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BULLETIN. © SOCIÉTÉ IMPÉRIALE DES NATURALISTES

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Ne 1.

MOSCOU. Imprimerie de l’Université Impériale. (M. Katkoff.) 1882.

ZUR GEOLOGIE DES GOUVERNEMENTS WLADIMIR

von

H. Trautschold.

Auf der Morosow'schen Fabrik in dem Orte Nikol- skoje, unweit der Station der Nishegorodskischen Eisen- bahn Orjechowo-Sujewo, sind vor Jahr und Tag zwei artesische Brunnen erbohrt worden. Nachdem man his zu einer Tiefe von 271,6 Fuss vorgedrungen, hat man gutes, trinkbares Wasser erhalten, welches noch jetzt über den Rand der Bohrlécher fliesst. Die auf der Oberfläche vorhandene Neigung dieser in einer Depres- sion des Bodens gelegenen- Fabrik soll zu dem gelunge- nen Bohrversuche die Veranlassung gewesen sein. Das günstige Resultat beweist, dass selbst in Landstrecken mit horizontal abgelagerten Schichten sich sehwach ge- neigte Stellen finden kónnen, wo aus nicht grosser Tiefe aufsteigende Quellen zu erbohren sind. Der Erfolg von Orjechowo-Sujewo liefert ferner den Beweis, dass man aus dem Misslingen der bei weitem meisten Versuche, artesisches Wasser in unserem Flachlande zu erbohren, und aus der Abwesenheit aufsteigender Quellen, nicht immer auf gänzliche Erfolglosigkeit der Bohrwersuche auf Wasser schliessen darf.

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Aber abgesehen von der Wasserfrage haben die Boh- rungen auf der Morosow'schen Fabrik noch zur Lösung einer anderen wissenschaftlichen Frage beigetragen. Man hat nàmlich in einer Tiefe von 63 Fuss Jura erbohrt, und zwar dieselben Schichten, welche in der Gegend von Moskau so grosse Verbreitung haben. Schon ein über dem Jura rubender grünlich grauer Sand, der eine Mächtigkeit von 32 Fuss hat, scheint ganz oder zum Theil ein Produkt der Zerstörung der obersten Schich- - ten des Moskauer Jura und der unteren Kreide zu sein. Darauf folgt eine dünne Schicht des mittleren Moskau- er Jura (Kimmeridge), ganz von der Beschaffenheit der bei Mniowniki so charakteristisch entwickelten Schicht mit Ammon. virgatus, ein thoniger schwarzer Kalk, ganz erfüllt von Versteinerungen. In den Handstücken, die mir vorliegen, befinden sich Aucella Pallasii Keys., Ammon. dorsoplanus Vischn., Pleurotomaria Bloedeana d'Orb. und Ostrea pectiniformis Trd. Auf diese nur zwei Fuss dicke Schicht folgt ein Complex von schwarzen und grauen jurassischen Thonen in einer Mächtigkeit von 107 Fuss, aus dessen, wie es scheint, oberen Lagen, ein hübsches Bruchstück von Amm. cordalus stammt. Unter dem Jura steht eine Reihe von mergeligen, kalkigen und kie- seligen Gesteinen an, die nach unten durch bunte Thone abgeschlossen wird. Dies ist der Punkt, aus dem das Quellwasser aufstieg. Da in den unter dem Jura anste- henden Gesteinen keinerlei Fossilien zu entdecken wa- ren, so ist eine positive Altersbestimmung derselben nicht möglich, doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie der permischen Formation angehören. Für die bunten Thone und Mergel, auch für einen feinen, kreideartigen Absatz im Kalkstein, desgleichen für stengelartige Pflan- zenreste, die mit dem Kalkstein heraufgebracht sein

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sollen, finden sich im Moskauer Bergkalk keine analogen Bildungen, wohl aber wird bei und in Moskau der Berg- kalk stellenweise von bunten Mergeln überlagert, die ich nach der Lagerung, da paläontologische Beweise fehlen, dem permischen System zutheile. Ich nehme daher an, _ dass das aufsteigende Wasser aus einem permischen Sande kommt, der unter einer gewissen Neigung dem Bergkalk aufgelagert ist.

Das vollstándige Bohrregister der beiden Brunnen der Morosow'schen Fabrik stellt sich folgendermassen dar:

Eluvium.

ВОДО ет Sands 259199 205550016 Hou 29,0 Fuss.

2. Grauer, dichter Sandstein.............. 2101

OUEN Brauer Sand 2 0301 JUL o nga! Oy Jura.

4. Schwarzer thoniger Kalk mit vielen Ver- SLOIMEGUN gens oos acti e thst sub e raid 2,6 »

B. Schwarzer schiefriger Thon............ 80,0 » 6. Grauer mergeliger Thon

Permisch.

1. Gelber Mergel und grauer Thon, grauer lócheriger Mergel und kreideartiger Absatz. 51,0 »

8. Kieseliges Gestein, Kalkstein, Mergel mit

Dilanzenresten' en, nn ss 46,6 » Tubuntez Thon roth und а... Qn 211,6 Fuss.

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Das wichtigste wissenschaftliche Ergebniss der beiden Bohrlöcher bei Orjechowo-Sujewo bezüglich der allge- meinen geologischen Verhältnisse ist der Nachweis von Jura in einem Gebiete, wo die Frage über seine Existenz noch eine offene war. Zwar habe ich schon im Jahre 1863 auf einer meinem «Nomenclator palaeontologicus der Jnraformation» beigegebenen Karte die ‚Wahrscheinlichkeit einer Verbindung des nördlichen Jurameeres mit dem mittelrussischen angedeutet, aber erst vor Kurzem ist durch meinen Freund Wischnjakow in Folge eines Fun- des in der Gegend von Kochma bei Schuja Jura nach- gewiesen: Es ist demnach möglich, dass der Raum zwi- schen dem nördlichen und mittelrussischen Jurabecken, welcher auf der Helmersen’schen geologischen Karte von Russland mit der Farbe des Permischen und des Berg- kalks bedeckt ist, an vielen Stellen noch von Jura über- lagert ist. Jedenfalls haben die Bohrungen von Orjecho- wo-Sujewo dargethan, dass es der Wirklichkeit mehr ent- sprechen dürfte, die auf der Helmersen’schen Karte zwi- schen zwei Streifen Jura im Gouv. Wladimir existirende (mit der Farbe des Bergkalks ausgefüllte) Lücke mit der Farbe des Jura zu bedecken. Den directen Zusammen- hang des Jurameers zwischen Kineschma und Rybinsk im Norden und Wladimir und Moskau im Süden nach- zuweisen bleibt noch weiteren Untersuchungen vorbe- halten.

April 1882.

NEUE LEPIDOPTEREN DES AMURGEBIETES

von H. Christoph.

(Fortsetzung. V. Bulletin 4, 1881.)

135. Odela irroratella.

Capillis albide griseis antennis d-is longissimis albis, basi 2 mm. nigro-fuscis, 9-ae brevioribus, basi medioque nigro-villosis. Alis anticis lacteis, dense nigro-conspersis, fascia media alba, utrinque nigro-cincta, intus argenteo- limitata, siliis albidis, apice argenteo; posticis subpellu- cidis, foras infuscalis, ciliis albis.

Ein reizendes Thierchen, das unter den bekannten Arten dieser Gattung keine ihr auch nur einigermassen nahestehende hat. Ihrer Zeichnung nach reiht sich Irro- ratella noch am geeignetsten hinter Associatella ein. In der Grösse gleicht sie fast der Ochsenheimerella hat aber breitere Vorderflügel.

Die bei dem Z nicht reichliche Behaarung des Kopfes ist hellgrau. Die männlichen Fühler sind 20 mm. lang, mit verdicktem lebhaft metallisch kupfer- und grünlich glänzendem Wurzelgliede und schwarzer stahlblau glän-

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zender etwas verdickter Schuppenbekleidung der Geissel bis zu 2 mm., von da an weiss. Die weiblichen Fühler sind 7 mm. lang, am ersten Viertel und dann nochmals in der Mitte durch schwarze stahlblau und purpurn glänzende Behaarung verdickt, nach aussen weiss und schwarz geringelt. Augen beim С grösser, als bei dem 9. Gesicht bläulich-weiss, fast silbern glänzend. Taster klein, spitz, mit langen, weissgrauen Haaren belegt und schwärz- lichem Endgliede. Brust und Bauch milchweiss, glänzend. Beine abwechselnd weiss und schwarzbraun, etwas me- tallisch glánzend. Hinterschienen auf der Oberseite mit langer weisser Behaarung. Rückenschild bläulich-weiss, beinah’silberglänzend, mit schwarzen beigemischten Schup- pen. Hinterleib weiss, beim 9 mit deutlich hervorra- gendem Legestachel.

Vorderflügel des (7 7 des 9 6 mm. lange bläulich- weiss, mit gleichmässig ziemlich dicht aufgelagerten schwarzen Schuppen. An der Wurzel sind 2 schwarze Punkte. Genau in der Mitte ist eine weisse Querbinde, die auf beiden Seiten schwarz, auf der inneren noch- mals durch einen breiten silberfarbenen Streifen be- grenzt wird. Die Franzen sind auf der untern Hälfte, und um die Spitze herum vollständig dunkelgrau, silber- glànzend, aussen und àm Innenwinkel weiss.

Hinterflügel weisslich, durchscheinend, egalisirend, nach aussen verdunkelt. Franzen an der Spitze und bis zegen die Mitte des Hinterandes bräunlich-grau, von hier an weiss, am Innenrande mit langer Behaarung.

Unterseite bräunlich, mit violettem Schimmer, an der Spitze weissgrau, mit deutlich durchscheinender Binde.

Ende Juli und Anfang August bei Raddefka und Wla- diwostok in versumpften Thälern. Hier flog sie mücken- artig auf und nieder tanzend über einzelnen Sträuchern.

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EISEN pens 136. Adela nobilis.

Capillis S'-is lutescentibus, 9-ae ferrugineis, antennis d'-is perlongis. Alis anticis viride - aureis, foras costa nervisque purpureis, fascia postica lutescente-violacea, purpureo-cincta.

Die langbehaarten Taster und Beine weisen dieser schónen Art ihren Platz in der Nähe von Viridella Sc. an. |

Die Kopfhaare des (7 sind bräunlich-gelbgrau, länger und weniger dicht als die rostfarbenen des 2. Fühler (4) 20 mm. lang. Das Wurzelglied ist auf der Unter- seite mit langen, schwarzen Haaren bekleidet. Das Wur- zelviertheil der Geissel ist durch schwarze Schuppenbe- kleidung verdickt. Die Fühler des 9 sind 11 mm. lang. mit nicht verdicktem Basalgliede. Bis fast zur Hälfte sind sie durch schwarze, stahlfarben glänzende Schuppenbe- kleidung verdickt. Die Aussenhälfte ist weiss, Taster ziemlich lang und dünn, mit spitzem Endgliede, mit lan- ger schwarzer Behaarung beim 7 beim 9, hingegen mit viel weniger und kürzerer rostgelber Behaarung. Die Brust und vorderen Schenkel sind beim <4 ebenfalls lang, schwarz behaart, Schienen der vorderen und mittleren Beine schwarzbraun, mit grünem kupferigem Glanze. Die Hinterschienen auf der Aussenseite schwarzbraun, metal- lisch glänzend, auf der Oberseite mit sehr langer, auf- serichteter ochergelber Behaarung. Fussglieder ocher- gelb. Beim 9 sind Brust und Beine unbehaart und erste- re metallisch erzgrün, leztere kupferglänzend. Rücken- schild grüngolden. Hinterleib schwarzbraun, bei dem 9 mit wenig hervorragendem Legestachel.

Vorderflügel 8 mm. lang, grüngolden. Die überall

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gleich breite Querbinde ist gelblich - weiss, auf bei- den Seiten, am Vorderrande nach aussen etwas brei- ter und hier stahlblau und purpurgoldig eingefasst. Der hintere Theil des Flügels ist mehr rothgolden, mit purpurvioletten Rippen. Franzen wie der Flügel. ge- farbt. |

Hinterflügel braun, purpurn glänzend, Franzen lang, an der Basis lebhaft kupferglànzend, nach aussen gelbgrau, wenig glänzend.

Im Mai bei Wladiwostok auf Bergabhängen, wo der

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Schmetterling meistens um die Stráucher eines mir nicht

bekannten Acer flog, oder auf deren Blàtter sich setzte; nur ausnahmsweise fand ich ihn auf den Blüthen eines Leontodon. Flugzeit im Mai in den Vomittagsstunden.

137. Adela Raddeella.

Capillis nigris, palpis longe-pilosis; antennis perlongis. Alis anticis sordide ochraceo-ferrugineis, lineis transver- salibus undulatis chalybeis, venis foras nigris; posticis lutescentibus, venis late infuscatis. 1 4.

Mit keiner bekannten Art vergleichbar. Sie gehórt in die Nachbarschaft von Viridella. Kopfhaare schwärzlich. Taster mit ausserordentlich langenschwarzgrauen, unten hellgrauen abstehenden Haaren besetzt, ebenso Brust und Beine, mit Ausnahme der dünnen braunen Fussglieder. Fühler 15 mm. lang, mit verdicktem, schwarzen Wurzel- gliede, bis zur Hälfte etwa dunkelgrau mit erzfarbenem Glanze, von da an allmälig weissgrau werdend. Rücken- schild und Hinterleib schwarzbraun.

Vorderflügel 8 mm. lang, gelbbraun, etwas goldig slänzend, mit vielen ganzen und halben welligen blau-

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silbernen, oder stahlblauen Querlinien. Auf dem Aus- sentheile des Flügels sind die Rippen schwarz. Die Ba- salhälfte der Franzen ist, besonders an der Spitze, und vor dem Innenwinkel glänzend stahlblau, auf der Aus- senhälfte licht braungrau.

Hinterflügel gelblich-grau, goldig und purpurn schil- lernd, mit schwarzlich-braun verdunkeiten Rippen und schwarzbraunem Saum. Franzen lichtgelblich, am Innen- rande schwärzlich und sehr lang. |

Unterseite gelblich, mit Bronceglanz und durchschei- nenden Querlinien.

Ich klopfte das einzige Stück am 16 Mai von einem Weidenstrauche in einem sumpfigen Gebüsch bei Rad- defka.

138. Adela rubrofascia.

Capillis rubris; antennis .-is longissimis albis, basi nigrofuscis 9-ae dimidio basali incrassato nigro. Alis anticis aureo-cupreis nitidis, foras purpureo aureis, fascia media lata nigro-limitata coccinea; posticis fuscis pur- pureo micantibus.

Ein prächtiges Thierchen, das mit keiner mir bekann- ien Art vergleichbar.

Der Kopf ist beim 4 mit rothbraunen Haaren be- deckt, denen nur einzelne rothe beigemengt sind, bei dem 9 dagegen ist der Haarschopf dichter und schón hellroth. Augen des Z sehr gross. Taster klein, spitz und roth behaart. Saugrüssel von halber Kôrperlänge, mii rothen Schuppen bedeckt, Fühler mit verdicktem hinten nicht breit abgesetziem Wurzelgliede, bei dem J 20 mm. lang, weiss, am Wurzeltheil dunkelbraun.

Die weiblichen. Fühler sind 10 mm. lang, bis zur Hälfte

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mit schwarzbraunen, purpurn glänzenden Schuppen, nach der Mitte hin verdickt, bekleidet. Beiue schwarz, an Schenkeln und Schienen stahlblau und kupferglänzend. Die Hintershienen sind auf der Oberseite lang behaart. Rückenschild erzgrün glänzend. Hinterleib schwarzbraun, mit grünlichem Glanze, seitlich zusammengedriickt. Bei dem 9 ragt der Legestachel nicht weit vor.

Vorderflügel 9 mm. lang, ziemlich schmal, schwach zugespitzt, glänzend dunkel goldig und purpurn, letzte- res besonders am Vorderrande und der hinteren Hälfte, die reichlich mit goldfarbenen Schuppen überdeckt ist. In der Mitte ist eine sehr breite, karminrothe, auf bei- den Seiten schwarz eingefasste Querbinde. Die Franzen sind von dem Flügelgrunde nicht verschieden.

Hinterflügel braun, mit mattem goldigen und purpur- nen Schimmer und gleichgefärbten Franzen.

Unterseite matt, braun, purpurschimmernd und der in mattem Roth durchscheinenden Binde von oben.

Den ziemlich seltenen Schmetterling fing ich in sum- pfigem Walde, wo er meist an den Blüthen einer rosaroth blühenden Spiraea sass. Im Juli im Chingan und bei Wladiwostok gefangen.

139. Roesslerstammia incerta.

Alis anticis chalybeo-viridis, nitentibus, foras fuscis, -violaceo-micantibus.

Kopfbehaarung in beiden Geschlechtern schwarzbraun. Stirn und Taster ochergelb. Fühler eben so lang, wie bei Erxlebella F., ziemlich dick, schwarz. Beine lehm- gelb, Fussglieder oberseitig leicht braun gefleckt. Rücken- schild und Hinterleib den Vorderflügeln gleich gefärbt. Diese sind 8 mm. lang, dunkel erzgrün, und purpurn

mit metallischem Glanze. Franzen gleich gefärbt auf der unteren Hälfte, aussen graubraun.

Hinterflügel licht graubraun, nach der Basis etwas heller, mit schwachem Purpurschimmer und dunkler brau- nen Rippen.

In der Mitte der braungrauen Franzen ist eine kaum erkennbare dunklere Theilungslinie.

Unterseite der Vorderfliigel schwärzlich, mit violettem Schimmer, aussen auf den vortretenden Rippen graugelb. Hinterflügel licht graubraun.

Bei Wladiwostok im Mai in lichten Waldungen, ge- wohnlich an Ahornbläitern sitzend, oder rasch umherlau- fend.

140. Hyponomeuta nigrifimbriatus.

Alis anticis sordide-albidis, seriebus 5 punctorum ci- lisque nigris; posticis grisescentibus. 1 ©.

Ausgezeichnet durch die schwarzen Franzen der Vor- derflügel. Bei Rorellus Hb. Von der Grösse des H. plum- bellus Schiff.

Kopf gelblich-weiss. Fühler weisslich, braun geringelt. Taster weisslich. Mittel- und Endglied von gleicher Län- ge. Beine weisslich, Schienen und Fussglieder der vor- deren auf der Aussenseite braun. Rückenschild gelblich- weiss, schwarz gefleckt. Hinterleib weisslich.

Vorderflügel 8 mm. lang, grauweiss, am Vorderrande ganz wenig gebraunt, mit 5 Reihen ziemlich dicker schwarzer Punkte und einer Reihe Punkte vor dem Sau- me. Franzen weiss, von der Spitze an bis gegen den In- nenwinkel auf der breiteren Aussenhälfte schwarzbraun.

Hinterflügel weissgrau, mit gleichgefärbten Franzen.

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Unterseite grau, auf den vorderen besonders am Vor- derrande dunkler, mit hier ebenfalls, wie oben, schwar- zen Franzen. 1 Z von Askold.

141. Argyresthia semiflavella.

Capillis albis. Alis anticis fuscescentibus superne roseo- nitentibus, fusco-limitatis, infra flavis. 1 9.

Unter den bekannten Arten aus dieser Gattung keiner verwandt, steht sie der A. semitestacella Curt. noch am náchsten. Е

Kopf und Rückenschild weiss, bei lezterem die Schul- terdecken gelb. Taster ochergelb. Ebenso sind die Fühler gefárbt und schwarzbraun geringelt. Beine gelblich, Schie- nen und Fussglieder braun gefleckt. Hinterleib gelb- grau.

Vorderfliigel 6 mm. lang, mit stark convexem Vorder- rande, von der Wurzel an bis an den Innenwinkel durch eine dunkelbraune Strieme scharf abgeschnitten. Hier- durch entstehen zwei Felder, deren grösseres oberes licht braungrau, mit rosenrothviolettem Glanze ist. Der Vorderrand ist weisslich mit braunen Stricheln. Vor der Spitze häufen sich braune Schuppen fast zu einem Fleck an. Die untere dunkelbraune Begrenzung ist sanft in den Flügelgrund vertrieben. Die untere Flügelhälfte ist goldgelb, am Innenrande hellgelb. Franzen am Vor- derrande vor der Spitze ochergelb, am Hinterrande gelblich braungrau.

Hinterflügel graubraun, glänzend, mit etwas dunkleren Franzen.

Am 30 Juli bei- Wladiwostok gefangen.

142. Cerostoma amoenella.

Alis anticis lutescentibus, maculis, altera magna, foras

rectangulata, marginis inferioris e basi ad strigam pos- ticam cum puncto albo superne incumbente, altera anguli analis nigrofuscis. =

Durch den schwarzen lànglich viereckigen Fleck mit weissem Punkte auf dessen oberer Kante hinlänglich von Vittella verschieden. Kopf mit rauhen weisslich-gelben, oder hell ocherfarbenen Schuppen. Taster ebenso, aber mit einzelnen schwarzbraunen Schuppen. Endglied dunkel- braun. Fühlergeissel weiss, schwarz geringelt und ausser- dem auf der Oberseite unregelmässig schwarz gefleckt. Das werdickte Wurzelglied mit rauher, graugelblicher Beschuppung. Bein ochergelb, die Fussglieder oben braun, nur am Ende jedes Gliedes gelblich. Rückenschild un- rein ochergelb. Hinterleib gelbgrau.

Vorderflügel 8 mm. lang, ochergelb, auf dem hinteren Theil in der Mitte weisslich. Von der Basis, fast am Vorderrande anfangend, zieht sich bis zu */, des Innenran- des ein tief schwarzbrauner, nach oben und nach hinten scharf abgegrenzter Fleck, der hinten rechtwinkelig. In der Mitte seiner oberen Begrenzung liegt ein kurzer weis- ser Stirch eingebettet. Bei ?/, des Vorderrandes beginnt eine unbestimmte schwarzbraune Querbinde, die schräg bis an die obere Ecke des grossen Innenrandfleckes geht. Von hier an, bis zur Spitze hat der Vorderrand drei dunkelbraune Schrägfleckchen. In der Mitte ist die Querbinde zu einem Fleckchen verdickt und hier ist nach aussen ein weisslicher Fleck. Vor dem Innen- winkel ist ein kleiner, fast viereckiger dunkelbrauner Fleck. Ein schwärzlicher Mittelpunkt ist nur wenig deut- lich vorhanden. Etwas vor der hinteren Querlinie ist am Vorderrande ein dunkelbraunes Fleckchen. Saum grau. Franzen weisslich, abwechselnd grau gescheckt.

Hinterflügel hellbraungrau. Franzen grau mit einer dunkleren Theilungslinie.

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Ich fand den rein weissen kahnartigen Cocon auf der Unterseite eines Eichblattes, angeheftet im Juni bei Wladiwostok. |

Der Schmetterling entwickelte sich am 4 Juli.

143. Cerostoma blandella.

Alis anticis falcatis citrinis, vitta media obscuriore, margine inferiore albido, apice nigrofusco marginato; pos- - licis fuscescentibus. ;

Von den verwandten Arten Falcella Hb. und Nemorella L. durch die zeichnungslosen gelben Flügel verschieden.

Kopf weiss, ebenso das verdickte Wurzelglied der Fühler; diese selbst sind weiss und schwarz geringelt. Die langen Taster sind oben gelblich-weiss, an der Seite und unterhalb lebhaft gelb. Brust und Beine weiss, glänzend. Fussglieder oben gebräunt. Rückenschild weiss, mit kanariengelben Schulterdecken.

Vorderflügel 8 mm. lang mit sichelfórmiger Spitze hell citronengelb mit einer bräunlich - gelben Langsstrie- me, die auf beiden Seiten, besonders aber am Innen- rande eine weissliche Umgebung hat. Die Spitze ist dunkel rothbraun gesáumt. Franzen rothgrau.

Hinterflügel licht braungrau. Franzen gelblich-grau, mit einer nur wenig dunkleren Theilungslinie am Grunde.

2 33 in den letzten Tagen des Juli von Buchen bei Wladiwostok geklopft.

144. Psecadia septempunctata.

Alis anticis plumbeis, punctis 7 nigris; posticis fusco- griseis. Bei Decemguttella Hb. hingehörend.

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Kopf grau. Taster grau, mit fast schwarzem Endgliede. Das Mittelglied ist aufwärtsgebogen, auf der Unterseite weisslich, das Endglied wenig kürzer, als das Mittelglied. Fühler schwarzgrau, beim (7 kurz gewimpert. Beine dunkelgrau. Auf der Oberseite sind die Fussglieder dunkler. Rücken und Hinterleib bleigrau, ersteres in der Mitte und am An- fange der Schulterblätter mit einem schwarzen Fleckchen.

Vorderflügel 8 mm. lang, etwas dunkler bleigrau, als bei Decemguttella, mit seidenartigem Glanze. Von den " schwarzen Punkten sind zwei an der Wurzel, einer nicht weit davon am Vorderrande, der vierte am Schlussé der Mittelzelle, zwei auf der Falte und der siebente zwi- schen den beiden letzteren, gleichweit von der Falte und dem Innenrande. Franzen bleigrau wie die Flügel.

Die Hinterflügel haben beinah ein eben solches Grau wie die vorderen und auch gleichfarbige Franzen.

Wladiwostok im Juli in Wäldern selten.

145. Depressaria mongolicella.

Palporum articulo terminali lutescente-fusco. Alis anti- cis rufescente-cinereis, linea plicae e basi strigaque brevi longitudinali, punctum album venae transversalis inclu- dente, nigrofnscis.

Etwas grösser, als Putridella Schiff. und ihr sehr nahe stehend, unterscheidet sie sich durch die gleichmässiger róthlich-graue Farbe, die nur hinten dunkleren Rippen und den schwarzbraunen Längswisch, der den weissen Punkt umfasst. г

Kopf hellbraun, bei manchen Stücken dunkelbraun. Taster dunkelbraun, fast schwarzbraun, oder auch gelb- grau. Das Endglied ist kürzer, als bei Putridella, ziemlich dick beschuppt, dunkelbraun, in der Mitte graugelb.

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Fühler róthlich-braun, mit gleichgefárbtem Wurzelgliede. Rückenschild in der Mitte grau, rothgrau gemischt, mit dunkelbraunen Schulterdecken. Beine hell ochergelb, dunkelbraun schattirt. Hinterleib gelblich-grau, bei dem d mit gelblich - grauem Afterbusch. Die Vorderflü- gel sind 9 10 mm. breit, mil weniger abgerun- deter Spitze, als bei Putridella, dunkel rothgrau. An der Wurzel ist der Vorderrand nicht hell, wie bei Putridella. Die Flügelfalte wird durch einen schwarzbrau- nen Längsstrich bezeichnet, der vor -der Mitte endet. In der Mittelzelle ist etwas vor der Mitte des Flügels ein schwarzer Punkt und am Schlusse der Mittelzelle ein weisser kleiner Fleck, der nach innen kaum von Schwarzbraun umrandet ist, nach hinten aber einen schräg nach der Spitze gerichteten schwarzbraunen Wisch hat. Am hinteren Theile des Vorderrandes liegen 4 braun- grau in die Franzen desselben ausgehende Flecke, am Hinterrande etwas dunklere Saumflecke oder Punkte. Franzen hell róthlich-grau.

Hinterflügel glänzend, hell gelblich-grau, nach hinten eiwas verdunkelt, mit dunkleren Rippen und Saumlinie und hellgrauen Franzen mit dunklerer Theilungslinie und einer nach aussen weissen Schattenlinie.

Unterseite wie bei Putridella, nur ohne die hellgelbe Linie der Franzen.

Bei Raddefka und Pompejefka nachts bei der Lampe im Juli gefangen.

146. Depr. abjectella.

Arliculo terminali palporum basi medioque fusco. Alis anticis apice rotundato, carneo-griseis, crasse fusces- cente irroratis, maculis, et in medio, et in costa, fuscis, punctis disci 2 nigris, 2 albidis.

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Eine recht unscheinbare Art, verwandt mit Laterella Schiff, aber etwas kleiner, mehr grau und durch die dunklen Vorderrandsfleckchen verschieden. Von der ihr ebenfalls ähnlichen Zephyrella Hb. unterscheidet sie sich durch die róthlichere Farbe, die grauen Flecken im Flü- selgrunde und den weissen Punkt, welcher bei Zephy- rella fehlt, und endlich, durch den grossen Mittelfleck, wo bei Z. ein weit kleinerer, fast schwarzer Fleck steht.

Kopf unrein graugelb, bei dem (7, bei dem 9 mehr

‘röthlich. Das mittlere Palpenglied ist auf der Seile grau-

braun, bisweilen auch röthlich gelbgrau; das gelbliche Endglied ist an der Basis, in der Mitte und an der äus- sersten Spitze dunkelbraun. Fühler dunkelbraun, mit schwarzbraunem, am Ende und unterhalb bräunlich-gel- bem Wurzelgliede. Beine bleichgelb, aussen unregelmässig braun gefléckt, so dass Letzteres vorherrscht. Rücken- schild róthlich braungrau. Hinterleib bräunlich gelbgrau.

Vorderflügel 9 mm. lang, rothgrau, ziemlich reichlich dunkelbraun bestäubt. In der Mitte ist ein grösserer ип: bestimmt begrenzter dunkler Fleck; vor diesem ein schwarzer (oder 2 kleine) Punkt. Etwas hinter und un- terhalb des dunklen Mittelfleckens ist in röthlicher Um- gebung ein weisser Punkt, der jedoch auch eben so oft fehlt. Der Vorderrand ist abwechselnd braun und grau gefleckt; besonders gross und deutlich sind die 4 Flecken auf der hinteren Vorderrandshälfte und hier sind auch die Zwischenräume heller, fast gelbgrau. Saumpunkte schwarzbraun. Das Wurzelfeld ist gelberau, dunkelbraun, aber wenig deutlich, begrenzt. Franzen gleich dem Fiü- gelgrunde.

Hinterflügel bleich gelblich-grau, hinten etwas verdun- kelt. Franzen heller, mit mehreren feinen, kaum bemerk- baren Schattenlinien.

1. 1882. 2

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Unten fast wie Laterella, nur, anstatt rothgrau, dun- kel braungrau.

Bei Wladiwostok im Mai unter Steinen.

147. D. costae maculella. -

Capite et thorace atris; palporum articulo secundo a- iro, terminali albido. Alis anticis lutescente-albidis, basi abrupte atra, puncto medio maculaque subtriangulari in costa atris; posticis fuscescentibus.

Wenn die Depressarien ohnehin schon eine gewisse Aehnlichkeit mit der Wicklergattung Teras zeigen, so ist das bei dieser Art ganz besonders der Fall, indem sie ähnlich, wie T. boscana auf hellem Grunde am Vorder- rande einen grossen dreieckigen Fleck hat.

Sie passt zu keiner andern europäischen Art, kann aber wohl noch am besten bei Turvella Fr., deren Grös- se sie beinah hat, untergebracht werden,

Kopf, Rückenschild und Flügelbasis sind schwarzbraun. Die Taster sind lang, das Mittelglied schwarzbraun, am Ende hell ochergelb, das Endglied ochergelb, auf der oberen Kante mit schwarzen Schuppen bedeckt.

Die männlichen Fühler mit etwas eckig vortretenden Gliedern, sind dunkelbraun, nach der Spitze hin heller braun. Das Wurzelglied ist dunkelgraubraun, auf der Un- terseite am oberen Ende ochergelb. Beine gelblich, aus- sen braun bestäubt. Hinterleib ochergelb.

