der schaz; also spricht got selber: die mügen niht zveinen herren gedinen, got und dem richtum. sente Bernhart beschalt die giricheit und sprach: die den richtum minnen die enmügen got niht minnen; dar umme, swer gote wil minnen, der versmach den schatz und den richtum. Crisostomus spricht: swer niht engibt almusen, der enhat daz herze niht in deme himele und enhat sine hoffenunge nicht in gote und enhat nicht einen geistlichen sin und enmach sinen lichnam niht bewarn vor den sunden. die zvene herren den nieman zu male gedinen mach daz sin die sunde und die tügende, himel und erde, got und der tüvele, recht ere und ytel ere, daz vlesch und der geist. der ist vil doch die disen beiden zu male wolden dienen. von den ist gescriben IV. Regum: erant gentes deum timentes et nichilominus ydolis servientes. daz spricht: iz waren lüte die got vorchten und doch den abgoten dineten. da von sagt uns Ecclesia- sticus und spricht: wee den die von zveir (26°) hande herzen sint. Got wil aber daz man im dine und daz güt werfe under die armen und ime dine mit den tügenden. dar umme so wil er daz wir vor ime sin in der heilicheit und in der gerechticheit und wil daz wir ime vroliche dinen als die vrowen taten. wir bittin si zu helfe, daz ich euch süliche wort gesage von dirre heiligen hochzit die ir gezemen

1 brot der t. 8 mügt wir nie m. 9 as durchstrichen vor als 11 ims got niht 16 disen 26 einen am rande 38 dinen mit

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und der ir gebezzert werdet. dar umme so spreche üwer igelich eine pater noster und ein ave Maria.

Maria Magdalena etc. Diz ewangelium teilit sich in drü teil. in dem ersten teile stet daz die drie Marien coüften salben, uf daz si mit salbeten unsern herren Jesum Christum. in dem andern teile stet daz sie vrü uf stunden und in salben wolden, dar umme spricht daz ewangelium: et valde mane una sabbatorum. in deme dritten teile stet da daz sie da unsern herren niht wünden, sünder den engel vünden si da und den stein ab gewalzen und daz sweiztüch daz uf sinem houbete was gewesen. Dise dri vrowen bezeichent dri dugende da mit man unsern herren got sol süchen und vinden. die erste ist bekentnisse der sünde, da von spricht her David: Quoniam iniquitatem meam ego cognosco. von der andern spricht der apostolus sente Paulus: si caro scandalizat fratrem meum, non comedam carnem in eternum. daz spricht: schendet oder ergert daz vleisch minen brüder, so wil ich ane vlisch sein ewichliche. von der dritten spricht Johel: con- vertimini ad me in toto corde vestro. keret uch zu mir mit allem üwerme hercen. Maria Magdalena bezeichent die bekentnisse der sünden, wanne als der mensche beginnet bekennen sine sunde und sich leitliche dar umme heldet, so beginnet er sich zu othmütigene und geneiget sich (264) also gote als da stet gescriben: Qui se hu- miliat exaltabitur. daz spricht: swer sich dimütigt der wirt gehohet. ergo humiliamini sub potenti manu dei, ut exaltet vos in die judicii Maria Jacobi lütet als vil als 'ein rüberinne' und bezeichent den haz der sünden, wanne als der mensche siht den schaden der sunde, wie si die sele totet und got vremede machet, so hazzet er die unreine sunde und rübet si ab mit der bicht und enhort niht uf sine cumen al abe. Maria Salome die lütet als vil als 'ein vriedemacherinne und bezeichent die büze, wanne als der mensche beginnet gote zu bezzere, so wirt da ein süne und ein vride. nu süle wir merken welich dise salbe si die dise dri vrowen brachten. wir lesen in dem ewangelio daz Nichodemus quam zu der bigraft unsers herren und brachte zwei hundert phunt myrren und aloe. Maria Magdalena die aller erst quam, die cüfte die myrren, die ist bitter, da bi ist bezeichent die rüwe des herzen, wanne als der mensche die sünde rechte an gesicht, so emphint er rüwe in sinem herzen. die ander Maria Jacobi die coufte aloe, da bi ist bezeichent die sorge die der mensche haben so] wi er sine bicht lüterlich wol getün und die unreinicheit und die vülheit der sünde genceliche brenge ouz dem munde die & vor- borgen und beslozzen waz inbinnen dem herzem. die dritte Maria

1 werdet aus wurdet 4 vor daz stand da radiert, ebenso 6 und vgl. 8 18 ap. -eimmal 16 ewichcliche 19 beginnet zweimal, das erste mal radiert 29 als nach mensche radiert 31 vor salbe steht selbe durchstrichen vrowen dri 34 beschei- chent, z übergeschrieben 08 wi, r radiert

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Salome die coufte balsamum, die enstatet des niht daz kein tot lichnam vüle und bezeichent die büse die all den sunderin hilfet, daz si niht vorvülen in den sunden. von disen drin dingen, daz ist von der rüwe, bicht und büse, volcümet eine türe und ein edele salbe die heizet penitencia, do mit sol (27°) man salben die toten lyde unsers herren gotes, daz ist die sündere, so werden sie geringet und gereiniget von den sünden und werden gesünt an der sele. mit der salben salbete sich Davit umme Urias sünde und der schacher bime cruce und sente Petere üzwendich dem vrithove, extra atrium, und Maria Magdalena in Symonis hüse, und dar umme quamen sie wider zu den gotes genaden. In dem andern teile des ewangelio stet gescriben daz si vil vrü quamen zu dem grabe, do die sunne üf waz, mit irre salben. daz grab ist ein stat des toten und betütet des sün- ders herze do der tüvel inne rüwet mit bosem gedanchen und mit suntlicher gelüst. der ist geheizen ein tote, er ist doch selber der tot. zu diseme grabe suln dise vrowen cümen in einem sünabende, hoc est in prima sabbati requies est, daz ist in der rüwe der ersten. die erste rüwe ist als der mensche rüwet von der schült, die andere als er rüwet von der pine. daz ist daz erste daz der mensche bekenne sine sünde die er getan hat wider gote, wider sich selber, wider sinen nesten, wider der heiligen cristenheit, und laze die mer und leiste da vor sine büze. und also kümen die drie vrowen mit disen drin heilsamen dingen, daz ist mit warer rüwe, mit reiner bicht, mit wirdiger büze, daz ist mit güten werken, züme grabe, daz ist zu irme herzen, kümen sie, als sie Ysayas manet und spricht: redite, preva- ricatores, ad cor. keret, ir sündere, wider zu üwerme herzen und süchet Jesum, daz ist üwer heil, daz sult ir hie süchen und vinden, niht in gener werlde, als der propheta spricht: querite dominum dum inveniri potest. süchet got die wile man in vinden mak. wie (276) man in aber vinden sol daz lert der selber propheta und spricht: Derelinquat impius viam suam, id est malam vitam et vir iniquus cogitationes suas, id est malam voluntatem. Der sündige mensche, spricht er, swer der ist, der laze sin bose leben und der unrecht sinen bosen willen und kere wider zu gote. etteliche lüte die süchen unsern herren vrü, daz sint die ime dinent in der kintheit, als sente Johannes Baptista und sant Nicolaus. quidam orto sole, etteliche als die sunne ist ouf gegangen, daz ist in der jugent, als herre Johannes ewangelista, etteliche in dem aldere als sente Petrus und maniche andere. dise alle vindent unsern herren got geistliche als in die vrowen do wünden vleschliche, und daz retet got selber und spricht: opera- mini dum dies est. würket die wile daz der tak wert, spricht er; daz

2 all? 15 vor doch sieht i radiert 27 hie am rande 33 wer der ist 84 wider, d aus r 38 aldere, d aue t 41 würket, i aus ü