Vorderflügel 10 mm. lang, unrein gelblichweiss (wie Elfenbein). Der schwarzbraune Basaltheil ist scharf gegen den hellen Grund abgeschnitten. Der schwarzbraune gros- se, dreieckige Vorderrandsfleck reicht von der Mitte bis gegen die Spitze und nach unten fast bis in die halbe

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Breite des Flügels. Zwischen diesem Flecke und dem schwarzen Basaltheile ist ein schwarzer Punkt. Am Sau- me slehen zwischen den Rippen kleine schwarzbraune Punkte. Franzen hell echergelb.

Hinterflügel hell graubraun, mit gelbgrauen Franzen, an deren Grunde eine dunklere Theilungslinie.

Von Wladiwostok und der Umgegend von Pompejefka Ende Juni einigemal von ‚Eiche geklopft.

148. Cryptolechia catenulella.

Alis anticis foras coarctatis, obtusis cinereo-brunneis, seriebus punctorum fuscorum, lutescente-cinctorum qua- tuor transversis punclisque marginalibus; poslicis cinereo- fuscis.

Dieser eigenthümliche Schmetterling weicht durch seine kurzen, schräg aufwärts gerichteten Taster von den Arten der Gattung Cryptolechia ziemlich auffallend ab. Ob dafür später ein neues Genus aufgestellt wer- den muss, wird sich erst dann zeigen, wenn hinreichen- des Material da sein wird, um einige Stücke der ge- nauen Untersuchung opfern zu können. Der Rippenverlauf zeigt, so weit er sich ohne Abschuppung erkennen lässt, keine wesentlichen Unterschiede von Cryptolechia. Diese Art hat in der Flügelform und Zeichnung viel Aehnlich- keit mit der von Zeller im 10 Bande der Linn. Ent. p. 155 beschriebenen und T. I Fig. 5 abgebildeten Crypto- lechia spuria aus Columbia.

Kopf mit etwas aufgerichteten Schuppen, braungelb. Taster schräg aufwärts gerichtet, das Mittelglied am Ende mit breit auseinander gehender Beschuppnug, wo- durch er beinah |kolbig wird, röthlich gelb. Das Endglied braun, kurz, mit Schuppen bis an die Spitze bekleidet,

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nicht gebogen. Fühler ziemlich dick, bráunlichgelb, dun- kel. geringelt. Beine mit rôthlichweissen Schenkeln. Schienen bräunlich geib, mit langer, abstehender Behaa- rung, die hinteren mit zwei langen Spornen. Rücken- schild und Hinterleib braun mit einigem metallischen Glanze. |

Vorderflügel 8 mm. lang, nach hinten erweitert, Vor- derrand auf dem Enddrittel sehr convex und fast un- merklich in den Hinterrand übergehend, der völlig abge- rundet in den Innenrand verläuft, wodurch kein Innenwin- kel erkennbar ist. Die Farbe ist dunkel gelbbraun, mit etwas grauer Beimischung.

Längs des braungrauen Vorderrandes sind schwärzlich- braune Flecke, die sich wenig von der helleren Umgebung abheben. Von ihnen aus nehmen die Fleckbinden ihren Anfang. Von diesen 4 Punktreihen in hell braungel- ber Umgebung nimmt die vorderste ihren Anfang nicht weil von der Basis. Sie besteht aus drei braunen Punk- ten, oder Fleckchen, die von lichtem Braungelb umgeben und in keinem Zusammenhange sind. Wenig vor der Mitte geht aus dem Vorderrandsfleckchen die zweite Fleckenbinde hervor. Sie besteht aus 5 sehr verschie- den grossen braunen Flecken in gelbem Grunde. Sie verläuft in etwas schräger Richtung und erreicht den stark geschwungenen Innenrand ziemlich weit hinter dessen Mitte. Auch sie besteht aus verschieden grossen und kleineren Punkten und Fleckchen in gelbem Grunde, die als Binde zusammenhängend ist. Von den Flecken dieser Binde sind zwei in der Mitte die gróssten. Die dritte, in schräger Richtung geschwungene, aus kleine- ren in ihrer Grüsse kaum verschiedenen Punkten beste- hende Binde, die in den abgerundeten Innenwinkel mün- det, hat ihren Anfang bei ?/, des Vorderrandes. Endlich

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zieht zwischen ihr und dem Saume eine vierte Reihe von Punkten. Zwischen beiden letzteren Reihen steht am Innenrande ein einzelner brauner Punkt. Saum wenig dunkler, als die Fiügelfarbe. Franzen den Flügeln gleich gefarbt.

Hinterflügel dunkel graubraun. Franzen grau, am Grunde schwärzlich, nur in der Mitte weisslich.

Unterseite schwärzlich grau, an den Randern rôthlich braun, ohne Zeichnung.

Im Juni bei Wladiwostok in Laubwaldern.

Pantelamprus n. g. z&ytr ubique, Axpmpoc magnificus.

Capilli depressi. Ocelli nulli. Haustellum longum, squa- matum. Palpi maxillares desunt. Palpi labiales adscen- denles, articulo secundo curvato, terminali subreflexo aculo. Antennae setaceae, longe ciliatae, articulo basali leviter incrassato. Fibiae posteriores superne penicillatae. Alae anlicae acutae, emarginatae, limbo recto, angulo anali acuto; posticae subacutae, margine anteriore late exsecto.

Das leider einzige 4 dieses prächtigen Thierchens ist so auffallend in jeder Hinsicht, dass ich es nicht wohl beliebig in eine Galtung slellen kann, in die es durchaus nicht passen würde. Ich bin also genöthigt, dafür eine neue Gattung zu errichten, deren Begründung allerdings erst dann auf einige Vollstandigkeit wird Anspruch machen kónnen, wenn sie durch das noch zu entdeckende 9 wird ergänzt werden kónnen.

Sie dürfte neben Cryptolechia und Psoricoptera einzu- schalten sein.

22 3

Scheitel mit nicht dicht anliegenden Schuppen. Stirn platt. Keine Nebenaugen. Taster mässig lang, schräg aufsteigend. Das gekrümmte Mittelglied ist dicht be- schuppt. Das sehr wenig aufwärts gebogene Endglied ist zur Krümmung des Mittelgliedes, etwas gesenkt. Der ziemlich lange Saugrüssel ist auf der oberen Seite fast bis ans Ende mit Schuppen bekleidet. Das Wurzelglied der Fühler ist nicht besonders verdickt, die borstenförmige Geissel ist bis an die Spitze lang bewimpert. Die Beine sind kräftig, die Schienen am Ende mit büschelartig ver- dickten Haaren, besonders auffallend ‘an den Hinter- beinen.

Die Vorderflügel sind von mässiger Breite. Der Vor- derrand ist vor der Spitze sehr gebogen. Sie laufen in eine Spitze aus und haben einen schrágen, unter der Spitze wenig eingezogenen, geraden Hinterrand, schar- fen Innenwinkel und vor demselben ausgeschweiften In- nenrand.

Hinterflügel von ähnlicher Gestalt, wie die vorderen, nur etwas mehr unter der Spilze ausgeschnitten und am Vorderrande mit einem beträchtlichen Ausschnitt, so dass man bei flüchtiger Betrachtung ihn für eine Be- schädigung halten könnte. *) Franzen nicht lang.

149. Pantelamprus Staudingerl.

Alis anticis aureis, in medio aureo-fuscis, basi viola- ceis, striga ante medium recla subperpendiculari dimi- diata fusca, poslice roseo-violaceo-limitata, post medium macula magna nigrochalybea, roseo-cincla striolaque obli-

*) Die von Zeller in den Horae, Jahrg. XIII р. 324 be- schriebene und auf T. IV f. 102 a, b, abgebildete Ecliptoloma hat eine ganz ähnliche Krümmung und Ausbuchtung des Vorderrandes-

qua, in medio costae lilacea, nitente, striga postica in an- sulum analem terminante lineaque limbali brunneo-fuscis; posticis purpureo-fuscis, striola transversali ante apicem alba, postice nigra, apice aureo-fusco. 1 4

Kopf mit rothbrauner und ochergelber Behaarung. Füh- ler mit ochergelbem Wurzelgliede, hell ochergelb, schwarz geringelt, an der Spitze verdunkelt und von gewöhnlicher Länge. Taster auch ochergelb; das Miltel- glied ist an den Seiten rothbraun, das Endglied am äusser- sten Ende schwarzbraun. Beine glänzend, ochergelb, an den Schienen dunkelbraun, am Ende derselben auf der oberen Seite mit kurzen, breiten, fast schwarzen Haar- büscheln, die besonders dick an den Hinterschienen sind. Die Fussglieder sind hell ochergelb, die beiden letzten fast schwarz. Unterkórper dunkel purpurbraun, die vorderen Segmente am Bauche hellgelb. Rückenschild dunkel braunroth, purpurn glänzend, mit gelb gesäumten Schulterdecken. Hinterleib dunkelbraun, mit lebhaftem Purpurglanze.

Die Gestalt der 9 mm. langen Vorderflügel erinnert etwas an die von Cerastoma dentella F. Der Vorderrand ist an der Spitze ziemlich stark abwärts gebogen, der Hinterrand sehr wenig unter der Spitze eingezogen, schräg und gerade und bildet einen scharfen Innen- winkel. Innenrand vor dem Innenwinkel ausgebuchtet.

Der Grund ist wie ein matt glánzendes Goldgelb, das aber nur auf dem ersten und letzten Flügeldrittel zur Gel- tung kommt, indem der übrige Raum schón braun ausge- füllt ist. Flügelwurzel dunkelbraun und violett. Vorderrand braun, ziemlich genau in der Mitte ist nahe an demsel- ben ein kurzer, schräg einwárts gerichteter, aus rosa und blausilbernen Schuppen bestehender Wisch. Vor der Mitte ist eine in den Innenrand ausgehende, etwas schrag

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bar.

nach oben gerichtete Strieme, die den Vorderrand nicht erreicht; sie ist auf der Innenseite schwarzbraun, auf der äusseren glänzend dunkel rosenrolh. In dem breiten braunen Milteltheile ist hinter der Milte ein schwarz purpurner ovaler Fleck, der auf beiden Seiten und um die obere Spitze dunkel rosenroth eingefasst ist. Zwischen ihm und dem Innenrande ist das Braun dunkler und vou einem goldig gelben Fleckchen nach dem Innenwinkel begrenzt. Von °/, der Vorderrandslänge an geht eine ge- rade, dunkelbraune Linie in schräger Richtung in den In- nenwinkel und schneidet mit dem auch dunkelbraun ge- randeten Vorderrande und Hinterrande ein grosses matt- zoldenes Dreieck ab, dessen obere Hälfte durch einen, aus der Spitze kommenden dunkelbraunen Längsstrich bezeichnet wird, oberhalb dessen die Färbung bräunlicher ist. Die Franzen sind auf der Wurzelhälfte bräunlich goldgelb, dann folgt eine breite dunkelbraune Theilungs- linie und das hellgelbe Aussentheil.

Die Hinterfligel sind purpurbraun, etwas glänzend, mit mässig vor der Spilze eingezogenem Hinterrande. Hinter der Mitte hat der Vorderrand einen ansehnlichen Kerbausschnilt. Genau von der Mitte dieses Ausschnil- tes geht vom Vorderrande ein kurzer weisser, hinten schwarz begrenzter kurzer Querstrich als Anfang einer Binde aus. Hinter demselben ist das Spilzentheil goldig braun, am Vorderrande blausilbern und ist dieses Spilzen- theil von feinen schwarzen Punkten eingefasst. Bis über die Spitze hinaus sind die Franzen braungolden, von hier an scharf abgeselzt weisslich-grau, mil dunklerem Mittelschatten. Hierdurch scheint die Spitze. hakig ge- Krummt zu sein.

Unterseite dunkel rothbraun, mit scharf gezeichnelem goldgelben Enddrittel von oben. Ebenso ist auf den Hin-

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terflügeln die Spitze ähnlich, wie oben gezeichnet, der Bindenansatz hell rosa, selzt: sich dann als braune Bin- de bis an den Innenrand fort.

Wladiwostok, am 31 Juli auf einem Eichenblatte ru- hend gefunden.

150. Feleia inscriptella.

Palpis albis, articulo secundo maculis duabus, lermi- nali bisarcuato, fuscis. Alis anticis albide-griseis, macu- lis tribus costalibus liturisque disci nigris, externe albo- cinclis, ciliis lutescentibus.

Bei Alburnella.

Kopf und Rückenschild des 2 weisslich. Beim 4 ist der Kopf braungrau, das Rückenschild weissgrau mit

_schwarzbraunen Schuppen gemischt. Das mittlere Taster-

elied ist weiss, oder weissgrau an beiden Enden schwarz- braun, das weisse Endglied in der Mille und an der Spilze sehwarz geringelt. Fühler fast schwarz, auf der srösseren Aussenhälfte mit Grau gemischl. Beine gelb- lich, auf der Aussenseite gebräunt. Fussglieder dunkel- braun, am Ende weisslich. Hinterleib hell ochergelb, weiss- lich überflogen.

Vorderflügel 8 mm. lang, ziemlich schmal, weissgrau. Am Vorderrande an dessen Basis, in der Milte und wei- ter nach hinten, sind 3 schwarzbraune Flecken. Darun- ter ist an der Wurzel ein schwarzer Fleck, oder Punkt, dann folgt ein dicker, schwarzer Querstrich, der den Vorder- und Hinterrand nicht erreicht. Letzterer hat in der Falle eine schwarze Linie. Hierdurch entsteht ein pfeilförmiges Zeichen. Unterhalb der beiden. hinteren Vorderrandsflecken ist in liegender Richtung eine kurze und dicke gebogene schwarze Linie, hinten mil einer

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kurzen, nach dem Innenwinkel gerichteten Abzweigung und hinter der dadurch entstehenden Gabel noch eine schwarze, nach der Spitze hingehende Linie, die aber bei dem 9 fehlt. Die Umgebung dieser schwarzen Zeich- nungen ist leicht gebräunt und nach hinten weiss ange- legt. Die Flügelspitze ist mehr oder weniger verdunkelt. Am Ende des Vorderrandes und am Saume stehen schwarzbraune Punkte. Franzen gelbgrau mit mehreren sehr schwach angedeuleten Schattenlinien.

Hinterflügel weisslich-grau, glänzend mit dunkleren . Rippen und Saum. Franzen hellgrau, am Grunde gelblich.

Ende Mai an Baumstämmen bei Raddefka gefunden. Auch von Askold.

151. Parasia inflammatella.

Capite palpisque ochraceis. Alis anticis cinnamomeis, inter venas pro parte citrinis, costa, striga lata obliqua limboque fuscis; posticis fusco-cinereis.

Am meisten der Aprilella verwandt, aber weit grösser und greller gefárbt, als diese. Auch unterscheidet sie der hell ochergelbe Kopf, die viel dickeren Fühler und die dick- aber locker beschuppten Taster. Den übrigen Arten steht sie viel ferner, so dass es überflüssig ist, sie damit zu vergleichen.

Kopf hell ochergelb. Die langen Taster sind rost- braun, das zweite Glied an den Seiten dunkler, dick und nicht anliegend beschuppt. Die Spitze des Endgliedes ist hell rostgelb. Fühler ochergelb, an Basis und an der Spitze schwärzlich-braun und dicker, als bei Aprilella. Beine gelbgrau. Rückenschild hellgelb, die Schulterdec- ken lebhaft zimmtbraun. Hinterleib gelbgrau.

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Auf den 10 11 mm. langen Vorderflügeln, welche

breiter, als bei Aprilella sind, herrscht lebhaftes Zimmi- braun vor dem Hellgelb vor, indem letzteres nur auf der vorderen Hälfte stellenweise zwischen den Rippen, vor dem Saume zwischen den Rippen fleckartig aul- tritt. Am Vorderrande beginnt vor der Mitte eine breite schwarzbraune Schattenbinde, welche in schräger Richtung nach dem Innenwinkel hinzieht. Auch sind sämmtliche Flu- gelränder und theilweise die Rippen schwarzbraun. Hier- durch entsteht ein viel schärfer gezeichneles und grelle- res Colori, als es Aprilella hat. Hinterflügel dunkel braungrau. F Diese ansehnliche Art ist im ganzen Gebiete ver- breitet. Ich fing sie im Juli bei Licht in Pompejewka und bei Wladiwostok, wo sie nicht selten war, doch erhielt ich nur 44.

152. Tachyptilia solemnella.

Alis anticis violaceo-griseis, fuscia media lata nigr*: postice lutescente-albo-cincta et limbo nigro; posticis nigro-fuscis. 1 9.

Bei Scintillella.

Kopf dunkel bräunliehgrau. Taster hell rostgelb. Fühler weiss und schwarz geringelt, mit weissgrauem Wurzel- gliede. Beine dunkelgrau, fast metallisch glänzend. Die Schienen der Hinterbeine mit langer, schwarzbrauner Behaarung, am Ende hell ochergelb. Füsse der vorde- ren und mittleren Beine schwarzbraun, am Ende der Glieder gelblich, die der Hinterbeine ochergelb, die äus- seren Glieder oben grau gefleckt. Rückenschild violett- grau. Hinterleib dunkel stahlgrau, elwas glänzend.

Vorderflügél 6 mm. lang, mit elwas ausgezogener Spilze und ziemlich schragem Hinterrande, schón dun-

BERN.) gem

kel blaugrau, mit einer breiten sehwarzen, nach innen in den grauen Grund sanft vertriebenen, hinten am Vor- derrande breit gelblichweiss, dann schmal weiss begrenzt. Die innere Hälfte des Aussendrittels ist grau wie die vordere Hälfte. Dieses Grau geht nahe dem Saum sanft in Schwarz über. Franzen auf der Wurzelhälfle grau, aussen schwarz.

Hinterflügel schwarzbraun, mil grauen, nach dem Innenwinkel gelblichgrauen Franzen.

Unterseite einfarbig schwarzbraun, mit metallisch glän- zenden Rippen und weisslichem Fleck der äusseren Bin- denbegrenzung von oben.

153. Ceratophora modicella.

Alis anticis rufescente-ochraceis, punclis tribus (7 in cellula media 1 in plica) el macula marginis inferioris fuscis. T _ Grósse der Inornatella, von welcher sie sich durch den mehr convexen Vorderrand, abgerundetere Flügel- spitze, die gelbrothe Färbung und den Fleck am Innen- rande vor dem Innenwinkel, unterscheidet.

Kopf ochergelb, ebenso die schwarzbraun geringellen Fühler, Taster und Beine. Rückenschild róthlich ocher- gelb. Hinterleib gelbgrau, beim cf mil hell ochergelbem Afterbusch.

Vorderflügel 8 mm. lang, mit nicht vorgezogener Spitze rôthlich braungelb, mit dunkleren Rippen. In der Mittel- zelle die gewöhnlichen schwarzbraunen Punkte. Unter dem vorderen ist in der Falle ein dritter Punkt und da, wo die Falte in den Innenrand ausgeht, ein schwarzbrau- nes Fleckchen, so wie zwischen. den Rippen am Saume und hinterem Drittel des Vorderrandes schwärzliche Punkte. Franzen gleich den Flügeln gefärbt.

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Hinterflügel hellgrau, kaum elwas am Saume verdun- kelt, mit, am Grunde gelblichen, sonst hellgraue Fran- zen. d? und © zeigen keine erwühnenswerthen Unter- schiede.

Wladiwostok im Juli.

154. Eciteles flavimaculata.

Palporum ochraceorum artieulo secundo fusco-termi- nato; alis anticis rufescente-fuscis, puncto medio nigris maculis duabus costalibus, limbo ciliisque luteis; posticis cinereis.

Kopf unrein rostgelb. Fühler, dunkelbraun und ziem- lich dick beim d. Die des 9 sind nur am unteren Ende und in der Mitte braun, sonst lehmfarben. Taster ocher- gelb, die des & an der Seite braun. Das Ende der Mit- telglieder ist schwarzbraun. Beine ochergelb, die vorde- ren und mittleren aussen unregelmässig braun geschekt. Rückenschild dunkelbraun. Hinterleib graubraun, mit gelblicher, beim 9 längerer Afterbehaarung.

Vorderflügel 7 mm. lang, dunkelbraun mit etwas róth- lichem Scheine, mit einem schwarzen Mittelpunkte. Am Vorderrande ist in der Mitte ein grosser, nicht scharf abgegrenzler gelber Fleck. Ein zweiter kleinerer ist vor der Spitze. Auch der Saum und die Franzen sind gelb.

Hinterflügel licht braungrau, mit am Grunde gelbli- chen, nach aussen gelbgrauen Franzen mit dunklere: Theilungslinie.

Von Wladiwostok in der 2-ten Julihälfte in den Wäl- dern, wo ich ihn stets auf Eichenlaub fand.

155. Ypsolophus sparsellus.

Palporum articuli secundi penicillo lutescente. Alis anticis cervinis, obscure-cinereo-mixtis, macula media

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lineolisque transversalibus undulatis fuscis; poslicis lutes- cente-griseis, poslice infuscatis.

Von dem ihr nahe stehenden Barbellus S. У. unterschei- del sich Sparsellus durch die bräunlich gelbe Grundfarbe und die etwas breiteren, in eine schärfere Spitze aus laus fenden Hinterflügel.

Kopf, Rückenschild und Hinterleib gelblich-braungrau. Taster mit oben gelblichgrauem in den Seiten schwarz- braunen Haarbusche des Mittelgliedes *) und graubrau- nem, an der Spitze schwarzbraunem, dünnen Endgliede, Fühler rothgrau mit stark eingeschnürten Gliedern. Beine schwarzbraun. Fussglieder an den Enden in geringer Ausdehnung hell lehmgelb.

Vorderflügel 10 11 mm. lang, elwas mehr zuge- spitzt, als bei Barbellus und hinten mehr, als bei dieser verbreitet, bräunlich gelbgrau, in der Mitte am Vorderrande dunkelgrau beschattet, mit einnem schwärz- lichbraunem Flecke am Schlusse der Mittelzelle und gleich gefarbten Querlinien und Stricheln, die schárfer und deut- licher hervortreten, als bei Barbellus. Franzen lehmgelb, mit zwei braunen Theilungslinien, deren äussere sehr undeutlich ist. Die etwas breiteren (als bei Barbellus) Hinterflügel sind mehr, als bei dieser, zugespitzt, hell braungrau, nach hinten allmälig verdunkell, mit, am Grunde gelblichen, nach aussen gelbbraunen Franzen, in denen eine dunklere innere und eine vor dem Innenran- de sich verlierende Schattenlinie stehen.

Unterseite schwärzlichgrau, an den Rändern gelblich. Hinterflügel heller grau.

*) Bei Barbellus ist der Haarbusch dichter und vorn mehr abgerundet.

Das d? ist etwas grósser, als das 9.

Im Mai und Anfang Juni bei Raddefka und Wladiwo- stok auf Bergabhängen mit niederem Gebüsch gefangen.

156. Ypsol. consertellus.

Palporum articulo-secundo ochraceo-penicillato. Alis anticis ochraceis, puncto medio nigro, vitta, lineola posl punctum medium, costa, limbo margineque inferiore brun- neis, ciliis concoloribus; posticis nigricantibus. 4 d.

Dem Y. acuminatus Stgr. sehr nahe stehend. Nach genauer Vergleichung mit dem Originalexemplare des acuminatus in Dr. Staudingers Sammlung durch den, besonders am Ende rosifarbenen Haarbusch am mittle- ren Tastergliede, der bei dieser Art grau ist, ferner durch die geschwungene braune Strieme in der Flügel- mitte, die acuminatus nicht hat und die viel dunkleren Hinterflügel von dieser verschieden.

Kopf und Rückenschild gelblichgrau, an den Seiten braungelh, eingefasst. Taster rostgelb, oben und auf der Innenseite weisslichgelb. Fühler graubraun, mit rauher Schuppenbekleidung, am Enddrittel schwarzbraun gerin- gelt.”) Beine hell ochergelb, die vorderen und mitt- leren auf den Aussenseiten braun. Die Hinterbeine ha- ben oben braungefleckte Fussglieder. Hinterleib schwärz- lichgrau mit ochergelbem Analbusch.

Vorderflügel 5 mm. lang, ziemlich schmal und spitz, wie bei acuminatus, gelbbraun, mit schwarzem Mittel- punkte.

*) Bei acuminatus sind die Fühler dünner, gelblich und vom er- sten Drittel an dunkelbraun geringelt.

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Der Vorderrand ist vor der Spilze nach innen ver- dickt, braun, ebenso der Innenrand und eine, an der Wurzel beginnende, dicke, gebogene. Strieme, die den schwarzen Mittelpunkt berührend, bei dem Innenwinkel ihr Ende hat. Vom Mittelpunkte zieht sich nach der Spit- ze zu ein kurzer brauner Wisch. Der Saum ist in ziem- licher Breite schwarzbraun. Die Franzen sind rostfarben. aussen heller. Bei dem einen Stück ist die gekrümmle Millelstrieme zweimal von der helleren Grundfarbe un- terbrochen, wodurch drei grössere Mittelflecke entstehen.

Hinterflügel dunkelgrau, mit gleichfarbigen Franzen.

Unten sind alle Flügel schwarzgrau, mit scharf abze- grenzten rostrothen Franzen der Vorderflügel.

Bei Nikolsk im September und einigemal im Juli bei Wladiwostok von Eichensträuchern gescheucht.

157. Nothris Chinganella.

Alis anticis cervinis, lutescente fuscoque conspersis, punctis 4 discalibus nigrofuscis; posticis fusco-cinereis.

Nach Aussehen und Flügelzestall würde diese Art bes- ser zu Br. cinerella L. und Tripunctella Sv. passen, aber den Taslern nach ist sie eine sichere Nothris.

Kopf bräunlich gelbgrau. Das Miltelglied der Palpen ist grauröthlieh; der Haarbüschel desselben rostgelb, von oben gesehen weisslich. Das feine, lange Endglied gelb- lichgrau, nach der Spitze allmälig verdunkelt.

Fühler rothgrau, mit nur wenig verdicktem Wurzelglie- de. Beine dunkel rolhgrau, glattanliegend beschuppt. Rüc- kenschild und Hinterleib röthlichgrau.

Vorderflügel 9 10 mm. lang, ziemlich schmal mil weiler vorgezogenem Innenwinkel, als bei Verbascellus, rolhgrau, mit feinen weisslichen, oder gelblichen und

dunkelbraunen Querstrichelchen dicht und gleichmässig bedeckt, so dass die vier schwarzbraunen Punkte, von denen der vorderste auf der Falte ohnweit der Basis, der zweite in der Falte auf deren halber Länge, der dritte etwas weiter nach hinten über dem zweiten in der Mittelzelle und der vierte am Schlusse der Mittelzelle sich befinden. Diese Punkte sind bei frischen Stücken von den Querstrichen so überdeckt, dass sie kaum er- kennbar sind. Je nach dem Grade des Abfliegens ändert das Aussehen ab; die weniger abgeflogenen haben die weissen Querstrichel verloren, während die schwarzen noch vorhanden sind und, nebst den Punkten zwei ui- bestimmte dunklere Querlinien, oder Schattenbinden bil- den. Noch mehr geflogene Stücke sind einfarbig roth- grau und zeigen die 4 Punkte besonders deutlich. Die Franzen am Ende des Vorderrandes, am Hinter- und In- nenrande sind am Grunde gelblich, aussen grau.

Hinterflügel breiter, als bei Verbascellus mit wenig vorgezogener Spitze, hell braungrau, am Vorderrande und Saum verdunkelt mit gelbgrauen, am Grunde gelb- lichen Franzen.

Unterseite rauchgrau, am Vorder- und Hinterrande die vorderen reichlich mit Lehmgelb gemischt, die hinteren: am Spitzentheil lehmgelb mit graubraunen Flecken.

Bei Raddefka ziemlich häufig, seltener bei Wladiwo- stok an den unteren Abhängen der Berge in niedrigem Haselgestrüpp im Mai.

158. Lecithocera luridella.

Alis &-is lutescente-griseis, 9-ae dilutioribus, anticis margine anteriore ochraceo, ciliis dilute-ochraceis. Л 1. 1882. 3

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Sie übertrifft an Grösse alle übrigen Arten dieser Gat- tung. Ihre graugelbe Farbe unterscheidet sie ebenfalls gut. Sie findet ihre systematische Stellung zwischen Pal- licornella Stgr. und Flavissimella Mn.

Kopf hell ochergelb, ebenso die Taster und Fühler am Grunde, welche letztere dann etwas dunkler, wenig kürzer als der Vorderrand der Vorderflügel und ziem- lich dick.

Das Endglied der Taster ist kürzer, als bei Luticomel- la. Beine hell ochergelb. Hinterschienen mit dicker lan- | zer Behaarung. Rückenschild gelbgrau, mit helleren Schui- terdecken. Hinterleib graugelb beim (f mit lehmgelben Analbusche.

Vorderflügel des 4 10, des 9 11 mm. lang, mit mehr abgerundeter Spitze, als bei allen andern Arten grau- zelb, beim (f etwas dunkler (genau so wie bei Litho- sia deplana in beiden Geschlechtern).

Die Hinterflügel, mit durchaus nicht, wie bei den an- dern Arten, hinter der abgerundeten Spiize concavem Hinterrande, sind fast ebenso gefarbt, als die vorderen mur etwas mehr grau, mit blassgelben Franzen.

Bei Raddefka und Wladiwostok in der ersten Woche des Juni in Laubwäldern gefangen.

159. Oecophora venustella.

Antennis albis nigro-annulatis; palporum articulo se- cundo ochraceo, terminali nigro, apice albo. Alis anti- cis flavis, area basali, macula ante angulum analem, ba- diis, albo-cinctis apice maculaque costali albis, nigro- fusco-limitatis, ciliis rufescente-flavis; posticis fusco-cine- reis.

Bei Formosella.

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Kopf weissgrau, Taster rothgelb mit brauner Endhälf- ie des.Endgliedes. Fühler weiss, schwarz geringelt. Rü- ekenschild rothgelb. Hinterleib gelbgrau. Die Schenkel der Vorderbeine hellgelb, die der. mittleren und hinteren weiss, glänzeud. Die Fussglieder der vorderen und mitt- leren Beine weiss und schwarz, die Schienen und Fuss- glieder der Hinterbeine gelblich, die Fussglieder dunkel- braun gefleckt.

Vorderflügel 5 mm. lang, wie bei Formosa gestaltet, róthlieh goldgelb, ohne Glanz. An der Flügelwurzel ist eine feine, schräg in den Innenrand ausgehende weisse, auf beiden Seiten schwarzbegrenzte Linie, eine zweite grenzt, ausgenommen am Vorderrande, ein braungelbes Saumfeld ab. Auch sie ist schwarz gesäumt Ein eben- falls gelbbrauner Innenrandsfleck vor dem. Innenwinkel wird auf der inneren Seite von einer schragen weissen, nach hinten schwarz augelegten Linie begrenzt. Auch hinten ist ein schwärzlicher Fleck (mit darauf eingestreu- ten weissen Sehuppen) von fast dreieckiger Gestalt. An der Flügelspitze liegt ein weisser, schwarz, besonders oberhalb umgebener Fleck. Dem Innenrandsfleck gegen- über ist ein weisser, hinten schwarzbraun begrenzter

Fleck. Die langen Franzen sind rothgelb.

Hinterflügel schmal, grau, mit gleichfarbigen Franzen.

Auf der Unterseite sind alle Flügel schwarzgrau;. die Franzen der Vorderflügel gelb.

Ich fand den seltenen Schmetterling einigemal bei Raddefka, Pompejefka und Wladiwostok auf mit Gebüsch bewachsenen Abhàngen im Juli.

160. Oecophora Zelleri. Alis anticis obscure aurantiacis, poslice strigisque du- abus longitudinalibus e basi fuscis, linea dimidiata macu- ! gp

в

lisque duabus albis, nigro-cinctis, striga postica ex co- sta alba, infra nigro-limitata, cum strigula venae trans- versalis argentaceae juncta; posticis cinereo-fuscis. 4 4.

Sie hat die Grösse der Oec. Mannii Led. und dassel- be braungoldene Colorit, während die Zeichnung mehr an die von Schaefferella L. erinnert.

Kopf schwarzbraun, erzglänzend. Taster anliegend be- schuppt. Fühler mit langen Franzen, schwarzbraun, vio- lett schimmernd, am Enddrittel weiss. Die kraftigen Bei- ne sind, wie die Taster, schwarzbraun und erzglänzend, nur die hinteren sind rothgrau. Riickensehild schwarz- braun purpurviolett glänzend. Hinterleib schwarzbraun mit nur wenigem Erzschimmer.

Vorderflügel 9 mm. lang, dunkel-orange, oder ‘gold- gelb. Vorder- und Innenrand dunkelbraun, mit violettem Schimmer. Das hintere Drittel des Flügels ist schwarz- braun, etwas erzglänzend.

Aus der Wurzel kommt ein kurzer dicker schwarz- brauner Längsstrich, ein etwas làngerer, dünnerer, auch aus der Flügelbasis kommender Strich ist in der Flügel- falte; dann folgt eine, unter dem Vorderrande beginnen- de, kaum die halbe Flügelbreite erreichende, weisse, auf beiden Seiten schwarz eingefasste Linie in wenig schra- ger hichtung. In der Mitte hängt am Vorderrande ein langlich viereckiger weisser, auf beiden Seiten schwarz eingefasster Fleck, hinter dem ein weisser, schwarz um- gebener Punkt befindlich. Das Enddrittel begrenzt ein weisser, innen schwarzbraun eingefasster Schrägstrich, der mit einem am Schlusse der Mediane befindlichen gelblich silbernen dicken Querstriche zusammenhängt. Zwischen ihm und der vorderen weissen Querbinde ist ein kurzer dicker gelblich silberner Längsstrich, hinter welchem, durch Schwarz getrennt, noch ein weisses

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Fleckchen steht, Hinterflügel nebst Franzen einfarbig schwarzgrau.

Unterseite schwarzgrau.

Zwei im Juni auf einem bewaldeten Bergabhange bei Wladiwostok gefangen. d d.

161. Glyphipteryx speculiferella.

Alis anticis limbo infracto, luteo-brunneis, fasciis, al- tera lata prope basim, altera dimidiata, tertia media stri- olisque eostalibus 5 albis, speculo magno inferiore dimi- dio, atro, gultis 6 argenteis.

Eine neben Loricatella hingehörende kleine Art. Sie hat kaum die Grösse von Bergstraesserella.

Kopf und Rückenschild gelblichweiss.

Hinterleib gelbgrau mit weiss gerandeten Segmenten. Die Taster sind weiss; mit zweimal schwarz geringel- tem Mittel- und in der Mitte dunkel geringeltem End- gliede. Fühler weisslich, schwarz geringelt. Beine róth- lichweiss, Schienen und Fussglieder abwechselnd dunkel braun gefleckt und geringelt.

Vorderflügel 5 6 mm. lang, braungelb, etwas heller, als bei Loricatella. Das Basalfeld nimmt fast ganz eine breite weisse Binde ein. Genau in der Mitte ist eine in der Mitte leicht gebrochene, bisweilen unterbrochene weisse Querbinde.

Lwischen diesen beiden ist am Vorderrande eine (bis in die halbe Flügelbreite) Binde.

Dann folgen am Vorderrande noch 4 weisse Haken- flecke, deren letzter sich dann als eine Silberlinie um die Spitze legt und, wieder weiss werdend, den braunen Saum durchbricht und in den weissen Franzen endet. An

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der Spitze ist ein schwarzer Punkt. Der Spiegeltleck ist ahnlich, wie bei Loricatella und relativ ebenso gross. In der oberen Hälfte desselben, welche, wie der übri- ze Grund, braungelb ist, sind die hindurch gehenden Rippen als schwarze Linien bezeichnet und ausserdem stehen hier noch zwei kleine Silberpunkte. Die untere Hälfte hat auf sammtschwarzem Grunde 6 Silbertropfen. Zwischen dem Spiegelflecke und Saume bleibt ein Strei- fen des braunen Flügelgrundes, wie bei Loricatella, sicht- bar. Franzen weiss, aussen elwas gebräunt und vor der Spitze schwarz.

Hinterflügel hellgrau, mit gleichgefärbten Franzen.

Unterseite graubraun, mit durchscheinender Bindenzei- chnung der Oberseite.

Sie flog nicht eben selten im Mai, in schattigen Wäl- dern bei Wladiwostok.

162. Glyphipterys simplicella,

Alis anticis dilute lutescente-fuscis, vix aeneo-nitenti- bus, striolis 7 costalibus, macula marginis inferioris, se- riebus duabus punctorum disci, marginisque postici albidis, puncto apicali limboque nigris.

Eine ziemlich unscheinbare Art bei Thrasonella, deren Grósse sie hat, aber breitflügliger ist. Die grau gelbbrau- ne Farbe und die gelblichweissen Flecke ohne allen Sil- berschmuck zeichnen sie vor den übrigen Arten nicht zerade vortheilhaft aus.

Kopf und Rückenschild sind braungelb, mit Grau ge- mengl, mit kaum merkbarem Metallschimmer. Taster gelb- lich weiss, das Miltelglied zweimal ‘schwarz geringelt, das Endglied auf der grüsseren Aussenhälfte schwarz.

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Fühler weissgrau, schwarzbraun geringelt. Beine gelbgrau, Fussglieder braun gefleckt. Hinterleib dunkel graubraun.

Vorderflügel 7 mm. lang, so breit, wie bei Bergstraes- serella, gelblich graubraun. Am Vorderrande sind 7 gelb- , lichweisse Häckchen, wovon die beiden vorderen bin- denartig verlängert sind und die beiden nächstfolgen- den durch unregelmassige Punktreihen fortgesetzt wer- den. In der Mitte des Innenrandes ist ein grôsserer gelblicher Fleck und darüber, ziemlich genau in halber Flügelbreite ein kleinerer verloschener gelblicher Fleck. Vom Innenwinkel zieht sich schräg am Saume hin eine Reihe von 3 4 gelblichen Punkten. In der Flügelspitze ist ein sehwarzer Punkt. Der schwarze Saum ist unter der Spitze eingeschnitten und hier zieht sich vom letz- len Vorderrandshükchen eine weissliche Linie um die Spitze in die Franzen. Diese sind weissgrau, hinten etwas verdunkelt.

Hinterflügel licht braungrau, mit bräunlichen Franzen.

Bei Wladiwostok den Mai hindurch häufig im Walde, wo sie, gleich voriger Art, stets niedrig über dem Boden

hinflog.' 163. Gracilaria Mandschurica.

Capite griseo, palporum fuscorum articuli terminalis apice albido. Alis anticis griseis, nigro-adspersis, puncto medio nigro, fuscia lata obliqua maculisque marginalibus citrinis. gg.

Sie erreicht nicht die Grösse der ihr nahe stehenden Semifascia. Von ihr unterscheidet sie sich durch den stets grauen Kopf und Rückenschild, durch den grauen. gleichmässig dunkel bestiubten Flügelgrund und die fast - citronengelbe Schrägbinde.

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Kopf und Rückeuschild grau. Die Schulterdecken sind gelb. Taster gelblichweiss, das Mittelglied am Ende ge- bräunt, das schwarzbraune Endglied an der Basis und Spitze weisslich. Die Brust ist braun, mit lebhaftem violetten Schimmer. Fühler hell róthlichbraun, dunkelbraun zeringelt. Die Schienen der vorderen beiden Beinpaare braun, vorn und hinten weisslich. Sámmtliche Fussglie- der róthlich grau an den Enden schwarzbraun. Bauch selblich. Hinterleib oben silbergrau.

Vorderflügel 5 mm. lang, hellgrau, gleichmässig schwarz- braun bestäubt, mit einem schwarzen Mittelpunkte. Eine ähnliche Binde, wie bei Semifascia, aber citronengelb (bei reinen Stücken, bei abgeflogenen weissgrau) wur- zelwärts schwarz begrenzt, nach hinten allmälig in den grauen Flügelgrund übergehend. Vorder- und Innenrand zelb und schwarzbraun gefleckt. An der Spitze ist ein schwarzer Punkt. Die hier dem Flügelgrunde gleichen Fran- zen haben um die Spitze herum zwei dunkelbraune Thei- lungslinien, die plótzlich da aufhóren, wo die Fran- zen einfarbig graubraun sind.

Hinterflügel glänzend, grau, mit bräunlich-grauen Franzen. 2

Der sehr häufige Schmetterling hat zwei Generationen. Er fliegt nàmlich von Anfang Mai bis Mitte Juni und dann nochmals im August. Die Raupe, über die ich leider keine Notizen gemacht hatte, lebt an Quercus Mongolica in dem nach unten umgeklappten Blattrande. Ich fand oft an einem Blatte 4—5 Raupen auf diese Art versponnen. Ich fand den Schmetteling überall im Gebiete.

164. Pancalia Sichotella. °) Antennis anle apicem albis. Capite thoraceque, atro-

^) Nach dem Gebirgszuge Sichota-Alyn genanut, zu dem die Berge bei Wladiwostok gehóren.

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purpureis. Alis anticis fusco-aurantiacis, area basali apice que atro-purpureis, striga obliqua, aream basalem cin- gente, guttis duabus mediis (una anguli analis) atque striga obliqua ante apicem, argenteis; posticis. fuscis, vi- ride-aereo micantibus.

Sie übertrifft an Grösse P. Latreillella und unterschei- det sich von ihr und den übrigen Arten leicht durch das dunkelpurpurne Basalfeld und Flugelspitze.

Kopf und Rückenschild schwarz, mit lebhaftem Pur- purglanz. Die Taster sind schwarz, das Endglied am Grunde hellgrau. Fühler schwärzlichbraun, am Enddrittel, mit Ausnahme der Spitze, weiss. Beine schwarzbraun, mit metallisch grünem und purpurnen Schiller. Die Hinter- schienen an beiden Enden nebst den beiden langen Spor- nenpaaren, weiss. Hinterleib schwarzbraun mit geringem Purpurschimmer.

Vorderflügel 8 mm., schón rothgolden, feuriger, róther und glänzender, als bei allen anderen Arten. Das Basal- feld und die Spitze nebst den Franzen an der Spitze sind schón dunkel purpurn. Das Basalfeld wird von einer silberfarbenen Binde, die eigentlich aus zwei lang gezo- genen Flecken besteht, eingefasst. Von den beiden miti- leren Flecken am Vorder- und Innenrande ist der des Vor- derrandes weiter wurzelwarts, der Innenrandsfleck fast am Innenwinkel. Von letzterem aus geht ein purpurbrau- ner Wisch nach dem Hinterrand. Der silberne Schräg- strich vor der Spitze biegt sich mehr horizontal und endigt mit einem schwarzen Striche hinter der Mitte. In der | Mitte des Hinterrandes ist der Saum gelblich silbern. Nach aussen sind die Franzen schwärzlich.

Hinterflügel schwärlichbraun mit mattem Erzschimmer.

Unterseite, wie bei den andern Arten, schwarzbraun, mit grüngelbem und purpurnem Metallschimmer.

Im Juni bei Wladiwostok gefangen.

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165. Staintonia? apiciguttella.

Palpis dependentibus, abdomine postice flavo. Alis anti- cis nigro-fuscis, maculis, altera prope basim, altera api- cali, flavis. ? 9.

Die vollstándig hàngenden und ziemlich kurzen Taster machen es fraglich, ob dieser Schmetterling zu Staintonia gerechnet werden kann. Aus demselben Grunde kann er nieh bei Butalis stehen. Im sn passt er gut in die Gattung Staintonia. -

Kopf und Rückenschild schwarz, mit schwachem grü- nen Erzschimmer. Taster sehr schrag abwarts gerichtet, schwarzbraun, mit kurzem Mittelgliede. Das Endglied ist etwas länger und nicht sehr spitz. Die Fühler sind dick, wie bei Medinella schwarz beim ÆZ mit sehr kurzer deutlicher Pubescenz. Der Bauch ist ganz goldgelb bei beiden Geschlechtern. Oben ist der Hinterleib beim 7 in den Seiten goldgelb, oben auf der hinteren Hälfte sind die Segmente breit goldgelb gesäumt, mit schwar- zem an der Seite gelbem Afterbusch. Bei dem 2 ist die untere Hinterleibshálfte ganz gelb mit einem schwarzen Punkt auf dem vorletzten Segment. Die Beine sind schwarzbraun erzschimmernd. Hinterschienen ziemlich lang behaart. i

Die Vorderflügel sind 6 mm. lang, wie bei Medinella gestaltet, schwarzbraun, mit schwachem Erzschimmer. Ohnweit der Basis ist ein grosser, ovaler gelber Fleck, der bei frischen Exemplaren nicht bis an den Vorderrand reicht, wohl aber bei geflogenen Stücken. Ein zweiter kleinerer rundlicher hochgelber Fleck ist vor der Spitze, wo jedoch der Vorderrand schwarz bleibt.

Franzen gleich der Flügelfarbe.

Hinterflüge! schwärzlichbraun, mit gleich gefárbten Franzen.

Unterseite einfárbig grau schwarzbraun.

Ich fing diesen schönen Schmetterling einzig auf einem Blumenbeete am 12 August in 10 12 Stücken, in Wla- diwostok.

166. Aciptilia Amurensis.

Alis anlicis albidis, striola media fusca, intus lutes- cente, inter venas et in laciniis lutescentibus, punctis duobus nigris superioris, uno рипею nigro inferioris laciniae; posticis omnium albis, lutescente maculatis.

Die Aehnlichkeit mit Spilodactyla, Caspia und Volgen- sis ist nur eine allgemeine. Bei keiner dieser Arten ist ein so dunkler, scharfer Querstrich vor dem Spalte der Vorderflügel,

Kopf, Rückenschild und Hinterleib sind weiss, mit licht gelbbrauner Beimischung.

Die kurzen Taster sind bräunlich gelb. Fühler gelb- lich weiss beim (7, schwarzbraun gefleckt, bei dem 9 ungefleckt. Beine gelblich weiss, an den Gelenken braun, mit braunen Spornen. |

Vorderflügel 9 mm., weiss, zum Theil am Vorderraude, von dem feinen schwarzen Querstrich an einwärts im Mittelraume, am Innenrande, so wie grossentheils die Flügelzipfel hell gelbbraun. Ueber dem Querstriche ist am Vorderrande ein schwarzbraunes Fleckchen. Am vor- deren Zipfel, nicht gar weit vor der Spitze, sind an dem hier weissen Rande zwei schwarze Punkte, einer im Vorderrande, der andere am Innenrande des Zipfels. Am untern Zipfel ist auf der halben Länge des Innenrands .

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1 schwarzer Punkt. Von diesen Punkten an sind. die Innenránder beider Zipfel dunkelbraun gesäumt.

Die Hinterflügel, auf denen das Hellbraun vor dem Weiss vorherrscht, haben an den Spitzen aller drei Zip- fel einen schwarzbraunen Punkt. Die Frauzen aller Flü- gel sind weiss und gelbbraun, unregelmässig gescheckt.

Unterseite mit vorwiegendem Gelbbraun und weniger scharfer Zeichnung, sonst ebenso, wie oben.

Bei Pompejefka und Wladiwostok Nachts bei der Th im Juli gefangen.

Verzeichniss der beschriebenen ‘Arten.

Abjectella (Depressaria). Accurataria (Acidalia). A picipunctata (Acidalia). Aequifasciaria (Acidalia). Agilata (Eupithecia). Albiscapulana (Teras). Amoenella (Cerostoma).

Amoenialis (Amaurophanes).

Amplexata (Eupithecia). Amurensis (Aciptilia). Apiciguttella (Staintonia). Apicipunctata (Acidalia). Argutana (Aspis). Askoldana (Torlrix). Askoldaria (Abraxas). Aurotaenialis v. (Asopia).

Blandella (Cerostoma). Barbata (Morophaga).

Caespitaria (Cidaria). Cancellata (Timandra). Catenulella (Cryptolechia). Chinganella (Nothris). Chlorovenata (Cidaria). Cireumclusana (Torlrix). Clausalis ( Botys).

Colon (Myelois). Consertellus (Ypsoloph.). Consociaria (Odontoplera). Contrariana (Graphol.). Contrasignana (Graphol.). Costaemaculalis (Endol.). Costaemaculella (Depress.). Crassestrigata (Boarmia).

Cumulata (Pogonitis). Cuprolaeniella (Euzoph.). Cynicella (Myelois). Defectata (Cidaria). Delicatana (Teras). Dioptasaria (Geometra). Disclusaria (Acidalia). Dissipatalis (Stenia). Doerriesaria (Boarmia). Dotatalis (Botys). Eburneata (Tyloptera). Effusaria (Acidalia). Egentalis (Botys). Emundata (Epione). Erasaria (Eversmannia). Excellentana (Conchylis). Excultata (Eucosmia). Expictalis (Herpetogramma). Explicatalis (Botys). Expressana (Graphol.). Expressata (Lobophora). Exquisitana (Steganoptycha). Exsectellus (Diptychophora). Extinctalis (Botys).

Fenestralis (A grotera). Festinaria (Abraxas). Fibulalis (Botys). Ficki (Craneophora).

| Flavimaculata (Euteles).

Fucalellus (Crambas).

Generosana (Graphol.). Gradana (Graphol.). Guttata (Sericophara).

Hedemanni (Boarmia). Hilaralis (Botys). Hispidana (Teras).

Ignavana (Cheimatoph.). Illotata (Eversmannia). Inanata (Cidaria). : Incerta (Rôsslerstammia). Indignana (Tortrix). Inflammatella (Parasia). Ingentana (Tortrix). Injanctella (Myelois). Immaturellus (Crambns). Implicitana (Graphol.. Inscriptella (Teleia). Insignis (Incurvaria). Insontata (Lobophora). Irroratella (Adela).

Lascivana (Eudemis). Lepidaria (Cidaria). Limitalis (Botys). Liratana (Tertrix). Luridella (Lecithocera).

Mandschnriea (Gracilaria). Mandschurica (Seopula). Mandschuricus (Crambms). Maturaria (Eremia). Membranaria (Anisopl.). Moderatalis (Botys). Modicella (Ceratophora). Mongolicella (Depress.). Multisignata (Acidalia). Mundana (Graphol.). Muscicapata (Cidaria).

Nigrifimbriatus (Hyponom). Nisaria (Acidalia).

Nobilis (Adela).

Nudaria (Acidalia).

Obnubilalis (Parapoynx). Obrutella (Myelois). Obtusalis (Sparagmia).

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| Ophthalmicella (Pempelia). Opulentana (Graphol.). Orbicentralis (Botys).

Partitana (Phoxopt.).

. | Penicillalis (Endotricha).

| Pervagata (Cidaria). Plumboscriptaria (Acidalia). | Pudieata (Cidaria).

| Pullatalis (Botys).

| Raddeella (Adela).

| Rasdolnyana (Steganopt.).

| Rimosana (Graphol.). 3 | Rubrofascia (Adela).

; Rufoterminalis (Parapo).

| Salntaria (Da)

| Scintillana (Graphol.).

| Sejunctella (Pempelia).

| Selectana (Phlhoroblastis). | Semicremana (Penthina).

| Semiflavella (Argyrosthia). | Semiorbiculata (Cidaria). Semirufana (Grapholitha).

| Semistrigata (Cidaria).

| Septempunctata (Psecadia). | Sichotella (Pancalia).

| Simplicella (Glyphipteryx). | Solemnalis (Botys).

| Solemnella (Tachyptilia). Sparsellus (Ypsolophas).

| Speculiferella (Glyphipt.).

| Splendidellus (Crambus).

| Spoliatrix- (Aphomia). Squalidella (Acrobasis).

| Staudingerella (Adela).

| Standingeri (Pantelamprus).

| Staudingeri (Ptychoptera). | Suavata (Cidaria). Subfalcaria (Acidalia).

| Suifunaria (Boarmia).

| Suifunella (Solenobia).

T eliferana (Graphol.).

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Tenebrana (Graphol.). Uslulataria (Stegania). Tenerata (Leptostegna). Venustella (Oecophora). Textellus (Crambus), Versicoloraria (Selenia). Tigrinata (Lygris). Vetulana (Sciaphila). Transversana (Penthina). Violentaria (Aspilates). Tritalis (Botys). Virgatalis (Antigastra). Turbatalis (Orphnophanes). Zelleri (Oecophora).

Ustata ( Lolophora). Zibellinata (Eupithecia).

DIE STEINBILDUNGEN, DIE STAPHYLINIDEN UND NEUE PFLANZENENTDECKUNGEN BEI SAREPTA.

Von

Alex. Becker.

Die merkwürdigen Steinbildungen in dem weissen San- de der Ergeni-Berge bei Sarepta haben schon oft die Fra- ge veranlasst: auf welche Weise dieselben entstanden?— Sie sind theils rund, von der Grösse einer Hasel- und Wallnuss, auch grösser, theils walzenförmig, von ‘, bis 1 Werschok Dicke und ‘/, bis */, Arschin Lange, theils Scheibenfürmig, klein und gross, über ‘/, Arschin lang und breit und 1 bis & Werschok dick.

Die walzenfórmigen, oft auch gabel- und wurzelfórmi- gen zeigen alle, wenn sie zerschlagen werden, einen braunen, in der Mitte weissen Kern. Ihre Oberfläche ist rauh, kórnig, oft wie in Tropfenform an- und aufein- ander gereiht.

Als Alexander von Humboldt Sarepta besuchte, zeig- te ihm der damalige Vorsteher von Sarepta, Zwick, die- se Steinbildungen. Humboldt erklärte sie für werthlose, neuere Bildungen, ohne sagen zu kónnen, wie sie ent- standen. Zwick dagegen hielt sie für sehr alt und für

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sehr rathselhaft. Auch Göbel, dem Zwick später diese Steine zeigte, konnte über die Entstehung derselben kei- ne Auskunft ertheilen.

Als mich vor 28 Jahren der Sekrelär der Moskauer nalurforschenden Gesellschaft, Auerbach, besuchte, muss- te ich ihn zu dem Orte dieser Steinniederlagen brin- gen. Er fragte mich über den Grund der Entstehung die- ser Steine und woher es komme, dass jeder Stein einen hraunen Kern zeige. Ich sagte ihm, dass die Steine sich durch Wurzeln gebildet haben, ohne mich nàher dar- über auszusprechen, und blieb daher Auerbach auch fer- ner über diese Bildungen im Unklaren. Er sagte, dass sie in Salzsäure zerfallen würden.

Ich glaube nun mit Gewissheit behaupten zu kónnen, dass diese Bildungen um die Wurzeln mehrerer Milch- saft enhaltenden Gewächse entstehen. Tragopogon rutheni- eus, Scorzonera ensifolia und Euphorbia Gerardiana wachsen zahlreich in dem weissen Sand. Ihre langen Wurzeln werden von Insekten bewohnt und geritzt, und ist ihre Oberfläche einmal verwundet, so fliesst ihr Milch- зай fortwährend, und da er klebrig ist, so setzt sich der kalkhaltige Sand (nur von Kalk ist der Sand weiss) fest um. die Wurzel, die Wurzel stirbt endlich ab, verschwindet und. zeigt an ihrer Stelle einen weissen, oft hohlen Kern mit der braunen Farbe der Wurzelhülle. Da die Wurzel unter der Hülle weiss ist, so zeigt sich auch der Kern weiss, umringt mit der braunen. Farbe der Wurzelhülle. Die runden und scheibenfórmigen mögen von dem im Sande veríliessenden Milchsaft entstehen und zeigen daher auch fast alle keinen braunen Kern. Die. Tropfenform ihrer Oberfläche lässt sich von den Tropfen des Milchsafts erklären. Die walzen-gabel- und wurzelförmigen zeigen offenbar die Gestalt der Wurzeln.

Л 1. 1882. 4

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sehr lange Wurzeln, Wurzeläste und Wurzelfasern hat Euphorbia Gerardiana, welcher ich hauptsächlich die Steinbildungen zuschreibe. i

Die Staphyliniden bei Sarepta, nach den Bestimmun- zen der Herren Dr. F. Morawitz, Dr. Solsky, Dr. Kraatz und Fauvel.

Achenium depressum Gray., Ach. humile Nikol., Ale- ochara brevipennis Gray., Al. moesta Gray., Al. nitida Grav., Al. sareptana Fauvel, Al. tristis Gray., AL nigri- pes Mill, Al. fuscipes Fabr., Al. erythroptera Grav., Al. bisignata Er., Al. spissicornis Er., Acrognathus mandibu- laris Gyll., Bledius bicornis Germ., Bl. tricornis Herbst, Bl. spectabilis Kraalz, Bl. taurus Germ., Bl. dissimilis Er., Bl. fracticornis Payk., Bl. unicornis Germ., bl. hinulus Er. bl. verres Er., Bl. arenarius Payk., Bl. debilis Er. bl. fossor Heer, Bl. cinctus Motsch., Bolitobius pygmaeus Fabr, Conosoma littoreum L., Cryptobium fracticorne Payk., Calodera aethiops Grav., Conurus pubescens Grav.. C. fusculus Er., Dinarda Märkelii Kies., D. dentata Gray. Dolicaon biguttatus Lac., Euplectus nanus Reichb.. Fala- gria suleata Payk., Е. sulcatula Grav., 6Gyrophaena mi- nima Er. Homalota anceps Er., H. analis Er., H. divisa Maerkel, H, flavipes Grav., H. lividipennis Sahlb., H. me- lanagria Mannerh., Heterothops praevius Er., H. dissimi- lis Grav., Haploglossa praetexta Fr., Lathrobium gemi- num Kr. L. punctatum Zetterst., L. quadratum Payk., L. dividuum Er., L. elongatum L., L. xanthobus Kr., Lo- mechusa paradoxa Grav., Leptolinus nothus Er., Leptacinus batychrus Gyll., L. linearis Grav., L. subglabratus Kr., L. laeviusculus Solsky, L. formicetorum Maerkel, Lithocharis melanocephalus Fabr., L. obsoleta Nordm., Leistotrophus -

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murinus L., Myrmedonia canaliculata Fabr., Oligota inflata Mannerh., Ol. atomaria Er. Ocypus picipennis Fabr., Oc. falcifer Nordm., Oxytelus rugosus Fabr., Ox. piceus L., Ox. nitidulus Grav., Ox. complanatus Er., Ox. opa- eus Kr., Ox. sculptus Grav., Ox. insectatus Er., Oxypo- rus rufus L., Oxypoda myrmecophila Maerkel, Oxyp. ab- dominalis Mannerh., Philonthus laxatus Fauvel, Ph. punc- lus Grav., Ph. aeneus Rossi, Ph. aerosus Kies. Ph. di- midiatus Sahlb., Ph. salinus Kies., Ph. nitidulus Grav., Ph. bimaculatus Grav., Ph. sordidus Grav., Ph. quisqui- - liarius Gyll., Ph. dimidiatipennis Er., Ph. aterrimus Grav., Ph. debilis Grav., Ph. vernalis Grav., Ph. fulvipennis Er., Ph. varians Payk., Ph. atratus Grav., Ph. ebeninus Grav., Ph. micans Grav., Ph. politus Er., Platysthetus cornutus Grav., Pl. nitens Sahlb., Pl. morsitans Payk., Pl. nodifrons Sahlb., Paederus longipennis Er., Staphyli- nus caesareus Cederh., St. erythropterus L., St. sterco- rarius Oliv., St. maxillosus L., Stenus bipunctatus Er. St. binotatus Ljungh., St. morio Grav., St. aterrimus Er., St. plantaris Er., St. ater Mannerh., St. biguttatus L., St. nigritulus (ryll., St. cordatus Grav., St. gultula Müll., Sunius angustatus Payk., S. intermedius Er., S. bimacula- tus Er., S. neglectus Maerkel, Scopaeus laevigatus Gyll., Sc. scitulus Baudi, Sc. Erichsonii Kolenati, Sc. minutus Er., Tachinus discoideus Er., Tachyporus scilulus Er., T. chrysomelinus L., T. brunneus Fabr, T. hypnorum Fabr. T. tersus Er., Thiasophila angulata Er., Tachyusa coarctata Er., T. atra Grav., T. lunior Fauvel, Trogo- phloeus bilineatus Steph., Tr. corticinus Grav., Xantho- linus ater Motsch., X. relucens Grav., X. punctulatus Payk., Zonoptilus pennifer Motsch., Z. piceus Solsky.

EN ERE

Zu den bei Sarepta wachsenden 2 Stipa-Arten, St. pen- nata und capillata, habe ich noch 2 Arten, Stipa Lessin- siana Trin. et Rupr. und St. sareptana Becker, entdeckt, welche bisher wegen der Aehnlichkeit der St. Lessingiana mit pennata und St. sareptana mit capillata übersehen wurden. Die Stipa Lessingiana unterscheidet sich von der pennata durch viel kürzere und dünne Grannen, deren Haare kürzer und dunkler sind; ihr Same ist nur von halber. Linge des Samens der pennata und ganz behaart. Sie wächst niedriger, häufig im Lehmboden und blüht etwas später als pennata. Nach Ledebours Flora rossica ist sie bisher nur im Orenburger Gouvernement gefun- den worden.

Die Stipa sareptana blüht einen Monat früher als ca- pillata und hat reifen Samen, wenn capillata anfángt zu blühen. Sie wächst nicht so hoch und dünner als capil- lata und nur im Lehmboden.

fhre Blätter sind rauh und sehr fein, das Scheiden- blatt inwendig glatt und nicht stark behaart wie bei ca- pillata, ihre Grannen sind dünner, etwas länger als die Grannen der capillata, ihr Same ist eine Linie kürzer als der Same der capillata.

Astragalus sareptanus Becker wurde bisher für eine Variétat von Аз. rupifragus Pall. gehalten, von С. A. Meyer mit caulescens bezeichnet. Er hat aber nicht wie rupifragus, kurzgestielte, dünne Blumen und dünne Kelche, sondern langgestielte, dicke Blumen und. dicke Kelche, die Frucht ist dicker, behaarter und etwas kür- zer als die Frucht von rupifragus. |

Rupifragus blüht früher, verblüht bald und breitet sich nie so aus wie der viel ansehnlichere, oft rosenroth und lángere Zeit blühende sareptanus.

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Geranium Schrenkianum Trautv. (G. gracile Schrenk) wachst 4 Werst von Sarepla in einer Schlucht der Er- seni-Berge unter Bäumen bis zu einer Höhe von 4 Fuss sehr ineinander verschlungen.

Prunus Chamaecerasus Jacq. wächst ebenfalls unter Bäumen in einer Schlucht der Ergeni-Berge, 14 Werst von Sarepta, 9 Fuss hoch.

Hieracium umbellatum L., Senecio vernalis Waldst. et Kil, Anthemis tinctoria L., Sinapis alba L., wachsen auch in der Nàhe von Sarepta; die beiden letzteren gehóren wahrscheinlich nicht zu den wildwachsenden.