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ist: die wile daz ir lebt so arbeit und werbet umme daz ewige leben. In dem dritten teile des ewangelii stet daz si got niht vünden ime grabe, sunder sie vünden den engel da bime grabe ('engel daz lütet als vil als 'bote' und bezeichent die gotes genade) und vünden den steyn wider gewalzen, daz ist die herticheit des herzen ab gewiset mit der gotes genaden, als got spricht: auferam a vobis cor lapideum, id est durum, et dabo vobis cor carneum, id est molle et doctrine sus- ceptibile. er spricht: ich wil von eüch nemen daz hertte herze und wil eüch geben ein weichez herze daz da gerne die gotes lere hore und unphach und behalde. si vünden ouch daz sweiztüch daz üf sime houbete was gewesen, da man daz antluze mit wüschet nach der arbeit, und bezeichent die martere unsers herren Jesu Christi. swer dar an gedenken wil, alle die arbeit die er tüt und (27°) alles daz ungemach daz ime geschit daz wirt im alles licht und samphte, als sente Paulus spricht: in omni pena mea habeo magnum gaudium, in aller miner pine hab ich groze vroude, daz ist daz man liset von den apostelen: ibant apostoli gaudentes. die apostelen gingen vroliche von den richtern, wanne sie des wirdich waren daz sie liden smacheit und ungemach durch den namen unsers herren Jesum Christi. Mensche, nim daz sudarium in dine hant und tuh daz dir her Davit der pro- pheta retet: respice in faciem Christi tui. dar üf spricht sente Bern- hart einen süzen spruch: Respice in Christum et videbis eum dorso flagellatum, in capite vepribus punctum .i. spinis, in latere lanceatum, manibus et pedibus perfossis. volve et revolve de capite ad pedes, de latere ad latus, et videbis ubique cruorem et ubique dolorem, Mensche, spricht er, sich tigere an dinen got, so machtu sehen wie sin rücke ist gegeiselt und sin houbet zustochen mit den dornen und sin sitten mit dem sper, und sich sine hende und sine vüze durch- graben mit den nagelen. kere dinen herren von einer siten der andern und betast in wol von deme houbet biz zu den vuzen, so machtü sehen blüt uber al und groze martere. daz ist daz sweiztuch daz unser herre Jesus Christ gelazen hat, da wir mit suln ab strichen den sweiz nach der arbeit die wir liden dürch die liebe unsers herren des almechtigen gotes, iz si mit vaste oder mit wache oder mit disciplinen oder mit lobe des mundes oder mit andern sachen, iz sie singen oder contempliren nach dem engelischeme lebene. daz stet üch in dem ewangelio: surrexit, non est hic. daz spricht: (274) er ist uf gestanten und enist hie niht. also sol tu, mensche, ouf sten von den sunden die dich sündern von gote, daz du in den sünden niht mer sis. we der unreine stinkende sünde die den himmel hat berübet

2 vor teile steht des durchstrichen 3 lütet als bote. als vil 5 des des li was am rande 13 und und 23 laticeatum 981 von daz sweiztuch bis strichen den ist unten nachgetragen 33 liebe am rande 40 mach unreine steht su durch- strichen hast b. 4%

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und die helle untreinet, sie ruchent den tüvel an und im ist doch wol dar mit. eine meister vregete sinen jungern der hin waz gevaren, ob man mer vregete in der helle. do sprach er: ‘kein ander mere, sünder waz pine si. da ist pine nach pine und so pine und pine. Herre got, war umme vorchtin dich die lüte niht? wolden sie joch die tüvele vorchten, iz mochte güt sin. bezzer were daz, liber got herre, daz si dich minneten und mit minne und mit süzzecheit zu himele vüren danne mit bittercheit zu der helle. alle dise werlt ist ein bittercheit. da von spricht Job: Quis potest gustare quod gustatum affert mortem? er spricht: wer mach des untbizen, als er iz gesmecket, daz er dar von tot si? owe, stinkende werlt, wie mach man an dir genesen? swer dir dinet, deme gibstu dine tochter zu lone, daz ist den ewigen tot. stant uf mit Christo unde blib reine und hore waz sente Johannes spricht: Beatus et sanctus qui habet partem in prima resurreccione. der ist selich und heilich, spricht er, der da teil hat in der ersten ufstandunge. in hiis secunda mors non habet potestatem, an den enhat der ander tot keine gewalt. die erste ufstantünge ist, als du erstes von den sünden mit rechter rüwe. der ander tot ist die endelose pine in der (28°) ewigen hellen. stant ouf, armer sundere, von dinen sünden, swer du der bis, und diene deme schepphere dem almechtigen gote, ufe daz er dir zu lone gebe ein sümercleit, ein cleit der untotlicheit und der ewigen wunnen, daz er wisete sente Peter und sente Johannes und sente Jacobe uf dem berge Thabor da sin antlutze erschein clar als die sünne. wanne alle die daz tün daz ich habe gesprochen die haben mit dem heiligen Christe den tüvel vorwunden und sin mit ime untstanden vonme tode. dar umme so beginnet daz ammacht hüte zu der messe: Resurrexit. und wanne die bekarten zu gote sulen sich reinigen mit der bicht, dar umme so volget darnach in der epystel: expurgate vetus fermentum. und wanne wir got sulen suchen mit wirdiger büze, daz ist mit allen guten werken, als die dri Marien taten mit irn salben, dar umme so volget dar nach daz ewangelium: Maria Magdalena. nu bitet den heiligen Christus. Amen.

. 12. Sermo de ascensione.

Recunbentibus Christi discipulis apparuit illis Jesus etc. In diseme ewangelio sult ir merken drü dink: aller erst daz unser herre got: beschalt den ungelüben siner jungern mit den worten die ich zum ersten zu latine sprach; zu dem andern male daz er sie sante in die werlt zu tüfene und zu predigene daz ewangelium und den cristen-

li an dich 22 wünnne, vorletztes n durchstrichen 24 antluzte 27 resurrexi

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gelouben, als da stet gescriben: euntes in mundum universum etc.; zu deme dritten male daz er in gelobete zu sendene sinen heiligen geist von himele, als er da sprach: sedete hic donec induamini vir- tute ex alto. (28*) nu bittet unsern herren got daz er mir von der genaden des heiligen geistes ettewaz gerüche verlihen zu sprechen daz dirre heiligen hochziht gezeme und des ir gebezert wertet, und spreche üwer igelich ein pater noster und ein ave.

S1 diligeretis me etc. wir lesen daz, do sente Peter hie in ertriche gotes wort predigete, daz der heilige geist kam üf alle die daz gotes wort von ime horten. also mach uns geschen, wolle wir gotes willen tün. Got hatte den menschen dar zu geschafen, ob er sin gebote behalden hette, daz er were untotlich und unleidelich und daz er kein serde vulte an sinem liebe noch kein betrüpnüsse des gemütes und daz er den tode nimmer dorfte gevorchten und immer mer wer gesunt und in eime stadele und daz er solde gebruchen der geselle- schaft der heiligen engele und des angesichtes des almechtigen gotes des die engele gern mit grozzer gerunge. her solde ouch gebrüchen der clarheit des ewigen lichtes und des suzzen rüches der dar inne ist. sider dem male aber daz er daz gebot brach unsers herren gotes und im ungehorsam wart von des tüveles rate, do wart er totlich und lidelich. do mochte er daz liden des er da vor niht mochte geliden, do wart er gelichet deme tumen viech. do al zu hant begonde der mensche zu vülene süntliche bewegunge und gelüst der er da vor nie hatte bevünden, und dar umme deckete er sine schemicheit, wanne do vant er sich nacket und schemete sich. do müste er liden hunger und dürst, vrost und hitze und manige arbeit und (28°) noch maniger jamercheit und zu lest den tot. so ezzen in die würme, so vület er und wirt danne ein erde und ein aschen da von er becümen ist. nu bittet etc. und sprech uwer igelich die daz kunnen ein veni sancte spiritus, die andern ein pater noster und ein ave Maria.

De sancto Johanne Baptista.

Ne timeas, Zacharia, exaudita est etc. ich bekenne des daz ich niht enhabe daz golt der wisheit noch daz silber der sprache und enhabe niht mich bereit gotes wort zu sprechene als iz gote und dirre heiligen hohzit gezeme und iz üch güt were. idoch so getruwe ich got als wol, qui nunquam deseruit sperantes in se, der nie vorgaz der die ime getrüwen, daz er ouch min niht vorgezzen sol erne helfe üch mir daz ich iz zu ende küme. nu bittet unsern herren got daz er mir vorlie von sinen genaden hüte ettewas zu sprechen von dirrer heiligen hohzit des er gelobt und geeret werde und der güt herre

1l in mundum zweimal b ettewawaz 12 hetten Leyser schrieb er an den rand 22 e in viech übergeschrieben nach hant ist er radirt 24 nie nie 25 liden steht am rande 26 und und noch 28 be in becümen überg. 988 golt noch der 35 üch üch 38 iz zu kümen

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sente Johannes Baptista und des ir gebezzert wertet an lib und an sele, und sprech üwer igelich ein pater noster und ave Maria.

Petri et Pauli.