Zu Euphorbia sareptana Beck., in meinem Verzeichniss der um Sarepta wildwachsenden Pflanzen in diesem Bul- letin 1, 1858 angeführt, habe ich noch hinzuzufügen, dass sie Aehnlichkeit mit Euphorbia tenuifolia M. B. und Euph. astrachanica C. A. Mey. hat. In den nicht langen Doldenstrahlen nähert sie sich der tenuifolia, in den blättern ist sie aber immer breit und an der Spilze aus- gerandel. Sie erscheint in der niedrigen Steppe alljähr- lich nur an einer nicht grossen Lokalitàt. Euph. astra- chanica kann wegen ihrer sehr langen Doldenstrahlen nicht zu beiden Arten gerechnet werden.

Sarepte, d. 13. April 1882.

ÜBER DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG DES HOPFENS IM ALTERTHUME.

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Dr. C. O. Cech.

Wenn man die in den letzten Jahren erschienenen Werke über den Hopfenbau durchblättert, so findet man in denselben unler dem hapitel «Die Kulturgeschichte des Hopfens» stets ein und dieselbe Phrase wiederholt, dass man eigenllich über den Ursprung des Hopfens und über die Urgeschichte des Hopfembaues gar nichts Be- stimmtes weiss. Es ist zwar bekannt, dass schon die pyramidenbauenden Egvpler aus Getreide ein vergohre- nes Getränke fabrizirten (egyptisch sythum) ^), das man mit der Zeit ebenso mit bitteren Kräutern und Pflanzen- sloffen ^) versetze, um es weniger fade und haltbarer

*) Josofath Barbaro spricht im seimer Reisebeschreibung von ei- nem aus Honig oder Weizen und Hopfen bereiteten gegohrenen Getranke, das die Moskowiter des XV-ten Jahrhundertes tranken und „sytha,“ ,mjod* oder „piwo“ genannt haben. .Sytha* heisst noch heute im Russischen Honigwasser. Die Aehnlichkeit in der Benennung des altezyptischen Getränkes ,Sythum* und des russi- sehen .sytha* ist jedenfalls bemerkenswerth.

**) Eichenrinde, verschiedenes Laub, bittere Wurzeln, wilde Gras-

so wie man noch heute hier und da aus Geschmacks- rücksichten, das Weissbier mit Himbeersaft und Kümmel- liqueur, den Meth mit Krausemünze oder den chinesischen Theeabsud mit Rum, Zucker und Citronensäure verselzt.

Wann man aber damit begonnen hat, in der Dierbraue- rei die bitteren Kräuter durch Hopfen zu erselzen, war nicht genau bekannt. In England hat man beispielsweise die Verwendung des Hopfens in der Bierbrauerei erst zu den Zeiten Heinrich VIII und Eduard VI’) ken- nen gelernt. |

In Deutschland und Schweden hat man noch im Mit- telalter hier und da anstatt des Hopfens Ledum palustre verwendet, das in Deutschland Porsch, Pors, Post, in Schweden aber Pors genannt wurde.

Man nimmt zwar im Allgemeinen an, dass in Mittel- europa der Hopfen mit Kaiser Carl dem Grossen, also im neunten Jahrhunderte in Aufnahme gekommen sei, allein.da in Kaiser Carl’s «Capitulare de villis» und im «Breviar rerum fiscal» nicht die geringste Erwähnung geschieht, so erscheint diese Annahme aus der Luft ge- griffen.

In Folge so vieler widersprechender Voraussetzungen und Vermuthungen über den eigentlichen Ursprung des Hopfenbaues begnügle man sich endlich mit Aupertis damit, dass die Deutschen zuerst zur Zeit des Mittelalters den Hopfen in der Bierbrauerei zu verwenden begannen. eine Ansicht, der sich auch Schoemann und alle Schrift-

arten, Tausendgüldenkraut. Achillea millefolium, Ledum palustre, Erigeron viscosum, Inula viscosa, Inula graveolens, Myrica Gale, Lichen pulmonar.

*) Beckmann. Beiträge. 5. 222,

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steller, die in den letzten zehn Jahren über Hopfen und Bier geschrieben—willig angeschlossen haben ^).

Selbst E. Weiss, der bei der Zusammenstellung sei- ner Schrift über den Hopfen die ganze einschlägige Fachliteratur des kónigl. preussischen landwirthschaft- lichen Ministeriums zur Verfügung hatte, kömmi nur dazu die Bemerkung zu machen, wie charakteristisch es sei, das im Russischen das Wort «chmelj» (der Hopfen) zugleich Trunkenheit bedeute. Wohl hat auch schon Schoemann der Vermulhung Ausdruck gegeben, dass die - Heimath der Slawen zugleich die Heimalh des Hopfens gewesen sein kônnte, dass sein Gebrauch recht eigent- lich slawische Sitte offenbart und dass erst der im Ver- laufe der Geschichte entstandene Verkehr der Slawen mil anderen Nationen diesen die Bekannlschafl und den Gebrauch des Hopfens übermittelt und damit auch den unter allen Umwandlungen und Entstellungen kenntlich gebliebenen slawischen Namen überliefert habe. Da je- doch für diese Vermuthung keine historischen Belege angeführt werden, so hat dieselbe nur den Werth einer akademischen Spekulation und die Frage über den ei- gentlichen Ursprung des Hopfenbaues bleibt ungelöst.

Behufs Orientirung, wollen wir an der Hand der neue- sten Schriften über den Hopfen hier die ältesten hi- storischen Dokumente anführen, die in Mitteleuropa auf die Existenz eines wenn auch nur stellenweise betriebe- nen Hopfenbaues schliessen lassen.

*) Gustav Noback. Über Hopfen. Wien. 1878. Eduard Weiss. Der Hopfen. Wien. 1878. Der Hopfen, seine Herkunft und Bemennung. 1874. F. Wirth. Der Hopfenbau. Stuttgart. 1875.

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In einem Schenkungsbriefe des Frankenkónigs pim, Vaters Carl des Grossen, vom Jahre 768 sind schon Hopfengärten erwähnt.

Diese mussten jedoch nur in sehr geringer Zahl und sehr vereinzelt bestanden haben, denn der. gewissenhaf- te Geschichtsschreiber Walafried Strabo (gest. im Jahre 849) thut fast hundert Jahre spáter in seinem Werke «Hortulus» nicht die geringste Erwahnung vom Hopfen, der beste Beweis, dass er als Pflanzenkenner den Hoplen nicht gekannt hat.

Im Jahre 822 hat der Abt Adalard zu Corvey Sta- tulen errichtet, nach welchen die Müller von der Arbeit mit Malz und Hopfen oder von der Lieferung des Letz- teren befreit waren.

Im Jahre 855, in der Zeit Carl Ludwig des Deut- schen erwähnen Freisings Urkunden, der Hopfengarten.

Es, findet sich ferner an einzelnen Orten der Hopfen schon zu damaliger Zeit unler den Lieferungen für Kir- chen und Klöster und sind speciell angegeben das Stift des hl. Emeran zu Regensburg, des hl. Remigius zu Rheims, des hl. Kreuzes zu Braunschweig, Münster, Pöl- fen u. S. W.

Eigenthümlich erscheint es, dass, obwohl Carl der Grosse nach einzelnen Nachrichten in jener Zeit bereits auf seinen Gütern Bier brauen liess, in seinen Capitula- rien dennoch nichts von der Verwendung des Hopfens zu finden ist.

So wie schon vor dem Ableben Carls des Grossen Urkunden (im 9-ten Jahrhunderte) über Zinsabgabe des Hopfens ausgefertigt wurden, so war dies an vieien Or- ten im Jahre 1000 und später sehr oft der Fall.

In dieser Weise wurde und zwar im Jahre 1070 im Magdeburg'schen, Hopfen bereits vielfach gebaut, und

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«das Magdeburg'sche Weichbildrecht» ") erwähnt: bereits das Eigenthumsrecht an dem über den Zaun laufenden Hopfen.

Dieser Passus ist der deutlichste Beweis, dass man damals auch wilden Hopfen zur Bierbrauerei verwendele und selbst dem an Heckenzäunen wachsenden Wild-Ho- pfen einen gewissen Werth beilegle.

Obgleich alle diese geschichtlichen Angaben darauf hindeuten, dass der in zunehmender Weise angepflanzle Hopfen damals lediglich für die Zwecke der Bierbraue- rei gebaut und auch wild gesammelt wurde, so Виде! man doch erst im Jahre 1079 urkundliche Angaben der Aeblissin Hildegarde auf St. Ruprechtsberg bei Bin- gen, uber die Zuthat des Hopfens zum Bier.

Dies wären so ziemlich alle ältesten Schriftdenkmäler, die darauf schliessen lassen, dass der Hopfenbau in Deutschland bereits beiläufig tausend Jahre bekannt ist, während in allen übrigen Staaten Europas die Verwen- dung des Hopfens und der Hopfenbau selbst bedeutend später, im Mittelalter, ja in manchen Ländern, wie z. B. in Posen, Steiermark, Schweden, Ungarn sogar erst in den letzten Jahrzehendten bekannt geworden ist oder sich zu entwickeln begann.

Betreffs des Alters rivalisirt unter den westeuropäi- schen Ländern mit Deutschland nur noch Bóhmen.

Die aus dem Jahre 1086 stammende Gründungsurkun- de der Wyschehrader Collegiats-Kirche in Prag bringt die erste Erwähnung von den Bierbauereien in Böhmen und zwar speciell in Prag.

*) Art. Nr. 126.

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Dieselbe enthält gleichzeitig Bestimmungen über den Lehent, welcher u. A. auch vom Hopfen an die genann- ten Kirchen zu entrichten war. -

Weitere alle auf Bóhmen bezügliche Urkunden vom Jahre 1092 1100, welche auch den Hopfenzehent be- handeln, bemerken noch speciell den Hopfenbau bei Prschelautsch *), Chotjeschowitz, im Gebiete der Burg Lejtomyschl, sowie auf den prager Moldauinseln.

Ueber den Hopfenbau in Russland sind bis jetzt nur sehr wenige historische Nachrichten in die Oeffentlich- keit gedrungen, und in allen bis jetzt erschienenen Werken über den Hopfen, geschieht über russischen Hoplen und über Russlands Hopfenbau nur eine flüchtige Erwähnung.

Ueber den russischen Hopfenbau befinden sich nur in einigen russischen historischen und landwirthschaftlichen Schriften Andeutungen, allein selbst diese wenigen bis Jetzt vollkommen unbeachtet gebliebenen Documente be- weisen, dass der Hopfenbau in Russland älter sein muss, als jener von Deutschland oder Bóhmen.

Bis jetzt haben nur Nestor"), Shelesnow" ") und Schrö- der") und ich ) einige Nachrichten über. die Ge- schichte des russischen Hopfenbaues ans Licht gebracht.

*) Mit böhmischer Orthographie geschrieben: Prelouc. Choteso- vie, Lytomysl.

_**) Nestor. Geschichte Russland's.

***) Shelesnow. N. J. Über die Verbreitung des Hopfens in Mit- telrussland. (russ.). Moskau. 1851.

*###) Schröder. R. J. Der Hopfenbau in Russland und im Auslande. (russ.) Moskau. 1872. (Journal die ‚russische Landwirthschaft^.)

+) Cech. C. O. Archiv für russische Bierbrauerei. 1881.

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Schon aus den Reisebeschreibungen einiger Natur- forscher des vorigen Jahrhundertes geht unzweifelhaft hervor, dass die geographische Verbreitung des wilden Hopfens und die Cultur von Hopfengärten in Russland bereits zu einer Zeit sehr weite Flüchen eingenommen hat, wo sich der geschäftliche und wissenschaftliche Verkehr zwischen dem Inneren Russlands und den west- lichen Kulturlándern gerade zu auf Null reducirte.

Bedenkt man ausserdem noch, wie konservativ der russische Bauer in seinem landwirthschafilichen Betriebe ist und wie schwer es selbst heute. gelingt, bei der Exi- stenz moderner Verkehrsmittel, von Schulen, Büchern und Zeitungen Neuerungen in die russische landwirth- schaftliche Bevólkerung zu verpflanzen, so muss man zu der Ueberzeugung kommen, dass der Hopfenbau Altruss- lands nicht vom Westen her importirt worden ist, son- dern dass er sich durch Jahrhunderte spontan entwi- ckelt hat.

Nach Ledebour") und Gmelin 2 findet sich der Ho- pfen theils wild, theils im kultivirten Zustande im ganzen südlichen und südöstlichen Russland, ja selbst in Sibiri- en bis zum 62° nördlicher Breite.

Nach Pallas ***) findet man ihn besonders häufig in den Gebirgen des Altai und Ural, wo sehr viel wilder Hopfen gesammelt und zum Brodbacken, sowie zur Fa- brikation der «braga» “***) (Dünnbier, Bauernbier) Ver- wendung findet.

*) Ledebour. D. C. Flora altaica. Autoribus D. B. Meyer et D. A. a Bunge. Berolini. 1833. T. IV. p. 214.

**) Gmelin. Reise durch Russland. 1774.

*""*) Pallas. P. S. Reisen durch Russland und im Caucasischen Gebirge. St. Petersburg. 1787. T. L p.197 und T. IL p. 182. 187. M 207. 208.

**) Cech. C. O. Über Bereitung des Bradabiéres: Dingler’s polyt. Journ. 1881.

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Ebenso häufig und üppig wachsend findet sich der Ho- pfen im Kaukasus, wo er in Ermangelung kultivirten Hc- pfens häufig zur Bierfabrikation verwendet wird”).

Es wurden bereits wiederholt Vermuthüngen darüber ausgesprochen, dass der Hopfenbau wahrscheinlich aus Russland nach dem übrigen Europa verpflanzt worden sein konnte, allein da unter allen europáischen Vólkern die Deutschen bis jetzt die ältesten schriftlichen Denkmäler, in denen der Hopfen erwähnt wird, aufzuweisen vermoch- ten, und da dieser landwirthschaflliche Kulturzweig in Deutschland auch zur höchsten Blüthe gelangt ist, so wurde von den Technologen stets angenommen, der Ho- pfen sei zwar wahrscheinlich aus Asien nach Europa ge- kommen, allein der Hopfenbau selbst habe sich zuerst in Deutschland entwickelt und sei demnach eine deutsche Erfindung.

Historische Beweise hiefür sind indessen noch nicht vorgebracht worden.

Nach den Schriften des russischen Geschichtsschrei- hers Nestor ") unterliegt es nicht dem geringsten Zwei- fel, dass der Hopfen in Russland bereits zu einer Zeil nicht nur allgemein, sondern sogar sprüchwörtlich be- kannt war, wo Sfrabo (849) in seinem Werke «Hortu- lus» des Hopfens gar nicht erwähnt, diese Pflanze ihm demnach auch nicht einmal dem Namen nach bekannt sein konnte.

Diese Ueherzeugung drängt sich uns aus einem alten Denkmale der Geschichte Russlands auf, nach welchem

*) Cech. C. O. Untersuchung des wilden kroatischen Hopfens Bulletin de la soc. imp. de nat. Moscou. 1880.

**) JlagpenTesekiii снисокъ, 1864. pag. 45. (Lawrentewskji Spisok: Moskau. 1864. S. 45.)

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der russische Czar Wladimir im J. 985 in ein Friedens- traktat mit den Bulgaren folgenden höchst charakteri- stischen Passus ~) aufnehmen liess: «— und die Bul- garen beschlossen, es wird so lange Frieden mit uns ge- ben, bis der Stein zu schwimmen und der Hopfen un- terzusinken beginnt.»

Die sprüchwörtliche Anführung einer nur beim Bier- brauen wahrnehmbaren Eigenschaft des Hopfens in ei- ner Staatsurkunde, die von zwei kriegführenden Natio- nen des Ostens vor neunhundert Jahren vereinbart wor- den ist, beweist zur Genüge, dass der Hopfen schon zu jener Zeit den Russen und Bulgaren nicht nur sehr

gut bekannt sein musste, sondern dass man bei der

schon damals in Russland allgemein verbreitelen Berei- tungsweise der «braga» (Hausbier) hinreichend Gelegenheit halte, den Hopfen auf dem Getreideabsud schwimmen zu sehen.

Da sich die Grenzen des damaligen Russlands auf die jetzigen mittelrussischen Gouvernements beschränkten und die Bulgaren des neunten Jahrhundertes nicht in ihren jetzigen Wohnsitzen auf der Balkanhalbinsel, son- dern an der unteren Wolga lebten, so kann man auch jene geographischen Grenzen feslstellen, zwischen denen schon damals der Hopfen zum Bierbrauen Verwendung gefunden hat.

Allein da die Christianisirung der Russen, gerade in jene Zeit ГМИ, aus welcher dies merkwürdig stylisirte Friedensdokument herrührt, so ergiebt sich daraus un-

*) In Nestors Geschichte lautet der Originaltext: , и pma Больгаре, толи небудеть межю нами мира, оли камень начнеть плавати а хмЪ$ль тонуть.“

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zweifelhaft, dass der Gebrauch des Hopfens schon bei den heidnischen Russen allgemein eingeführt sein musste. j

In dem Reiseberichte des Italieners Josafat Barbaro finden wir über die Moskowiter des XV Jahrhunderts die Bestätigung, dass sie selbst damals den Wein noch : nieht gekannt haben, «sondern dass sie noch immer aus Honig oder Weizen mit Zugabe von Hopfen ein Geträn- ke darstellten, das in Gährung überging und das so stark war, dass man sich damit berauschen konnte.»

In diesen historischen Belegen offenbart sich am be- sten die Beharrlichkeit, mit welcher die Russen an dem altgewöhnten Biergenusse festhiellen, zu einer Zeit, wo sie doch schon durch kriegerische Beziehungen zu den, westliche Gebräuche und ungarischen Wein liebenden Polen hinreichend Gelegenheit hatten, den Rebenwein wenigstens als Getränke der reicheren Volksklassen ein- zuführen.

Móglicherweise beschrünkte sich bei den Russen des Mittelalters der Gebrauch des Weines auch desshalb nur zu rein kirchlichen Zwecken, da er im Neuen Testamen- te bildlich mit dem Blute des Erlüsers verglichen wird.

Der Russe glaubte durch den Genuss des Weines sich ebenso einer Profanirung des symbolisch so vielbedeu- tenden und heilig gehaltenen Weines schuldig zu machen, wie er noch heut zu Tage die Taube, das christlich reli- giüse Sinnbild des heiligen Geistes als geheiligt betrach- let, zu einer Zeit, wo bei allen übrigen Vólkern Europas die Taubenzucht betrieben wird, Tauben als Leckerbis- sen genossen werden, und wo die Tauben bei dem bar- barischen Taubenschiessen der Aristokraten sogar als Ge- genstand eines verwerflichen Sportes Werth haben.

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Die Behauptung Dr. Greg.) Krek’s und Dr. В, Sulek's"*),

dass die Slawen die Kenntniss des Weines dem germani- schen Westen danken, wo ihn die Rómer heimisch ge- macht hatten, und die Behauptung Herbord's'"): «Vinum Slavi in Pomerania nec habent, nec quaerunt, sed melleis poculis ex cerevisia accuratissime confecta vina super- ant falernica.» beweisen zur Genüge, dass die Slawen seit den ältesten Zeiten an der Bereitung des Bieres mit einer Hartnáckigkeit festgehalten haben, die Angesichts solchen Festhaltens am Allhergebrachten eine Importi- rung des Hopfenbaues vom Westen nach Osten selbst bei jeglichem Abgange historischer und philologischer Beweisgründe unmóglich erscheinen lässt. Dass schon zu den ältesten Zeiten in Russland ge- hopfte Getránke in Unmass verbraucht worden sind und dass die Trunksucht lange vor dem Bekanntwerden des Branntweines ihre Opfer forderte, ersehen wir aus ei- nem Ukas des Grossfürsten Waszlji M, welcher, um der Trunksucht unter den Moskowitern zu steuern, auf das strengste verboten hatte, beim Brauen des Meths und des Bieres Hopfen zu verwenden.

Aus diesem oberhoheitlichen Verbote der Anwendung des Hopfens bei der Bereitung des Bieres und des Meth's (der jetzt mit den getrockneten Blättern der Krausemün - ze (Mentha) versetzt wird, um Aroma, Bilterkeit und Haltbarkeit zu erzielen) ist ersichtlieh, dass man damals

*) Dr. Greg. Krek. Einleitung in die slawische Literaturgeschich- te. Graz. 1874. pag. 43.

**) Dr, B. Sulek. Hin Blick in die Pflanzenwelt der alten Slawen und namentlich der Kroaten. (in serbisch-kroat. Sprache.) Schriften der Akademie der Wissenschaften in Agram. 1878. pag. 27.

*+*) Herbord. Vita G. Ottonis.

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dem Hopfen idie Eigenschaft zusehrieb, Starkemehl und zuckerhaltige Flüssigkeilen in Gährung zu versetzen und auf solche Weise mag sich im russischen Volke—wie nirgend anderswo —die eigenthümliche Ansicht ausgebil- det haben, dass der Hopfen specifisch berauschen- de Eigenschaften besitzt.

Diese Anschauung hat übrigens einige Berechtigung, denn die Hopfenpflücker fühlen ja bekanntlich während des Pflückens eine durch das Einathmen des flüchtigen, ätherischen Hopfenöls hervorgerufene theilweise Betäu- bung der Kopfnerven.

Die Hopfenpresser unterliegen ebenfalls dieser Er- scheinung, welche sich ausserdem je nach der Sorte des gepressten Hopfens mehr oder weniger unangenehm be- merkbar macht.

Е. J. Schröder *) erzählt in seiner oben angeführten Schrift eine originelle Beobachtung, welche die Hopfen- pllücker von Guslitz (Gouvernement Moskau) hinsichtlich der narkotisirenden Wirkungen guten und schlechten Hopfens zu machen pflegen.

Sie pflegen zu sagen: «der Potschinsker Hopfen (Gouver- nement Rjasan) ist ein schlechter? Hopfen, er benimmt beim Pressen den Athem; der russische Hopfen hingegen ist ein guter Hopfen, er erleichtert das Herz und erheitert uns.»

Hinsichtlich weiterer dokumentarischer Beweise über die allgemeine die ‘niederen Volksschichten Russlands durehdringende Gewohnheit des Hopfenbaues ist beson- ders ein Schriftstück ^^) von Wichtigkeit.

*) R. J. Sehróder. Der Hopfenbau in Russland und im Auslande. pag. 217.

^* Akten, herausgegeben von der archäographischen Commission. St. Petersburg. 1841. Bd. II. 46. S. 59. 3

Л 1 1882. | 5

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In diesem aus dem J. 1604 stammendem Dokumente wird die Bitte der Werchoturer Wojwoden Pleschtscheew und Chlopow erwähnt, welche die unter ihrem Komman- do stehenden Kosaken und Jäger «vom Pfliicken des in Gürten gezogenen Hopfens (russ. sadowoj chmelj) befreit zu sehen wiinschen.»

Hieraus ist ersichtlich, dass bereits im Mittelalter un- ter dem-kriegerischen Kosakenvolke an der Wolga, am Dnjepr und Don, das mit den westlichen Kulturländern Europas nie in Berührung gekommen ist, der Hopfen- bau eine so allgemeine Verbreitung hatte, dass er dem Kriezshandwerke hinderlich werden konnte.

In der Literatur des Westens bringen erst zu Ende des vorigen Jahrhundertes die Reisebeschreibungen von Falk*) und Georgi ^) Nachrichten darüber, dass in ver- schiedenen Gegenden Russlands der Hopfenbau ziemlich verbreitet ist.

Dann fehlen wieder durch lange Zeit Nachrichten über russischen Hopfenbau, bis in einem Berichte des General-Lieutenants Balaschew ~~) aus dem Jahre 1825 mitgetheilt wird: «dass im Egorower Kreise viele grosse Hopfenplantagen bestehen, von wo jährlich nach Moskau und St. Petersburg 25.000 Pud Hopfen versendet wer- den. Gegenwärtig hefinden sich die ausgedehntesten Ho- _pfenplantagen Russlands in Guslitz (Gouvernement Mos- kau), während die Egorower Hopfenpflanzungen im Rja- saner Gouvernement jetzt nur sehr wenig Hopfen pro- duciren. Ausser den erwähnten (Gegenden verbreitete

*) Falk’s. Reise in Russland. p. 60.

**) Georgi. Geographisch-physikalische Beschreibungen. T. Il. p: 325. 5 ***) Shelesnow's Werk.

и бт > sich der Hopfenbau in die nachbarlichen Bezirke von Bogoroditz und Bronitz (Moskauer Gouvernement) aus.

Im grossen Ganzen befindet sich der heutige Hopfen- bau Russlands auf dem Wege des Verfalles.—Es werden zwar jührlich beilaufig 100.000 Pud Hopfen aus russi- schen Pflanzen in Russland producirt, der jedoch in Folge seiner meistens schlechten Eigenschaften nur zur Darstel- lung von beiläufig 20 Millionen Wedro Bragabieres ver- wendet wird. Erst in neuerer Zeit produzirt Wolhynien, Kalisch, Kursk, Guslitz.... vorzüglichen Hopfen aus Sa- azer-Pflanzen.

Zur Fabrikation der 20 Millionen Wedro bayrischen Bieres wird in stets wachsender Progression fast aus- - schliesslich ausländischer, namentlich bayrischer und bóh- mischer Hopfen eingeführt, dessen Verbrauch sich jähr- lich auf beiläufig 100.000 Pud beläuft.

Da der Import ausländischen Hopfens erst im Jahre 1844 mit nur 495 Pud begonnen hat, die Bierbrauerei Russlands von Tag zu Tag wächst, die Einführung eines rationellen Hopfenbaues aber nur hie und da schüchter- ne Versuche macht, so ist leicht zu ermessen, über welch' ergiebiges Absatzgebiet heute der ausländische rationelle Hopfenbau in einem Staate verfügt, in dem bereits vor tausend Jahren die Bierbrauerei und der Hopfenbau nationale Gewerbe repräsentirt haben.

Bis jelzt hat sich kein Technolog die Mühe genommen, den Ursprung des Hopfenbaues und der Darstellung ge- hopfter Biere auf Grundlage historischer Dokumente unzweifelhaft nachzuweisen.

Unstreitig ware dies ein wichtiger Beitrag nicht nur zur Geschichte der Technologie, sondern auch zur Kul- turgeschichte jenes Volkes, das zuerst aus Getreide und Hopfen Bier gebraut hat.

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Es haben wohl verschiedene Schriftsteller zu verschie- denen Zeiten die bereits Eingangs erwühnte Vermuthung ausgesprochen, die Kenntniss des Hopfens verdanke man dem Osten der Hopfen sei wührend der Vólkerwande- rung aus Asien nach Europa gebracht worden u. derglm.

Seit Linné’s*) Zeiten wiederholt man diese Vermu- thung, für welche Victor Hehn“) neue, und zwar phi- lologische Beweise brachte, indem er die fast in allen europäischen Sprachen vorkommende Bezeichnung für den Hopfen von dem slawischen Worte «chmel» ableitet.

Victor Hehn gibt zwar nicht an, wann die Bezeich- nung «chmel» in die slawischen Sprachen Aufnahme ge- funden hat, obzwar sich der Zeitpunkt mit unwiderleg- licher Sicherheit dahin fixiren lässt, dass dies zu einer Zeit geschehen sein musste, als die Slawen noch. eine einzige grosse gemeinschaftliche Vülkerfamilie: gebildet haben d. h. vor ihrer theils freiwilligen, theils gezwun- genen Spaltung in Nord-, West- und Südslawen.

Da aber diese Trennung der Slawen in die ersten Jahr- hunderte nach Christi Geburt. fällt, seit dieser Zeit aber zwischen den Slawen kein literarischer Verkehr. stattge- funden hat, so mussten dieselben das Wort «chmel» oder «chmelj» für Hopfen bereits zu einer. Zeit sekannt haben, wo sie noch Heiden waren.

Der Hopfen heisst demnach auch bei den Russen, Polen, Böhmen, Wenden, Serben, Kroaten und Bulgaren chmelj oder chmel; finnisch—humala; estisch—hummal; magyarisch—komlo; neugriechisch—yovy<Ac; rumänisch—

*) Linné. Amoenitates academiae. Bd. III. dis. 148. .**) Victor Нет. Die Kulturpflanzen und Hausthiere in, ihrem Übersange aus Asien nach Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa. Berlin. 1870.

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hemeju; scandinawisch —humall; schwedisch—humbla; la- teinisch—humulus; franzósisch—houblon; nur die Italiener nennen ihn lupulo.

Noch neueres philologisches Material über diesen Ge- genstand enthält eine Monographie von Dr. Bohuslav Sulek *), die in serbisch-kroatischer Sprache verfasst, na- türlich nur einem wenig zahlreichen Kreise von Natur- forschern oder Technologen zugänglich ist.

Wenn man alle die erwähnten, philologischen, den Technologen kaum bekannten Beweisgründe zusammen- fasst, so wird man bei gleichzeitiger Kenntniss aller slawischen Sprachen leicht sowohl das Alter des Hopfen- baues feststellen, als auch jene Gegenden bezeichnen können, in welchen sich der Hopfenbau im Alterthume zuerst entwickelt hat, so wie jene Lander namhaft ma- chen kónnen, in ada er aus klimatischen Ursachen unbekannt geblieben ist.

Der Hopfen hat nicht nur bei allen slawischen Vol- kern ein und dieselbe Bezeichnung, ebenso wie alle an- deren Kulturpflanzen, welche die Slawen schon zu jener Zeit, als sie noch dem Heidenthume fröhnten, in ihrer. Urheimath zwischen den Karpathen, der Weichsel, dem Don und Dnjepr gekannt haben, sondern das Wort «chmelj» bedeutet auch noch fast in allen slawischen Sprachen Rausch oder Berauschung.

Es gibt eine grosse Anzahl von dem Worte «chmelj» abgeleiteter und auf Rausch oder Berauschung bezug habender Bezeichnungen.

*) Dr. Bohuslav Sulek. Ein Blick in die Pflanzenwelt der alten Slawen, namentlich der Kroaten. Schriften der Akademie der Wis- sensch. zu Agram. 1878.

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Sich berauschen heisst schon in der kirchenslawischen Sprache xwbamrm (chmeliti); im Russischen *) heisst der Rausch хмфль (chmelj oder xwbae&g» (chmeljok); be- rauscht sein heisst russisch быть подъ хмфлькомъ (byt pod chmeljkom) gleichbedeutend mit der Bezeichnung unter der Gewalt des Hopfens oder des Rausches sich befinden; хм$льное питье (chmeljnoe pitje) heisst rus- sisch ein berauschendes Getränke; хмфлфть, oxmbabrp (chmeljet, ochmeljet) heisst russisch sich betrinken; ox- Mbzenie (ochmelenje) heist Kirchenslawisch die Trun- kenheit und sogar für den Katzenjammer haben die Rus- sen eine vom Hopfen abgeleitete Bezeichnung noxmbaie (pochmelje), welche wórtlich, den Zustand nach dem Rausche, bedeutet; während onoxmbxenie—nüchtern wer- den heist. |

Im Polnischen '*) heisst pochmiel oder chmelnicki der Trunkenbold; im Böhmischen ***) bezeichnet man ein sehr gutes Bier mit dem Epitheton: «to je chmel!» (das ist ein Kapitalbier!); das Kneipen, Saufen, übermássige Trin- ken heisst chmeliti; der Betrunkene heisst chmelny; der Trunkenbold ochmela; sich betrinken heisst ochmeliti, schmeliti se.

Darum erwahnt auch Victor Hehn in seinem bekann- ten Werke: ****) «Beachtenswerlh ist die allgemeine Be-

*) H. Auueuxoes. Ботаническлй словарь. Москва. 1859. **) M. S. B. Linde. Slownik jezyka polskiego. Kraków. 1859. "**) J. Jungmann. Slownik cesko-nemecky. Praha. 1835.

****) А. C. Розювич». Опытъ словаря Ha3Baniii pacreniit югозацад- вой Pocciu: Записки геогр. общ. Ries». Toms I. 1873.

J. S. Presi. Wseobecny rostlinopis. II. díly. Praha. 1846. D. Sloboda. Rostlinnictvi. Praha. 1852. Dr. G, Reuss. Kvetena slovenska-Stavnice. 1853.

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deutung: Berauschung, Trunkenheit und in den abgelei- teten Formen sich berauschen, trunken u. s. w., die das Wort Hopfen bei den Slawen hat.»

In der russischen Literatur kommt in verschiedenen Handschriften (aus dem XV und späteren Jahrhunderten) eine humoristisch-moralische Erzählung von der bösen Kraft des übermüthigen «Ghmelj» vor, sie wird merk- würdiger Weise einem Cyrillus philosophus zugeschrieben. Das ist ein Pendant zu ähnlichen byzantinisch-südslawi- ‚schen Erzählungen von der bösen Kraft der Rebe (vergl. Condemnatio uvae, im I. Band des Archivs für slavische Philologie). In der Erzählung tritt Chmelj redend auf und warnt die Menschen vor dem Umgang mit ihm selbst. «Ich bin mächtiger, als alle anderen Früchte der Erde, stark ist meine Wurzel, gross und fruchtbar mein Stamm, meine Mutter ist von Gott erschaffen, ich habe dünne Füsse, keinen gefrässigen Leib, meine Hände umfas- sen die ganze Erde und mein Kopf ist sehr hochmü- thig.» Nun beschreibt er die Wirkungen seiner Kraft. Offenbar ist hier das Wort Chmelj in zweideutigem Sinne gebraucht, es bedeutet zwar den Rausch, doch zugleich auch die Quelle desselben und als solche wird nicht die Rebe sondern der Hopfen aufgefasst.

J. R. Czerwiakowski. Opisanie roslin skrytopleciowych. Kraków. 1849.

J. В. Czerwiakowski. Opisanie roslin jednolistniowych. Krakow. 1852.

J. В. Czerwiakowski. Opisanie roslin dwulistniowych. Krakow. 1859.

C. Bose. Wendisch-deutsches Handwôrterbuch nach dem oberlau- sitzer Dialekte. Grimma. 1840.

J. S. Smoler. Njemsko-serski slownik. Budesin. 1843.

Dr. P. Ascherson. Flora der Provinz Brandenburg. Berlin. 1864,

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Nach Нейт sollte man jedoch glauben, dass die Be- zeichnung chmelj für Trunkenheit sich in allen slawi- schen Sprachen vorfindet. Dem ist jedoch nieht so; die- selbe findet sich nur bei jenen slawischen Vólkern, die auch in ihren neuen Wohnsitzen fortgefahren haben, Bier zu brauen und Hopfen zu bauen, nämlich wie oben ge- zeigt wurde, nur bei den Nord- und Westslawen: den Russen, Polen und Bóhmen.

Die Südslawen kennen zwar die Bezeichnung chmelj, allein weder im serbo-kroatischen, noch im bulgarischen und slowenischen Idiome hat dieselbe zugleich die Ne- benbedeutung der Trunkenheit, der beste Beweis dafür, dass die Südslawen in ihrer neuen Heimath auf der Bal- kanhalbinsel, sowie zwischen der Donau, Drau, Sawe, der Mur und Adria den von den Rómern daselbst ein- geführten Weinbau vorgefunden haben und demnach das Bierbrauen und den Hopfenbau vollständig vernachlassig- ten. In den serbischen Urkunden des 14 Jahrhundertes, welche Schenkungen der serbischen Herrscher an ver- schiedene Klóster und Kirchen enthalten, wird einige- mal von der Verpflichtung der Bauerndórfer «das Malz zu bereiten» (slad tschiniti) gesprochen, in einer Urkun- de vom Jahre 1322 heisst es aber: «ein Merojel (eine Art von Leibeigenen) habe dreimal im Jahre «Malz zu schütlen- (slad sipati) und es mit Hopfen zu versehen (i da ga ochmeli); wenn aber die Kirche noch mehr Malz brauche, so soll es der Priester mit Hopfen verse- hen» (da ga pop ochmeli) Heut zu Tage sind trotz des sehr haufigen Vorkommens *) des wilden Hopfens in al-

*) C. O. Cech. Untersuchung des wilden kroatischen Hopfens. Bul- letin de la soc. imp. des natur. à Moscou. 1880.

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len südslawischen Provinzen, namentlich in Bosnien und Kroatien, seine Eigenschaften und sein Name im Volke nieht allgemein bekannt und die grossartigen Hopfen- plantagen des Erzherzogs Albrecht in Lak bei Esseg sind die einzigen im ganzen Süden Oesterreichs.

Wie alt im Slawischen die Bedeutung des Wortes «chmelj» für den Begriff der Trunkenheit ist, ersieht man aus einer merkwürdigen Stelle des Zonoras *) vom Jahre 1120:

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oder deutsch: «Sikera ist Alles, was ohne Wein den Rausch hervorbringt, wie z. B. das, was die Menschen (die Slawen) gebrauchen unter dem Namen chumeli.»

Hier ist also chumeli ein Trank, der ohne Wein Be- rauschung bewirkt, wie dasselbe, slawische. Wort auch heute noch auf das Bier und die: Wirkungen desselben angewendet wird.

Hehn, dem das von mir früher erwahnte Friedenstrak- tat zwischen Russen und Bulgaren aus dem Jahre 985 unbekannt war, schliesst demnach vollkommen richtig, wenn er sagt:

«Dass aber der Hopfen sich zu solchen allgemeinen Begriffen generalisiren konnte, setzt eine Bekanntschaft jener óstlichen Welt mit dem Gewächse voraus, die weit über das Jahr 1120 hinausgehen musste. Drang das

*) Not. ad canon Apostol. 9. bei Beverigius. Pand. can. t. l. p. 2.

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Wort «chmelj mit den Slawen in Deutschland vor und wurde es von den Deutschen adoplirt, so ergab sich dar- aus das lateinische humulus und in weiterer Umgestal- tung die Formen mit b und p.»

So deutlich diese Erklärungsweise für den Ursprung des Wortes Hopfen und des Hopfenbaues spricht, so weit holten einzelne Gelehrte aus, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Hat doch Wittstein”) das lateinische Wort humulus von dem Worte humus (die Erde) abgeleitet, d. i. ein Gewächs, welches auf der Erde hinkriecht, wenn es nicht gestutzt wird.

Allein ebenso wenig als «lucus a non lucendo» und «canis a non canendo» elymologisch erklärt werden kann, dürfte man «humulus a non rependi humi» ableiten, denn es ist doch allgemein bekannt, dass der Hopfen eine «planta scandens» und nie eine «planta repens» ist.

Aus dem Milgetheilten folgt, dass die Deutschen den Hopfen ebenso von den Slawen kennen gelernt haben, wie die Gurke, obwohl man sehr lange berechligt zu sein glauble, dass das Umgekehrte der Fall sei.

Allein auch hier führt uns wie beim Hopfen nur die vergleichende Philologie zu der Ueberzeugung, dass die ursprüngliche Bezeichnung der Gurke aus dem Slawi- schen stammt—denn alle Slawen bezeichnen die Gurke mit ein und demselben Worte.

Hehn schreibt hierüber auf S. 223, dass ebenso wie der Hopfen die Gurke von den Slawen zu den Deut- schen kam, denn sie heisst russisch—orypen®; polnisch—

*) Witistein. Etymologisch-botanisches Worterbuch. S. 451.

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ogárek; bóhmisch okurka; slowakisch oharek; ser- bisch—yropak; kroatisch—ugorak; wendisch—gurka’; li- thauisch—agurkas;—wahrend das Stammworl %yyoupov griechischen Ursprunges ist.

Während also manche Völker trotz einer mehr als tausendjáhrigen nationalen und staatlichen Geschichte, wie z. B. die Magyaren für die bekanntesten und nolhwendig- sten Kulturpflanzen unserer Zeit, bis heute in ihrer Sprache keine eigene Bezeichnung haben *), sondern die Namen fast aller Kulturpflanzen von den höher kultivir- ten slawischen Nachbaren entnehmen mussten "), haben die Slawen die Cullur einzelner Nutzpflanzen, wie z. B. des Hopfens bereits zu einer Zeit gekannt, wo die Menschheit noch im finsteren Heidenthum starrte.

Wie wenig aber diese nun unwiderleglich nachgewie- sene Thalsache geahnt wurde, zeugen am besten die in den letzten zwei Jahren erschienenen Schriften G. No- backs und Dr. E. Weiss’s über den Hopfen. Letzterer Schriftsteller hatte sogar die ganze Bibliothek des kó- nigl. preussischen landwirthschaftlichen Ministeriums zur Verfügung gehabt, allein beide Autoren behandeln die Frage über den Ursprung des Hopfenbaues in derselben negativen Weise, wie alle früheren Schriftsteller.

Dass der Hopfen bereits zu den ältesten Zeiten in Russ- land, Polen, Bóhmen und den germanisirten Elbepro- vinzen in Garten gepflanzt worden ist, davon zeugen zahlreiche Ortsnamen, die seit den heidnischen Zeiten

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*) Fr. Miklosich. Die slawischen Elemente im Magyarischen. Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften. Bd. XXI. 1872.

“*) Fr. Miklosich. Lexicon palaeo-slavico-graeco-latinum. Vindo- bonae. 1866.

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sich unverändert bis auf unsere Tage erhalten haben, wie z. B. Chmelno, Chmelink na Chmeljnem in Krain; na Chmelnici, Chmelnice, Chmelovice, Chmeliky, Chmelna in Bóhmen; Chmil, Chmilewa, Chmilno, Chmilowka in Galizien; Chmelow (Schmellwitz in der Lausitz. In zanz Russland aber giebt es unzählige Orts- und Fami- liennamen, welche auf eine allseitig verbreilele Kennt- niss des Hopfens schliessen lassen und welche deutlich beweisen, dass daselbst Hopfen gebaut wurde.

Man braucht nach dem Angeführten gar nicht auf Aristoteles zurückzugreifen, der bereils eines aus Gerste zebraulen Getränkes «rivov» (das slawische piwo—Bier) erwahnt, um auf Grundlage der mitgetheillen historischen Dokumente und der philologischen Deduktionen zu der Leberzeugung zu kommen, dass sowohl das Bereiten gehopfter Biere, als der Hopfenbau slawischen resp. russischen Ursprunges sind.”

Durch diese unwiderleglichen Beweise werden alle Vermuthungen über die «deutsche Erfindung des Bieres» hinfallig und man wird im Gegentheil dessen inne, dass der Hopfen seit jeher eine wichtige kulturhistorische Be- deutung bei den Slawen einzenommen hat. Die Slawen sind das einzige Volk der Erde, welche dem Hopfen die Eigenschaft zugeschrieben haben, zuckerhaltige Flüssig-

*) Der „Moniteur de la brasserie“ in Paris und die „Lendwirth- schaftliche Zeitung“ in Wien (1881) schreiben über das Resultat dieser Forschungen: ,...dass es wohl bis jetzt noch keinem Natur- forscher gelungen sei, auf philologisch-historischem Wege eine tech- nologisch-agronomische oder technologisch-kulturelle Frage zu 16- sen. Das Beweismaterial ergiebt sich aus griechischen, lateinischen. altslavischen, wendischen. serbischen, bulgarischen, böhmischen. polnischen Doknmenten, deren Existenz bis jetzt in Naturforscher- kreisen vollständig unbekannt war.*

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keiten in alkoholische zu verwandeln und welche den Alkohol identisch mit dem betäubenden Aroma des Ho- pfens, als den Damon der Menschheit, als den Urheber allen Uebels, das über die Menschheit. kommt, betrach- tet haben. Den Rausch als Ursache allen Uebels -anzu- sehen, ist eine zwar ascetische, allein hochpoetische, ori- ginelle und wahre Auffassung über die unbändige und verderbenbringende Kraft des Dämons «Alkohol».

Das Brauen ungehopften Gerstenbiers haben die Kel- ten und Egypter schon seit Jahrtausenden gekannt und die. Bereitung desselben alle jene Nationen gelehrt, die mit ihnen in Berührung gekommen sind.

Darum haben denn auch die Deutschen die Bereitung des ungehopften keltischen Gerstenbieres bereits: zu ei- ner Zeit gekannt, wo sie mit den Slawen noch nie in Berührung gewesen waren.

Die Bereitung des gehopften Gerstenbieres und der Hopfenbau haben sich zuerst in Russland entwickelt, und diese beiden landwirthschaftlichen Kulturzweige sind nach der Trennung der Slawen von den Polen, Böhmen, Wenden und Elbeslawen nach dem Westen getragen wor- den— während die Südslawen sowohl die Bierbrauerei, als den Hopfenbau vollständig vernachlässigt baben.

Von den Westslawen lernten also die Deutschen die Bereitung des gehopften Biers und den Anbau des Ho- pfens kennen, und in dem für den Hopfenbau so sehr günstigen fruchtbaren Aluvialboden Bayerns und Böh- mens unter einer nórdlichen Breite von 50 52° ent- wickelte sich jener blühende landwirthschaftliche Kultur- zweig, zu dem heute Deutsche und Bóhmen mit Stolz heranblicken können.

In Russland, der frühesten Urheimat des Hopfenbaues, ist zwar der Hopfen heule ebenso populär und allgemein

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bekannt wie vor 2000 Jahren, allein die rationelle Kul- tur der böhmischen und deutschen Hopfenplantatoren liefert heute ein Produkt, das für die zanze Welt mu- stergültig zeworden ist und mit dem der russische Bau- ernhopfen keinen Vergleich aushält.

Russland, das bereits zur Zeil des frühesten Heidenthums den Hopfen kannte, das den Wes- ten die Kenntniss des Hopfens, des Hopfenbaues und die Verwendung des Hopfens zur Bierbrau- erei lehrte, ist heute auf dem kulturhistorisch interes- santen Standpunkte angelangt, diese beiden hochwichti- zen landwirthschaftlichen und technologischen Disciplinen nach westländischem Muster einführen zu müssen, und seine früheren Schüler zu Lehrmeistern zu machen.

EIN PROTEST

bezüglich der paläontologischen Nomenelatur

von

H. Trautschold.

In seinem neuesten Werke «Acéphalés. Etudes locales et comparatives» hat Hr. Barrande einen Protest (p. XXXI) gegen eine der Resolutionen des geologischen Congresses in Bologna erlassen, die Bezug hat auf die in der Pala- ontologie anzuwendenden Regeln der Nomenclatur. Der betreffende Artikel lautet: «Chacun de ces noms (de genre et d'espéce) se compose d'un seul mot latin ou latinisé, écrit suivant les règles de l'orthographe latine».

Hr. Barrande behauptet nun, dass auf Grund dieser Regel Millionen von Namen ausgeschlossen werden müss- ten, und führt als Beispiele der auszuschliessenden Wör- ler die Namen Orthoceras, Cyrtoceras und Phragmoceras an. Aber zum Schutz dieser musterhaften Bezeichnun- gen von Geschlechtern muss gegenüber der Behauptung des Hrn. Barrande eingewendet werden, dass die ange- führten Wörter nicht mehr griechische sind, wenn sie mit lateinischen Buchstaben geschrieben und wenn das k des griechischen Worts keras in с verwandelt ist. Diese Wörter sind demnach als latinisirte zu betrachten.

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Hr. Barrande will den Autoren die grósste Freiheit be- treffs der Geschlechtsnamen eingeräumt wissen, und will keinerlei Beschränkung durch Regeln dulden. In der That hat er denn auch von dieser Freiheit ausgiebigen Gebrauch gemacht, noch ehe die oben erwähnte Regel von dem Congress in Bologna aufgestellt war, und hat in dem citirten, wie alle seine Schriften hóchst verdienst- vollen Werke eine neue Art von Nomenclatur eingeführt. Er hat seine neuen Geschlechtsnamen der tschechischen Sprache entnommen, da ihm diese für die silurischen Fossilien in Bóhmen als die nationale Sprache erscheint.

Die in Frage stehenden neuen Geschlechtsnamen Bar- rande's sind folgende: |

Babinka (anuscula) Dceruska (filiola) Kralowna (regina) Maminka (matereula) Mila (dilecta) Panenka (puella) Nevesta (sponsa) Pantata (pater) Sestra (soror) Slava (gloria) Sluha (servitor) Sluzka (ancilla) Spanila (venusta) Synek (filius) Tenka (tenuis) Tetinka (amita) Vevoda (dux). Es versteht sich von selbst, dass das, was Hr. Dou- ville in seinem Rapport über die Nomenclatur in der

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-Paläontologie beantragt, und was der Congress in Bo- logna zum Beschluss erhoben hat, nur die Empfehlung ei- ner Regel und nicht ein Gesetz ist, und dass es jedem Paläontologen überlassen bleibt, sich die Resolution des

Congresses zu eigen zu machen, oder davon abzusehen. |

Dass auch Hr. Barrande davon absieht, hat er durch seinen Protest und durch seine neu eingeführten Na- men bekräftigt. Es handelt sich nun um die Frage, ob das von ihm gegebene Beispiel nachahmenswerth ist, und ob es gerathen ist, die bisher geübte und vom Con- ‘gress empfohlene Praxis der lateinischen oder latinisir- ten Geschlechtsnamen zu verlassen, und einfach Substan- tiva anderer Sprachen für diesen Zweck zu verwerthen.

Wie bekannt, bilden die von Linné in seiner philo- sophia botanica empfohlenen Regeln .die Grundlage für die bisher gebráuchliche Nomenclatur der beschreibenden Naturwisseuschaften, und man hält bis jelzt trotz man- cherlei schwach motivirter Abweichungen der Haupt- sache nach daran fest. Die ungeheure Masse der für neu entdeckte Genera zu schaffenden Namen erschwert zwar die strenge Belolgung der Linné’schen Regeln, macht sie aber nicht unmöglich. An den Satz Linné's «Nomina generica, quae ex graeca vel latina lingua ra- dicem non habent, rejicienda sunt» haben sich viele schon seit langer Zeit nicht mehr gehalten, aber man hat es doch vermieden, barbarische Namen für die Genera zu verwenden, ohne sie zu latinisiren. Freilich geschieht das häufig auf nicht sehr geschmackvolle Art, wie das Lepidopteren-Genus Ochsenheimerella beweist *).

*) Linné sagt l. c. p. 166. Nomina generica ex aliis nominibus genericis, cum syllaba quadam in fine addita, conflata, non placent.

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Dass generische Namen, in denen sich der wesentliche Charakter des Fossils darstellt, wie Linné es für die Pflanzen wünschte, heutzutage schwer zu schaffen ist, namentlich ohne làngere Zeit in Anspruch nehmendes Nachdenken, kann zugegeben werden, und man darf Nachsicht üben gegen arbeitsame Paläontologen und An- dere, die massenweise neue Genera und Species zu cre- iren hatten; aber es wird gestattet sein zu protestiren gegen die Aufnahme beliebiger Hauptwórter aus fremden Sprachen, und ihre Verwendung als.Genusnamen in der Weise, wie Hr. Barrande es thut.

Herr Barrande nennt seine neue silurisch-tschechische Nomenciatur eine nationale, aber wenn andere Palàonto- logen sein Beispiel nachahmen wollten und die Haupt- wörter anderer Sprachen in seiner Weise als Gattungs- namen verwerthen wollten, welch’ sonderbare Nomencla- tur würde daraus entstehen! Ein italienischer Geolog, der grosse Entdeckungen in Frankreich gemacht hatte, und sich der franzósischen Nation dafür dankbar erwei- sen wollte, würde, dem Beispiele Barrande’s folgend, Namen für seine neuen Genera wählen künnen, wie de- moisele, mère, domestique, tante, maréchal; es würde sich doch unzweifelhaft komisch ausnehmen, wenn man Species beschrieben fánde, wie soeur coerulea, pére no- bilis, fiancée excelsa. Es ist die Frage, ob den engli- schen Naturforschern die Benennung einer Species als queen gloriosa geschmackvoll erscheinen würde, obgleich die Bildung dieses Namens ganz analog wäre dem Bar- rande'schen Kralowna alifera, und ob in Deutschland ein Name wie Grossmütterchen amabilis sich das Bür- gerrecht erwerben würde, darf bezweifelt werden.

Hr. Barrande kann möglicher Weise für seine Nomen- clatur geltend machen, dass die neuen generischen Na-

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men ziemlich wohlklingend, und dass sie einer Sprache entlehnt sind, welche im Allgemeinen den Paläontologen anderer als der slavischen Länder unbekannt sein dürf- te. Aber ob selbst slavische Paläontologen, Russen, Po- len u. s. w. damit einverstanden sein werden, an der Seite slavischer Substantiva lateinische Adjectiva zu se- hen, unterliegt starkem Zweifel. Es handelt sich hier um ein Princip, dem aus den angeführen Gründen die Aner- kennung versagt werden muss. Worter wie pater, soror, dux, dilecta lassen sich allenfalls für die specifischen Benennungen verwerthen, nicht aber für die generi- schen; immer verdienen lateinische Wôrter den Vor- zug, da die Wissenschaft universell ist, und von einer nationalen Paläontologie nicht die Rede sein kann.

_ Die Abweichung von den bis jetzt beobachteten Regeln ist in der Nomenclatur des Hrn. Barrande zu bedeutend, als dass sie hatte in der palaontologischen Literatur mit Stillschweigen übergangen werden kónnen; aber es ver- steht sich von selbst, dass mein Protest nur die bespro- chene Auffassungsart des Hrn. Barrande im Auge hat, und ich habe kaum nóthig zu versichern, dass ich zu den grössten Bewundern der Arbeiten des Hrn. Bar- rande gehöre und erfüllt bin von Hochachtung für ei- nen der ausgezeichnetsten Paläontologen dieses Jahr- hunderis.

Mai 1882.

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BEMERHUNGEN über einige

IN VERSCHIEDENEN GEGENDEN DES RUSSISCHEN REICHES VORKOMMENDE ANOMALIEN IN DER FORM

UND FARBE DER GEWACHSE.

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Dr. A. Riesenkampft,

in

Pjatigorsk.

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des

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HERRN DOCTORS DER MEDICIN

CARL VON RENARD

Vice-Präsident der Kaiserlichen Gesellschaft der Naturfor- scher zu Moskau, wirklichen Staatsraths und Ritters

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VERFASSER.

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EW. EXCELLENZ.

Zum Zeichen, dass auch in unserer entfernten Gegend Ihre wohlthuende langjährige Thätigkeit sich die so hochverdiente Anerkennung erworben hat, erlaube ich mir, an diesem festlichen Tage Ihnen die hier beigefügte ,,physiologisch-bota- nische Studie“ mit dem Ausdruck meiner tiefsten Erkenntlichkeit zu widmen.

Mit dem aufrichtigen Wunsche, dass diese Tha- - tigkeit uns noch viele Jahre beglücken möchte, habe ich die Ehre zu verbleiben

Ew. Excellenz stets ergebenster und gehorsamster Diener

Dr. Alexander von Riesenkampff.

Pjätigorsk d. 22 April 1882.

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BEMERKUNGEN

über einige in verschiedenen Gegenden des russischen Reiches vorkommende Anomalien in der Form und Far- be der Gewächse.

Von Dr. A. von Riesenkampff,

in Pjatigorsk.

Während meiner Reisen in Russland und Sibirien wa- ren es drei Umstände, welche meine Aufmerksamkeit auf sich zogen: 1) das dünne, rasche Aufschiessen und die Verkümmertheit des grössten Theils der Gewächse, welche von mir in Daurien*) gesammelt wurden, im Vergleich zu denselben oder ihnen verwandten, im europäischen Russland oder andern Gegenden Sibiriens unter gleichen

*) Mit dem Namen Daurien bezeichnet man das im N und NW von dem Apfelgebirge, im O und SO von dem Fl. Argun, im S von der, die Grenze zwischen dem russischen Reiche und China bilden- den Kosackenlinie, abgetheilte Land. Es ist der nertschinskische Kreis und zwar der südöstliche Theil des transbaikalischen Gebie- tes, welches aus drei Kreisen: dem Werchneudinskischen, dem

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Breitengraden angeiroffenen Pflanzen; 2) die Verande- rungen in der Blüthenfarbe einiger Blumen, namentlich der Pulsatilla paiens L. und Iris pumila L., je nachdem dieselben auf Bergen oder in der Ebene wachsen und 3) die Veränderung in der Farbe der Blüthen der nicken-

Bargusinschen und dem nertschinskischen besteht. Dieses Gebiet enthàlt 547,966 Quadratwerst oder 11,925 Quadratmeilen mit 430,780 Eimwohnern; der nertschinskische Kreis zählt 180,664 Quadratwerst oder 3687 Quadratmeilen mit cirea 250,000 Einwohnern. Die Bevól- kerung des ganzen Gebietes beträgt also nur 38 Seelen und die des nertschinskischen Kreises oder Dauriens 68 Seelen auf eine

Quadratmeile. was für die Quadratwerst im ganzen Gebiet 0,7 und . .

im Kreise 1,4 Seelen ergibt. Allerdings eine sehr geringe Zahl, die denn doch für Daurien doppelt so gross, als für das ganze Trans- baikalien ausfällt. Die Flüsse Schilka, Argun, Onon, Ingodá, Nert- schä, nebst vielen kleineren Nebenflüssen bewässern dieses reiche Land. welches ausser seinen mineralischen Schätzen (Gold, Silber, Blei Kupfer, Eisen, Zinn, Steinkohlen, Topase, Amethyste, Aqua- marine, Turmaline, Chalcedone, Marmor, Bergkrystail) noch eine Menge verschiedenartiger, hauptsächlich eisenhaltiger und kohlen- saurer Mineralquellen, reiche Wäldereien, Fischereien, Pelzwerk u. s. w. enthält. Der höchste Berg ist der Tschokondo (8260 hoch), bestiegen und beschrieben von G. Radde; von diesem Berge aus erstreckt sich das Apfelgebirge nach NO, und die Zweige dessel- ben: a) zur Linken des Schilkaflusses die Schilkaschen Berge mit den Goldwäschereien Kära, Bogatschä, Lunshánka: b) zur Rechten das Gebirge Borschtschowka, auf dessen südlicher Abdachung zum Flusse Gasimur das Gold- und Silberbergwerk Kultumä: c) der Natschinsche Bergrücken mit den in den Argün mündenden Flüs- sen Urjumkán und Urów (letzteres durch sein weissliches, kalkhalti- ges Wasser und durch den an seinen Ufern einheimischen Creti- nismus bekannt) Weiter im Süden erstreckt sich làngs dem rechten Ufer des Onón der Onónsche Gebirgszug, welcher sich nach Osten in die daurischen oder Nertschinskischen Berge und den beson- ders hohen Doninschen Bergrücken theilt. Zwischen diesen Bergen strömen die drei Borsjáflüsse ebenfalls zum Argün. An diesen Ber- gen liegen die Silberbergwerke: das Nertschinskische, Kutomar (mit den vortrefflichen Eisenquellen) Alexandrowsk (und unweit die reichste Goldwäscherei des Landes am Flüsschen Solkokön),

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den Distel, Carduus nutans L., welche in der Umge- send der Schwefelbäder von Pjätigorsk immer nur weis- se Blumen trágt, während sie in allen anderen Gegenden mit violetten Blumen angetroffen wird.

Die aus diesen drei Umständen entspriessenden Fra- gen will ich suchen, so viel es die mir zu (Gebote ste- henden. Mittel môglich machen, auf Grund der Pflanzen- physiologie zu erórtern.

1. Was die in Daurien vorkommenden Gewächse an- betrifft, so bemerkt man die Verkümmertheit sowohl an dem grössten Theil der Bäume und Sträucher, als auch an vielen Blumen. Wir wollen zuerst einige der hiesigen Baumarten mit ihren Repraesentanten unter denselben oder noch höheren Breitengraden im europäischen Russ- land oder westlichen Sibirien vergleichen.

Klitschka, Akatui, Kadajá u. s. w. Die ansehnlichsten Stadte die- ses Kreises sind Tschita, Stretensk und Nertschinsk. Die vielen Bergwerke, die Grenzposten der Kosaken, wie Zuruchaituisk, Tschin- dant, Gorbitza, Strelka, die Flecken (sloboden genannt) und Dör- fer, wie Bjankino, Küinga, Firsowo, Marküla, Lontschakowo, Lomy, Boty, Tschalbutscha, Kularki u. s. w. sind alle ziemlich bevölkert. Dennoch sind weitlàuftige Strecken, besonders im Norden des Krei- ses ganz unbebaut und unbewohnt. Die Bewohner sind ausser den Berg- und übrigen Beamten, dem Militär, den Kosaken, Kaufleu- ten, Arbeitern der Bergwerke und Verschickten, eingeborene no- madische Burjäten, Tungusen und Aratschonen.

Daurien liegt zwischen dem 50-sten und 52-sten Grade nórdl. Br. und dem 80—90-sten Grade östl. Länge. Es bildet eine sich von SW nach NO erstreckende, von Bergen, Thälern und Flüssen durch- schnittene Abdachung. Bei der Beschreibung des Bodens werde ich auch der allgemeinen geologischen Verhältnisse erwähnen.

Mein Seren Aufenthalt von 1849 bis 1851 beschränkte sich mehr auf den südlichen und östlichen Theil des Landes, zwischen den Flüssen Onon, Ingodä, Schilka und Argun, mit Ausschluss ei- niger Excursionen in die westlichen Gebirge.