Fecit deus duo magna luminaria: luminare majus, ut preesset diei etc. M., bittent dise heiligen zvein aposteln sente Petrus und sant Paulus der hohzit wir hüte begen, quia lingwe eorum claves celi facti sunt, wanne ir züngen sin slüzle worden des himelriches, daz uns von irre bete werde üf geslozzen der himel der heiligen scrift und uns dar von küme der tou der heiligen gotes genaden und unser aller herze begize, daz ich üch al (289) so daz gotes wort gekündigen müze als iz gote gezeme und dirre heiligen hohzit und iz üch güte si beide zu diseme libe und zu dem ewigen libe, und sprech üwer igelich ein pater noster und ave Maria.

De assumpcione sancte Marie virginis.

Que est ista que ascendit sicut aurora consurgens etc. vos estis sal terre etc. Dise wort die ich zum andern male zu latine habe gesprochen die spricht got selber in dem ewangelio und bedüten alsus: ir sit ein salz der erde und sit ein licht der werlde. nu mochte man sprechen, er wer von den sinnen kümen oder erne hette der sinnen betalle niht der daz salz wolde salzen und daz licht erlüchten ; dis mach got alleine getun und nieman anders. nu bittet die himeli- schen künigin, unser vrowe sante Maria, daz si bite ir libes kint, unsern herrn Jesum Christum, der da ist daz war licht, der al di werlt erlüchtet mit siner gotlichen genaden, daz er ouch unser aller herze erlüchte und erquicke, daz ich üch etewaz von dirre heiligen hohzit siner liben müter himelvart müze gesagen daz ir gezeme und si des gelobt und geeret si und dez ir gebezzert werdet an lib und sele, und sprech üwer igelich ein ave Maria.

De ascensione.

Recumbentibus Christi discipulis. unser herre Jesus Christus der hat dicke vor siner martere sinen jungern gesaget von der pine sines todes und von siner heiligen üferstandunge dürch daz, als sie in sehen sterben, daz si niht enzvevelten von siner uferstandunge. er wisete sich nach siner heilige üferstandunge den drin Marien die in süchten mit jamire und mit innicheit und grüzte sie. do quamen si und heilten (29°) sine vüze. do sprach er zu in: geth und kundigt minen brudern und minen jungern daz ich erstanden bin von dem tode, und zu Galylea sülen sie mich sehen. do die vrowen daz den apostelen sagten, do engeloubeten si des niht. dar umme so beschalt unser herre got die herticheit ires herzen, wanne si den vrowen niht wolden getrüwen. in dem andern teile stet daz er si sant in die werlt zu predigen den rechten gelouben und toufene und daz daz

2 sphe 0 erlücten 24 er überg.

bb

himelrich bi nach und sprach: geth in die gemein werlt und prediget wider drü übel drier hande güt. wider den ungelüben der in der werlt was an den abgoten, als her David der propheta spricht: Quoniam omnes dii gentium demonia, wanne alle die gote der lüte daz waren tüvel, predigt den gelouben der heiligen drivaldicheit, da von er den juden zu sprach: nisi credideritis quia deus sum, omnes peribitis. er spricht: irn geloubet daz ich got gotes süne si der üch gesant bin, ir müzzet alle vorterben. dar nach solden sie predigen die tüfe wider die erbesunde Adames die den mensche hinderte daz er in daz parays niht kümen mochte als daz ewangelium spricht: nisi quis renatus fuit ex aqua et spiritu sancto etc. iz enwerde ein igelich mensche an der welt geborn von dem wazzere und dem hiligen geiste, sone mach er in daz himelriche niht kümen. dar nach solden si den lüten predigen die libe des himelriches wider die libe der werlde, wanne got hat den menschen dar zu geschafen daz er daz paradys beseze, als wir lesen von dem anbegenge der werlde: plan- taverat dominus deus paradisum etc. Daz spricht: got hatte daz para (295 dys der wollust von erste gemachet, da sazte er den menschen in den er geschafen hat. do got sine apostelen sante in die werlt zu predigen, do sprach er zu in: Neminem per viam salu- taveritis, irn sült nieman grüzen an dem wege. da spricht die glose daz von unnützeme sprechene und grüzene üwer predigate icht werdet gehindert. die grüze wart in niht vorboten 'guten morgen' oder 'güten tach' oder ‘guten abent. hie an mach man merken wie sere gote behage die predige da mit man den irrenden sündere mach bekern. und daz ist üch recht daz man drate und kurziliche predige, wanne der hüte lebt der mach morgen sterben. sente Gregorius der spricht: nullum sacrificium sic placet deo sicut zelus animarum et salus. kein oppher behaget gote als wol als daz man ime die selen zu vüget. daz merket dar an daz er kein leben hielt, do er hie in erdriche waz, neweder an clostere noch an der einsidelicheit, sunder daz er was en arm predigere. wanne aller hande leben lebet im selber, sunder der predigere lebt im und allen den die er bekern mach von den sünden. in dem dritten teile stet daz er in gelobete zu senden den heiligen geist und sprach: sedete hic donec induamini virtute spiritus sancti ex alto. sitzet hie, sprach er, biz daz ir werdet gecleidet mit dem heiligen geiste von der hohe. hie mach man vragen durch was unser herre Jesus Christus offenbare vüre zu dem himele. die heilign reler sagen dürch vümf sachen. die erste ist daz er uns lüt zu der geistlichen üfvart, da her Moyses von spricht: sicut aquila provocans ad volandum pullos suos. er spricht: (29°) als der are ladet und