Nehmen wir die Fruchtbäume: 1) Der daurische Ap- felbaum, Pyrus baccata L. Er wáchst auf dem diesen Kreis westlich begrenzenden Apfelgebirge und mehreren der aus ihm entspringenden Bergrücken in Gruppen, die sich nicht selten zu ausgebreiteten Waldungen ausdehnen. Die Hóhe der einzelnen Bäume beträgt 10 bis 20 Fuss; der Durchmesser ibrer Stämme gleicht beinahe dem Ar- me eines Kindes. Die wohlriechenden Blüthen, welche namentlich um die Mitte des Maimonates einen fast be- idubenden Duft verbreiten, erreichen kaum die Hälfte der Grósse unserer Apfelblüthen und die im September reifenden Früchte sind kleinen Erbsen an Grösse gleich, aber nicht anders, als wenn sie einige Fróste überstan- den haben, geniessbar. Dieser Baum ist also gleichsam еше Zwerg-Abari unseres gewöhnlichen Apfelbaumes. 2) Der sibirische Pflaumenbaum, Prunus sibirica L., wächst vorzüglich auf und an Bergen und steilen felsi- gen Hügeln, die den Fluss Onön, Onón-Borsjá, den mitt- lern und oberen Borsjá-Fluss, den Urjumkán und Gasi- mür begrenzen, zum Theil auch an der Schilka und ist ein diesem Lande eigenthümlicher Strauch. Er erreicht kaum °/, Faden Höhe, wächst krumm und gebogen: der Stamm hat höchstens die Dicke eines kleinen Kinder- arms. Die röthlichen Blumen gleichen denen der Apriko- se sind aber viel kleiner, so auch die fein gekerbten Blätter. Auch die Früchte gleichen den Aprikosen, er- reichen aber kaum die Grösse einer kleinen Haselnuss, sind herbe und sauer. Sollte dieser Strauch der Vertre- ter des in Kaukasien wild und im ganzen südlichen Russ- land in Gärten wachsenden Aprikosenbaums, Prunus ar- meniaca L., sein, so würde er doch nur eine verkrüp- pelte Miniatur desselben vorstellen. 3) Der Traubenkir- schen- oder Faulbeerbaum, Prunus padus L., erreicht

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hier oft eine Höhe von 1'/ Faden, ist aber bei weitem unansehnlicher als z. B. in dem weit nórdlicher (unter 58° n. Br.) liegenden Tobolsk. 4) Der Zwergkirsch- baum, Prunus chamaecerasus Jacq. Dieser Strauch wächst ausser in Daurien in vielen Gegenden. des südlichen Sibi- riens: auf dem Ural bei Catharinenburg, Miassk, Schad- rinsk, am Fl. Ischim, auf den Koktschetawschen und Karkaralinskischen Bergen, im Altaischen und Sajani- schen Gebirge; doch ist er nirgends so klein und unan- sehnlich, wie in Daurien, wo er kaum 1 bis 1'/, Fuss hoch wird und seine erbsengrossen hochrothen Kirschen einen herbsauern Geschmack haben. 5) Die dawrische Haselstaude (Corylus heterophylla Fisch.) wird hier 10 bis 12 Fuss hoch, hat aber einen dünnen, nur bis zwei Zoll dicken Stamm; ihre fast viereckigen Blatter sind wohl halb so gross und ibre Nüsse weit kleiner als diejenigen unseres Haselnussbaumes (Corylus avellana L.); im Vergleich mit dem unterhalb des Fl. Sungari am Amur erscheinenden mardshurischen Haselnussbaum aber ist es ein wahrer Zwerg, den man leicht mit unserem Himbeerstrauche vergleichen kónnte. Dasselbe gilt 6) von dem daurischen Schneeball, Viburnum dahuricum Willd. und 7) von der sibirischem Barbaritze, Berberis sibirica W.; ersterer ist ein kleiner, schmächtiger, nur am obe- ren Argun wachsender Strauch; die zweite findet sich nur selten an hóheren Flüssen in Gestalt eines sehr klei- nen, fast auf der Erde liegenden, kaum aufgerichteten Strauchelchens; 8) Der Zwerg-Mandelbaum, Amygdalus папа L. welcher am Dniepr und Dniestr so häufig ist und nicht selten Stráucher von 5 bis 6 Fuss Hóhe bil- det, ist im südlichsten Theil Dauriens nur äusserst sel- ten zu finden und wird nur 1'/ Fuss hoch; er tragt ganz kleine, ungeniessbare Früchte. 9) Der für Daurien

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eigenthümliche weesse Hartriegel, Cornus alba L., wird selten einen Faden hoch und seine häufiger getroffene niedrige Abart mit an der Erde verflochtenen Stamm- chen und aufgerichteten Zweigspitzen kann fast einem grossen Vogelneste verglichen werden. Die hier ófter vorkommende 9) Gemeine Eberesche, Sorbus aucuparia L. bleibt nur strauchartig und wird nicht über fünf Fuss hoch. 10) Die an Felsen nistende Quitten-Mispel, Me- spilus cotoneaster L., wird kaum zwei Fuss hoch und ihr Stamm ist höchstens von der. Dicke eines Kinder- | fingers. 11) Der traubige Flieder, Sambucus racemosa

Lin., wächst an sonnigen Hügelabhängen, wo er nur 4 bis 5 Fuss hoch wird; seine Blatter sind kaum 2 Zoll lang und nicht über einen halben Zoll breit; der Saft seiner kleinen scharlachrothen Beeren wird hier als ein starkes schweisstreibendes Mittel angewendet. Was die verschiedenen Beerenarten anbetrifft, so gibt es in Dau- rien namentlich mehrere Arten voa Johannisbeeren, wie 12) die zweistachliche Johannisbeere, Ribes diacantha W.; ein schwacher, kleiner, gegen # Fuss hoher Strauch mit hängenden Trauben aus kleinen blassrothen Beeren, die reif und an der Sonne ausgetrocknet einen ungemein erfrischenden säuerlich-süssen, Geschmack haben. Auf hartem Boden wächst er häufig an der Schilka, Ingoda und dem Onón. 13) Die liegende Johannisbeere, Ribes procumbens W. Dieser Halbstrauch wächst in den hier so seltenen morastigen Sümpfen, welche man unweit der Stadt Nertschinsk, bei den Goldwäschereien und am Flus- se Argün findet. Er wird zwei bis drei Fuss hoch; der Stengel ist von der Dicke eines Federkiels, wächst auf- recht und trägt grüne, wohlschmeckende Früchte, welche selbst die rothen an Geschmack und Milde übertreffen. 14) Die wohlriechende Johannisbeere, Ribes fragrans W.,

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wird 1//, Fuss hoch und trägt wohlschmeckende Früchte. 15) Die gemeine Johannisbeere, Ribes rubrum L.; der Strauch wird gegen 4 Fuss hoch und trägt áusserst sau- re Beeren. Es ist augenscheinlich, dass weder der letz- lere Strauch, noch die vorbenannten Halbsträucher sich mit den im europäischen Russland wachsenden Johannis- beerstráuchern messen können. 16) Der Himbeerstrauch, Rubus idaeus L., ist in Daurien wohl halb so hoch, als im westlichen Sibirien (z. B. in Tobolsk unter 58" Br., wo er 6 Fuss hoch wird) und im europäischen Russ- land (z. B. in Finnland unter 65° n. Br.), doch trägt er schmackhafte, nur sehr saure und intensiv carmoisin- rothe Beeren (von der Wirkung der Säure auf die in- tensivere Färbung werde ich weiter unten sprechen). Von 17) dem im ganzen kalten Landstrich Russlands wach- senden Nordbeerstrauch, Rubus arcticus L. findet sich in Daurien nur eine Abart, welcher ich den Beinamen Rubus arcticus dahuricus geben möchte; dieses Halb- sträuchlein wird nur 1 bis 2 Zoll lang, hat ähnliche, nur weit kleinere Blätter als die Nordbeerpflanze und sanz kleine der Nordbeere in Miniatur ähnliche Früchte von rothbrauner Farbe und weinsäuerlichem Geschmack. So ist auch 18) der daurische Zwerg- oder gelbe Brom- beerstrauch, Rubus chamaemorus L., welchem ich auch sern den Beinamen dahuricus gäbe, nur eine Abart des in den kalten und arctischen Gegenden Europas, Asiens und Americas so gewöhnlichen Rubus chamaemorus L. Er hat kleinere, steifere, 2 oder 3 Fuss lange Reiser und kleinere, gelbe, wässrig süss-säuerliche Beeren, aus denen ein sehr beliebter Fruchtwein, moroschka genannt, zubereitet wird. Was-die hiesigen gemeinen oder schwar- zen und Sumpfhaidel- oder Blaubeerensträucher, sowie die Erdbeeren anbetrifft, so unterscheiden sie sich wohl EM 1582. 7

nicht besonders von den in den Wäldern und Gebüschen anderer Gegenden wachsenden.

Ich gehe jetzt zur Betrachtung der in Daurien vor- kommenden Coniferen über. Da fällt uns nun 1) der daurische Wachholder, Juniperus dahurica Pall. auf. Es ist ein niedriger, krüpplicher Strauch, kaum die Hóhe von 2 Fuss erreichend, mit eines halben Armes starkem, auf Felsen liegendem Stamm, mit spitzigen, schuppig herablaufenden, auch theils ausgebreiteten Blättern und niederliegenden Aesten; die Sammelfrucht ist oval, schwarz, hechtgrau bereift, von der Grósse einer kleinen Linse. Dieser Zwergstrauch kann sich wohl in keiner Hinsicht mit dem gemeinen Wachholder, welcher sogar ‘an der Küste des nördlichen Finnlands unter 65° nórdl. Br. eine Hóhe von 15 Fuss erreicht, messen. Die Tan- nengewüchse haben hier mehrere Vertreter, worunter die schónsten und hóchsten Exemplare in dem Kultumá- schen Walde, am südlichen Abhange des Bergrückens Borschtschowka zum Gasimürflusse und zum Theil an dem dichtbewachsenen Flusse Urjumkán zu finden sind. Hierzu gehört: 2) Die daurische Lärchen-Fichte, Pinus dahurica Fisch., larix dahurica Turez., Pinus larix ame- ricana Pall. In den genannten Wäldern erreicht dieser Baum 30 bis 35 Fuss Hóhe, jedoch im Ganzen genom- men zeichnet er sich vor der gewóhnlichen Lärchen- Fichte (Pinus larix L., Larix europaea DeC.) durch sei- nen verhältnissmässig niedrigen Wuchs, seinen niederlie- genden, kurzen, sich windenden, in viele Aeste divaricat getheilten Stamm mit kurzen, aufsteigenden Aesten, mit eng zusammengedrückten Blättern, seine frühzeitigen, nackten Blüthen, seine kleinen, '/, bis */, Zoll langen Zapfen aus. 3) Die sibirische Fichte, Pinus pichta Fisch. Dieses ist der höchste der hiesigen Bäume, welcher 80—

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90 Fuss Hóhe erreicht, einen schónen, geraden Stamm von 1*/ bis 2 Fuss Umfang und geradeabstehende kurze Aeste mit 3 Zoll langen hängenden Zäpfchen hat. Doch hat er nur in den oben benannten Waldungen ein solches Aussehen; an andern Orten und namentlich im nórd- lichen Theile des Kreises ist er von schlechterm, theils krüpplichem Wuchs, mit dünnem, zweigreichem, niedri- gem Stamme und geringer doch sehr verschiedener (von 6 bis 40 Fuss) Hóhe. Daher finde ich den Unterschied, welchen H. v. Middendorff zwischen der daurischen, der sibirischen und der europäischen Fichte gemacht hat (Reise in den äussersten Norden und Osten Sibiriens, 8. 527 und 548: Pinus daurica, P. Ledebourii, P. larix *)) vollkommen gegründet. Erstere ist unter allen drei die kleinste und niedrigste Abart. 4) Die kleine Zirbel-Kie- fer, Pinus Cembra L. var. pumila. Die sibirische Ceder, Pinus Cembra L. wächst nicht allein in Sibirien, sondern auch in den Alpenländern Europas (Oesterreichs, der Schweiz u. s. w.), bis zu einer Höhe von 6465’.**) Im westlichen Sibirien bildet sie nur bis zum Jenisseiflusse manchmal 120 Fuss hohe, reine Stämme von mehr als 2 Fuss im Durchmesser. Solche Bäume habe ich auch in manchen Gärten des Twer’schen und Moskau’schen Gou- vernements gesehen. Vom Jenissei bis zur Lena und wei- ter östlich wird sie allmälich kleiner, und in Daurien hat ihr Stamm nur etwa 2 Zoll im Durchmesser und ei- ne Höhe von 20 bis 30, selten bis 40 Fuss. Weiter im

*) Es müsste wohl heissen: Pinus pichta dahurica, P. p. sibirica und P. Abies L. (Pinus picea Du R., Picea vulgaris Lnk., Picea ex- celsa Peterm.).

**) Martins, du Spitzberg au Sahara (Jahresber. f. 1842 in Behms geogr. Jahrbuch. 2. S. 373). ME

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Osten, z. B. in Kamtschatka, auf der Insel Sachalin und den Kurilen wird der Baum noch kleiner und krüppli- zer. Daher kann man mit Hrn. Prof. Beketoff wohl an- nehmen (Grisebach, l. c. Anm. 12 zu Seite 190, p. 557), dass der so viele Namen zählende Zirbel- oder Zür- belbaum (die Arobe, Arve, russische, sibirische Ceder, Cemberbaum, Leinbaum u. s. w.), gleich der Lärche, Fichte und vielen anderen Gewächsen, welche in Dau- rien oder dem hohen Norden ihres verkrüppelten Aus- sehens wegen andere Namen erhalten, im (Grunde nur durch die klimatischen Verhältnisse wnterdriickte, schlecht aufgewachsene Bäume sind. So hat auch diese Varietät der sibirischen Ceder alle ihre Theile bis auf die Na- deln, Zäpfehen und Nüsse, nur in verkleinerter Form. Dasselbe gilt auch von 5) der sibirischen Tanne, Picea obovata Led., Pinus obovata Ant, welche, wie Midden- dorff in seiner Reise in den äussersten Norden etc. 1. IV. 542 und 543 erwiesen hat, eine Verkleinerung der europäischen Edel-Tanne (Pinus abies DuRoy, P. picea L., Abies pectinata DeC.) und von ihr nur hauptsachlich durch die Grósse der Zäpfchen, welche bei der Edel- Tanne 4 bis 6, bei dieser 2 bis 3 Zoll lang sind, unter- schieden ist. |

Die obengenannten Formen der Zapfenbäume sind in Daurien die häufigsten. Weit seltener finden sich hier verkrüppelte Exemplare 6) der gemeinen Kiefer oder Fóhre, Pinus silvestris L. und 7) des Sade-Wachholders, Juniperus Sabina Lin. Letzterer wächst nur im hohen Gebirge, als Halbstrauch, mit ein bis zwei Finger breit dickem Stamm, von der Erde an mit Zweigen, his 4 oder 5 Fuss Hóhe. <

Unter den Amentaceen sind die Weidengewächse in Daurien am zahlreichsten vertreten. Verschiedene Arten,

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wie Salix depressa L., S. viminalis L., S. rosmarinifolia Gm., S. divaricata Pall., S. berberifolia Pall., S. rhamni- folia Pall, S. arbutifolia Pall., S. Gmelini Pall., S. incu- bacea Gm., S. lanata Pall, S. myrtilloides Pall., S. sibi- rica Pall., S. arbuscula Gm. u. s. w., wachsen zum Theil an den Flussufern, auf den Inseln der grösseren Flüs- se, zum Theil in feuchten Bergwäldern, doch sind sie alle verhaltnissmassig kleiner und krüppeliger als in den entsprechenden Gegenden des übrigen Sibiriens und des europaischen Russlands. Die Balsam-Pappel, Populus bal- samifera L., wächst fast an allen Flüssen als ein 4 bis 5 Fuss hoher Strauch, der zuweilen ganze Plätze ein- nimmt (am Fl. Aga); die Zitter-Espe, Populus tremula L., wird gegen 40 50 Fuss hoch und findet sich in den Wäldern häufig; unter den Birkengewächsen herrscht hier die schwarze Birke, Betula daurica Pall, В. fusca Gm. vor, welche sich von der weissen durch kürzere Baum- stämme, dichtere Zweig-Kronen und bräunliche Rinde unterscheidet. Jedoch auch die weisse Birke, Betula alba L., findet sich nicht selten, obgleich sie nicht über & bis 5 Faden hoch wird. Am häufigsten ist hier die Strauch- Birke, Betula fruticosa Pall, von strauchhaftem Wuchs und nicht über 1 bis 2 Faden Höhe. Noch niedriger sind die Betula palustris Gmelinc., die nur 2 bis 3 Fuss erreicht und die ganz kleine Betula ovata W. An Ba- chen und Flüssen trifft sich nicht selten die graue Erle, Alnus incana W., welche nicht über 30 Fuss hoch wird; seltener und bedeutend niedriger wächst auf feuchten Stellen in den Gebirgsthälern die Schwarz-Erle, Alnus glutinosa Gartn., Betula alnus L.

Was die gemeine oder stielblüthige Eiche, Quercus ro- bur L. anbetrifft, so ist es bekannt, dass dieselbe sich in Sibirien nirgends ausser in Daurien befindet. Doch sind

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die am Argun und oberen Amur wachsenden Exemplare nur einzeln und selten, dabei verkrüppelt ind unansehn- lich. Nach dem Einfluss der Albasicha machen sie der statllichen mongolischen Eiche Platz.

Die Rüstergewächse sind fast in dem ganzen Daurien nur durch die kleine, mit unansehnlichen Blüthen und Früchten versehene und ungefähr einen Faden Höhe errei- chende niedrige Ulme, Ulmus pumila vertreten. Die kahle Оше, Ulmus glabra Mill, der Berg-Rüster, Ulmus mon- tana With. und der korkige Feld-Rüster, Ulmus suberosa Ehrh. werden zwar unweit des Zusammenströmens der Flüsse Argün und Schilka hier und da angetroffen, sind aber äusserst unansehnlich und gehören eigentlich zum Gebiet des Amürstromes.

Noch könnten uns interessiren: das blaue Geisblatt, Lonicera caerulea L., ein Strauch, der an den Flüssen Tura, Irtysch und Tobol, am Altai und óstlichen Ural einen Faden, in Daurien dagegen an der Schilka nur einen halben Faden hoch wird, gelbliche Blüthen und kleine, ovale, essbare Beeren trägt; der gemeine Sand- dorn, Hippophaé rhamnoides L., welchen man hier nicht selten an den Flussufern findet, wo er aber nur ein wenig mehr als die Hälfte des im gemässigten Russland über einen Faden hoch werdenden baumartigen Sanddornes erreicht; seine dort erbsengrossen, goldgelben, ovalen Beeren sind hier mehr róthlich, linsengross, sauer und dienen zur Bereitung des allgemein beliebten Fruchtweins, oblepicha genannt. Endlich sind hier noch einige Rosen- gewáchse in grosser Menge vorhanden, wie die diesem Lande eigenthümliche Rosa dahurica Pall., mit schönen, ziemlich grossen, rothen Blumen, die gegen 5 Fuss hoch wird, die Rosa alpina L., 1'/, bis 4 Fuss hoch, mit hoch- rothen Blumen und rothen, fleischigen Früchten, die Rosa

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acicularis, ciunamomea, canina L., und viele Spiraeen: die Spiraea sorbifolia L., von der hier nur eine 4 bis 5 Fuss hohe Abart wächst, während die eigentliche Pflanze in Kaukasien und dem westlichen Sibirien 1 bis 1'/, Faden erreicht; die Spiraea salicifolia L. mit róthlichen Blumen- ähren, aber nur '/, Faden hoch (am Obi erreicht sie über einen Faden); die Spiraea chamaedrifolia L., nicht über drei Fuss hoch; die Spiraea thalictroides Pall., die Spiraea alpina oder dahurica Pall. (nur 2 bis 3 Fuss hoch); die Sp. crenata L., ulmifolia, digitata, triloba, se- ricea L., alle von derselben Hóhe und noch niedriger, so dass sie sich an Höhe nicht mit den in andern Gegen- den wachsenden messen kónnen.

Noch will ich der Nitraria Schoberi oder N. sibirica Pall. erwähnen, eines sehr àstigen Halbtsrauches, welcher cylindrisch-conisch geformte einsamige Nüsse trägt. In der barabinskischen Steppe, sowie an den zahlreichen Landseen zwischen den Flüssen Irtysch und Jenissey ist es ein drei bis 4 Fuss hoher Strauch; in Daurien, wo er in der Ta- reischen Steppe, an dem Gorbunschen, Borsinschen und den vielen andern Salzseen, welche 15 Werst nórdlich von der Kosakenbefestigung Tschindant sich bis zum Berge Odun-Tschalon hinziehen, wächst, erreicht er nur eine Hóhe von 1'/, Fuss. So ist auch das einäbrige Meer- traubchen, Ephedra monostachya L., welches auf den Kotstschetawschen und Karalinskischen Bergen im west- lichen Sibirien 1'/, Fuss hoch wird, hier nur '/, bis °/, Fuss hoch und tragt bedeutend kleinere scharlachrothe Früchte. i

Gehe ich nun zu den Blumen Dauriens über, so fürchte ich zu weitläufig zu sein, wenn ich alle diejenigen auf- zahlen wollte, welche sich im Verhaltniss zu den ihnen in andern Gegenden entsprechenden durch ihre relative

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Kleinheit und Verkümmertheit in allen Theilen auszeich- nen. Da nun, wie Grisebach (l c. p. 43) sehr richlig bemerkt, die Blüthen der arctischen Gewächse, ebenso- wohl als die der Alpen sich nicht selten durch die Leb- haftigkeit ihrer Farben, durch ihren intensivern Duft, durch manche relativ erhóhte Heilkráfte, und sogar manch- mal durch ihre Grósse auszeichnen, so ist das Gesetz der Verkümmerung nur ausnahmsweise auf die hiesigen Blumen anzuwenden. Ich werde Gelegenheit haben, in dem 2-ten Theile dieser Arbeit ausführlicher über dieje- nigen Blumen zu sprechen, welche die letztgenannten Eigenschaften auf bemerkbare Art entfalten; hier aber will ich nur einige anführen, die mir durch ihre Kleinheit und Winzigkeit aufgefallen sind.

Nehmen wir z. B. die Gattung der Wiesenraute, Tha- lictrum T., welche in Daurien mehrere Bepräsenlanten zählt, namentlich: die Alpen-Wiesenraute, T. alpinum L., die kleine: T. minus L., die sibirische: T. sibiricum L., die gelbe: T. flavum L., die akeleyblättrige: T. aquilegifo- lium L., die blumenblattrige: T. petaloideum. Keine dieser Arten erreicht in Daurien eine Hóhe von mehr als 3—4 Fuss, während, wie bekannt, die Wiesenrauten im Mos- kauschen und Twerschen Gouvernement, unter 55 bis 56° nórdl. Br. an feuchten Plätzen gegen */, bis 1 Faden hoch werden. Was mich aber am meisten gewundert hat; das ist die zierliehe Winzigkeit der Blätter und Blättchen dieser Pflanzen; die Blättchen haben nämlich bei uns oft eine Breite von einigen Zoll während sie hier nur einige Linien, in der Breite messen. Und dennoch gibt es in derselben Familie wieder Blumen, deren Schónheit und Hóhe wir bewundern: so Anemone dicholoma, sibirica, narcissiflora Г, die zwei Faden hoch kletternde Atragene alpina L. mit ihren grossen, schónen, bald weissen, bald

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blauen, bald róthlichen glockenfórmig hàngenden Blumen, die schöne Clematis hexapetala Pall.—Dagegen sind Ra- nuneulus reptans L. und Ranunculus sceleratus L. hier in allen ihren Theilen bedeutend kleiner, als in anderen Ge- senden. Der gemeine Froschlöffel, Alisma plantago L., welcher selbst in Petersburg (60° n. Br.) 2 bis 3 Fuss hoch wird und herzförmig eirunde Blätter hat, ist hier 1'/ Fuss hoch und seine Blätter sind, wie die des Alisma graminifolium Ehrh. schmal, grasartig. Die gelbe Taglilie, Hemerocallis flava L., deren Schaft im südlichen Europa 3 bis 4 Fuss hoch mit Blättern von 2' Länge und 1’ Breite versehen ist, wird in Daurien nur 1 bis 2 Fuss hoch und ihre Blatter haben kaum */, Fuss Länge und '/, Zoll Breite. Zum grossen Theil sind die Blumen des mittleren Russlands hier durch andere winzigere Arten ver- trelen. So hat das grosse Schóllkraut, Chelidonium majus L. hier einen Vertreter an dem Chelidonium japonicum Thunb. en miniature. Das hiesige Chelidonium unterscheidet sich von letzterem nur durch seine verringerten Dimensionen, indem es nicht hóher wird als 2 Fuss, seine wurzelstän- digen Blätter aus neun Paar Blättchen, die stengelstän- digen aus fünf Paar gefiedert und seine Blumen dreimal so klein als bei unserm Chelidonium majus sind, so dass ich dieser Blume gern den Namen Chelidonium dahuri- cum geben móchte. Die in den Abbildungen (plantarum imagines et descriptiones, Monachii, 1846) des würdigen H. v. Trautvetter unter 29 geschilderte daurische Harmelraute, Peganum dahuricum L., Haplophyllum dahu- ricum G. Don., ist doch, was Wuchs und Blumen aube- trifft, eine Miniatur unseres Peganum Harmala L. Die daurischen Vertreter des Bupleurum: Bupleurum petraeum und Bupleurum ranunculoides Pall. sind wahre Zwerge im Vergleich mit dem im mittleren Russland wachsenden

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Bupleurum rotundifolium Г. Und dasselbe gilt noch von vielen in Daurien wachsenden Blumen und Strauchern, 2. B. Stellera chamaejasme (im Vergleich zur kaukasi- schen Stellera Passerina L.), Lythrum salicaria und L. vir- gatum L. (im Vergleich zu denselben Pflanzen im akmol- linskischen Gebiet), verschiedenen Euphorbien: E. pe- plus L., E. Lathyris L., welche an andern Orten gegen drei und hier hóchstens 1 Fuss hoch werden; dem Rho- dodendron dahuricum L. (im Vergleich zum R. cauca- sicum Pall. in Betreff der Blüthen, aber nicht des Wuch- ses), der Asclepias dahurica W., dem Hyoscyamus pu- sillus L., der am Argun wachsenden Statice aurea Pall., der Andromeda polifolia L., And. ericoides und calycu- lata W., dem Juncus filiformis L., der Linnaea borealis Gron. (die hier mit ganz kleinen, ein paar Linien im Durchmesser habenden Blätlern erscheint), der Phlomis tuberosa L. (die kaum 2' hoch wird), dem Leonurus si- biricus Gm. (halb so gross als unsere Leonurus cardiaca L.), der Scutellaria baicalensis Pall. (noch kleiner im Verh. zur Sc. galericulata L.), der hiesigen Glycyrrhiza echinata Jacq. (kaum °/, Fuss hoch), dem Trifolium da- huricum Laxm. (einer vollständigen Miniaturpflanze); insbesondere von vielen Arten der compositae: Scorzo- nera hispanica L., Sonchus sibiricus und tataricus Gm., Serratula coronata und multiflora Gm. (Fl. sibirica, ll, lab. 20 u. 28), Cnicus spinosissimus und uniflorus Gm. (ibid., t. 25, 38, 39), Chrysocoma biflora Gm. (ibid., t. 82), Tanacetum sibiricum Gm. (ibid., t. 65), Erigeron gra- mineum Gm. (ibid., t. 76), Inula salicina L., Chrysanthe- mum arcticum Gm. (ibid., t. 84), Centaurea uniflora und monanthos Gm. (ib., t. 39, 35); Echinops ВИго Gm., wel- cher selten 1 Fuss hoch wird, aber einen verhältniss- mässig grossen Blüthenkopf trägt; und vielen anderen.

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Grösstentheils stehen diese Gewächse sowohl im Wuchs als auch im Bau ihrer Theile den. gleichnamigen euro- päischen oder den ihnen entsprechenden nach; manche haben zwar einen gleichen Wuchs aber kleinere Blätter oder Blumen; wieder andere einen kleineren Wuchs, aber gleiche und noch grössere Blätter oder Blumen. Alle aber zeichnen sich durch lebhafte Blüthenfarben, die duftenden durch erhöhten Duft, die arzneikräftigen und bilteren durch einen wirksameren FONS bei Krankheiten un grössere Bitterkeit aus.

Nun will ich versuchen, den physiologischen Ursa- chen sowohl der äusseren Kleinheit oder Verkümmerung, als auch der verschiedenen erhóhten inneren Eigenschal- len der Gewächse dieses Landes im Vergleiche zu denen anderer Gegenden auf die Spur zu kommen.

Vor allem müssen wir in's Auge fassen, dass die Win- zigkeit der Pflanzen nicht von einem allgemeinen Krank- sein derselben, also nicht von pathologischen, sondern von pflanzen-physiologischen Momenten herrührt. Aug. Pyr. de Candolle hat uns in dem 3-ten Theile seiner Physiologie végétale die Einwirkung verschiedener Facto- ren, von denen das Leben der Gewächse abhängt, aus- führlich geschildert. Solcher Factoren nimmt er sechs an: 1) Das Licht; 2) Die Electricität; 3) Die Temperatur; 4) das Wasser; 5) die Luft; 6) den Erdboden.

Das Licht wirkt auf dreifache Art: a) indem es die Einsaugungskraft der Wurzeln anregt; b) indem es die wüsserige Ausdünstung befürdert und c) indem es die Zersetzung der Kohlensäure in den grünen Theilen der Pflanze bewirkt. De Candolle und nach ihm Boussingault (économie rurale, 1844) haben erwiesen, dass nicht al- lein die hóhere Färbung der grünen, sondern auch die der gefärbten Theile von der Menge des Lichtes ab-

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hängt, welchem sie ausgesetzt sind. Aber nicht alle Pflan- zen und nicht alle Theile derselben erfordern zu ihrer Färbung eine gleiche Menge von Licht. Da nun bei Stei- zerung des Athmungsprocesses unter dem Einfluss eines helleren Lichtes in den Gewächsen eine zróssere Menge Kohlenstoff zurückbleibt, so werden ihre einzelnen Thei- le dadurch härter und spróder, welches sie hinderl, zu rasch und zu hoch zu wachsen. Diejenigen Gewächse, welche sich unter dem Einflusse eines zu geringen Lich- les befinden, enthalten weniger Kohlenstoff, haben daher ein weniger festes Gewebe und .treiben rascher, aber auch dünner in die Hóhe. Auf diese Weise wachsen die Bäume in schattigen Wäldern hóher und schneller, als die auf offenen Plazen und einzeln stehenden.

Es fragt sich nun, wie in Daurien die Gewächse sich zum Lichl verhalten. Das Land liegt auf einer Hóhe von 2000 bis 3500 Fuss über dem Meeresspiegel, einzelne Punkte seiner Gebirge erstrecken sich bis 6000, 7000 und 8260 Fuss, bei der stark verdünnten Luft, der Dampfarmuth und dem im Sommer fast bestandig heile- ren Himmel, muss die Einwirkung der Sonnenstrahlen hier eine sehr inlensive sein. Dichte Waldungen mit starkem Schatten gibt es hier nicht viele, auch keine so verengle Thäler, dass in ihnen das Licht mangeln sollte. Also hat das Licht fast überall einen belebenden, stär- kenden Einfluss, der sich noch wirksamer auf die Vege- tation äussern würde, wenn nicht der Mangel anderer Factoren ihm im Wege làge. Wir kommen also auf den zweilen Factor: die Temperatur.

Maximowitsch, in seinem Werke: «primitiae florae Amurensis», 1859, gibt uns folgende Tafel der Tempe- raturverhaltnisse in dem Nertschinskischen Bergwerke 200 Werst óstlich von der Stadt Nertschinsk, welche nach 14-jährigen Beobachtungen aufgestellt ist:

109 Nertschinskij Sawod. unter 51°19’ nórdl. Breite, 2220’ über dem Meeresspiegel.

im Januar.... 23,07? В. im Juli.... + 15,18" В. Februar... 19,31" В. August. + 11,89" В. März..... 10,58° R. Septemb. + 6,45" R. April..... 1,45° В. October. 2,24° В. Mai...... + 6,86" R. Novemb. 13,65° R.

Juni...... + 12,19° В. Decemb. 21,67° В.

Die mittlere Temperatur betrágt also für das Jahr 3,41° R., nach Mühry (Allgem. geogr. Meteorologie, 1860.) nur 3,10, ähnlich wie in dem unter 63° nórdl. Br. liegenden Beresof, was auch mit meinen in den Jahren 1849, 1850 und 1851 gemachten Beobachtungen über- einstimmt. Die mittlere Temperatur für die 3 Wintermo- nate beträgt 31,55; für 3 Frühlingsmonate 1,72; für | 3 Sommermonate + 12,75 und für den Herbst 3,15. Es ist also ein sehr rauhes Klima, welches sich mit Be- resof unter ein und derselben Isotherme befindet, und daher muss man sich wundern, ein so grosses Missver- hältniss zwischen der Flora dieses und jenes Landes zu finden. Wir wissen wohl, dass dieses rauhe Klima in Daurien seiner beträchtlichen absoluten Hóhe, seiner Con- tinentalität, den herrschenden Winden, welche von Os- ten kommend das kalte Ochotskische Meer und von Südwesten kommend die wasserlose, sandige und steini- ge Steppe Gobi durchstreichen, und vielleicht auch ei- nigen noch nicht vollkommen erórterten Ursachen, z. В. dem Grundeis, zuzuschreiben ist. So meint Radde («Rei- sen im Süden von Ostsibirien» in «Beiträge zur Kennt- niss des russischen Reiches von Bär und Helmersen», Bd. 23. S. 534, 546), dass auf den Bureischen Bergen,

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unter 48 49° n. Br. der Erdboden, selbst nach den heissesten Tagen nur «beinahe auf einen Faden Tiefe» aufthaut; zugleich erwähnt er auch der Beobachtung, dass in den hüheren Steppen Dauriens der Boden in ei- ner Tiefe von 1‘, Faden beständig gefroren bleibt. Nehmen wir nun, dass die Bureischen Berge nicht allein um 3 bis nórdl. Br. südlicher, sondern auch wenigstens um 800 bis 1000 Fuss tiefer liegen, als die daurischen, und dass dennoch Radde im Winter dort ei- ne Kälte von 35° В. gefunden hat, so werden wir uns nicht wundern, dass in Daurien die Kälte bis auf 40° R. steigt, und der Boden ebenfalls wenigstens in einer Tie- fe von 1 Faden beständig gefroren bleiben muss. Wir erklären uns aus diesem Umstande die für Daurien cha- racteristische Erscheinung des herbstlichen (zwischen dem 15-ten September und 15-ten October) Austretens der Flüsse, der Eröffnung zur späten Herbstzeit nach meh- reren Frósten vieler neuen Quellen, worauf, so viel mir bekannt ist, die Reisenden noch wenig oder gar nicht ih- re Aufmerksamkeit gerichtet haben.

Im Allgemeinen herrscht hier während der fünf Monate vom November bis Ende März ein vollkommener Winter. In diesen Monaten bleibt die ganze Natur in Schnee und Eis gehüllt. Füglich könnte man dazu auch die erste Hälfte des April und die letzte des October Monats rech- nen. Erst in den letzten Tagen des April erwacht die Natur und einige Blumen: Chrysosplenium alternifolium L., Pulsatilla vulgaris L., Thlaspi cochleariforme W., Potentilla subacaulis L. blicken unter dem Schnee hervor. Auch noch im Anfange Mai sind Schneegestóber und Fröste keine Seltenheit. Gewóhnlich aber erblühen in den ersten Maitagen die Sträucher des Rhododendron dahuricum Pall., welche die südöstlichen Abhänge der Berge meistentheils

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vollkommen bedecken (am Onon und mehr nach Westen werden sie vom Rhododendron chrysanthum Pall. vertre- ten, welches mit seinen hóher oxydirten goldgelben Blumen und seinem bedeutend niedrigeren Wuchse ein Eigenthum der hóheren Alpenregion ist). Um diese Zeit und bis zum Ende Mai treten die Flüsse aus ihren Ufern und viele Thäler leiden durch Überschwemmungen. Doch brennt die Sonne um Mittagzeit heiss und die Entwicke- lung der Vegetation schreitet ausserordentlich rasch vor. So beschränkt sich der hiesige Frühling eigentlich nur auf den Maimonat. Im Juni, Juli und August steht die Natur in voller Sommerpracht. Aber schon im Anfange September beginnen die Nachtfróste. So rasch die Natur sich im Mai entfaltete, so rasch macht sie, auch im Sep- tember ihren Rückschritt; eigentlich beschränkt sich der Herbst nur auf diesen einen Monat. Übrigens ist es nicht selten, dass auch in den Sommermonaten leichte Nacht- fróste vorkommen. Und dennoch gedeihen mit Hülfe der künstlichen Irrigation (wegen des Regenmangels) Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen und der grósste Theil der gewöhnlichen Gartengemüse vortrefflich und von Missernten ist hier selten zu hören. Es müssen also doch besondere Kräfte sein, welche der Vegetation diesen Schwung geben. Von der Intensität des Lichtes haben wir schon gesprochen; betrachten wir nun den dritten Factor, die Ælectricität.

Schon Duhamel hatte beobachtet, dass während eines Gewitters die Entwickelung der Vegetation rasch vor sich geht und dass in gewitterreichen Jahren die Getreideernten am reichlichsten ausfallen. Berthollon (physique des arbres), . Boussingault und De Candolle bekräftigten diese Meinung durch Thatsachen und suchten Beweise für den durch die Electricitat auf das Pflanzenleben ausgeübten Reiz und

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die Befürderung der Einsaugung und Ausdünstung in den Gewächsen unter ihrem Einflusse. Seit der Entdeckung des Ozon dureh Schónbein im J. 1840 hat sich heraus- gestellt, dass dieses durch Einwirkung der Electricität auf den Sauerstoff sich entwickelnde Agens der eigent- liche Vermittler des Umsatzes der Kohlensäure im Orga- nismus der (rewächse ist. Daher hat die Eleetrieität für den Wuchs und das Leben der Gewächse dieselbe Be- deulung wie das Licht. Obgleich es nun eine bekannte Sache ist, dass die Spannung der Electricität sich in. hohen Gebirgsgegenden immer beträchtlich vermehrt, so sind doch in Daurien Gewitter eine nicht häufige Er- scheinung. Im Durchschnitt mögen während des Sommers zehn Electricititsentladungen anzunehmen sein. Die Lage Dauriens im Inneren, der Mangel an Verdunstung und Regen mögen vermindernd auf die Quantität des Ozon einwirken. Im Ganzen aber habe ich während der fast immer trocknen Sommerzeit hier grösstentheils eine ausser- ordentliche Spannung nicht der positiven, sondern der negativen Electrieität bemerkt, welche auch theilweise zu den sich hier so häufig entwickelnden. endemischen hilzigen und Typhusfiebern Gelegenheit darbietet.

Ich komme nun zu dem vierten Factor des Pflanzen- lebens, dem Wasser.

Einer Liste von A. Mühry (1. c. p. 131, 132) entnehme ich die Bestimmung der relativen Bem Dampfmenge, nach der Tension bestimmt, in Daurien im Vergleich mit einigen anderen Orten. Diese beträgl: in London unter 51° n. Br. bei einer mittleren Temperatur von +7°,5 im Februar 2,4, im August 5,1, im Mittel 3,6; in Kasan unter 55° n. Br. bei einer miltleren Jahrestemperatur von —1,5? im Januar 0,6, im Juli 4,3, im Mittel 2,2; in Barnaul unter 53° n. Br. bei einer mittleren Jahrestem-

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peratur von —0,2 im Januar 0,6, im Juli 4,9, im Mittel 2,1; in Nertschinsk unter 51° n. Br. bei einer mittleren Temperatur von 3,1, im Januar 0,1, im Juli 5,0, im Mittel nur 1,8. Also treffen wir in Daurien auf ein sehr dampfarmes Klima.

Obgleich nun die Bedeutung der Evaporationskraft für die Vegetationsverhaltnisse noch nicht erwiesen ist, so ist doch das sicher, dass ein feuchtes Klima die Vege- tation mehr begünstigt, als ein trockenes. Grisebach äussert sich (I. c. p. 304): «Nach Verhältniss der Erhö- hung der Berge vermehrt sich die Spannung der Electri- eität und dadurch wird die Luft endlich aller Dünste entledigt».

Was weiter die Verhältnisse der Regenniederschläge in diesem Lande anbetrifft, so erlaube ich mir wieder einige Worte aus dem obenbenannten Werke Grisebachs (p. 387) anzuführen: «Die Trockenheit der Luft und die Seltenheit des Regens stellen in Tibet dem Landbau weit mehr Hindernisse entgegen, als die niedrige Temperatur... In dem hohen Tibet sind zur Winterzeit gar keine Nie- derschlage...... In den Hochthälern bemerkt man nur örtliche Winde» (dasselbe ist auch in Daurien der Fall, wo die örtlichen Winde grösstentheils in der Richtung der Thäler, entweder von NW oder von SO wehen)..... «über den Bergen herrscht, wie es scheint, eine bestän- dige Polarstrómung, welche von Indien angezogen wird und keine Verdichtung der, ohnedem in diesen hohen Gegenden so sparsamen Dünste zulässt». Beinahe könnte man dieselben Worte auf Daurien anwenden. Wer hier gewohnt hat, der kennt wohl die ewigen Klagen der Ver- walter der Goldwäschereien, welche wegen Mangels an Regen die goldreichen, aber im Sommer austrocknenden Flüsse nicht bearbeiten können. Und dennoch hat Dove

JV 1. 1882. 8

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(klimatolog. Beiträge. I. S. 183) die Menge des jährlich fallenden Regens auf 16 Zoll bestimmt, wovon auf den Winter 4 Linien kommen sollen! Während der 8 bis 15 Regentage, welche ich in den Sommern 1849, 1850 und 1851 hier beobachtete, betrug die Menge des gefallenen Regens wohl nicht mehr als 6 bis 8 Zoll, eine Quanti- tät, die nach Arago’s Bestimmung der millleren Regen- menge zwischen dem 50 und 60-sten Grad n. Br. auf 15 Zoll, nicht anders als eine geringe zu nennen ist. Da Daurien im Windschatten der nórdlich, westlich und südlich sich erhebenden Gebirge liegt, so ist es kein Wunder, dass man dieses Land zu den regenarmen Ge- bieten rechnen muss. Die vielen, zum Theil kohlensau- ren Quellen, die Flüsse, welche so reichlich die Thaler der Landes durchstrémen, das zweimalige Austreten der Flüsse im Mai und September, das sogenannte unter- schlächtige oder Unterbodenwasser, dessen Entstehen H. Prof. Beketoff in seiner russischen Uebersetzung des Gri- sebachschen Werkes: «Vegetation der Erdkugel» in der 2 Anmerkung, S. 549, so vortrefflich erklärt; auch sogar die künstliche Irrigation mógen den Mangel an Regen und Dunst wohl theilweise, aber kónnen ihn, wie jeder Land- und Gartenbauer leicht begreifen wird, doch nie ganz ersetzen. ;

Da nun der fünfte Factor des Pflanzenlebens die Luft ist, so müssen wir diejenige Luftart berücksichtigen, in welcher die, in einem so hohen Lande wie Daurien be- findlichen Gewächse sich aufhalten.

So viel uns nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft bekannt ist, so ändert sich die Zusammen- setzung der Luft mit dem Emporsteigen aus Thälern und Niederungen in's Gebirge nur in so weit, als 1) Die Luft sich mit dem Hinaufsteigen allmálich verdünnt; 2) in den

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Niederungen mehr Staub, Feuchtigkeit, Ammoniak enthält, als in der Höhe; 3) auf hohen Bergen eine grössere Men- ge von Kohlensäure enthält (Frankland. On the compo- sition of air from Mont Blanc. 1877. p. 477). Wenn das gewöhnliche Verhältniss der 3 Hauptbestandtheile in guter Luft folgendes war: 0 = 20,96; М = 79,00; C 0,04, so fand Frankland auf den Grands Mulets: Sauerstoff nur 20,802 und Kohlensäure 0,111; also nicht allein Ver- mehrung der Kohlensäurequantität, sondern auch Vermin- derung des Sauerstoffs.

Abgesehen von dieser Veränderung im Chemismus der Luft, die allerdings ihren Einfluss auf den Unterschied der Vegetation in Niederungen und auf Bergen äussern mag, ist es besonders die Veränderung in der Dichtigkeit der Luft nebst der mit ihr verbundenen Steigerung der Kälte, Verminderung der Feuchtigkeit und Intensität der Luft- bewegungen in hóheren Regionen, wodurch die Gewächse dort überhaupt niedriger, kleiner, dürftiger aussehen als in der Ebene. Dagegen ist die Insolation der Sonnen- strahlen in der hoch verdünnten Gebirgsluft bedeutend energischer und daher entfalten die Pflanzen die ihnen zukommenden Eigenschaften: Farbe, Duft, Geschmack, selbst giftige und heilende Kräfte in hóherem Grade. Man kónnte wohl einwenden, dass auch bei den arctischen Pflanzen, welche doch nicht in verdünnter Luft leben, dasselbe bemerkt worden ist, d. h. lebhaftere Färbung der Blumen. Hier hat man aber davon abgesehen, dass die Pflanzen während ihrer kurzen Blüthezeit sich eines fast unausgeselzten Sonnenlichtes erfreuen.

Nach Decandolle wirkt die dünnere Luft in Gebirgs- gegenden auf die Gewächse in zweifacher Hinsicht ein: 1) Da alle Pflanzen zur Nachtzeit eine gewisse Quantität Sauerstoff absorbiren müssen, so leiden sie, indem sie

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bei einer zu verdünnten Luft nicht im Stande sind, diese Function gehórig zu erfüllen; 2) die Ausdünstung des Wassers gehl in einer dünnen Luft thätiger und rascher vor sich; daher sind die Pflanzen weniger saftig, trockner und dürrer und ihr ganzer Lebensprocess hat einen ra- schern und dabei kürzeren Gang.

Allerdings sind in schattigen Thälern die Gewächse höher und saftreicher als auf Bergen. Hohe, grosse Bäume und Waldungen findet man haufiger in geräumigen Thà- lern und an den Flüssen, welche sié durchstrómen, als auf steinigen Felsen und Anhóhen. Daran trägt aber mehr als die Luft ein anderer Factor Schuld, nämlich 6) Der Erdboden, das Erdreich.

Die Meinungen über die Wichtigkeit des Bodens für die Ernährung der Pflanzen waren früher getheilt. Seit- dem Boussingault seine rationellen Versuche über das Wachsthum der Pflanzen bekannt gemacht hatte, kam man zu der von Schleiden ausgedrückten Ueberzeugung, «dass wir noch zu viel zulassen, wenn wir annehmen, dass auch nur der zehnte Theil der Stoffe, aus denen die Pflanze zusammengesetzt ist, dem Erdboden entlehnt sein. kann». Boussingault bewies: 1) Dass sich Pflanzen in einem ganz unfruchtbaren Boden entwickeln können; 2) Dass die Quantität an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sau- erstoff und Azot, welche in der Gestalt von Düngmitteln in die Erde gelegt wird, bei weitem nicht hinreichend ist, um die Masse von organischen Stoffen zu liefern, welche wir jährlich bei verschiedenartigen Ernten auf den Feldern einsammeln. 3) Dass die von dem Pflanzen- reiche aus der Luft erhaltene Nahrung bei weitem die- jenige an Menge übertrifft, welche aus dem Boden ge- schöpft wird. Aber dessen ungeachtet steht es fest, dass namentlich unser Klima nothwendig sowohl für das Ge-

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treide, als auch für die Pflanzen nothwendig entweder Gartenerde, oder einen Dünger braucht, welcher kohlen- stoffige und Azot-Verbindungen enthält; namentlich saugt die Pflanze vermittelst besonderer Zellen an- den Enden ihrer Wurzelfasern, aus der Erde zugleich mit Wasser auch Ammoniak und Kohlensáure ein. Die Fruchtbarkeit des Erdreiches hängt zum grossen Theil von seiner Fà- higkeit die Feuchtigkeit aus der Luft einzusaugen (Hy- groscopicitat) und sie auch lange bei sich zu behalten, sie nicht rasch auszudünsten, ab. In dieser Hinsicht hat Schübler zwei Tabellen zusammengestellt, aus denen man ersieht, dass der gewóhnliche Quarzsand, der Kalksand und Gyps diese Fähigkeiten im geringsten Grade besit- zen. Ihnen folgt in dieser Unfähigkeit die magere . Thon- erde, die gemischte Thonerde und der gepulverte Kalk. Die felle und die reine graue Thonerde besilzen jene Fáhigkeiten in hóherem Grade, und am meisten besitzen sie die gepulverte Magnesia und die schwarze Gartener- de. Es ist hier nicht der Ort, sich in die umstündlichen Details dieses Gegenstandes einzulassen, welcher von Schleiden, Mulder, Gasparin, Hlubeck, Liebig, Fresenius und vielen Anderen bearbeitet worden ist; wir wollen hier nur betrachten, welchen Einfluss der Erdboden und das Erdreich in Daurien auf die Vegetation dieses Lan- des ausübt.

Sandige Strecken und grosse Moráste gibt es in Dau- rien fast gar nicht. Am Fl. Onon und unweit der Befe- stigung Tschindant sind zwar einige Strecken mit Salz- seen und Salzboden, aber nirgends ist das Land so wie in der Buriätensteppe zwischen Werchneudinsk und Tschità mit unreinem Glaubersalz (Gudshyr genannt) ge- schwängert.

Der Bergrücken, welcher von dem Apfelgebirge bis

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Nertschinsk das linke Ufer der Ingodá und Schilka be- gleitet, besteht aus Granit, ebenso der Natschinsche Berg- rücken, welcher sich auf der linken Seite des Fl. Ga- simür hinzieht, die Berge, aus welchen die Flüsse Unda, Aga, Onón-Borsjá und Gasimür entspringen, und der an Edelsteinen so reiche Adün-Tschalónsche Bergrücken. In den Thälern zwischen diesen Bergen hat der verwilterte Granit mit den Resten ‘Jer verweseten organischen Sub- stanzen ein fettes, fruchtbares Erdreich gebildet, welches von zahlreichen Quellen und Flüsschen bewässert wird und daher sowohl für den Getreidebau, als auch das Wachsthum der Pflanzen sehr zuträglich ist. Namentlich ist der Landstrich am Onón durch seine Fruchtbarkeit berühmt. |

An dem rechten Ufer der Schilka besteht der Berg- rücken Borschtchowka zum Theil aus porphyrarligem Granit, theils aber aus reinem Porphyr, welcher sich bis zum Nertschinskischen und Alexandrowschen Bergwerk und bis zum Flusse Argün zieht. Hier befinden sich die Hauptlager der Silber- und Bleierze.

Der Gipfel des Doninschen Bergrückens, zwischen Ka- tomar und Alexandrowsk enthält bedeutende Lager von festem Grinstein.

Von dem Posten Tschindant bis nach Olotscha am Argun (westlicher) kann man die Bildung der Mandel- steine verfolgen, welche an der rechten Seite des Onón, später längs der linken der Onón-Borsjá sich bis Du- tschár erstrecken und dort die Bildung der schónen Du- Ischár schen breccia veranlassen. Am linken Ufer der Ka- lurtscha vermengen sich die Mandelsteine mit Harzstei- nen, welche einen Uebergang zum Perlit (lave vilreuse perlée) bildeu. 3

Die Trachytformation mit Einschluss des Rhyakolit (2052

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Lava) erstreckt sich längs dem Ufer des Argun; dann befindet sich langs der Grjasnuschka, etwa 10 Werst vom Nertschinskischen Bergwerk eine Reihe conisch ge- formter erloschener Vulkane. Hier herrscht die Trachyt- formation vor. In dem südlichen Abhange diéses Berg- rückens zwischen dem Argün und der untern Borsjà bei Buldurny findet sich Basalt mit dem characterislischen Olivin (siehe Osersky's Beschreibung, S. 15.)

Ebenso finden wir die Trachytformation im System des Flusses Nertscha an mehreren Orten, am Berge Ko- kuy und unweit des Kosakenpostens Duray.

Diese und andere, in meinem Artikel: «Die Mineral- quellen Westsibiriens» (военномедицинскй ;KypHals, Сент. 1871) angeführten Ursachen haben mich bestimmt, sowohl den Tian-Schan, als auch die von ihm entsprin- senden Gebirgsketten Mittelasiens, für vulkanisch anzu- nehmen. Andere Gründe waren: die sich oft wiederholen- den Erdbeben, das Vorhandensein der heissen Mineral- quellen im Tarbagatay, am Ak-su und in Kopal, aber hauptsachlich die schon von Al. v. Humboldt, Falk etc. ausgesprochene Meinung. Auf dem unweit Schilka belege- nen Trachytberge: масляная ropa genannt, habe ich selbst Exemplare des zahlreich vorhandenen Kulibinit gesammelt. Auch konnte mich die von H. Geheimerath Semenof persönlich ausgesprochene Meinung, so wie die Aeusserung in seiner Vorrede zur Uebersetzung von Rit- ters Erdkunde, dass sich im Tian-Schan und seinen Ab- fällen nirgends Spuren von vulkanischen Gesteinen, son- dern nur Solfataren vorfinden, nicht überzeugen.

Wie bekannt, so geben auch die verwitterten vulkani- schen Gebirgsarten einen fruchtbaren Boden. Obgleich nun, wie Radde sich ausspricht (Reise im Süden von Ostsibirien |. с., S. 38& 438) in den Thälern der

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daurischen Berge nirgends humus oder schwarze Gar- tenerde zu finden ist, sondern Kieselgestein den Boden bedeckt, so kann man doch diesen Thälern die Frucht- barkeit wenigstens zum grossen Theil nicht versagen.

Nach Osersky bestehen die hóheren Lagen der Gebir- ge aus Kalkstein, Conglomeraten mit Grauwacke, Thon- schiefer, metamorphosirtem Schiefer, Sandstein der Stein- kohlenperiode, welche Gesteine in mächtigen Lagen zu- mal im südöstlichen Theil des Landes und an den un- teren Ufern der Schilka zu finden sind. 1

«Die Characteristik der mineralischen Reichthümer die- ses Landes» fährt Osersky fort (l c. p. 89), «ist in ho- hem Grade verschiedenartig. Ketten von hohen Bergen mit zerstreuten Lagern und Bergwerken der verschie- densten Steine und Metalle; unübersehbare Waldungen; fischreiche Flüsse; herrliche, fette Weideplatze; ein frucht- barer Boden, welcher übrigens aus klimatischen Ursa- chen nicht immer die Mühe des Landmanns belohnt; Ueber- fluss an mineralischen Heilquellen; alles dieses zusammen- zenommen muss uns von diesem Gebiete eine hohe Vor- stellung geben».

Allerdings kann man dem Boden Dauriens die Frucht- barkeit nicht absprechen. Dieses beweist uns die ausser- ordentliche Mannichfaltigkeit der hiesigen Vegetation. Wenn aber die Mühe des Landmannes nicht immer be- lohnt wird, wenn auch die fetten Wiesen nur kümmer- lich aufgeschossene Pflanzen tragen, wenn in den un- übersehbaren Wäldern grösstentheils nur niedrige und unansehnliche Bäume wachsen, so hat das Land dieses alles nur folgenden Umständen zu verdanken:

1) Dem, von der absoluten Höhe des Landes abhän- senden rauhen Klima; 2) dem Mangel an Feuchtigkeit, Regen und electrischen Entladungen: und 3) der zu kurzen, nur vier Monate dauernden Vegetationsperiode.

er

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IL.

Ich komme jetzt auf eine andere Anomalie: die Ver- änderung der Blüthenfarben bei einigen Gewächsen. Gri- sebach (I. с. p. 43) sagt in dieser Hinsicht: «die Blüthen der arclischen Gewächse, ebensowohl als auch die der Alpenpflanzen, zeichnen sich durch die Lebhaftigkeit ih- rer Farben und nicht selten auch durch ihre verhällniss- mässige Grösse aus. Middendorff (Reise in den äusser- sten Norden etc.) fand bei den in Taimyr gesammelten Pflanzen nicht selten Blüthen von 1 bis 1'/, Zoll im Durchmesser, was besonders bei der relativen Kür- ze des Stengels in die Augen fiel (dasselbe gilt von dem daurischen Adonis vernalis L., dessen Stengel sel. len über 1 bis 2 Zoll lang wird, wáhrend die Blume 2 bis 3 Zoll im Durchmesser hat; ebenso von den dau- rischen Paeonien: Paeonia anomala L., p. albiflora Pall., P. lactea Pall. (fl. ross. 1. pars 2. T. 84, 85 etc.), welche bei einem Stengel von 1 bis 2 Fuss Blumen von der Grósse unserer Garlenpaeonien tragen und von manchen anderen, deren ich weiter unten erwähnen werde). Was die Lebhaftigkeit und Klarheit der Alpenblumen anbe- trifft, so bezweifeln einige, wie Grisebach (Linnaea, 12, S. 183) und Schouw (Pflanzengeographie, S. 489), dass sie mit der Intensität des Lichtes in Verbindung slehe, da doch in den Ebenen der arctischen Gegenden, wo sich die Lichtvertheilung ganz anders verhàlt als auf den Alpen, dasselbe vorkomme. Schon oben babe ich gesagt, dass man meiner Meinung nach hier vergisst, dass in den arclischen Gegenden wahrend der kurzen Sommerzeit die Sonne tage- und wochenlang nicht un- tergeht und daher auch die den Gewächsen anderer Zo- nen eigenthümliche Veränderung des Stoffwechsels zur

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Nachtzeit zum Theil gar nicht, zum Theil in weit ge- ringerem Grade stattfindet. Dieser Umstand, so wie die lànger fortgesetzte Insolation der, wiewohl schwächer wirkenden Sonnenstrahlen, mag wohl als Compensation der im hohen Norden mangelnden Intensität des Lich- tes Geltung finden.

Ich erlaube mir hier ein, vielleicht nicht ganz voll- standiges Verzeichniss der auf den Alpen Dauriens sich besonders durch die Farbenschónheit und zum Theil der verhältnissmässigen Grösse ihrer Blumen anzuführen: À

Iris tenuifolia W., I. dichotoma W., I. ventricosa W., I. biflora L., I. spuria L., 1. sibirica L., 1. pseudacorus L., Scabiosa columbaria L., Viola lanceolata L., V. uniflora L., Swerlia perennis L., S. corniculata E., Genliana macro- phylla W., G. adscendeus W., G. algida W. (die schönste der Gentianen mit milchweissen, blaugeflammten grossen Blumen), G. aquatica (Pall., fl. ross. T. 97. f. 1), G. ciliata Pall. (ibid. T. 92), Lilium pomponium L,, Convallaria ver- ticillata L., Hemerocallis flava L., Butomus umbellatus L., Dictamnus albus L., Atragene alpina W., Rosa alpina L. (der Strauch 1'/, bis 3 Fuss hoch, aufgerichtet, die Blume rosenroth, die Früchte roth und fleischig), R. dahurica Pall. (der Strauch mit vielen Zweigen, 5 Fuss hoch, die gefiederten Blätter aus 27 lanzettfórmigen, gespitzten, unten rauhen Blätichen, die Blume rosenroth, ziemlich gross), Delphinium grandiflorum L., D. dahuricum Pall., Aquilegia grandiflora Pall, A. viridiflora Pall., A. bicolor Pall. Pulsatilla patens W., Anemone sibirica L., A. di- chotoma L. (gegen 3 Fuss hoch), A. narcissiflora L. (eine Zierde der Alpen), Clematis integrifolia L., Cl. hexapetala Pall., verschiedene Arten der Pedicularis, besonders Scep- trum Carolinum L. und P. myriophylla Pall, Hesperis matronalis L., Geranium sibiricum Gm., Orobus lathyro-

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ides L., Robinia Caragana L., R. pygmaea L. (beide nicht gross, aber mit schónen Blüthen), Hedysarum frutescens L., Placa sibirica Pall, (grau, mit grossen rothen Blumen), P. sylvatica Pall, P. prostrata, physoides, myriophylla, muricata, salsula Pall, Astragalus leptophyllus Pall., Hy- pericum Ascyron L., Scorzonera hispanica L., Crepis al- pina L., Catananche coerulea L., Serratula coronala, al- pina, multiflora L., Saussurea glomerata W., Cnicus uni- florus Gm., Aster alpinus L., Centaurea uniflora Gm., C. pectinata Siev., C. monanthos Gm., Calendula arvensis

L., Echinops Ritro Gm., Ophryx paludosa L., Cypripedium -

Calceolus L., C. guttatum, variegatum Pall. und einige andere.

Die Regel, dass die Blumen verhältnissmässig kleiner als an anderen Orten der gemässigten Zone sind, bleibt mit einigen Ausnahmen immer dieselbe. Aber dafür welche glänzende Farben, z. B. bei den Cypripedien, Lilien (be- sonders Lilium spectabile W.), Orchideen, Delphinien u. s. w. Keine Zeichnung ist im Stande, diese Farben wie- derzugeben.

Abgesehen davon, dass die energischere Insolation in Folge der verdünnten Luft Anlass zu dieser glänzenden Fárbung gibt, stell! Aug. De Candolle (Physiol. vég. Il. p. 469) noch das Gesetz auf, dass die zu stark be- gossenen, zu viel genáhrten Pflanzen oft an Holz und Blättern das gewinnen, was sie an Blüthen und Früchten verlieren, wahrend diejenigen, welche auf trocknem Boden und in trockner Luft wachsen und weniger genährt wer- den, zwar dünner aufschiessen, aber dafür mehr und schónere Blüthen tragen. «Obgleich diese Thatsache nicht allgemein ist, so trifft sie doch so haufig ein, dass man sie als eine, der Natur der Pflanzen eigenthümliche be- achten kaan». So sieht man oft in regenreichen Jahren

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und in einem sehr kräftigen Boden die Fruchtbäume nur an Laub und Aesten gewinnen, aber nicht an Blüthen und Früchten. So tragen unsere Fruchtbäume und Ge- müsekräuter, wenn man sie in ein tropisches Klima ver- setzt, Laub in Ueberfluss, aber wenig Früchte. Von Tschudi sagl in seinem mémoire sur la greffe, p. 42: «Jugend und Kraft (d. h. der Pflanzen) bringen nur Kraut aber keine Frucht hervor». Du Petit-Thouars àusserle die Meinung, dass gewisse Pflanzen, z. B. das Sinngrün, in Tópfen er- zogen reichlicher und schóner blühen als in (reier Erde, gerade deshalb, weil sie dort nicht zu fett und stark werden.

Also kónnen wir mit Recht auch dem Mangel an fettem Humus und der trocknen Luft zum Theil zuschreiben, dass in Daurien die Gewächse zwar nicht so fell und stark werden, aber dafür schóner blühen, als in andern Gegenden.

Grisebach (|. c. р. 102) stellt die Frage auf: «welch eine Wirkung übl die Verlängerung der Tage auf die Entwickelung der Pflanzen aus?» Wirkt hier, wie Schü- beler (die Kulturpflanzen Norwegens, S. 5) meint, nur das Licht, oder sind es die warmen Sonnenstrahlen, de- ren. Wirkung die Entwickelungsperiode weiter ausdehnt, da das Gewächs zur Nachtzeil aus der Luft keine Nah- rung erhält? Grisebach beantwortet die Frage dahin, dass seiner Meinung nach das Licht nur auf die grünen Organe einwirkt und bekräftigt diese Meinung durch Bär’s Beo- bachtung (bull. scienti. de l'Acad. de Pétersbourg, Ш. p. 133), dass auf dem Ostufer des weissen Meeres die Blatter des Aconitum septentrionale mehr als 1'/, Fuss lang werden. Die Beendigung des Wuchses (also auch die Blüthenbildung) hängt seiner Meinung nach nur von der Wärme ab. Er weist dabei auf einige Fehler der Boussin-

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gault’schen Theorie (B., die Landwirthschaft. Aus dem Französ. 2 Ausg. S. 436) und spricht die Meinung aus, dass dem östlichen Klima die Vermehrung der Zahl der Blatter, dem nördlichen, in gewissen Fällen, die Vergrös- serung der Blätter eigenthümlich sei. So habe er auf seiner Reise nach Norwegen im J. 1842 an dem Vogel- kirschenbaum, der Espe und dem Haselstrauch die Blätter breiter gefunden, als in Deutschland. Schade nur, dass er die Dimensionen der übrigen Theile nicht anführt und nicht berücksichtig:, dass zwei oder drei Ausnahmen noch nicht die Regel machen.