1 bi in peribitis übergeschrieben 9 die der mensche 12 weit 17 nach hatte steht dem menschen unterpunktirt 2b mach man bekern 40 da aus daz gebessert

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reizet sin jungen zu vligene und vüluget boven in, also hat uns unser herre Jesus Christus vor gevlogen. die andere sache ist daz er uns den wek wisete, als her Mycheas spricht: Ascendit ante nos iter pandens. daz spricht: er vür üf vor uns und wisete und offente uns den wek. die dritte sache ist daz er vor uns bat sinen vater, unde Johannes: Ábemus aput patrem advocatum Jesum Christum. die virde sache ist daz er uns die stat bereitet, unde: vado parare vobis locum. die vumfte sache ist daz er in sante den heiligen geist der ir meister würde, als er selber spricht in deme ewangelio: cum venerit . ille paraclitus, spiritus veritatis dabit vobis omnem veritatem. daz spricht: als der heilige geist kümet der ein geist ist der warheit, der sol ouch lern alle warheit, die warheit des himels, daz ier die rechte minnet, als da stet gescriben: O quam gloriosum est regnum dei in quo cum Christo gaudent omnes sancti, amicti stola alba, secuti agnum quocunque ierit. daz spricht: o wie herliche ist daz gotes riche da sich inne vrowen alle Aeiligen, gecleidet mit wizen cleidern, ja volgen si deme waren gotes lambe swa iz hine geht. er lert si üch daz sie dise werlt vorsmahn und 'spricht: qui voluerit esse amicus hujus mundi inimicus dei constituitur. daz spricht: swer so wil der werlde vrünt sin, der wirt gotes vint. ist danne der gotes vient der dise werlt lip hat, ergo per logicam a contrariis, so ist üch der gotes vrünt der dise werlt voremaht. got vür üf üch offenbare zu himele, unde: videntibus illis elevatus est. daz spricht: er erhüb sich, üf daz siz an sahen. er vür üch üf gewaldicli (294) che, als her Ysayas spricht: Quis est iste qui venit de Edom tinctis vestibus de Bosra? iste fortis in stola sua etc. er vür üf ouch vroliche, in jubilacione, unde: ascendit deus in jubilacione etc. waz daz si 'Jubilacio, der ist vil die daz wizzen von der scrift, der ist óch unmanich die daz wizzen oder bevunden haben nach der süzzecheit die dar an ist. Jubiliren daz ist ein. kunst al eine der heiligen. daz heizet jubilacio, als daz herze wirt gereinigt von den sünden, also vil unphet iz inbinnen der vrüde, daz iz nieman mach üz gelegen mit worten was daz si daz daz herze vület. dar umme so vür unser herre Jesus Christus üf an einer jubilacio, wanne nie kein zunge enmochte noch enmach volsprechen noch daz herze volgedenken die vroude die er dar vor hatte daz der mensche erlost wart, do er daz vorlorn schaf wider bracht zu dem schafhüse. er vür ouf drate oder snellecliche oder geliche, weder ir wolt, unde Lucas: elevatis manibus ferebatur in celum. sente Lucas script in dem ewangelio daz er mit üf gerakten henden wart gevürt in den himel nu merket mer daz unser herre Jesus Christus steik boven daz vleisch, boven daz cruce, boven den

10 dabit vos o. 11 vor geist rasur 15 o we 21 perlocum & 98 och aus voch 31 inbinnen «us inbindige gebessert 36 wart, t korr. 87 drate, d aus t

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tot und boven den himel. also sule wir tun: wir sulen stigen boven daz vleisch also, dax wir stüren redeliche und widersten der sünt- lichen gelüst und gerunge; boven daz cruce also, daz wir gedenken zu allen ziten siner martere die er durch uns leit und daz wir volgen, ob des not werde. unde Iheronimus: quia non est condigna recom- pensatio nisi vita pro vita et .sangvis (30%) pro sangvine fundatur. sente Iheronimus spricht: daz ist ein recht widergelt daz man lip setzet vor lip und blüt geüzet vor blüt. wir sülen ouch stigen boven den tot also, daz wir der werlt vorsmahen die manigen menschen tüt den tot. wir sülen üch stigen boven den himel also, daz wir von den guten werken varn den bezzer werken und von einer tügent in die andere, als her David spricht: Ibunt de virtute in virtutem. Nu wil ich üch ein kürz merichen sagen und wil is da mit ende machen, und daz gebe got und unser vrowe sente Maria daz wir des alle gebezzert werden. ein vil güt man was gesezzen in einer stat der vür eine betevart ober mer und süchte unsern herren Jesum Christum aller erst zu Nazaret da er gevangen wart, dar nach zu Bethlehem da er geborn wart, dar nach zu Jerusalem da er gecru- ciget wart, dar nach uf dem oleberge da er zu himele vür. do er dar kuam, do viel er an sine venie und sprach vil innecliche: 'herre, du weist wol daz daz min wille ist daz ich: dir gerne alle vart volge, ob ich daz vinden mach an diner süzzecheit und an dinen ge- naden. al da erzeigete unser herre Jesus Christus sine genade an dem güten bilgerin und lonete im siner arbeit und unphinc sine sele uz sinem lichnam und vürte sie in sines vater riche. daz er üch uns geruche zu helfene der daz aller best mach getun, dominus noster Jesus Christus qui vivit etc. Amen.

13. De sancto spiritu vel de ascensione domini.

Si diligeretis me, gauderetis utique etc. dise wort die ich zu latine habe gesprochen die sprach unser herre got selber zu sinen jungern und bedüten alsus: hite ir mich lieb, so vro (80*) wetet ir üch des daz ich vare minem vatere. des solt sich ein igelich mensche billiche vrowen daz got menschliche nature brechte in daz himelriche bi sinem vater dem almechtigen got, als sich sente Bernhart vrowete; do er siech was, und man in vregete wie er sich gehette, do sprach der heilige man: ich habe unmezliche vrowde dar umme, wanne ich schire schowen sol minen schepphere an gelicher formen. Got spricht: swer mich lib hat, der sol min wort halden in sime