Nach Zusammenstellung dieser Theorien wird sich wohl das Resultat ergeben, dass zur Hervorbringung der Blüthen sowohl Licht als auch Wärme, vor allem aber eine reine Luft nothwendig ist; für die lebhaftere Färbung derselben scheint entweder die energischere Wirkung der Sonnenstrahlen in einer verdünnten Luft, oder die länger fortgesetzte, wenn auch nicht energische Insolation, in den arctischen Gegenden von Wichtigkeit zu sein. Zur nähern Erórterung der Fragen wire es nicht überflüssig den Process der Blüthenfärbung umständlicher zu betrachten.

Es ist bekannt, dass die grünen Theile der Pillanze unter dem Einfluss des Lichtes die Kohlensáure ihres Safles oder der eingeathmeten Luft zersetzen. Der Sauer- stoff wird am Tage ausgeathmet und der Kohlenstoff bleibt im Gewebe der Pflanze. In der Dunkelheit findet dieser Athmungsprocess nicht oder nur unvollkommen statt; hier erbleicht die Farbe der Gewächse und sie entwickeln sich kümmerlich. Senebier (physiol. vég., p. 300) meint, dass das Gewebe der Pflanzen ursprünglich gelb ist und der Kohlenstoff oder das Chlorophyll eine blaue Farbe hat, welche mit der gelben vermischt sich in grün verwandelt. Die häutigen Theile der Pflanze

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nehmen an dieser Fürbung keinen Theil, sondern bleiben weiss oder gelblich. Alle gefässreichen Theile: Stengel, Blatter, meistentheils auch die Neben- und Kelchblatter, zuweilen die Fruchtknoten und Früchte färben sich grün; die Narbe dagegen, Staubwege und Staubgefässe, Blüthen- decken, Rinde, Wurzeln und überhaupt alle holzigen Theile erhalten (mit seltenen Ausnahmen) eine andere Farbe.

Auch wissen wir, dass einige Gewächse nicht die Fä- higkeit besitzen unter dem Einfluss des Sonnenlichts die Kohlensäure zu zersetzen und deshalb: des Chlorophylis - ermangeln; so: die Sommerwurzgewächse, der Hypo- eist, die ostindische Gassyla (Gassyta filiformis L.), die Flachsseiden, die Ohnblätter (monotropen), endlich die Flechten und Schwämme oder Pilze, welche im Lichte wie in der Finsterniss, Sauerstoff aufnehmen und Koh- lensäure aushauchen.— Die rothe Abart der zahmen Gar- tenmelde athmet unter dem Sonnenlicht ebensowohl Sau- erstoff aus, als die grüne Art; beim Trocknen verliert sie ihre rothe Farbe und wird grün; andere Pflanzen, wie der Sumach, die Amaranthen, die Berberitze, einige Arten des Knöterig und das Geisblatt bekommen zur Herbstzeit rothe, wieder andere, wie die italienische Pappel, die Ahorne, die Rosskastanie, der Orangenbaum gelbe Blätter.

Macaire in Genf war der erste, welcher die Bemer- kung machte, dass vor der Periode der bezeichneten Ver- änderung ihrer Farbe die Blätter aufhóren unter Ein- wirkung des Sonnenlichts Sauerstoff auszuathmen, wäh- rend die Absorption desselben zur Nachtzeit fortdauert. Auf diese Weise oxydirt sich das Pflanzengrün. Die erste Stufe der Oxydat'on erzeugt die gelbe, die zweite oder hóhere die rothe Farbe; der Beweis ist, dass alle sich roth färbenden Blatter vorher gelb werden. Schübeler und

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Frenk (Untersuchungen über die Farben der Blüthen, 1825. S. 32) beobachteten schon früher, dass bei den irgend eine Säure enthaltenden Blältern, wie bei dem Weinstock, dem Birn- und Pflaumenbaum, dem Hartrie- gel Sauerampfer u. s. w. häufiger die rothe Färbung erscheint. Auch ist es bekannt, dass die aus den rothen Blattern und Blumen gezogenen Farbstoffe, bei Hinzuset- zung von Säuren eine liefere Róthung erhalten. Gleiches gilt auch von den gelben Farbstoffen.

Macaire erwies spáter, dass auch bei den, an der unte- ren Fläche ihrer Blatter roth gefirbten Pflanzen, wie Tra- descantia discolor W. und Begonia discolor Ait., bei denjenigen, welche nur rothe Flecken und unregelmässige Färbungen haben, wie einige Amaranthen und Aroideen, ja selbst bei den Blättern, welche durch . Insectenstiche, parasitische Pilze oder frühzeitigen Frost sich róthen oder gelb werden, eine ähnliche Oxydation des Pflanzengrüns stattfindet. Dagegen findet bei.der blauen oder violetten Farbung eine Desoxydation oder besser gesagt eine Alca- lisation der Sáfte statt, wobei das von den Wurzeln so gierig eingesogene und gleichfalls aus der Luft eingeathmete Ammoniak (man rechnet nämlich auf hundert der ver- schiedenen Bestandtheile der Pflanzen im Mittel vier Theile Nitrogen, welches vom Ammoniak herrührt) die Hauptrolle spielt.

Da bis jetzt die Beobachtungen über die Einver- leibung und Ausscheidung des Azot und Hydrogen bei den Pflanzen noch zu keinen bestimmten Resultaten ge- führt haben, so wollen wir uns damit begnügen, der Eintheilung der Pflanzenfarben zu erwähnen, welche Schü- beler und Frenk getroffen haben. Diese Beobachter thei- len die Farben in zwei Reihen: die oxydirten und die. desoxydirten (oder alcalischen). Der Typus der ersten

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Classe ist das Gelb, welches zum Roth und Weiss übergehen kann, aber nie zum Blau; der Typus der zweiten ist das Blau, welches ebenfalls zum Roth und Weiss übergeht, aber nie zum Gelb. Auf diese Weise erzeugen sich gemischte Farben, z. B. für Gelb mit Roth die orange, für Blau mit Roth die violette Farbe. Das Grün bildet den Zustand des vermittelnden Gleichgewichts zwischen beiden Rei- hen. Von den verschiedenen andern Benennungen xan- thische und cyanische nach De Candolle, positive und ne- gative), von den Farbenscalen oder Leitern und andern Umständlichkeiten sehe ich ab, um mich zu einer Frage zu wenden, deren Lósung mir bei Betrachlung einiger Blumen in verschiedenen, hohen oder niedrigen, trocke- nen oder feuchten Gegenden, wo sie ihre Form und Farbe änderten, wissenswerth erschien.

Schon oben habe ich des Rhododendron erwähnt, wel- ches in den hóheren Gegenden Dauriens uns seine niedrige Form mit goldgelben Blumen, das Rhododendron chry- santhum W., und in seinen niedrigeren die höher wach- sende Form mit purpurrothen Blumen, das Rhododendron dahuricum. Г. bietet. Ersteres liebt feuchte Orte, den Ursprung der Quellen und Flüsse, moosige Niederungen und Schneekoppen, wo im Sommer eine anhaltende Feuch- tigkeit sich erhält; daher kommen seine Blüthen nicht zu dem hohen Grade der Oxydation wie die des zweiten, welches auf der trocknen Sonnenseite der nicht sehr ho- hen und selten mit Schnee bedeckten Berge des niedri- zeren Dauriens, namentlich an der Schilka und ihren Ne- benflüssen seinen Lieblingsaufenthalt gewählt hat. Haben wir doch den dritten Repräsentanten dieser Gatlung an dem Rhododendron ponticum L., welches sich in den Buchen- und Erlenwaldungen des kaukasischen Vorge- birges (aber nicht im hohen Gebirge) aufhält, also den

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Schatten liebt und daher mit desoxydirten, d. h. violetten Blumen erscheint. Und dagegen das auf den hóchsten Alpen Kaukasiens, wo keine Bäume mehr sind, erschei- nende Rhododendron caucasicum W. mit grossen, weiss- rôthlichen, also wieder oxydirten Blumen.

Die Pulsatilla patens Mill. ist eine der frühesten Dlu- men in der Kirgisensteppe (gegenwärtig das Akmollin- skische Gebiet im westl. Sibirien) Sie blüht gewóhnlich vom 1-sten April bis zur Mitie Mai und kómmt nicht nur auf den Bergen von Koktschetaw und Karkaraly, sondern auch in der nórdlich sich bis Omsk und weiter hinaus erstreckenden Ebene in Masse vor. Sie ist von zweierlei Farbe: gelb oder dunkelviolett, und kommt die erste (gelbe) Art nurän den Bergen, die zweite (violette) nur in der Ebene vor. Nun suchte ich mir zu erklären, welches die Ursache des Vorwaltens in den Gebirgen der gelben und in den Steppen der violetten Art der Oster- blume sein kónne? Auch bei anderen Blumen, namentlich bei der lris pumila L. traf sich dieselbe Erscheinung. Auf Bergen, nicht nur in Sibirien, sondern auch in Taurien und dem nördlichen Kaukasien erscheint sie gewöhnlich mit gelben, in der Ebene, sowohl in Sibirien als auch in Neurussland, fast immer mit blàulich- violetten Blumen.

Die oben angeführte Erklirung nach Schübeler und Funk schien mir vóllig befriedigend zur Lósung der Frage. Die Berge, auf welchen die besprochenen Blumen wachsen, bestehen fast alle aus Kalkschiefer. Die trockne Luft auf denselben begünstigt die Oxydation, daher ist die oxydirte Farbe, das Gelb dort vorherrschend. In der sibirischen Ebene dagegen ist der Boden ein von vielen Landseen, Gräben und Flüssen durchschnittener, feuchter, gröss- tentheils aus Garten- oder Dammerde bestehender. Hier saugen die Gewächse nicht allein mehr Wasser, sondern

JV 1. 1882. 9

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auch Ammoniak ein. Die Oxydation des Pflanzengrüns ist hier nothwendig geringer; der Gehalt an Wasser und Ammoniak ein grósserer als in den Bergen. Daher herrscht in der Ebene die desoxydirte Farbe vor und die Biumen erscheinen vorzugsweise in blauer oder violetter Farbe.

Ш.

Die dritte Frage, deren Lósung ich mir zur Aufgabe zemacht hatte, betraf die Ursache der weissen Färbung der Blüthen der Bisamdistel, Carduus nutans L. in der ganzen Umgegend von Pjätigorsk. Schon Marschall von Bieberstein sagt in seiner Flora taurico-caucasica, T. III, S. 552: «Carduus nutans circa thermas Constantinomon- tanas et ad latera montis Beschtau vulgo flore albo re- peritur». So weit sich der Dunstkreis des Schwefelwassers von Pjätigorsk erstreckt, einerseits bis zum Beschtauberge und zur Colonie Karras, andererseits bis nach Essentuki, von der dritten Seite bis zu den Colonieen Bethanien und Nikolajewka, in einem Umkreise von beinahe hun- dert Werst, erscheint diese Distel mit völlig - weissen Blumen. Weiter hinaus, in Kislowodsk, Lysogorsk, Geor- giewsk und bei der Kumskischen Eisenbahnstation hat sie wieder ihre natürliche violette Farbe. Kann uns die oben angegebene Erklärung Schübeler’s und Funk’s über die Ursachen der Veränderung der Blüthenfarben einen Aufschluss über diese Erscheinung geben?

Das Schwefelwasserstoffgas, welches sich aus den zahl- reichen Mineralquellen um Pjätigorsk entwickelt, hat kei- ne besonders grosse Intensität. Ich habe die Intensität des Gases an andern Schwefelquellen, z. B. in Sergiewsk (im Gouvernement Samara) bedeutend grösser gefunden, da dort der Geruch in einer Entfernung nicht selten von

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10 Werst bemerkbar ist. Und doch hat dort die Bisam- distel ihre natürliche Farbe.

In Pjátigorsk entwickelt sich aber aus den Quellen noch eine beträchtliche Menge Kohlensäure. Dr. Stanelli sagt in seiner Schrift: «Die kaukasischen Mineralbäder etc.» Moskau. 1877, auf der 22-ten Seite: «Als ich die neu angelegte, ca. 30 Schritt weit, in den, heissen Berg hineinreichende Tranchée der neuen Nicolaibäder unter- suchte, fand ich an ihrem Ende, da wo das Wasser aus dem Felsen in die Röhre übergeht, ebenso wenig eine Spur von Schwefelwasserstoffgeruch, wie in den Bade- wannen selbst, dagegen aber solche Mengen von ent- wichener Kohlensäure, dass das mitgebrachte brennende Licht erlosch, und ich, wegen der Unmöglichkeit zu athmen, genóthigt war, schleunigst den Rückweg anzu- treten».

Ohne Zweifel ist aber in Kislowodsk um def Narsan die Menge der Kohlensäure schwerlich geringer, wo nicht grösser als in Pjätigorsk, und dennoch haben die Bisam- distelblüthen auch dort ihre violette Farbe. Sollte nicht etwa in der Vereinigung der Schwefelwasserstoff- und Kohlensäure etwas specifisches sein, welches in Pjäti- gorsk allein diese Veränderung hervorruft. |

De Candolle erwähnt zwar in seiner physiologie végé- tale ähnlicher Fälle, wo durch Einwirkung von Gasen (während langer Zeit) die Farbe der Blumen verändert wurde. Doch ist uns sonst nichts Gewisses über diesen Process bekannt. |

Ich móchte hier noch еше Vermuthung zur Geltung bringen. Bekanntlich ist in Pjätigorsk der ganze Traver- tinboden mit unterirdischen Hóhlen unterminirt, in denen sich Schwefelwasser befindet. In den verschiedenen Be- schreibungen dieses Ortes (Vel. Милютинъ, Кавказскя

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минеральныя воды, Москва, 1879. S. 223, 224) ist da- von hinreichend gesprochen, so wie von den wiederholten vermeintlichen Erdbeben, welche im Grunde nur vom Einsturz der unterirdischen Höhlenwände und Gesteine herrühren. Der poröse Tuff- und Travertinboden lässt allenthalben eine Imprägnirung mit Schwefelwasserstoff, ein Durchschwitzen der Gase zu, welche sich auch in der Luft vertheilen. So können die Gewächse weder aus. dem Boden noch aus der Luft die nothwendige Menge Ammoniak schöpfen, weil dieser letztere durch die Gase - " der Kohlensäure und des Schwefelwasserstoffs fast voll- ständig neutralisirt wird. Da nun, wie schon oben ge- sagt wurde, das Ammoniakgas zur Bildung der blauen oder alkalischen Färbung nothwendig ist, so tritt. eben das ein, was De Candolle für die Hauptursache der Bil- dung der weissen Blüthenfarbe hält: Ja chromule ne se confectionne pas completement (l. c. p. 911). Mit einem Worte: es fehlt der Bisamdistel an hinlänglichem Azot. und Lauge, um für ihre Blumen das Violett herauszu- arbeiten.

De Candolle zweifelt übrigens daran (daselbst, S. 910), dass eine rein weisse Farbe wirklich bei den Gewächsen existiren könne; in allen Fällen scheint sie ihm weiter nichts, als eine zu ihren schwächsten Tönen reducirte gelbe, blaue oder auch rothe Farbe zu sein. So hat Roe- per beobachtet, dass die Varietäten der blauen Glocken- blumen, welche die weisse Farbe annehmen, beim Trock- nen wieder blau werden. So hat der durch seine Kunst. die weissen Blumen auf weissem Papier darzustellen, berühmte Maler Redouté seine Erfolge dem zu verdan- ken, dass er hinter der zu malenden Blume ein Papier von derselben Sorte oder Farbe, wie das, auf welchem er malen wollte, aufstellte, wobei er immer bemerkte, dass die Blume sich von dem Papier bald durch einen

a

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bläulichen, bald durch einen gelblichen oder róthlichen Ton unterschied.

Nach Schübler und Funk haben die alcoholischen Auf- giisse der weissen Blumen immer einen leicht erkenn- baren Anstrich: die Aufgüsse von weissen in's Gelbe spielenden Blumen färben sich beim Hinzusetzen irgend einer Lauge dunkelgelb oder braun; diejenigen, welche von einem in's Blaue spielenden Weiss herrühren, wer- den durch Lauge grün gefarbt u. s. w.

Auf diese Erfahrungen gestützt, suchte ich selbst mit den weissen Blumen der Bisamdistel einige Versuche vorzunehmen, wobei es sich erwies, dass diese Blumen bei der Behandlung mit Laugen, namentlich mit Ammo- niak und Sodalósungen eine leichte bläuliche, bei Be- handlung mit Sáuren dagegen eine róthliche Farbe an- nehmen. Alcoholaufgüsse der Blumenblatter färbten sich beim Zusatz von Laugen bläulichgrün, von Säuren róth- lich. Dàmpfe dagegen hatten gar keine Wirkung (viel- leicht, weil die Blumen nicht lange genug den Dämpfen ausgesetzt wurden).

Aus diesen Beobachtungen glaube ich den Schluss ziehen zu kónnen, dass bei der Weissfärbung der Bi-

samdistelblüthen zugleich eine Oxydation derselben nebst

Ermangelung des nóthigen Alkali und Azot, in Folge der Neutralisirung alles im Boden und in der Luft vorhan- denen Ammoniaks und einer Imprágnirung sowohl des Bo-

dens als auch der Luft mit kohlensaurem und schwefel-

wasserstoffsaurem Gas stattfindet und für diese Färbung entscheidend ist. Dr. A. von Riesenkampff.

d. 22-ten April, 1882. Pjätigorsk.

NOTE SUR UN INSTRUMENT destiné à mesurer l'intensité de la pesanteur

par

Ar. Issel.

L'intensité de la pesanteur à la surface du sol se mesure d'ordinaire moyennant le pendule; mais l'usage de cet appareil présente de telles difficultés et exige des précaulions si minutieuses que les observations ne sont possibles que dans un laboratoire et aprés une prépara- tion toujours bien longue.

Il m'a paru qu'il serait utile pour l'étude de certaines questions relatives à la physique terrestre et à la géo- logie, de chercher un moyen pratique d'obtenir facile- ment et promptement la détermination approximative de cette intensité en plusieurs lieux et sur le même point en des temps différents. J'ai été amené ainsi à imaginer un appareil qui, si je ne me trompe, répondrait aux conditions voulues.

Dans sa disposition la plus simple, l'instrument est formé d'un tube en verre cylindrique recourbé en U,

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fermé à l'exirémité de la branche A et communiquant par la branche M avec un tube capillaire c c replié deux fois sur lui méme, comme l'on voit dans la figure 1-e. Ce méme tube se termine à l’autre extrémité au tube V et contient dans son » . milieu un index de mercure ? qui peut se mouvoir librement en- tre les deux renflements гу, mais non au delà.

En construisant l'ap- . pareil on a introduit du mercure bien pur en quantité suffisante dans le tube AM et on a eu soin de le refouler dans la branche M, de mani- ère à ce que celle-ci demeurát remplie etque le liquide, remontant dans la branche À, pe- sát sur la colonne d'air sec contenue dans la méme branche avec une Fig. 1. force proportionnée à la différence des deux nivaux du liquide / et 7’. Les tubes V et cc, des deux côtés de l'index, contiennent également de l'air sec, lequel, à la température de et dans des conditions normales, se trouve à la pression ordinaire.

Selon les lois de Vhydrostatique, la pression subie par l'air en A n'est pas seulement proportionnelle à la hau- teur de la colonne liquide ГТГ, mais encore à la densité de ce méme liquide et à l'intensité de la pesanteur. Par

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suite des variations de celle-ci la tension de l'air sera conséquemment plus ou moins grande et la colonne d'air s’abaissera ou s'élévera.

La capacité du tube V doit être calculée de manière à ce que les changements de volume subis par l'air qu'il contient, à cause des oscillations de la température, ser- vent à neutraliser, autant que possible, ceux qui se véri- fient, par la méme cause, dans le mercure et dans l'air du tube MA. Cependant, méme en admettant que l'appa-

reil füt parfait, ce qui n'est guére possible, la compen- .

sation ne pourra étre absolue, parce que le coefficient de la dilatation de l'air varie sensiblement avec la pres- sion.

Si l'on suppose que par une température constante l'instrument soit transporté sur un point dans lequel l'intensité de l'attraction terrestre soit plus forte, il est clair que le poid exercé par le mercure sur l'air augmen- tera, que celui-ci subira une diminution de volume, que le mercure s'abaissera dans le tube M, de sorte que, par suite de la raréfaction de l'air contenu entre i et r, l'index se dirigera vers le cóté gauche.

Je ne me dissimule pas que la diminution dans la hau- teur de la colonne de mercure tend à réduire la pres- sion à la quelle l'air est soumis en A et par conséquent à compenser l'action exercée sur l'index par la gravité croissante. Mais, comme le diamétre du tube MA est fort grand en comparaison des volumes qu'il s'agit d'apprécier, les variations de hauteur de la colonne de mercure doi- vent étre insignifiantes et presque sans influence sur le volume de l'air contenu dans la branche A.

Lorsque l'appareil sera transporté. sur un point dans lequel la pesanteur se fasse sentir avec une moindre

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iniensité, on aura naturellement le cas inverse et l'index se déplacera vers la droite.

La compensation relative au changement de volume de l'air et du mercure contenus en MA ne pouvant étre parfaite, ainsi que nous l'avons dit plus haut, l'index se déplacera aussi, nécessairement, d'un coté ou de l'autre, selon le degré de la température *). Afin d'éviter ou d'atténuer ce grave défaut j'ai imaginé trois moyens, qui peuvent étre employés simultanément ou isolément.

Le premier consiste à maintenir l'appareil pendant les observations dans la glace fondante, c'est à dire à une

température constante. Le second est de revêtir les deux

tubes d'une substance peu conductrice du calorique, afin de retarder l'action de la température ambiante sur le mercure et sur l'air; il serait alors possible de trans- porter l'instrument d'un endroit choisi comme point de comparaison à un autre, avant que l'index subit aucun déplacement pour cause thermique. La substance qui se préterait le mieux à cet usage est la gomme-gutte, que Meyer a employée avec beaucoup de succés pour en re- vêtir des thermométres destinés à déterminer la tempéra- ture de la mer Baltique à diverses profondeurs **).

Le troisième moyen consiste dans l'adoption simultanée de deux appareils, dont l'un serail identique à celui qui vient d'étre décrit et l'autre un peu différent par cela seul que le tube capillaire cc, et parsuite l'appareil de compensation, au lieu d’être placé au bout de la branche

*) Si l'index était poussé à l'une des extrémités du tube capil- laire, il tomberait dans un des renflements r r d'où il serait facile de le reconduire dans la partie moyenne du tube.

**) Untersuchungen über physikalische Verhältnisse des Westli- chen Theiles der Ostsee, Kiel 1871.

M, se rattacherait (в. : 3.) 7).

ie т

Fig. 2.

x

a

138

l'extrémité de la branche A

v?

Les deux instruments

С, "d A Ag ——" étant placés Pun à côté

de l'autre, dans un étui commun, de sorte que leurs tubes capillaires soient très rapprochés et parallèles, on pourra

' les. observer simultané-

ment. Or, dans lun (fig. 1) lindex se por- tera de droite à gauche lorsque la pesanteur aug- mentera; dans l’autre (fig. 2), au contraire, le mouvement aura lieu par la méme cause de gauche à droite, l'index se déplacera vers la gau- che dans le second et vers la droite dans le

premier lorsque la méme force sera en diminution. Si c’est la température qui varie, dans le cas d'une aug- mentation comme dans celui d'une diminution, les mou- vemenis de l'index se vérifieront dans le méme sens pour les deux appareils. On aura ainsi un moyen aisé de vérifier si les oscillations des deux index dépendent

*) Il est bien entendu que dans le second appareil le tube V devrait contenir aussi de l'air comprimé pour équilibrer la pression du mercure de la branche M.

|. uini

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de la gravig] ou de la température et méme s'ils pro- viennent des deux causes à la fois.

Je crois inutile d'indiquer les dimensions et de dé- crire les particularités de mon instrument (qui est en construction) avant de m'assurer par l'expérience qu'il est susceptible de remplir le but que je me suis proposé.

Il est evident qu'il ne faudrait pas s'attendre à ce qu'un instrument semblable, méme dans le cas d'une com- pléte réussite, donnát des indications absolument exactes. Il ne pourra fournir que des données approximatives et différentielles, dans lesquelles on devra corriger, d'aprés des observations préalables, les erreurs dépendant de l'influence de l'élévation au dessus du sol, de la latitude et surtout celles provenant de la température. Mais on comprend que ces données obtenues en grand nombre et sur des points convenablement choisis, peuvent être d'une grande utilité.

Et maintenant je me bornerai à appeler l'attention du lecteur sur deux applications pratiques dont serait peut- “être susceptible l'instrument dont il est question. Je pense qu'il pourrait servir à signaler daus les districts miniers les grandes masses (de centaines de milliers de tonnes), formées par des minéraux ayant un poid spéci- fique beaucoup plus élevé que le poid spécifique moyen des roches superficielles. E'instrument serait employé en pareil cas soit au jour, soit dans l'intérieur des puits et des galeries.

La seconde application serait de constater les mouve- ments des laves fluides dans les cavités souterraines, en placant l'appareil dans les environs d'un volcan et d'en tirer des indices pour; prévoir les éruptions.

ÜBER CRINOIDEEN. Zusatze und Berichtigungen.

von

H. Trautschold.

un

Als ich meine unlängst veröffentlichte Arbeit über den muthmasslichen Geschlechtsapparat von Poteriocrinus mul- tiplex in Angriff nahm, wandte ich mich an den ausge- zeichneten Kenner der Echinodermen Hrn. Professor Eovén in Stockholm um Auskunft über den Bau des Ventraltubus von Sicyocrinus cucurbitaceus, der in An- gelin’s Iconographia Crinoideorum abgebildet, aber nicht näher erläutert ist. Durch Krankheit in die Unmöglich- keit versetzt, mir bald auf meine Anfrage zu antworten, konnte Prof. Loven erst nach mehreren Monaten die ge- wünschte Auskunft geben, die leider erst in meine Hän- de kam, als meine oben erwähnte Arbeit bereits fertig gedruckt war. Ich konnte nur in einer angehängten No- tiz der Mittheilung des Prof. Lovén erwähnen, muss aber, da dieselbe in ihrer kurzen Fassung nicht genügen- den Aufschluss über das besprochene Organ giebt, hier nachträglich ausführlicher darauf eingehen, um so mehr, da Prof. Lovén die Güte gehabt hat, seinem Schreiben eine von ihm selbst gefertigte Zeichnung beizugeben.

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Sicyocrinus cucurbitaceus Ang. (l. c. t. 4. f. 9.) besitzt einen am Ende umgebogenen Ventraltubus, der aus sechs- eckigen Platten besteht und mit ‚Querschlitzen versehen ist. Da nach Angelin's Zeichnung die Ventralróhre dreh- rund. erscheint, bei Poteriocrinus multiplex sie sich eckig darstellt, so schien die Verwandtschaft der beiden Formen sehr gering, indem sie nur die gewundene, blindsackahnliche Gestalt miteinander gemein hatten.

Nach der Üntersuchung des Prof. Lovén und seiner nebenstehend im Holzschnitt wiedergegebenen Zeichnung werden aber auch die Plattenreihen von Sicyocrinus durch eine scharfe Kante von einander geschieden. Prof. Lovén sagt in Bezug hierauf: «Eine scharfe Kante (mit Làngsnath?) scheidet die Plattenreihen a und c. Die Plat- ten a sind je in zwei Beine verlängert, denen von jeder der Platten 6 gleichfalls zwei Beine entgegenkommen.

Prof. Lovén's Ze ichnung eines vergrösserten Эйс kes des Ventraltubus von Sicyocrinus cucurbita- ceus Ang. Wo die Beine sich begegnen, ist eine Naht, die meist kaum sichtbar, an der gezeichneten Stelle aber sehr deut- lich ist, ja sogar auseinanderklafft. Die von den Beinen der Platten umschlossenen Räume sind vertieft. Auf der

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inneren Seite haben die Platten c je nur eine vorsprin- gende Zunge, denen je ein Vorsprung von der Mittel- partie 4 entgegentritt. Diese Partie ist eine dreieckige Grossplaite, wie aus mehreren zusammengeschmolzenen Platten zusammengesetzt.»

«Die Zeichnung ist getreu, die Stelle sehr deutlich, die Vertiefungen f von Kalk frei. Auf der Kante kann ich keine Vertiefungen wahrnehmen.» So. weit Prof. Lo- vén.

Es geht sowohl aus der Beschreibung als aus der Zeich- nung Lovén's hervor, dass eine scharfe Kante existirt, welche auf der Figur Angelin’s von Sicyocrinus cucurbitaceus

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"m М seal! ALS TAM,

\\ UG: AZ an dem Ventraltubus nicht an- | RE gegeben ist. Aber diese Kante EX, RT ist nicht von Löchern durch- IR 7 bohrt, wie es bei dem gleichen EN Organ des Poteriocrinus mul- S4 tiplex der Fall ist, sondern die

Hx \ Oeffnungen liegen zu beiden Sei-

MN ten derselben. Diese Vertiefun-

Copie des Ventraltubus v. gen, wie sie Lovén nennt, ha- Sicyocrinus. Die durch das ben auch eine von den kreis- Dreieck bezeichnete Stelle ¢rynden Löchern des Pot. mul- i DUM а tiplex verscbiedene | Form, sie

Grunde. sind länglich, elliptisch, .ntcht ganz regelmässig, aber erscheinen im vergrösserten Mass- stabe durchaus nicht so schlitzarlig, wie sie auf der Angelin'schen Figur zur Darstellung gebracht sind. Auch die Form der Platten, wie die Abwesenheit der äusseren Sculptur bei der -Ventralréhre von Sicyocrinus, sind Verschiedenheiten, die bei der Vergleichung mit Pot. multiplex stark hervortreten. Nichtsdestoweniger ist es

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ganz unzweifelhaft, dass der allgemeine Bau des Or- gans bei beiden Crinoideen-Gattungen ein analoger ist, und dass es wahrscheinlich denselben Zwecken gedient hat. Wie bei Poteriocrinus weist die ganze Structur des Organs darauf hin, dass es beim Fortpflanzungsprozess eine wichtige Rolle gespielt hat.

Dafür spricht auch, dass Sieyocrinus und Poteriocri- nus sehr nahe verwandte Gattungen sind, denn der gan- ze Unterschied besteht darin, dass sich bei Poteriocri- nus das dritte radiale, bei Sicyocrinus das vierte radi- ale in Arme theilt.

Wenn behauptet wird, dass bei den jetztlebenden Cri- noideen die Fortpflanzungsorgane am Grunde der pinnulae sich befänden, und dass demgemäss auch bei Poteriocri- nus die aus rundlichen Körnern bestehende Masse ein Educt der untersten Fiederglieder sein könnten, so muss ich dem gegenüberstellen, dass an dem fraglichen Fossil eine nähere Verbindung derselben mit einem oder mehreren der Fiederglieder nicht zu entdecken ist, dass aber im Gegentheil ein Theil der körnigen Masse die Ventralröhre und deren Oeffnungen auf beiden Seiten derselben be- deckt, was eher für einen Austritt jener Masse aus den für Ovarialóffnungen zu haltenden Löchern spricht. Ob die Annahme zulässig ist, dass nach erfolgtem Processe der Absonderuug von Eiern die hierfür bestimmte Röhre von ihrem Ansatzpunkte sich losgelöst habe, lasse ich dahingestellt; die Austin’s erwähnen, ") dass der Ven- iraltubus (oral tube) von Poteriocrinus crassus, losge- lóst von dem Kórper und ausgewaschen aus der matrix háufig an den Küsten des Bristol-Kanals bei Clevedon