19 obe berge 25 üch er 339 dero sol

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herzen und in sinem munde und in sinen werken. in deme herzen, daz er immer denkende si was liebes und genaden got wider in getan hat; in dem munde, daz er die künst die ime got vorlihen hat sinem ebencristen also mit geteile als iz im beiden güt si zu lip und zu sele; in den werken mit heiliger tat. von dem ersten spricht die brüt in der minne büch: filie Jerusalem, nunciate dilecto quia amore langueo. daz spricht: Tochter von Jerusalem, kundiget minem liben daz ich minnen siech bin. eia himelische minne, wie sol ich dich minnen, so du unmezich bis an der minne? oberflüzige minne, vlüz an minen sinnen und lere mich da inne daz ich dich künne minnen. du bist ein maisterinne, du maches güte sinne, vüre mich da inne, so wirt ich gar ein minne. also mach ich, minnen, von himele dich geminnen. von dem andern spricht sent Paulus: non enim subterfugi, quominus annunciassem vobis omne consilium dei. er spricht: ich enhütte mich nicht ich kundige üch allen gotes rat. 'von dem drittem spricht her David: si dedero .i. non dabo sommum oculis meis etc. er spricht: ich enwil minen ougen keinen slaf geben noch keine rüwe minem houbet (309) ich envinde in mineme herzen eine wonunge mineme herren dem almechtigen gote. also sol der mensche tun: er solde die sünde üz rümen und solde gote machen eine wonunge in sime herzen. nu sült ir merken: daz uns der himelische vater liebe hat gewiset er drivalticliche. zum ersten, wanne er uns sant sinen einborn sün; das waz ein groz minne, wanne hette er manigern sün gehat, sone wer iz niht als groz liebe geweset. er sante in ouch in dise kranke werlt, da von spricht sant Johannes: quod totus mundus in maligno positus est i. in malo igne, daz dise werlt liget al in einem bosen vüre: ein die bürnet in der vrazicheit, die ander in der gyricheit, die dritte in der unküscheit, ein ander an ubertranke, dirre an dem vüre des zornes, ein ander an dem vüre des nydes und des hazzes, und also liget die werlt in einim bosen vüre. o du bose und du unreinez vüre, wie du gebraten solde werden in dem ewigen vüre! zu dem dritten male wart er gesant niht alleine zu der arbeit, sünder üch dem tode, da mit er die werlt wider gewan, als sant Johannes spricht daz er gotes kindere samete die zustorte waren uber al die werlt. dar an merke, mensche, die groze liebe des himelischen vaters daz er dar zu mochte haben gesant vil heiligen oder engele, sünder er sante sinen einborn sun, unsern herren Jesum Christum, wanne der mochte und wolde die losunge tun. nu vrowe dich, mensche, der libe und der losunge die der himelische vater und der sun und der hei- lige geyst hat vollenbrachte, quia opera trinitatis indivisa sunt. hier

1 vor munde steht herzen durchstrichen 19 herzen 20 in rümen m aus w enime w. 22 drivaltecliche aus drivaltecheit gebessert 26 liget aus lege 96 er er sante

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umme soltu in wider lieb haben (304) mit allem dime herzen. der hat got libe mit allem sinem herzen, spricht die glose, der in sime herzen niht enhat sünder daz got wol behaget. vil lüte sprechen sie habn got lieb und gelüben an got, von den spricht sente Gre- gorius: probacio dilectionis exhibicio est operis. dar umme zu gelicher wis als die wechselere haben ein stein dar an sie sehn und erkennen weder daz silber si güt oder bose daz man in brenget, also ist daz gotes wort ein prüvunge der warheit da man bi prüwen und erkennen mach die gotes kindere und des tüvels kint. Quia qui ex deo est verbum dei audit etc. wanne die gotes kint sin die horen gerne gotes wort und sin geheizen ein güt silber. die aber gotes wort ungerne horn und almitalle niht enhoren die sin von gote niht und heizzen ein bose silber und ein vorworfen silber. Jheremias der propheta spricht daz si sin ein untüre silber, wanne got hat si vorsmeht und daz enist niht ein wunder, ob so getane lüte von gote werden vor- smeht, wanne si vorsmahen got aller erst, so sie sine wort niht horen wollen und die vorsmahen. Jesus Christus wiset üch wie unrechte si im taten, die gewaldigen, bi der ziht und spricht: venit princeps mundi hujus et in me non habet quidquam. er spricht: der vürste der werlde quam zu mir und envant an mir niht. zeveier hande vürste was der werlde, der ein was sichtlich und der ander unsicht- lich. der sichtliche was Pylatus, der vant niht an unserm herren Jesu Christo, daz ist, er envant kein schult noch sache war umme er in vortümen solde anme libe. der unsichtliche vürste was der tüvel in der helle, vor dem uns (319) alle bewarn müze unser herre Jesus Christus, der envant üch nicht an unserm herren Jesu Christo, daz ist, erne vant kein sünde an ime war umme er sine sele solde zu der helle vüren. Got der heizzet den tüvel ein vürsten, nicht dar umme daz er die werlt habe geschaffen, als etteliche ketzere spre- chen, sunder er heizzet in also uns zu schaden, wan der mensche hat in erkorn dar zu, do er sich von gote schiet mit den sünden. werliche, erne vant an ime niht, wanne er wart unphangen ane sünde und geborn und lebete ane sünde und stab miht alleine ane sünde, sünder he legete ab und wüsch ab der werlde sünden mit sime tode und mit sinem blüte. und dar umme, wanne der tüvel legete sine hant an den unschuldigen, so was daz recht da wider daz er vorlüre die gewalt die er hatte ober die schüldigen. got hat erlüchtet sine apostelen mit sime